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Kapitel 9


Klaviermusik drang durch die pompöse Halle, Sekunden bevor das Orchester einstieg. Goldgelbes Licht ließen die Körper der Geigen, sowie die hunderten Edelsteine, Paietten, Perlen und Glitzer an den Kleidern der Damen funkeln. Auch die Sakkos und Fracks der Herren erhielten durch das Licht einen goldenen Schimmer. Es roch nach Sekt und dem Gemisch tausender Parfüme. Die Melodie wurde sanfter, als Cai mich in die Mitte des Saales führte, unter den Blicken des halben Vampirrates und dem Adel. Sanft legte ich meine Hand auf die Schulter, lächelte ihn an, sah ihm in die Augen. Ich trat etwas näher an ihn heran, als vorgeschrieben. Dann schwoll die Musik an und wir begannen zu tanzen. Wir funktionierten wie eine Einheit. Jeder Schritt saß perfekt, was nicht nur wegen des Trainings so war. Wir verschmolzen nahezu miteinander. Zwei Gestalten auf der Tanzfläche, die sich so bewegten wie eine. Er führte mich, ich zierte ihn. Elegant wirbelte er mich auf dem Marmorboden herum, ehe die restlichen Paare einstiegen.

Diesen Akt der Dominanz fand ich seltsam, doch wenn es die Regeln vorschrieben, dass der Vampirkönig den ersten Ball in seinen Hallen eröffnete, dann sollte es so sein. Und wenn ich ehrlich war, genoss ich es, die Blicke der anderen auf mir zu spüren. Die neidischen Augen der Frauen, die sich wünschten, sie wären an meiner Seite, und die Männer, die sich die Krone auf ihren eigenen Häuptern ersehnten. Sollten sie alle sehen, dass wir Seelenverwandte waren! Sollten sie sich alle von unserer Liebe überzeugen. Hier war er, hier war der Beweis, dass unsere Liebe echt war.

Und so wirbelte ich herum in einem Strudel aus Farben, angeschmiegt an Cai, der mich sicher über die Tanzfläche führte. Cai war ein guter Tänzer mit sicherem Schritt, aber ohne sich zu steif zu bewegen. Und selbst wenn seine Bewegungen mal zu steif waren, glich das Wirbeln meines Kleides dies aus. Aus den Augenwinkeln sah ich Kahleen und Morrigan miteinander tuscheln und verstohlen auf mein Kleid zeigten. Sie könnten mir nicht egaler sein. Ich sah hinreißend aus in meinem violetten Traum eines Kleides. Nikita und ich hatten es nach meinem hellblauen Kleid designt, obwohl dieses viel mehr Glitzer und Spitze hatte. Und leider konnte ich meine Glaskette nicht tragen, doch eigentlich war mir das auch lieber gewesen. Ich wollte nicht, dass das Band riss und der Schmetterling unter den High Heels und Lackschuhen der anderen Tänzer zertrampelt wurde. Stattdessen trug ich eine silberne Kette mit ineinander verschlungenen Gliedern.

Wir tanzten Walzer für Walzer, Lied für Lied, und selbst als meine Füße wegen der High Heels schmerzten, tanzten wir weiter. Jede Bewegung war eine Manifestation unserer Liebe. Eine Perfektion unseres Schauspiels. Und ich wagte es nicht, mir eine Pause von der Scharade zu genehmigen. Ab und zu flüsterte Cai mir etwas ins Ohr – immer etwas Unbedeutendes wie „Jetzt folgt eine Drehung" oder „Senke die Schultern" – und jedes Mal kicherte ich, als hätte er etwas wahnsinnig verruchtes gesagt.

Nach einer Weile deutete ich Cai, dass ich eine Verschnaufpause brauchte, und wir begaben uns an den Rand des Saals. Diener liefen an uns vorbei und trugen Tabletts mit edlen Gläsern gefüllt mit Sekt und etwas, von dem ich hoffte, dass es Wein war. Cai gab mir ein Glas Sekt. Dankbar trank ich es bis zur Hälfte aus.

„Hätte ich gewusst, dass du so schnell außer Puste sein wirst, hätte ich mir eine andere Partnerin gesucht", witzelte er. Ich knuffte ihn in die Seite.

„Oh, mein Lieber, ich tanze mich gerade erst warm, glaube mir", stichelte ich zurück und versuchte mein Keuchen zu verbergen. Dabei fuhr mein Blick umher. Für jeden, der uns beobachtete, sah unsere kleine Kabbelei aus, wie die ganz normale Interaktion von Seelenverwandten. Hoffentlich.

Da erblickte ich etwas, was mir gar nicht gefiel. Kahleen und Morrigan waren in eine Unterhaltung verstrickt mit William Blackstone. Ich unterdrückte ein Schaudern. Etwas an dem Typen behagte mir nicht. War es die Art, wie er mich bei unserem ersten Treffen mit Fragen über meine Familie gelöchert hatte? Die Art, wie seine Augen mich zu durchleuchten schienen, wann immer wir aufeinandertrafen? Oder, dass Kahleen und Morrigan immer wieder zu uns hinüberlugten? Es war eine Sache, wenn sie über mein Outfit lästerten, doch eine andere, wenn sie es mit dem taten, der eine politische Gefahr für Cai darstellte. Ich raffte die Schultern. Dem musste ich ein Ende setzen.

„Entschuldige mich bitte. Ich will mich mit ein paar Freundinnen unterhalten." Und schon bahnte ich mir meinen Weg durch die Menge.

Gerade als ich dachte, es könne nicht noch schlimmer werden, kam Arthur von Kahlenberg auf mich zu. Bitte nicht!

„Mylady, es ist mir eine außerordentliche Freude, Euer Antlitz bewundern zu dürfen. Ihr seht hinreißend aus." Mein Kleid war etwas ausgeschnitten, aber nicht so sehr, dass ich mich unwohl fühlte. Dennoch klebte sein Blick auf jedem Quadratzentimeter freier Haut. Er griff meine Hand und setzte einen feuchten Kuss auf meinen Handrücken. Dann legte er den Arm um meine Taille, wodurch ich ungewollt an ihn gedrückt wurde.

„Was für ein rauschendes Fest, nicht wahr?", fragte er und sah sich um. Wir standen ganz am Rande des Saals und hatten einen guten Blick auf die tanzenden Gestalten. „Ihr hättet die Feste sehen sollen, die ich zu meiner Zeit gegeben habe. Das hättet Ihr erleben müssen! Es gibt ein altes Familienrezept im Hause der von Kahlenbergs, einen Drink, der selbst die härtesten Vampire sturzbetrunken macht." Er lachte, wobei sein Fett gegen meine Seite schwabbelte. „Ein Teufelszeug ist das, sag ich Euch. Wenn ich die Male zählen müsste, nachdem ich schon neben irgendeinem Mädchen danach aufgewacht bin, gute Güte, meine Frau würde mich verlassen!" Wieder ein Lachen, bei dem es mich vor Ekel schüttelte. „Bei Gelegenheit müssen wir beide mal ein Gläschen daraus trinken. Ich lasse auch das Blut weg, versprochen." Dann zwinkerte er mir zu. Eine Welle von Ekel erschütterte mich.

„Entschuldigt, aber ich muss jetzt wirklich...", murmelte ich und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien.

„Bleibt doch hier! Wir plaudern doch gerade so schön." Sein Arm kralle sich in meine Hüfte. Ich konnte nicht gehen. Dies war das erste Mal, dass ein Vampir seine übernatürliche Stärke gegen mich anwendete, und es gefiel mir gar nicht. Ich versuchte, seine Finger von meiner Hüfte zu lösen, doch sie waren wie festgeklebt. Und was noch schlimmer war: sie wanderten tiefer.

„Ihr hättet mich sehen sollen, als ich in meiner Blütezeit war, bevor ich Morrigan kennenlernte. Ich war ein wilder Hengst, meine Liebe, die Damen waren verrückt nach mir. Was meint ihr, habe ich etwas von meinem Charme verloren?" Er kniff mir in den Po.

Ich erstarrte. Mein Mund war wie ausgetrocknet. Ich hätte keinen Ton herausgebracht, selbst wenn ich gewusst hätte, was ich sagen sollte. Niemals hätte ich gedacht, dass Arthur wirklich die Dreistigkeit besaß, mich, die Frau des zukünftigen Vampirkönigs, zu begrabschen. Noch dazu in einem Saal voller Leute. Mein Blick schnellte zu Cai, doch der war viel zu weit weg.

Ich denke, das war der Moment, in der eine Vorstellung in mir zerschmetterte. Ich war machtlos. All das Selbstbewusstsein, das ich mir in den letzten Tagen erarbeitet hatte, bestand auf dem Glauben, dass sie mir nichts anhaben konnten, weil Cai mein Mann war. Doch wenn er gerade nicht hinsah, was hinderte dann die Vampire daran, mich zu betatschen? Oder sogar noch weiter zu gehen?

Ich wollte schreien, doch mein Hals war wie zugeschnürt, während seine Hand auf meinem Po hoch – und runterwanderte.

„Es ist schon eine Schande, dass ich verheiratet bin. Morrigan ist auch immer so eifersüchtig." Er redete mehr mit sich selbst, als mit mir. „Und besonders bei einem so geilen Stück, wie dir."

Ich glaubte, mich verhört zu haben. Ich wollte mich verhört haben. Arthur drückte sich an mich, und ich wurde gegen seinen schwitzigen Leib gepresst. Er lachte dreckig. Warum half mir denn niemand? Sah denn keiner, was hier geschah?

Hilfe kam von ungeahnter Seite. Kahleen und Morrigan gesellten sich zu uns, und als Arthur seine Frau bemerkte, ließ er mich los. Dafür drückte er nun Morrigan seine Lippen auf den Mund, aber ihr schien es zu gefallen.

„Na, Honey, amüsierst du dich?", flüsterte er ins Ohr. Wenn sie wüsste, wo seine Hände noch vor wenigen Augenblicken gewesen waren! Ich schüttelte mich, doch das klamme Gefühl haftete noch immer an mir. Und der Kloß in meinem Hals war viel zu groß, als ich irgendetwas herausbekommen hätte.

„Ja, Schatz. Lässt du uns bitte allein? Lijana und wir haben uns über ... Frauendinge zu unterhalten." Sie richtete seine Krawatte und strich den Stoff seines Jacketts gerade.

„Ihr Frauen seid schon merkwürdige Dinge", murmelte er, dann zog er von Dannen.

Schweiß brach mir aus.

„Du und Cai, ihr seid wirklich ein hinreißendes Paar, oder nicht?", flötete Kahleen. Sie trug ein dunkelgrünes, enganliegendes Kleid mit Herzausschnitt. Die Haare hatte sie kunstvoll hochstecken lassen.

„Ja, wirklich hinreißend", säuselte Morrigan und legte mir den Arm um die Schultern. Mir gefiel das gar nicht.

„Sagt mir", kicherte Kahleen und legte den Kopf schräg. „Geht ihr oft auf Verabredungen? Was macht ihr so?"

Ich biss mir auf die Lippe, vermied ihren Blick. „Wir sehen uns nicht so oft. Cai muss viel arbeiten. Doch er ist immer bei mir, wenn ich esse."

„Oh. Ich hatte an etwas Romantischeres gedacht", lächelte Kahleen. Und auch Morrigan nickte. „Als ich frisch verlobt war, hat Arthur sich jeden Tag frei genommen, nur für mich." Ja, den Mann ist auch nicht der Vampirkönig, hätte ich fast erwidert.

„Und die Geschichte, wie ihr euch kennengelernt hat, die ist so romantisch", säuselte Kahleen und strich über meine Schultern. „Und der von Anne und Aleksej gar nicht so unähnlich."

Oh fuck.

„Was ... was willst du denn damit sagen?", fragte ich mit schwankender Stimme.

„Gar nichts", flötete Kahleen und schob mir eine Haarsträhne zurück in die Frisur. „Gar nichts."

Ich hatte das Gefühl, jemand würde mir die Lunge zerquetschen. Ich konnte nicht atmen. Alles drehte sich. Gesichter verschwammen vor meinen Augen. Gehässiges Lachen drang an mein Ohr. Unter all den Fratzen, die vor meinen Augen verschwommen, war eine dabei, die gestochen scharf blieb. William Blackstones eiskalte Augen fixierten mich von der anderen Seite des Saals.

Ich musste hier raus. Ich konnte nicht atmen. Also schubste ich die Damen und Herren aus dem Weg. Es war, als rückten sie immer näher um mich zusammen, versperrten jeden Ausweg, zerquetschten mich, schnürten mir die Luft ab. Ich keuchte, doch jeder Atemzug war erfüllt von Parfüm. Atemzug um Atemzug vergiftete mich. Warum tat denn niemand was? Sah denn keiner, dass ich hier erstickte? Ich brauchte Hilfe! Da endlich erreichte ich die Flügeltür. Ich rannte hinaus und jagte durch den kalten Flur.

Wie ein kopfloses Huhn hetzte ich die Flure entlang. Bilder verschwammen. Flure drehten sich. Treppen schwankten. Später konnte ich weder sagen, wohin ich gerannt war, noch wie lange. Irgendwann fand ich mich in einer Sackgasse wieder. Keuchend lehnte ich mich gegen die Steinwand und strich mir übers Gesicht. Meine Gedanken waren ein einziges Chaos. Ich konnte keinen davon fassen. Wussten Kahleen und Morrigan von meiner Lüge? Aber wie hatten sie es herausfinden können? Durch William Blackstone? Aber wie wusste er es? Er konnte es nicht wissen, wir hatten so gut aufgepasst. Oder konnte er durch meine Schädeldecke in meine Gedanken sehen und hatte dort die Wahrheit gefunden? Las er vielleicht jetzt gerade meine Gedanken? So oder so, mein Abgang hatte das bestätigt, was wir zu verbergen versucht hatten. Ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Hier im Flur war es so dunkel, dass ich kaum meine eigene Hand erkennen konnte. Nur das Mondlicht fiel durch ein breites Fenster. Ich strich mir über die Arme.

Was sollte ich jetzt tun? Zurückgehen? Konnte ich das denn? Oder hatte sich die Nachricht unserer vorgetäuschten Seelenverwandtschaft schon herumgesprochen? Bereiteten sie die Geotine vor? War dies vielleicht meine letzte Gelegenheit zu fliehen?

Dass ich ganz alleine in einem halbdunklen Flur irgendwo im Schloss stand, wurde mir erst bewusst, als ich Arthur von Kahlenbergs Stimme hörte.

„Ah, hier habt Ihr euch verkrochen! Spielt wohl gerne Verstecken, nicht wahr? Glücklicherweise kann ich von mir behaupten, dass ich ein hervorragender Sucher bin."

Ich fuhr herum. Da stand er, in der Sackgasse, genau zwischen mir und meinem Fluchtweg. Panik schoss durch meine Adern. Ich wich zurück.

„Oh, Lord von Kahlenberg! Ich ... ich sollte jetzt besser gehen!"

„Och nein! Wieso denn? Wo ich dich doch gerade gefunden habe, Sahneschnitte." Mit langsamen Schritten näherte er sich mir, wie ein Wolf seiner Beute. Was nun? Sollte ich an ihm vorbeirennen? Aber wenn das seine Jagdinstinkte aktivierte? Ich trat einen Schritt zurück. Da prallte ich gegen die Wand. Meine Augen weiteten sich. Ich saß in der Falle.

„Mondlicht, einsame Gänge, dunkle Flure ... da werden Erinnerungen wach", säuselte er.

Mit einer blitzschnellen Bewegung sprang er vor. Seine Hand packte mein Handgelenk. Ich schnappte nach Luft. Da zog er aus seiner Hosentasche etwas, das das Mondlicht reflektierte. Eine Klinge!

„Ausziehen", knurrte er.

Blanke Panik schoss durch meine Adern. Was sollte ich tun? Seinen Anweisungen folgen? Aus blanker Panik schrie ich: „Hilfe! Ich bin hier! Ich brauche Hilfe! Hil-"

Da drückte er sein Messer gegen meine Kehle. Als ich schluckte, spürte ich den kalten Stahl. Seine Hand packte mein Handgelenk fester, dass ich aufquiekte.

„Schreien wird dir nicht helfen", säuselte er.

Wenn ich heil hier rauskommen wollte, gab es für mich keine andere Möglichkeit, als zu tun, was er sagte. Alles in mir sträubte sich gegen seine Berührung, als ich hinter meinen Rücken griff und versuchte, den Reißverschluss zu öffnen. Doch meine Hände waren schwitzig und ich rutschte immer wieder ab. Ich wurde immer panischer – und er immer unruhiger.

Also setzte er die Klinge unter meinem Arm an und schnitt mein Kleid auf. Ich schnappte nach Luft, als ein kalter Windhauch meine freie Haut berührte.

„Glaub mir, Schätzchen. Ich liebe meine Frau. Aber sie ist furchtbar im Bett. Und ich drehe durch, wenn ich nicht ab und zu eine kleine Ablenkung habe." Seine Klinge erreichte meine unterste Rippe. Er würde mich einfach aus meinem Kleid schneiden, wie ein Stück aus einer Torte. Wenn das Kleid nach vorne kippte, hatte er freie Sicht auf meine Oberweite. Nur noch mein freier Arm verhinderte dies.

Seine lüsterne Fratze verschwamm vor meinen Augen. Tränen rannen mir die Wangen herunter und tropften auf meinen Hals. Ich zog an seinem Griff, versuchte mein Handgelenk zu befreien, doch sein Griff war eisern und übernatürlich stark.

„Lass fallen, Schätzchen", säuselte er und piekte meinen Oberarm mit dem Messer an. Meine Hand ballte sich. Ekel stieg in mir auf. Die Kälte seiner Hand schoss durch meinen Unterarm und ließ mich erzittern. Als er das Messer so tief in meinen Oberarm stieß, dass eine dünne Blutspur meine Haut herunterlief, wimmerte ich auf. Genüsslich leckte er das Blut ab. Als seine Zunge meinen Arm berührte, schüttelte es mich am ganzen Leib. Er hob den Kopf, dass sein Atem meinen Hals streifte. „Du schmeckst gut", knurrte er. „Es wäre eine Schande, wenn..."

„Hilfe!", schrie ich in meiner Panik.

Da bohrte sich das Messer in den Stein neben mir. Sein Gesicht war dem meinen nur noch eine Handbreit entfernt. In der Spiegelung des Metalls sah ich seine verzerrte Fratze. Gier und Lust füllten seine Augen.

„Hör zu, Püppchen! Schreien macht es nicht besser. Und ich ficke entweder dich oder deinen toten Körper." Er griff nach meinem Hals und drehte meinen Kopf zur Seite. Jetzt hatte er perfekten Zugang zu meiner Halsschlagader. Seine Eckzähne verlängerten sich. Mit dem Daumen strich er über die Ader und er knurrte leise. Ein heiserer Schrei erklang aus meiner Kehle. Tränen liefen mir über die Wangen. Ein letztes Mal zappelte ich und versuchte mein Handgelenk aus seiner Klaue zu befreien. Erfolglos. Jetzt streifte sein Atem meinen Hals. Seine Hand schlug meinen Arm weg und betatschte die freie Haut unter meinem Kleid. Grob knetete er das Fleisch unter dem Stoff und mich füllte Ekel und pure Abscheu. Seine kalte Hand begrabschte alles, was er in die Finger bekam. Hoffentlich tötete er mich schnell, damit ich es nicht miterleben musste.

„Lijana!"

Ich riss die Augen auf. Ein Schatten schleuderte Arthur an die Wand. Die Gestalt griff ihn bei der Kehle und verpasste ihm ein paar Schläge, bis Arthur bewusstlos zu Boden sank. Dann erst drehte er sich zu mir um. Es war Adorjan. Schnell bedeckte ich mit dem Kleid meinen Körper.

„Lijana, geht es dir gut? Hat er dir was getan?" Er sprang zu mir und zog mich auf die Beine. In seinem Gesicht lagen Sorge und unterdrückter Zorn. Seine Hand ruhte immer noch auf meinem Oberarm – dort, wo Arthur mich berührt hatte. Ich zuckte zurück, als hätte mich ein Blitz getroffen. Panik erfasste mich. Was hinderte Adorjan daran, mir nicht genau das gleiche anzutun, wie Arthur? Oder noch schlimmere Dinge?

Meine Augen weiteten sich. Ich stolperte zurück, fiel beinahe über den Saum meines Kleides.

„Lijana, warte." Adorjan streckte die Hand nach mir aus. Er wollte mich berühren. „Nein! Fass mich nicht an!"

Panik erfasste mich. Ich drehte mich um und rannte. „Lijana, warte doch!" Meine Beine drohten, nachzugeben, so sehr zitterten sie. Mein Herz raste, mein Atem rasselte. Ich stolperte durch die Gänge, ziellos, rannte durch leere Flure, ohne mich umzudrehen. Tränen liefen noch immer über meine Wangen und verschleierten meine Sicht.

Vielleicht war es eine Art Instinkt, vielleicht lenkte Aquamarin meine Schritte. Doch irgendwann, mein Atem ging schwer und die Stellen, an denen Arthur mich berührt hatten, brannten, als hätte man eine ätzende Säure drauf geträufelt, lief ich in einen leeren Flur. Oder zumindest nahm ich an, er wäre leer, denn als ich mir die Tränen vom Gesicht wischte, lief eine Gestalt durch die Dunkelheit.

Ich schrie auf. Wer war das? Noch ein Vampir? Was würde er tun, wenn er mich so sah? Halb entblößt, blutend und verletzlich? Niemals würde er dieser Gelegenheit widerstehen. Das war mein Ende. Ich stolperte zurück.

„Lijana?"

Meine Knie wurden weich. Dann rannte ich auf die Gestalt zu.

„Rhian...", schluchzte ich. Kurz bevor ich sie erreicht hatte, gaben meine Beine nach. Ich erwartete, auf dem Steinboden aufzukommen, doch sie fing mich auf und zog mich in eine Umarmung. Ich klammerte mich an ihr fest und verbarg mein Gesicht in ihrem Haar und weinte jämmerlich.

„Li, was ist passiert? Was..." Da strichen ihre Finger über mein kaputtes Kleid. Sofort brachte sie Abstand zwischen uns und starrte mir in die Augen „Wer war das? Wer hat dir das angetan? Lijana, sag's mir!" Doch ich brachte nichts heraus, als ein bitterliches Schluchzen. Ich senkte den Kopf.

„Warte, ich kann das reparieren", murmelte Rhian, diesmal sanfter. Aus ihrer Tasche nahm sie eine Sicherheitsnadel heraus und befestigte damit die beiden Stoffe aneinander. Noch immer lag ein Streifen Haut frei, doch nun musste ich nicht mit meinen Armen das Kleid hochhalten. Dabei streiften ihre Finger meine Haut. Doch anstatt zurückzuschrecken, empfand ich diese kleine Berührung als unsagbar tröstend. Genauso, als sie mich wieder in die Arme schloss. Sie strich mir über den Rücken und murmelte mir Worte ins Ohr, die ich nicht verstand, doch das musste ich auch nicht. Es reichte mir, ihre Stimme zu hören.

Als ich mich etwas beruhigt hatte und die Stellen, an der mich Arthur betatscht hatte, nicht mehr allzu sehr brannten, legte sich langsam das Chaos in meinem Kopf. „Das ist alles meine Schuld", brachte ich mit zitternder Stimme hervor. „Wenn ich-"

Rhian packte mich bei den Schultern. „Sag das nicht, Lijana! Das darfst du nicht einmal denken. Dieses verfluchte Schwein ist dafür verantwortlich. Und wenn ich den finde, der dich so zugerichtet hat, dann wird er sich wieder in den Uterus seiner Mama zurückwünschen, das schwöre ich beim Namen meiner Göttin."

Ich lächelte und wischte mir eine Träne aus dem Gesicht. Dann half Rhian mir beim Aufstehen. Meine Heels hatte ich irgendwo verloren, was mir auch lieber war.

„Komm her, wir bringen dich zurück auf dein Zimmer. Dein Make Up ist ganz verschmiert." Rhian nahm ein Taschtenuch aus ihrer Tasche und wischte mir damit sanft übers Gesicht. Als ich ihre Wärme spürte, verschwand auch das letzte schmerzhafte Brennen von meiner Haut.

„Ich kann kaum darauf warten, dass dein Mann dieses miese Schwein feuert und zum Teufel schickt", zischte sie. Da kamen mir Cais Worte in den Sinn. Er konnte es sich nicht leisten, noch einen Minister zu verlieren. Das bedeutete, dass ich Arthur wieder über den Weg laufen würde. Er würde mich wieder ansehen. Anfassen. Vielleicht wieder so weit gehen, wenn niemand hinsah. Oder noch weiter.

Ein Schluchzen brach aus mir hervor. Tränen strömten über meine frisch gesäuberten Wangen und meine Beine gaben nach. Sogleich hockte Rhian sich zu mir, nahm mich in den Arm und strich über meinen Rücken. Alles was ich rausbrachte, war: „Er ... er kann ihn ni-nicht feuern."

Rhian sah mich an. „Aber er ist dein Seelenverwandter. Wenn jemand meinen Seelenverwandten so zurichten würde, bei Skyla, der soll sich warm anziehen."

Sie sah mich an, als erwarte sie wirklich eine Antwort. Unsere Blicke trafen sich. Ihre dunklen Augen, vor Zorn und Sorge verzerrt. Die hellbraunen Sprenkel schienen zu leuchten- Und da brach es aus mir heraus. All die Lügen, die Geheimnisse, und dann die Geschehnisse von heute Nacht – es wurde einfach zu viel. Ich konnte es nicht mehr für mich behalten. Ich konnte nicht mehr so leben. Ich konnte das alles nicht mehr. Die Worte sprudelten nur so aus meinem Mund.

„Es ist ein Schwindel, Rhian! Das alles, es ist eine gigantische, scheiß Lüge! Er ist nicht mein Seelenverwandter. Ich bin nur hier wegen einem Pakt, den mein Vater mit Cai geschlossen hat. Und niemand darf es erfahren, denn sonst töten sie mich und verstecken meinen Körper irgendwo dort, wo Aquamarin ihn nie finden wird! Und ich werde nie ins Ewige Reich kommen, oder jemals wirklich frei sein, nur wegen diesem scheiß verdammten Pakt."

Endlich herrschte Stille in meinem Kopf. Ich atmete tief ein und aus, und stützte mich mit einem Arm am Teppich ab. Ich traute mich kaum, Rhian in die Augen zu sehen, doch ich musste es. Denn was, wenn es das letzte Mal war, dass ich es sah? Was, wenn sie sich jetzt von mir abwenden würde, weil ich sie dazu gebracht hatte, mit auf ein Vampirschloss zu gehen und ihre Mutter zurückzulassen? Doch was ich sah, erstaunte mich.

Es war, als ob ich sehen konnte, wie die Zahnräder in ihrem Kopf sich drehten.

Klick. Ihre Augen weiteten sich.

Klick. Ein Ruck ging durch ihren Körper.

Klick. Sie erhob sich, zog mich mit auf die Beine.

„Es gibt da eine Sache, bei der ich auch nicht ganz ehrlich zu dir war. Eine Frage: Bist du auf der Seite der Vampire oder Werwölfe?"

Ich blinzelte. Von allen Dingen hätte ich am wenigsten damit gerechnet, dass sie mich zu meiner politischen Position befragte. „Werwölfe, denke ich."

Eine Entschlossenheit trat in Rhians Gesicht, dann zog sie mich mit sich.

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