Ungewollter Einlass
Es dauert nicht lange, bis eine Frau aufmacht. Dunkel violett-rote Haare. Eine Brille. Ein Hausmädchenaufzug. Sie sieht mich neugierig an. "Ja bitte? Mit was kann ich Euch helfen?", fragt sie und lächelt dann. Ich lächle ebenfalls. Jedoch sieht dieses keinesfalls ehrlich aus. "Hallo. Mein Name ist Alexandra Ashe Kindred. Ist Undertaker da? Ich würde gern mit ihm sprechen. Es ist wichtig." Immerhin steht die Zukunft des letzten Andenkens meiner Mutter auf der theoretischen Messers schneide. Und das gefällt mir ganz und gar nicht. Misstrauisch werde ich gemustert, bis sie nickt. "Jawohl. Der werte Herr ist bei uns. Allerdings mit dem werten Earl Phantomhive in einem Gespräch."
Verdammt. Er ist schon in einem Gespräch! Ach was solls. "Genau darum geht es. Undertaker wird mit dem werten Earl wahrscheinlich etwas besprechen, dass mich ebenfalls betrifft. Und ich bin nicht damit einverstanden, dass er mit irgendjemandem darüber redet." Die Brillenträgerin sieht mich nachdenklich an. "In welcher Beziehung steht Ihr zu dem werten Herren, wenn ich mir diese Frage erlauben darf?", fragt sie und ich muss selbst nachdenken. In welcher Beziehung stehe ich mit ihm? Eigentlich... Nicht mehr, als Freunde. Bekannte. "Ich bin eine sehr gute Freundin. Und er versucht, mir zu helfen. Aber nicht auf diese Art und weise."
Das Hausmädchen möchte etwas erwidern, als jemand hinter ihr auftaucht. Der schwarzhaarige Teufel. Mein Vater. "Miss Kindred. Ich habe Euch ausdrücklich gesagt, dass Ihr Euch fernhalten sollt." Seine roten Augen leuchten kurz auf und er bedeutet der Frau, sich zurück zu ziehen. Diese zögert für einen Moment, verschwindet dann aber wirklich. Vielleicht will er mich einschüchtern. Aber das ist mir egal. "Ich bin nicht wegen Euch hier, Mister Michaelis. Ihr habt mir klar genug gemacht, dass Ihr nicht anerkennt, mein Vater zu sein. Ich bin wegen Undertaker hier. Er ist gerade dabei, einen Fehler zu begehen, den ich versuche, zu verhindern."
Misstrauisch mustert mich Sebastian. "Ich werde dies noch ein einziges mal wiederholen, Miss Kindred.", meint der schwarzhaarige und er ist mehr als nur ernst. Feindselig. "Ich bin es nicht, war es nicht und werde es nie sein. Ich habe keine Kinder." Ich verdrehe die Augen. Das hätte mir klar sein sollen. "Meine Mutter hatte Euch geliebt. Und ich bin ein verdammter Mischling. Obwohl Grell meine menschliche Seite schon geholt hat. Aber genug der Jammerei. Ich muss zu Undertaker. Er ist hier. Ich bin nicht wegen dem anderen Mist hier. Wenn Ihr also Ausnahmsweise die Güte hättet, mir zu zeigen wo ein guter Freund ist...?"
Ich bin ein wenig schnippisch geworden. Ungeduldig. Versuche aber dennoch, irgendwie eine gewisse Seriösität zu wahren. Zumindest, soweit es geht. "Es tut mir leid Euch sagen zu müssen, dass dies im Moment nicht geht. Die werten Herren sind in einem Gespräch und wollen nicht gestört werden." Es ist kurz still und wir starren uns an, ehe ich tief einatme. "Gut. Machen wir es so.", sage ich leise und sehe ihn vollkommen ernst an. "Du bringst mich BITTE zu Undertaker. Und dafür breche ich nicht ein. Denn falls dir das nicht aufgefallen ist. Ich bin kein normaler Mensch. Halb Teufel. Väterlicherseits. Also komme ich dort rein, wo ich will."
Dass ich noch nicht so wirklich Ahnung von meiner teuflischen Seite habe, muss er ja nicht wissen. Er hat mich zwar versagen sehen, als wir gegen Claude angetreten sind, aber ab dann sind fünf Tage vergangen. In denen ich hätte trainieren können. Von Undertaker lernen. Zufrieden lächle ich und verschränke die Arme. "Außerdem hättest du mich immer im Blick. Musst dich nicht auf mich konzentrieren, obwohl es andere Gefahren geben könnte." Ich strecke ihm eine Hand entgegen. Schmunzle. "Klingt das nach einem Deal?"
Unbeeindruckt sieht er auf meine Hand, ehe er seufzt. "Ihr seid hartnäckig, Miss Kindred. Aber Ihr habt mich überzeugt. Ich lasse euch dennoch nicht aus den Augen." Einschlagen tut er nicht, sondern dreht sich stattdessen nur um. Schulterzuckend trete ich ein und mache hinter mir die Tür zu. "Mir egal. Solange ich Undertaker diese bescheuerte Idee austreiben kann." Sebastian wartet mit einem eher unzufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht auf mich und ich sehe mich ein wenig um, während er mich führt. Verdammt luxuriös. Viel Gold. Vasen mit Blumen. Bilder mit edlen Rahmen. Polierte Geländer. Blitzende Böden. Erinnert mich ein wenig an die Halle beim Geschäftsführer der Shinigamis.
"Ihr müsst es Euch nicht einprägen. Ihr werdet hier nicht mehr herkommen.", erhebt Sebastian seine Stimme und ich muss wieder schmunzeln. "Ich würde ja gern behaupten, dass du im Recht bist. Aber ich befürchte, dass du dich irrst.", entgegne ich ruhig und folge ihm weiter. Wir betreten einen langen Gang, dessen mittlerer Abschnitt mit Teppich ausgelegt ist, der die Schritte dämpft. Seine kann ich so oder so nicht hören. Aber meine verschwinden überraschenderweise komplett. "Wenn Ihr auch nur im kleinsten den Anlass zur Sorge bereitet, dass der werte Earl Phantomhive in Gefahr ist, werde ich Euch sogleich hinausgeleiten."
Amüsiert schnaube ich. "Ich bin auch nicht wegen ihm hier. Rein wegen einem Bestatter, der es zwar gut meint, aber falsch ausführt." Es bringt überhaupt nichts, wenn die beiden Alois, Claude und die anderen Dämonen dort in diesem Anwesen versuchen, abzulenken. Das fällt nur noch mehr auf. Und ich brauche völlige Ahnungslosigkeit der anderen in diesem Fall. Vor einer der vielen Türen bleiben wir stehen und ich bekomme noch einen warnenden Blick von Sebastian, ehe dieser die Tür aufmacht, um dem Earl bescheid zu geben. Bin ja gespannt, ob dieses Kind auch irgendwann auftaucht. Der kleine Junge. Mit der Augenklappe.
Die Tür geht wieder auf und Sebastian sieht mich von oben herab an. Hochnäsig. "Der junge Herr ist einverstanden, dass Ihr Euch an diesem Gespräch beteiligt. Auch unser werter Herr Undertaker stimmt dem zu. Aber ich warne Euch noch einmal. Wenn Ihr-" Doch ich unterbreche ihn, indem ich abwinke. "Jajaja. Eine Drohung gegen den Earl und ich bin entweder tot oder kann gar nicht so schnell schauen und ich bin rausgeschmissen. Das ist mir klar. Soll ich noch irgendwas unterschreiben, dass du es schriftlich hast und dir den Atem sparst?", brumme ich und schüttle den Kopf. "Ach stimmt ja. Wir Teufel brauchen ja keine Luft." Und mit diesen Worten mache ich die Tür auf und betrete das Zimmer.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro