Fünf Tage
Ich habe seine Stille als Einverständnis genommen und ihm alles erzählt, was ich weiß. Was alles passiert ist, mit wem ich geredet habe und auch das mit der Kette erwähne ich. Schlussendlich sitze ich nun wieder da und trinke ein wenig Tee, da dieser erstens einigermaßen schmeckt und zweitens meine ausgedörrte Kehle von dem vielen Reden einfach wieder ölt. Undertaker hat sich nicht ein einziges mal bewegt und ich mache mir irgendwie sorgen. Also stehe ich auf, packe das Messer wieder zurück in die Schublade und stelle mich hinter ihn, ehe ich meine Hände auf seine Schultern lege.
Nach ein paar Minuten des ungemütlichen rumstehens, lehne ich mich nach vorn, lasse meine Arme links und rechts von seinem Hals an seiner Brust herunterbaumeln und lege meinen Kopf an seinen. Vielleicht hilft das ja? Und wenn es nur eine empörte Reaktion ist. Ist mir egal. Seine Haare sind überraschend weich und ich schließe meine Augen. Meine Kleidung trocknet hoffentlich bald wieder. "Weißt du, wie lange du weg warst?", fragt er plötzlich und ich mache meine Augen ein wenig auf. "Du warst beim Geschäftsführer. Du warst in seinem Büro. Dort sind Zeit und Raum verzogen. Hast du eine Ahnung, wie lang du weg warst?"
Mit einer gerunzelten Stirn richte ich mich auf und lasse ihn somit los. Er dreht seinen Körper zu mir und streicht sich seine Haare aus dem Gesicht, sodass die grünen Augen wieder funkeln. "Fünf Tage. Du warst geschlagene Fünf Tage für mich schon Tod. Und als man dich das erste mal in die Zentrale brachte, waren es drei Tage." Überrascht ziehe ich meine Augenbrauen hoch und kann es mir kaum vorstellen. Fünf Tage? Undertaker steht auf und ich sehe zu ihm hinauf. "Und doch stehst du hier vor mir. Erzählst mir, dass du ein halber Teufel bist. Tust so, als wäre nichts gewesen."
Ein wenig überfordert von der Situation, sehe ich ihn einfach nur an. Auf was will er hinaus? "Wie soll ich dir glauben? Wie soll ich glaube, dass..." Undertaker sieht auf die Seite und verstummt für einen Moment. "Wie soll ich glauben, dass du echt bist." Mir wird warm. Ziemlich warm. Innerlich. Und ich entspanne mich wieder. "Undertaker. Sieh mich an." Zögerlich dreht der grauhaarige seinen Kopf zu mir und ich lächle ihn an. "Ich bin so echt, wie du es dir nur vorstellen kannst. Du hast mir ja vorhin halb das Gesicht gequetscht."
Ich strecke die Arme nach ihm aus. "Und kann eine unechte Alex das machen?", frage ich und lege meine Arme um seinen Hals, ehe ich an ihm hochspringe und meine Beine an seinem unteren Rücken überkreuze, sodass ich nicht runter falle. "Na? Ist das Gewicht Beweis genug?" Ein wenig herausfordernd schmunzle ich und die grünen Augen blitzen kurz auf, ehe ich seine Arme auf meinem Rücken spüre und ich an ihn gedrückt werde. Erst bin ich verdammt überrascht, schließe dann aber meine Augen und lege meinen Kopf an seine Brust. Er hat mich also doch vermisst. Eine innere Zufriedenheit stellt sich ein, dich mich auch zu großer Ruhe bringt.
Als er sich bewegt, mache ich Anstalten von ihm herunter zu wollen. Doch er hält mich fest und setzt sich dann auf den Stuhl. Ich schnaube amüsiert und lasse meine Beine nun einfach herunterbaumeln, während ich auf seinem Schoss sitze. "Mach mir nie wieder solche Sorgen, Teufel.", knurrt Undertaker leise und ich grinse. "Erstens bin ich ein Mischling. Das heißt, dass ich nur ein Halbteufel bin. Zweitens wird sterben jetzt ein wenig schwierig, außer ich leg mich mit irgendeinem Shinigami an. Und ich werde den lieben Herrn Geschäftsführer bitten, dass wir außerhalb seines Büros reden. Besuchen will ich den alten Mann schon mal wieder."
Undertaker ist still. Das bedeutet wahrscheinlich, dass es ihm passt. Hoffentlich. "Muss das sein.", brummt er plötzlich und ich lehne mich nach hinten, um ihn anzusehen. "Undertaker. Ich bin nun einmal dankbar dafür, dass er mir alles gesagt hat, dass er mich hat duschen lassen und dass er selbst einfach so verdammt nett war." Ein wenig misstrauisch blickt der grauhaarige schon drein. "Und du bist nasser weise abgehauen? Bist du mit deiner Kleidung zum waschen gegangen?", fragt er und ich verdrehe die Augen. Da war ja noch was.
"Grell. Der Kerl hat uns zwar mit einem Portal schön wieder in die Menschenwelt gebracht aber... Zurück auf das Feld. Von wo aus er mich geholt hat. Und mehr als ein Portal pro Stunde kann er nicht öffnen. Er scheint irgend einen Mist gebaut zu haben und die in der Zentrale haben ihm das limitiert. Also sind wir durch den Regen gelaufen. In der Stadt hat er dann wieder arbeiten müssen. Und ich bin dann zu dir. Naja." Schulterzuckend lächle ich etwas entschuldigend. "Deine Tür war zu. Und ich wollte dich überraschen. Also... bin ich auf die Rückseite und... bin übers Gästezimmer reingekommen. ABER ich hab die Schuhe gewechselt!"
Erst herrscht wieder stille, ehe Undertaker's Mundwinkel nach oben gehen und er anfängt zu lachen. Ich bin beruhigt. Denn wenn er lacht, dann heißt das, das er mich nicht dafür umbringen wird. Mit seiner Sense wäre das zwar schnell vorbei, aber es wäre trotzdem bescheuert. "Du KANNST nur die echte Alex sein...!", bringt er raus und ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Bitte? War ich das nicht die ganze Zeit?", entgegne ich ein wenig entrüstet, lächle aber schnell wieder. Dem Kerl kann ich nicht lange böse sein. Nicht, nachdem er sich so sorgen gemacht hat.
"Aber ich hätte da noch ein paar Fragen. Ein paar Dinge, die wirklich... wichtig für mich wären, um dieses neue Leben irgendwie auf die Reihe zu kriegen. Kannst du mir helfen?", frage ich vorsichtig und sehe ihn mit großen und bittenden Augen an. "Du weißt doch alles...", murmle ich und versuche, alles einzusetzen, um ihn zu überzeugen. Denn mit Informationsweitergabe war er bisher ja auch ein wenig... geizig, wenn man es so sagen kann. Nur Information gegen Information. Oder was auch immer Undertaker zu dieser Zeit wollte. Nur habe ich jetzt wirklich NICHT die Geduld für irgendwelche Mätzchen, weswegen ich es lieber direkt hätte. Zumindest die Informationen.
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