3. Wie ein Wort-Wasserfall zustande kommt
„Ich komm ja schon!", ließ der Dritte gespielt genervt verlauten und stieg aus dem Auto. Gemeinsam schlenderten sie vom Parkplatz zum Strand hinunter. Eine prickelnde Stille herrschte zwischen den beiden, nicht unangenehm und doch auf eine gewisse Weise nervenaufreibend.
Am Meeresufer angekommen blieb Bob erst unschlüssig stehen und sah Peter erwartungsvoll an, der neben ihm auf die heranrauschenden Wellen starrte. „Und jetzt?", fragte er in die Stille hinein.
„Schwimmen?", kam prompt die Gegenfrage und während die Worte noch verhallten, hatte Peter sich bereits sein Shirt über den Kopf gezogen. Bob blieb zuerst ein wenig perplex neben ihm stehen und beobachtete den Zweiten, wie er geschickt den Gürtel seiner Hose öffnete. Es kostete ihn all seine Willenskraft, sich von dem Anblick, der sich ihm bot, loszureißen und sich selbst seiner Klamotten zu entledigen. Die beiden deponierten ihre Kleidung auf einem Stein in der Nähe und sprinteten kurz darauf los, den Wellen entgegen.
Zuerst wateten sie nur durch das Wasser, doch dann fing Peter plötzlich an, den dritten Detektiv mit Wasser zu bespritzen. Bob revanchierte sich lachend, indem er mit den Händen eine Schale formte, sie mit Wasser füllte und seinem Freund über den Kopf kippte. Aus Rache drückte Peter Bob unter Wasser, sodass dieser nach der Attacke nur noch prustend auftauchen konnte. So revanchierten sie sich eine kleine Ewigkeit lang, bis sie erschöpft keuchend eine Atempause einlegen mussten.
Erst jetzt fiel dem Dritten auf, wie nah sie sich die ganze Zeit über gewesen waren. Seine Hände in den Haaren des Rotschopfs, Peters Arm um seine Hüfte geschlungen, kurz bevor er ihn unter Wasser gedrückt hatte. Alleine bei dem Gedanken merkte er, wie ihm das Blut in den Kopf schoss und er senkte ein wenig beschämt den Kopf, konnte das aber zum Glück mit seiner Erschöpfung vertuschen.
„Sollen wir spazieren gehen? Noch könnte die Sonne knapp hoch genug stehen, um uns zu trocknen", riss der zweite Detektiv ihn aus seinen Gedanken.
„Klar, warum nicht?" Die beiden wateten zurück zum Ufer und schauten nach, ob ihre Kleidung noch an ihrem ursprünglichen Platz lag.
„Puh, zum Glück ist alles noch da", stieß Bob aus, ehe er hinzufügte: „Sollen wir unsere Sachen jetzt mitnehmen oder später wieder hierhin zurückkommen?"
„Lass sie uns jetzt mitnehmen. Nicht, dass sie noch geklaut werden", antwortete Peter und sie warfen sich ihre Klamotten über den Arm, um kurz darauf nebeneinander am Ufer entlang zu schlendern. Die Sonne bewegte sich langsam und doch stetig immer weiter in Richtung Horizont und tauchte das Meer in ein sanftes Orange. Wieder lag eine einvernehmliche Stille zwischen ihnen, während sie ruhig einen Fuß nach dem anderen im weichen Sand versenkten.
Plötzlich fragte der Zweite in die Ruhe hinein: „Wie fühlt sich eigentlich verliebt sein an?"
Hatte er die Frage gerade richtig verstanden? Bob sah seinen Detektivkollegen von der Seite an, während im Hintergrund das Meer leise rauschte. Im ersten Moment glaubte der Dritte noch an einen Scherz, doch alleine der Tonfall, den Peter gewählt hatte, zeigte, dass er die Frage todernst meinte.
Er hatte zwar keine Ahnung, warum sein bester Freund ihm ausgerechnet diese Frage stellte, doch er würde sich nur verdächtig machen, wenn er jetzt nicht antwortete. Also stieß er eine lautlosen Seufzer aus und sagte: „Es ist so ein Gefühl. Es ist überall. Stell es dir vor wie eine anhängliche Cousine. Sie hängt ständig bei dir ab und du würdest ihr gerne sagen, dass du auch mal Zeit für dich brauchst, aber sie ist schon so sehr mit dir verwachsen, dass sie sich nicht mehr abwimmeln lässt." Der zweite Detektiv sah ihn völlig verständnislos von der Seite an, unterbrach ihn aber nicht.
„Verliebt sein kann schön sein, aber manchmal auch ziemlich anstrengend. Ich meine, man spürt so ein wohliges Gefühl im Bauch, wenn man Zeit mit der Person verbringt, aber gleichzeitig rast das Herz, da man konstant Angst hat, etwas falsches zu sagen oder zu tun. Man schwitzt mehr, wird schnell rot und findet schon mal seine Worte nicht. Allerdings ist das nicht zu verwechseln mit Angst. Die Symptome sind ähnlich, allerdings fehlt das wohlige Gefühl im Bauch und-"
Erst jetzt fiel dem Dritten auf, wie sehr die Worte nur aus ihm herausgesprudelt kamen. Er hatte sich mit seiner Antwort so verletzlich gemacht, denn die Frage hatte, wenn auch vielleicht unabsichtlich, mitten ins Schwarze getroffen. Eigentlich redeten sie immer offen miteinander und hatten keine Geheimnisse voreinander, schließlich waren sie schon ewig befreundet. Doch jetzt war alles anders und so viel komplizierter. Innerlich betete er, dass Peter nicht mitbekam, wie sehr ihn seine Frage durcheinanderbrachte. Doch was nutzte es ihm, wenn er jetzt anfing, ein Gesicht zu machen wie drei Tage Regenwetter? Das würde Peter höchstens stutzig machen und er wollte ihm keine Lügengeschichte auftischen, in wen er unglücklich verliebt war.
Bob sah im Augenwinkel, wie der Zweite langsam nickte. Auch er schien gerade ziemlich in Gedanken versunken zu sein. Doch dann schien er sich darauf zu besinnen, dass Trübsal blasen auch nicht half, grinste und blieb stehen. Der dritte Detektiv blieb ebenfalls stehen, drehte sich zu Peter um und noch bevor er fragen konnte, was los war, hatte sein bester Freund schon eine Ladung Sand nach ihm geworfen.
„Hey, na warte!", rief Bob lachend aus und schaufelte mit seinen Händen Sand vom Boden, um dann auf den Oberkörper des zweiten Detektivs zu zielen. Als Revanche riss Peter den Dritten zu Boden und es entwickelte sich eine kleine Rangelei. Da der Zweite viel stärker war, hatte Bob keine Chance gegen seinen athletischen Freund. Noch während die beiden im Sand rangelten, fiel dem dritten Detektiv auf, wie kindisch sie sich heute verhielten. Normalerweise waren sie abgeklärter, ernster. Doch heute schien das alles keine Rolle zu spielen.
Immer noch ineinander verhakt, hörten sie eine bekannte Stimme hinter sich: „Na, wen haben wir denn da? Schisser Shaw und Nerd Andrews auf Kuschelkurs?"
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