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16. Ein lang ersehntes Ende (1)

Nach unserem Abenteuer bei den Ruinen brauche ich ein paar Tage, bis ich wieder unbeschwert zum Alltag übergehen kann. Ständig muss ich daran denken, dass Leonardo noch am Leben ist. Ich frage mich, wo er sich gerade wohl aufhält, ob er von den Elementen weiß und was er mit Antonio Toscani zu tun hat. Wenn ich nicht an Leonardo denke, wandern meine Gedanken zu Lucca. Ein noch ungünstigeres Thema. Es macht mich ganz kribbelig. Manchmal habe ich das Gefühl, dass mir etwas Wichtiges fehlt. Es ist, als würde ich ein Puzzle anschauen, das beinahe fertig ist. Nur ein paar Teile brauche ich noch, um das Bild zu vervollständigen, doch ich kann sie nicht finden und ohne sie ist es unmöglich, das Motiv zu erkennen.

Ein Glück, dass ich den Lernstoff lediglich wiederholen muss. Etwas Neues hätte ich mir in meinem Zustand unmöglich merken können. Die Tage bis zu meinen Prüfungen ziehen regelrecht an mir vorbei. Zweimal wiederhole ich den Stoff auf meinen Lernzetteln, den ich bereits so gut auswendig kann, dass er mich langweilt. Trotzdem herrscht in meinen Knochen eine Unruhe, die sich nicht vertreiben lässt. Ständig tigere ich in meinem Zimmer auf und ab wie ein eingesperrtes Tier oder schleiche die Treppen rauf und runter. Dabei rede ich mit mir selbst und sage mir das Gelernte vor. Einmal nervt das Kate so sehr, dass sie ihren Kopf aus ihrem Zimmer streckt und mich anfährt, ich solle doch gefälligst mal stillhalten, man würde mich im ganzen Haus hören.

Obwohl ich es nicht erwarte, schlafe ich an dem Abend vor meiner ersten Prüfung relativ schnell ein. In den vorherigen Tagen habe ich mich oft stundenlang in den Schlaf gequält, aber jetzt gleite ich fast friedlich in einen Dämmerschlaf über, sobald ich das Licht ausgeknipst habe.

Am nächsten Morgen bin ich schon beim ersten Weckerklingeln hellwach und setze mich kerzengerade im Bett auf. Ich scheine alles viel intensiver wahrzunehmen, meine vom Schlaf verknäuelte Decke, die Bücher auf meinem Schreibtisch, das kräftige Licht des Frühlingstages, das zwischen den Jalousien durchscheint. Gähnend, strecke ich meine  Arme in die Höhe, stehe auf, laufe zum Fenster und öffne es. Eine frische Brise weht mir entgegen. Die Luft um mich herum ist zwar noch kühl, aber sie kündigt trotzdem einen Tag an, der verspricht, ziemlich warm zu werden.

Ich bekomme das Auto von meinen Großeltern, mit dem ich zur Schule fahren darf. Beim Autofahren selbst bin ich ebenfalls erstaunlich ruhig und mein Kopf ist wie leergepustet. Hoffentlich kann ich mich noch an den Unterrichtsstoff erinnern, wenn ich dann vor meiner Prüfung sitze.

Es funktionieren nur zwei Radiosender, aus denen italienische Schlagermusik dudelt. Normalerweise kann ich diese Art von Musik gar nicht abhabe, aber an diesem Morgen drehe ich das Radio voll auf. Der Gesang erreicht meine Ohren und strömt von dort aus pulsierend durch meinen Körper. Er scheint mir neue Kraft zu verleihen für das, was vor mir liegt. Kate sitzt auf dem Beifahrersitz. Das Fenster hat sie leicht heruntergekurbelt und ab und zu streckt sie ihre Finger in den Fahrtwind. Dabei summt sie leise zur Musik mit.

Ich merke, wie sie ihren Kopf trotzdem immer wieder besorgt zu mir umdreht und mich mit hochgezogenen Augenbrauen vorsichtig von der Seite mustert. Sie scheint sich Sorgen um mich zu machen. Offenbar befürchtet sie, ich könnte so kurz vor der Prüfung durchdrehen.

„Nini, ist alles in Ordnung?", fragt sie, als wir auf dem Schulparkplatz halten, ich den Schlüssel aus dem Zündschloss gezogen habe und sich plötzlich eine gespenstische Stille über uns legt.

Ich schlucke einmal kräftig, doch dann nicke ich. Noch immer erfüllt mich eine unheimliche Ruhe, die so gar nicht zu dem passen will, was vor mir liegt. „Das Ding kriege ich schon geschaukelt", meine ich leichthin.

„Dann ist ja alles gut", meint Kate und lächelt mich an. Schwungvoll lehnt sie sich zu mir herüber, um mich zu umarmen. „Ich wünsche dir ganz viel Erfolg und Glück. Das kann man ja bekanntlich auch gut gebrauchen." Sie lächelt mich schräg an, dann drückt sie ein kleines Päckchen in meine Hand. Als ich nach unten sehe, lugt mir eine kleine Schachtel mit Traubenzuckerbärchen entgegen. Darauf kleben ein vierblättriges Kleeblatt, das sie aus Pappe gebastelt hat, sowie ein grauer Wolf. Der Wolf ist mit den Worten „In bocca al lupo!" beschrieben. Wörtlich übersetzt würde es: „im Maul des Wolfes" lauten, aber auf Italienisch bedeutet dieser Spruch in etwa: „Viel Glück!"

Als ich das sehe, lächele ich und antworte darauf: „Crepi il lupo!" Irgendwie gefällt mir die Vorstellung, meine Prüfung als gefährlichen, bösen Wolf zu sehen, den ich zur Strecke bringen werde.

In der Schule selbst herrscht eine aufgeregte, aufgebrachte Stimmung. Überall hängen Schüler des Abschlussjahrgangs über ihren Unterlagen, um noch einen letzten Blick auf den Unterrichtsstoff zu erhaschen, den sie noch nicht gelernt haben und der ganz bestimmt zum Bestehen der Prüfung oder zu einer besseren Note beitragen wird. Andere wiederum wollen gar nichts mehr von dem Prüfungsstoff sehen und unterhalten sich lautstark über irgendwelche belanglosen Themen. Meine Freundin Ana hat sich Kopfhörer in die Ohren gesteckt und die Musik so laut aufgedreht, dass ich sie selbst aus einigen Metern Entfernung noch hören kann. Wilde Beats von Eminem dröhnen mir entgegen und ich beschließe, sie lieber in Ruhe zu lassen.

Währenddessen stürmen Pietro und Stella auf mich zu, sobald sie mich sehen. Pietro wirkt ein bisschen blass um die Nase und seine Unterlippe zittert leicht. Er ist stiller als sonst und das komplette Gegenteil von Stella. Die kann gar nicht mehr aufhören zu quatschen und ständig gestikuliert sie mit ihren Händen in der Luft herum. Ein paar Mal trifft sie Pietro dabei am Arm, doch der zuckt nur leicht zusammen und wirkt so, als würde er das gar nicht richtig mitbekommen. Obwohl Stella nicht von den Prüfungen oder dem Lernstoff redet, sondern von den neuesten Modetrends und den Farben des Sommers, bin ich ziemlich schnell von ihr genervt. Deshalb bin ich froh, als die Lehrer uns endlich zur Anwesenheitskontrolle in die Klassenzimmer rufen.

Danach geht alles ganz schnell. Wir bekommen die Aufgabenblätter ausgeteilt, haben Zeit uns einzulesen und dann beginnt die Bearbeitung. Noch immer bin ich nicht nervös, doch trotzdem maximal angespannt. Fast schon wie eine Maschine bearbeite ich die Aufgaben, analysiere, interpretiere, übersetze. Das tue ich mit viel Präzision und trotzdem so schnell wie möglich. Dabei bemerke ich gar nicht richtig, wie die Zeit vergeht. Um ehrlich zu sein, macht es schon beinahe Spaß. Die meisten meiner Mitschüler wären vermutlich irritiert, wenn sie das wüssten. Ich meine, wie kann eine Prüfung denn überhaupt spaßig sein? Zugegebnermaßen erlebe ich das öfter. Beim Übersetzen und Interpretieren von Texten, aber zum Beispiel auch beim Rechnen, wenn ich eine Aufgabe richtig löse.

Nach dem Bearbeiten der Prüfung habe ich Zeit, noch einmal über alles zu lesen, dann muss ich auch schon abgeben. Erstaunt sehe ich von meinem Papier auf. In den letzten vier Stunden hatte ich kaum das Bedürfnis, etwas zu essen oder zu trinken, geschweige denn, auf Toilette zu gehen. Es ist, als sei ich aus einer Trance aufgetaucht. Beinahe die Hälfte meiner Klassenkameraden hat ihr Aufgabenblatt bereits abgegeben, ohne dass ich es bemerkt habe.

Nach der Prüfung fühle ich mich wie gerädert. Mein Kopf kann keinen klaren Satz mehr denken. Als ich meine Prüfungsmappe abgebe, lächelt mich unsere Deutschlehrerin Signora Heimann an und bittet mich zu bleiben. Sofort rutscht mir das Herz in die Hose. Habe ich etwa etwas falsch gemacht? Wird sie mir sagen, dass meine Prüfung ungültig ist? Doch dann lächelt sie nur und drückt mir ein Prospekt in die Hand.

„Ich habe gehört, du möchtest gerne Medizin studieren. Vielleicht kannst du dir ja auch vorstellen, das im Ausland zu tun", gibt sie zu bedenken, „ich könnte mir das bei dir ziemlich gut vorstellen." Tatsächlich, als ich auf den Prospekt hinunterluge, steht dort Medizin studieren im Ausland.

„Oh vielen lieben Dank", sage ich an Signora Heimann gewandt. Mit so viel Unterstützung  habe ich gar nicht gerechnet. Es rührt mich, dass sie mir das Prospekt über ein Studium im Ausland mitgebracht hat und ein bisschen fühle ich mich geehrt, dass sie mir ein anspruchsvolles Studium in einer Fremdsprache zutraut.

Ich stecke den Prospekt in meine Tasche. Um ehrlich zu sein, habe ich mich in den letzten Monaten gar nicht mehr um meine Zukunftsplanung gekümmert. Vielleicht sollte ich mich demnächst wieder mal mehr damit beschäftigen.

Vor dem Prüfungsraum wartet Kate auf mich. Sie schwänzt die letzten zwei Stunden, um mit mir in der Stadt etwas essen zu gehen. Zuerst protestiere ich heftig und will sie zurück in den Unterricht schicken, doch sie lässt sich nicht bequatschen. So suchen wir uns letztendlich ein Restaurant aus, das um die Mittagszeit geöffnet hat, nehmen dort eine kleine Mahlzeit zu uns und stopfen uns danach mit einem Eisbecher voll.

Ich erzähle ihr von dem Prospekt, den Signora Heimann mir mitgebracht hat, doch im Gegensatz zu mir freut sich Kate nicht sonderlich darüber. „Deutschland ist so weit weg", mault sie, „ich fände es nicht so cool, wenn du da studierst. Außerdem weißt du, was man über die Deutschen sagt. Sie haben keinen Humor." Daraufhin zucke ich nur mit den Schultern.

„Ich hab ja nicht gesagt, dass ich das mache", entgegne ich, „sondern nur, dass ich mich darüber freue." Schnell versuche ich Kate abzulenken, in dem ich nach dem Eis noch eine große Waffel mit warmen Kirschen und Sahne bestelle.

Zu Hause angekommen schnappe ich mir John Lennon und drehe mit ihm eine Runde. Danach falle ich todmüde ins Bett und schlafe sofort tief und fest ein. Am nächsten Tag steht gleich die nächste Prüfung für mich an. Aufgrund einer Sonderregelung darf ich auch Abschlussprüfungen in den Fächern des naturwissenschaftlichen Gymnasiums ablegen, weil ich die Fächer bis zum letzten Schuljahr in meiner Schule in Großbritannien belegt habe.

Deshalb stehe ich am nächsten Tag extra früh für das Physikabschlussexamen auf. Dann habe ich einen Tag frei, bevor ich Latein schreibe. Darauf folgt ein Wochenende, das voll von Lernen, Büchern und Formeln ist.

Montags ist Englisch an der Reihe. Am Tag nach Englisch sind Mathematik und Altgriechisch dran. Den Abschluss am Mittwoch bildet schließlich Italienisch.

Völlig müde und erschöpft stolpere ich nach dem Italienisch-Examen an Pietros Seite aus dem Schulgebäude. Das war ein Marathon mit Sprints auf den letzten Kilometern. Ich bin einfach nur platt und erledigt. Am liebsten würde ich sofort ins Bett fallen und bis zum nächsten Morgen durchschlafen. Doch wie es aussieht, steht erst einmal etwas anderes auf dem Plan. Bereits am Morgen war die Stimmung unter meinen Mitschülern beinahe elektrisch aufgeladen, weil Italienisch unsere letzte Prüfung ist. Auch ich habe mich ein bisschen gefühlt wie ein Kind am Abend vor seinem Geburtstag. Jetzt wartet etwas Großes auf uns, das kann ich spüren.

Auf dem Schulhof ist bereits der komplette Abschlussjahrgang versammelt, der Pietro und mich mit lauten Gegröhle und knallenden Sektkorken empfängt. Absolut fertig, aber erleichtert lächeln Pietro und ich uns von der Seite an.

Endlich haben wir es geschafft! Der Geschmack von Veränderung und Alkohol liegt in der Luft. Es riecht nach Freiheit. Das Leben und die Zukunft, die vor uns liegen, kann ich regelrecht spüren.

Gleichzeitig durchzuckt mich aber ein Hauch von Nostalgie. In Großbritannien bin ich fast acht Jahre lang auf dieselbe Schule gegangen. Wenn ich dort mit all meinen alten Freunden meinen Abschluss hätte machen können, hätte sich das bestimmt anders angefühlt. Wie ein richtiges Ende. Das Ende der Ära von Schuluniformen und langweiligen Stunden hinter Backsteinmauern. Das Ende von spitznasigen, strengen Lehrern, die ihre Rolle manchmal etwas zu ernst nahmen.

So aber bin ich kaum ein ganzes Jahr auf diese Schule in Italien gegangen. Die meisten meiner Mitschüler kenne ich nicht wirklich und Uniformen, die man feierlich verbrennen kann, gibt es hier nicht.

Aber dann werde ich schon aus den düsteren Gedanken gerissen, als mir Stella eine Sektflasche in die Hand drückt und meint: „Einen Schluck auf unsere Freiheit!" Lachend nehme ich die Flasche von ihr entgegen. Zuerst möchte ich nichts trinken, doch dann nehme ich doch einen großen Schluck. Der Sekt prickelt auf meiner Zunge und haucht mir nach dem anstrengenden Tag neue Energie ein. Ehe ich mich versehe, nimmt Stella mich in die Arme. „Wir haben unseren Schulabschluss", kreischt sie. Erschrocken zucke ich zusammen. Mein Ohr klingelt und für einen kurzen Augenblick habe ich das Gefühl, mein Trommelfell würde zerreißen.

Doch dann schiebt mich Stella von sich und sieht mich mit einem breiten, zufriedenen Grinsen an. Ebenfalls grinsend proste ich ihr zu und nehme einen zweiten Schluck aus der Sektflasche.

Da höre ich jemanden rufen: „Alle, die noch fahren können, ab in die Autos und Party bei mir!" Als ich mich nach der Person umdrehe, von der dieser Spruch kam, sehe ich Pietro auf einer Bank auf dem Schulhof stehen und lachend mit einer Bierflasche winken. Bei dem Anblick muss ich lachen. Na das kann ja spaßig werden.

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