Kapitel 21
Erzähler Sicht:
-Malfoy Manor
Die Ferien waren einst die liebste Zeit von Levinia gewesen. Wenn keine offiziellen Termine anstanden, dann konnte sie solange aufbleiben, wie es ihr gefiel und genauso lange schlafen. Sie konnte mit Draco und ihren Freunden bis spät in die Nacht hinein im Garten Quidditch spielen oder sie flogen mit ihren Besen ins nächstgelegene Muggeldorf und quälten dort einige von ihnen, demonstrierten ihnen ihre Überlegenheit. Natürlich gingen sie dabei niemals allzu auffällig vor.
Nicht einmal mehr an ihren freien Wochenenden in Hogwarts war ihr dies möglich gewesen. Ihre Tante sagte immer, dass es sich für jemanden ihres Standes nicht gehören würde den Tag zu verschlafen oder allzu viel Zeit damit zu verplempern Quidditch zu spielen. Außer man wäre in der Hausmannschaft, so wie Draco. Mit seinen Siegen konnte er seiner Familie schließlich Ehre bereiten oder eben auch Schande, wie Lucius stehts anmerkte, wenn Harry Potter den Schnatz mal wieder vor seinem eigenen Sohn gefangen hatte.
Levinia hatte damals auch darum gebeten mit Draco in die Quidditschmannschaft aufgenommen zu werden. Lucius hatte Draco nach seinem ersten Jahr in Hogwarts versprochen, dass er sich darum kümmern würde. Am Ende hatte Draco nicht einmal mehr ein richtiges Probetraining absolvieren müssen. Die neusten Besen hatten gereicht um den Kapitän zu überzeugen und als Levinia ihren Onkel und ihre Tante dann gefragt hatte, ob das Selbe nicht auch für sie möglich sei, da hatten die Beiden nur gelacht. Für eine Hexe geziemt es sich nicht Quidditch zu spielen, hatte Narzissa gesagt. Für eine Hexe ihres Standes, hatte Narzissa extra betont, gehörten sich andere Dinge. Exzellentes Benehmen, ein gepflegtes Äußeres, gute schulische Leistungen und es wäre auch nicht verkehrt, wenn Levinia sich schon einmal mit dem ein oder anderen Haushaltszauber vertraut machen würde. Schließlich wollten sie nach Levinias Abschluss eine gute Partie für sie finden. Und das würde leichter gehen, wenn sie solcherlei Dinge vorweisen kann, anstatt sich fortwährend mit einem Klatscher beschießen zu lassen.
Levinia hatte sich den Worten ihrer Tante und ihres Onkels stets gefügt. Jedenfalls in der Öffentlichkeit. Dort musste das Gesicht eines stolzen und vor allen Dingen überlegenen Reinblutes gewahrt werden.
Sie sollten auffallen mit Fleiß und Talent und nicht mit einer überdurchschnittlichen Trägheit, die andere Hexen und Zauberer dazu verleiten könnte unangemessen über sie zu tuscheln. Es war ermüdend sich an diese Regelungen zu halten. Es war nur ein paar von vielen. Levinia hatte sie als Kind immer als übertrieben empfunden. Sie verstand nicht, was das sollte. Wenn sie doch so einen hohen Stand inne hatte, warum konnte sie dann nicht tun, was sie wollte? Müssten die Anderen sich nicht automatisch ihrem Willen beugen und ihre Wünsche respektieren?
Einmal hatte sie gewagt diesen Gedanken auszusprechen.
Lucius war sehr wütend geworden. Levinia dachte nicht gerne an diesen Tag zurück, aber nun tat sie es. Sie saßen zusammen beim Frühstück und die junge Hexe warf ihrer leiblichen Mutter immer wieder verstohlene Blicke zu. Bellatrix hatte kein Wort mehr mit ihr gesprochen, seitdem sie die Verließe vor vielen Tagen gemeinsam verlassen hatten. Sie ignorierte ihre Tochter vollkommen. So also würde Levinias bloße Existenz schon einen Schatten über ihre Familie werfen. Ihre Brust zog sich bei diesem Gedanken schmerzhaft zusammen.
Die Stimmung war angespannt, so wie bei jeder Mahlzeit, die sie gemeinsam mit Bellatrix einnahmen.
Als sie fertig waren, schnappte Levinia sich eins der übrig gebliebenen Brötchen und begann dieses für Saphira zu schmieren. So wie sie es auch schon die letzten Tage getan hatte. Saphira war nicht mehr aus ihrem Zimmer herausgekommen seitdem sie dem dunklen Lord gegenübergestanden hatte. Sie sagte, sie sei krank und wolle ihre Ruhe, aber Levinia wusste, dass das nicht stimmte.
Sie sah nicht krank aus, sondern bloß wütend. Das Schlimmste daran war, dass sich Saphira Wut gegen Levinia selbst zu richten schien. Wenn Levinia anklopfte, um ihre etwas zu essen zu bringen, dann bekam sie dafür niemals auch nur ein Wort des Dankes zu hören. Stattdessen erntete sie nahezu tödliche Blicke. Die junge Hexe war sich sicher, dass Saphira jedes Mal aufs Neue darüber nachdachte, ob sie einen der verbotenen Flüche auf sie schleudern sollte. Vermutlich tat sie es nur nicht, weil sie sich nicht entscheiden konnte, ob es nun der Todesfluch oder der Folterfluch werden sollte. Bei diesem Gedanken zog sich Levinias Brust abermals zusammen.
Sie hatte Saphira ganz sicher nicht so verärgern wollen. Das war niemals ihre Absicht gewesen und das Schlimmste an der ganzen Situation war, dass sie nicht einmal mehr genau wusste, womit sie ihre Freundin so verärgert hatte. Eigentlich hatte sie angenommen, dass Saphira und sie sich in dieser Nacht näher gekommen waren. Sie hatten so offen miteinander gesprochen, wie noch niemals zuvor. Es war nicht mal mehr auch nur eine Spur von der sonstigen Kälte und Distanziertheit Saphiras in ihren Worten auszumachen zu wesen. Levinia hatte wirklich gedacht, dass dies etwas zu bedeuten gehabt hätte. Scheinbar hatte sie sich geirrt. Das schmerzte.
,,Sag mir, Levinia, bist du eine Hauselfe? Ist dies der Grund, warum du dem Miststück zu jeder Mahlzeit etwas zu essen bringst?'' richtete Bellatrix nun zum ersten Mal seit Tagen wieder das Wort an ihr einziges Kind.
Levinia schaute zaghaft in die Richtung ihrer Mutter und wendete ihren Blick beinahe Augenblicklich wieder ab. Sie ertrug die offensichtliche Verachtung einfach nicht, die ihre Mutter für sie empfand.
,,Saphira ist krank. Sie würde das Selbe auch für mich tun. Und wir haben ja nun mal einfach auch keine Hauselfe mehr, die das erledigen könnte.'' erwiderte Levinia kleinlaut.
Dobby fehlte ihr wirklich. Nicht, weil sie dieses nutzlose Ding so gern gehabt hatte, sondern sehr viel eher, weil nun einige Arbeiten an Narzissa hängen blieben und wenn Levinia nicht gerade in Hogwarts war, dann auch an ihr selbst. Narzissa ließ sich keine Gelegenheit entgehen, um Levinia den ein oder anderen Haushaltszauber zu zeigen. Die junge Hexe hatte darauf natürlich absolut keine Lust, aber ihre Tante freute sich immer wieder, wenn sie einen von den Zaubern behalten hatte und beinahe jedes Mal erwähnte sie dann, dass ihre Mutter ihr die Zauber auf die selbe Art und Weise beigebracht hatte. Diese Freude wollte Levinia ihrer Tante nicht nehmen.
Bellatrix lachte schallend. ,,Das dumme Gör ist mit Sicherheit nicht krank. Vermutlich muss sie sich immer noch von den Verletzungen erholen, die der dunkle Lord ihr beigebracht hat, wegen ihrer Unverschämtheiten. Wie gerne wäre ich nur dabei gewesen!''
Dann wandte sie sich erneut direkt an ihre Tochter. ,,Du wirst ihr nichts zu essen bringen. Hast du mich verstanden? Du bist eine Lestrange! Du solltest endlich anfangen dich auch wie eine zu verhalten und damit aufhören die Dienstmagd für deine Freundin zu spielen. Ich dulde es nicht, dass du Schande über unser Haus bringst. Oder besser gesagt noch mehr Schande.''
Levinia hielt augenblicklich in ihrer Bewegung inne. Jetzt hatte Bellatrix es gesagt. Sie hatte ausgesprochen, was Levinia die letzten Tage über immer schon vermutet hatte. Die Bestätigung ihrer Annahme traf sie härter als sie erwartet hatte. Sie spürte augenblicklich, wie ihre Augen anfingen sich mit Tränen zu füllen. Jetzt bloß nicht weinen, dachte Levinia. Wenn ich jetzt anfange zu weinen, dann wird meiner Mutter vermutlich vollkommen durchdrehen.
Aber Bellatrix beachtete ihre Tochter gar nicht. Sie erhob sich vom Esstisch und steuerte geradewegs auf das Gästezimmer von Saphira zu. Sie öffnete ohne anzuklopfen und mit erhobenen Zauberstab die Türe. Sie würde nun das tun, was die Eltern dieses Mädchens offenkundig versäumt hatten. Sie würde ihr benehmen beibringen! Ihr zeigen, wo ihr Platz ist und sie hatte erst vor damit aufzuhören, wenn Saphira nicht einmal mehr dazu in der Lage wäre um Gnade zu winseln.
Genau so wie Alice und Frank Longbottom. Am Ende ihres kleines Spielchens waren die beiden Auroren nicht mehr dazu in der Lage gewesen zu sprechen. Sie lagen benommen, mit aufgerissen Augen und vor Speichel triefenden Mündern am Boden. Bei diesem Anblick schlich sich ein bösartiges Grinsen auf Bellatrix Gesicht. Es war ein Anblick für die Götter gewesen, genossen hatte sie ihn. Sie konnte sich nun wieder ganz klar an das Geschehene erinnern. In Azkaban war ihr dies zweitweise schwer gefallen. Die Dementoren hatten sich von dem ernährt, was für Bellatrix glückliche Erinnerungen gewesen waren.
Sie konnte diesen Moment nicht mehr vollkommen auskosten, nicht ohne Lücken, aber nun stellte dies kein Problem mehr für sie da. Ein freudiges Kribbeln schoss durch ihren Körper als sie sich an diesen Tag zurück erinnerte. Es verstärkte sich noch mehr als sie daran dachte, dass sie diese Tat nun wiederholen würde. Alles in ihr sehnte sich danach. Sie hatte momentan so wenig zu tun. Der dunkle Lord rief nicht oft nach ihr und das trieb sie in den Wahnsinn. Machte sie rasend, denn sie war so voller Verlangen. Voller Verlangen nach ihm und den Schreien ihrer Opfer.
Und nun würde sie wenigstens in den Genuss von einem dieser Dinge kommen. Dieses Mädchen hatte es sogar noch mehr verdient als die Longbottoms, denn sie hatte sich unvorstellbares erlaubt. Sie hatte den dunklen Lord öffentlich vor all seinen Anhängern herausgefordert. Für Bellatrix war dies Blasphemie im höchsten Ausmaß. Gotteslästerei, eindeutig.
Umso markerschütternder war der Schrei der irren Hexe als diese jeden Winkel des Gästezimmers untersucht hatte und sie feststellen musste, dass es von Saphira nicht den Hauch einer Spur gab.
-Ligusterweg Nr. 4, Little Whinging, Surrey
,,Wenn das so ist, bin ich weg.'' sagte Saphira mit zusammengepressten Lippen. Dabei nickte sie geistesabwesend und sie wiederholte das Gesagte erneut.
Harry vergaß für einen kurzen Moment zu atmen und er nahm diese überlebenswichtige Tätigkeit erst wieder auf als Hedwig verstimmt mit ihren Flügeln gegen den Käfig schlug. Es gefiel der Eule nicht eingesperrt zu sein und umso weiter die Ferien voranschritten, umso ungeduldiger wurde sie.
Das plötzliche Geräusch riss Harry aus seinen Gedanken. Beinahe augenblicklich als diese paar kleinen und wie Harry überzeugt war auch unüberlegten Worte Saphiras Mund verlassen hatten, hatte er vor seinem geistigen Auge ihre geschundene Leiche gesehen. Niemals würde sie da draußen alleine überleben. Nicht, wenn sie auf der Flucht war und keine Verbündeten hatte. Und sie musste einfach auf der Flucht sein. Ansonsten wäre sie wohl kaum in solch einem demolierten Zustand bei ihm angekommen. Auch noch ausgerechnet bei ihm. Sie hatten in Hogwarts schließlich kaum etwas miteinander zu tun gehabt.
Daran konnte man doch nur erkennen, wie verzweifelt und wie sehr sie auf den Schutz des Ordens angewiesen war. Niemand sonst konnte ihr helfen und nun wollte sie einfach gehen. Harry verstand nicht warum. Auf jeden Schritt den sie auf ihn zumachte und somit begann sich zu öffnen, folgten drei weitere zurück. Ihm fiel kein plausibler Grund ein, der das wechselhafte Verhalten von Saphira erklären konnte.
Es war die Sturheit, die Besitz von ihr ergriffen hatte. Sturheit gemischt mit einer ordentlichen Portion Scham. Es war eine Sache zu einem dummen Schuljungen zu rennen und ihn sowie seine Muggelfamilie um Hilfe zu bitten. Aber es war etwas ganz anderes, wenn sie dasselbe nun auch bei Albus Dumbledore würde tun müssen.
Mit dieser Bitte würde der alte Narr die Bestätigung von ihr bekommen. Die Bestätigung darüber, dass Tom sich verändert hatte. Er musste ihr die Geschichte, die sie ihm auftischen würde, dafür nicht einmal mehr abnehmen. Falls er denn überhaupt eine verlangen würde. Denn im Gegensatz zu Harry, wusste er ganz genau, wer sie war. Und er konnte sich auch denken, warum sie geflohen ist.
Das war mehr als Saphira ertragen konnte. Sie wusste, dass Tom ihren damaligen Professor nicht hatte ausstehen können. Ständig schaute er den beiden Geschwistern auf die Finger, durchkreuzte ihre Pläne und sorgte dafür, dass sie in Hogwarts besonders vorsichtig agieren mussten.
Saphira war festentschlossen keine Hilfe von diesem Mann anzunehmen. Die Gefühle die bei diesem Gedanken besitzt von ihr ergriffen waren einfach zu stark. Mit einem Mal war sie bereit all ihre Pläne über Bord zu werfen. Es war ihr nun egal, dass sie eigentlich im Sinn gehabt hatte Harry Potter und seine Freunde auszuspionieren, damit sie dadurch an wertvolle Informationen für ihren Bruder gelangen konnte. Schließlich hatte die junge Riddle auch noch ihren Stolz.
Es war dämlich. Saphira hätte damit rechnen müssen, dass Dumbledore davon erfahren würde, wenn sie Harry aufsuchen würde. Sie wäre darauf gefasst gewesen, dass es rauskam, sobald sie wieder in Hogwarts gewesen wäre. In Hogwarts hätte sie dann ihre alten Gewohnheiten wieder aufnehmen können und es wäre ihr um einiges leichter gefallen mit dieser Schmach umzugehen. Sie hätte Dumbledore dreist ins Gesicht Lächeln können, erhaben wie sie war, und ihn indirekt darauf aufmerksam gemacht, dass dies nicht das zu bedeuten hatte, was er dachte.
Auch, wenn das wenigstens teilweise eine Lüge gewesen wäre. Hätte Tom sie mit offenen Armen empfangen, dann wäre sie niemals gegangen. Dann hätte sie nicht das Gefühl, dass sie sich beweisen muss, um seiner würdig zu sein und Dumbledore würde dies wissen, wenn er sie jetzt so sah. In Harrys Klamotten und bei dem Versuch ihre Rolle zu spielen, die nicht ausschließlich nur gespielt war, gab sie wahrlich eine erbärmliche Erscheinung ab.
So durfte sie dem größten Feind ihres Bruders wahrlich nicht unter die Augen treten.
,,Was soll das heißen?'' ergriff Harry nun schließlich das Wort, nachdem er es endlich fertig gebracht hatte sich wieder zu sammeln. ,,Wo ist dein Problem verdammt?'' stieß er anschließend noch wütender hervor.
In so einem Ton hatte schon lange niemand gleichaltriges mehr mit Saphira geredet. Es gefiel ihr nicht. Ihre Hand zuckte zu ihrem Zauberstab und sie war kurz davor Harry Potter benehmen beizubringen. So würde ganz sicher keiner mit ihr reden.
Saphiras Augen verengten sich zu Schlitzen und sie zischte leise. Sie ermahnte sich selbst, dass sie ruhig bleiben musste. Sie würde sich sonst mit einem Mal alles verderben und dabei hatte sie doch gerade erst begonnen. Es durfte noch nicht enden. Tom würde sie auslachen, wenn sie so schnell ohne ihn scheiterte und sie wollte ihm schließlich beweisen, dass sie durchaus alleine dazu in der Lage war einen Plan zu entwickeln, der funktionierte und von Erfolg gekürt sein würde.
Natürlich würde sie das ganze unter den gegeben Umständen bis zu ihrer Zeit in Hogwarts aufschieben müssen. Aber das machte ihr nichts. So hatte sie immerhin gleichfalls einen Grund um nicht mehr allzu viel Zeit mit Levinia verbringen zu müssen. Sie hatte die Gesellschaft dieses dummen Mädchens ohnehin nie wirklich geschätzt.
,,Ich hätte auch von Anfang an zu Dumbledore gehen können.'' sagte sie schließlich. ,,Ich wollte dies aus gutem Grund nicht. Ich habe so einiges von diesem Mann gehört und als ich ihn nun traf, da sah ich, dass das Bild, was ich mir über die Jahre aus Gerüchten und diversen Zeitungsartikeln von ihm angeeignet habe auch zutrifft. Ich hasse ihn wirklich aus tiefstem Herzen und ich werde niemals verzweifelt genug sein, um ihn um Hilfe zu bitten! Alles wofür dieser alte Narr steht ist eine Schande und eine Lüge. Er ist nicht so vollkommen, wie du glaubst, Potter!'' Den letzten Satz spuckte sie förmlich aus.
Saphira war sich ganz sicher, was Albus Dumbledore für eine Person war. Zu allem bereit, um seine Ziele zu erreichen, ganz egal, was es auch kosten würde. Wer sonst würde die Schwester des dunklen Lords einfach so auf seine Schüler loslassen, um zu schauen, was passiert? Er verheimlichte ihre Identität. dabei müsste gerade diesem Mann klar sein, welche Konsequenzen das für seine Schützlinge mit sich ziehen konnte.
Insgeheim vermutete Saphira, dass das alles nur ein bescheuerteres Spiel für ihn war, ein dämlicher Zeitvertreib, aber Saphiras würde nicht zu einer seiner Figuren auf seinem lebensgroßen Schachbrett werden. Sie würde sich nicht von ihm von A nach B verschieben lassen und sich somit indirekt unterhalb seiner Hand bewegen.
,,Kein Mensch ist perfekt, aber Albus Dumbledore ist der Größte Magier aller Zeiten und er kämpft für die Freiheit unserer Welt.. '' schrie Harry zurück.
Erschrocken stolperte Saphira einige Schritte nach hinten. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Harry ihr Gegenüber einen solchen Ton an den Tag legen würde. Vor allen Dingen nicht, nur, weil sie etwas gegen so eine verschrumpelte alte Kaulquappe sagte.
,,Vermutlich sind dir die Dinge lieber für die Voldemort steht, hmm?'' fragte Harry als Saphira ihm keine Antwort gab. ,,Ich werde dir zeigen, was die Dinge sind, wofür er steht.''
Harry begann damit in seinem Fotoalbum herumzublättern. Nach einigen Sekunden schien er gefunden zu haben, wonach er so angestrengt gesucht hatte.
Er fischte das Bild aus seinem Album heraus und hielt es Saphira unter die Nase.
,,Menschen.'' sagte sie schließlich, während sie das Gruppenfoto eingehend betrachtete. ,,Willst du mir damit sagen, dass der dunkle Lord für Menschlichkeit steht?'' provozierend grinste sie Harry an.
Der Gryffindor seufzte. Saphira schien das Ganze nicht ernst zu nehmen. Sie verstand einfach nicht, womit sie es zu tun hatte. Wie konnte jemand nur so blind sind? Er war festentschlossen ihr nun die Augen zu öffnen.
Er deutete mit seinen Finger auf die erste Person. ,,Das ist Edgar Bones. Seine Nichte Susan geht mit uns nach Hogwarts. Sie ist in unserem Jahrgang. Du bist ihr sicherlich schon einmal begegnet. Gegen Ende von Voldemorts erster Herrschaft wurde er von Todessern ermordet. Willst du wissen warum? Weil er sich nichts aus seinem reinem Blut gemacht hat und weil er es gewagt hat sich gegen sie zu stellen. Sie haben aber nicht bloß sein Leben beendet, sondern auch das seiner gesamten Familie. Man fand sie in ihrem Haus mit qualvoll verzerrten Gesichtern. Ihn, seine Frau und ihre Kinder, die nie auch nur einen Fuß über die Schwelle von Hogwarts gesetzt haben.''
Saphira riss Harry das Foto aus der Hand und betrachtete das runde Gesicht des Mannes, der lächelnd in die Kamera schaute, so, wie die anderen Personen auf dem Foto.
,,Das Lächeln erreicht ihre Augen nicht.'' stellte Saphira fest und ihre Stimme war dabei erfüllt von Hohn. ,,Sie wussten, worauf sie sich einließen als sie sich dem Orden des Phönix angeschlossen haben. Außerdem wurde nicht seine ganze Familie ermordet. Sonst würde seine Nichte nun immerhin nicht in unseren Jahrgang gehen. Meinst du nicht?''
,,Woher weißt du, dass das der Orden des Phönix ist? Das habe ich niemals erwähnt.'' erwiderte Harry etwas perplex und überspielte somit automatisch Saphiras bissige Bemerkung am Ende. Er hatte ihr dieses Detail mit Absicht vorenthalten. Schließlich waren nicht alle Hexen und Zauberer des Widerstandes, die das Bild zierten, verstorben. Er wollte sie nicht verraten, da die Lebenden sich erneut zusammengeschlossen hatten, um gegen Lord Voldemort und seine Schar von Todessern zu kämpfen.
,,Oh bitte.'' antwortete Saphira und ein süffisantes Lächeln fand sich dabei auf ihren Lippen wieder. ,,Das ist doch absolut offensichtlich. Deine Eltern sind schließlich auch drauf.''
Er hatte sich immer wieder vorgestellt, wie Saphira wohl aussehen würde, wenn sie lächelte. Jetzt, da sie es tat, wünschte er sich, er hätte es niemals gesehen. Langsam kamen ihm erste Zweifel, ob in ihr wirklich das gute Mädchen steckte, was er versuchte hervorzulocken, das Mädchen, welches ihn eben noch versucht hatte zu trösten.
,,Das da.'' fuhr Harry schließlich unbeirrt fort. ,,sind Fabian und Gideon Prewett. Auch sie sind von Todessern ermordet worden, weil sie als Blutsverräter galten. Sie sind die Brüder von Rons Mutter. Sie waren sehr fähige Magier.''
,,Offenbar gab es jemanden, der besser war.'' erwiderte Saphira nur und im nächsten Moment hätte sie sich am Liebsten ins Gesicht geschlagen. Wieso nur viel es ihr so schwer sich zu verstellen? Früher hatte das ganze doch auch immer funktioniert. Ihr Herz begann zu rasen und ihre Hände wurden schwitzig als sie zurück an Edgar Bones und seine Familie dachte. Mein Bruder hat Kinder getötet, dachte sie. Und früher hat das verstellen nur so gut funktioniert, weil Tom geredet hat und ich wie eine Puppe daneben stand.
Saphira wusste nicht, welcher der beiden Gedanken ihr nun mehr missfallen sollte. Missmutig verzog sie ihren Mund. Harry deutete ihre Reaktion natürlich falsch. Wie immer.
,,Zwei gegen ein Dutzend ist ja auch nicht fair. Voldemort geht niemals fair vor. Ein fairer Kampf interessiert ihn gar nicht. Er wollte sie nur abschlachten.'' Harrys Stimme klang hart als er dies sagte und Saphira wusste, dass er recht hatte.
,,Caradoc Dearnborn.'' Harrys Finger wanderten weiterhin an dem Bild entlang. ,,Man hat seine Leiche nie gefunden.''
,,Vielleicht hatte er auch einfach keinen Bock mehr auf den Orden des Phönix und hat sich ins sonnige Mexico abgesetzte.'' warf Saphira ein. Sie wollte lachen, doch der Ausdruck in Harrys Augen hinderte sie daran.
,,Voldemort hat seine Familie ermordet.''
,,Männer mit einer Geliebten würden das für den perfekte Neuanfang sehen.''
,,Saphira!'' schrie Harry nun und er unterdrückte den Drang sie zu schütteln. Wie konnte sie sowas nur sagen? Das alles war doch kein Spiel, es war keine Geschichte, sondern die Realität. Wie konnte sie nur so kaltherzig reagieren?
,,Ich mein ja nur. Es kann immer anders sein als man vorher angenommen hat. Die Welt ist voller Mysterien.''
Und du bist definitiv eines davon, dachte Harry. Er blickte Saphira in die Augen und er stellte fest, dass sie ihren normalen Dauerzustand der Wut verlassen zu haben schien. Eventuell, dachte er weiter, ist sie sosehr mit diesem Thema überfordert, dass sie sich nicht anders zu helfen weiß als auf diese Art und Weise damit umzugehen. Also fuhr er fort.
,,Dorcas Meadowes. Sie wurde von Voldemort persönlich umgebracht.''
,,Was für eine Ehre....''
Harry beachtete sie nicht. ,,Marlene McKinnon. Auch ihre ganze Familie wurde ausgelöscht.''
,,Potter, ich habe verstanden. Der dunkle Lord tötet immer die ganze Sippschaft mit. Abgesehen von den Nichten.''
,,Benjy Fenwick. Von ihm fand man nur noch Stücke.'' Harrys Finger verharrte für einen Moment auf dem spitzen Gesicht des jungen Hexers. Er stand direkt neben Sirius. Harry schluckte.
,,Und welche Stücke waren das so?'' fragte Saphira interessiert.
,,Wie bitte?'' fragte Harry sie ungläubig. Das konnte unmöglich ihr ernst sein.
,,Ich dachte, du willst mich schocken. Da brauche ich schon ein paar Details mehr. Du weißt schon, weil man eine Gesichte eben richtig ausschmücken muss, damit sie Wirkung zeigt.'' Herausfordernd funkelte sie Harry an.
,,Das ist keine Geschichte! Das weißt du genau...'' Langsam fehlten Harry die Worte. War sie wirklich so abgestumpft, dass sie das alles keineswegs berührte?
,,Hör zu, Potter.'' fing Saphira nun an. Es fiel ihr außerordentlich schwer das Grinsen zu unterdrücken, welches sich nun immer wieder auf ihr Gesicht schleichen wollte. Also wendete sie ihren Blick ab und ließ ihre Haare nach vorne fallen, um ihr Gesicht vor ihm so gut es ging zu verbergen. ,,Ich weiß, wozu sie im Stande sind. Ich weiß, dass sie schlimme Dinge getan haben. Du hast keine Ahnung, was ich im Malfoy Manor alles gesehen habe.''
Ihre Stimme wurde zum Ende hin immer leiser. Nicht, weil sie aufrichtig betroffen war, sondern sehr viel mehr, weil sie versuchte dem Drang zu widerstehen einfach loszulachen. Jetzt hatte sie ihn. Das wusste sie. Nun hatte sie ihr dummes Verhalten wieder gut gemacht.
Stille. Nun fehlten Harry die Worte und als Saphira der Ansicht war, dass sie ihre Mimik unter Kontrolle gebracht hatte, da wendete sie sich wieder Harry zu. Erneut spiegelte sich in seinen Augen dieses tiefe Bedauern wieder. Es war einfach unerträglich. Sie wendete ihren Blick beinahe sofort wieder ab.
Es klingelte. Harry fluchte und klappte seinen Koffer auf. Panisch schmiss er unordentlich ein paar Klamotten hinein. Dann schien ihm ein neuer Gedanke gekommen zu sein und er lief noch mit seinen Turnschuhen in den Händen in Richtung Treppe davon.
Saphira folgte ihm neugierig. Sie war immer noch wie berauscht von ihrem genialen letzten Einfall. Einem Einfall, der ganz klar ihres Bruder würdig gewesen wäre, da war sie sicher!
Zu dumm nur, dass Saphira dabei erneut das offensichtliche übersah. Nämlich den Grund, warum das Gespräch von ihr und Harry überhaupt in diese Richtung verlaufen war.
Albus Dumbledore.
Als sie die Treppe erreichte stand er, in einem mitternachtsblauen Gewandt eingehüllt, im Türrahmen der Haustüre. Als er die junge Hexe hinter Harry erblickte verzog sich sein Mund auf der Stelle zu einem siegessicheren Grinsen und Saphiras Mundwickel verzogen sich unglücklich in Richtung Boden.
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Sorry, dass es solange gedauert hat. Ich hoffe, dass euch das Kapitel zusagt und sich das Warten somit wenigstens ein bisschen gelohnt hat.
Was würde euch im nächsten Kapitel mehr interessieren? Wie es im Malfoy Manor weitergeht oder bei Harry zuhause? Und wenn ja, in welchen Kopf würdet ihr bei der Erzählung am Liebsten blicken?
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