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Kapitel 4

Als ich aufwachte, war ich allein. Die andere Seite des Himmelbettes war aufgewühlt, als hätte jemand die Bettdecke aufgehoben und fallengelassen. Einige wenige Sekunden schwebte mein Geist zwischen diesem herrlich sorglosen Zustand von Schlaf und Wach sein. Dann prasselten die Erinnerungen auf mich ein und scheuchten mich in die grausame Realität. Der Tag gestern war eine Tortur gewesen. Ich hatte kalte Hände schütteln, Gespräche führen und mir Namen einprägen müssen. Und das schlimmste war, dass ich die ganze Zeit heucheln musste, dass ich den Mann, den ich geheiratet hatte, auch wirklich liebte. Und das für den Rest meines Lebens!

Ich zog die Decke über den Kopf, in der Hoffnung, mich für den Moment vor der Realität verstecken zu können. Dabei streifte mein Ehering das Holz des Bettes. Es war ein hübsches Stück. Aus Gold und mit einem riesigen Klunker. Er kam mir mehr vor wie eine Handschelle. Ich seufzte schwer.

Ein anderer Gedanke durchkreuzte mein Bewusstsein, wie ein Sonnenstrahl durch Gewitterwolken. Es waren nur 26 Tage, bis Cai gekrönt werden würde, und alles, was ich tun musste, war zu überleben und wie ein verliebter Teenager zu grinsen, wann immer Cai den Raum betrat. 26 Tage, und ich war diesen ganzen Zirkus endlich los! Und ich war nicht einmal alleine hier. Rhian würde bei mir sein. Ich kuschelte mich tiefer in meine Decke.

Irgendwann überkam mich eins dieser menschlichen Bedürfnisse. Ich musste pinkeln. Stöhnend schlug ich die Decke vom Kopf und schwang die Beine über die Bettkante. Ein Windstoß fuhr unter den Stoff meines Nachthemdes und ließ mich erzittern. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen. Dann nahm ich den Raum zum ersten Mal richtig wahr.

Mir verschlug es fast den Atem. Der Raum war gigantisch und absolut traumhaft. Die Decke war bemalt mit Engeln, Pferden und allerhand mythischen Figuren, und zusammen mit der hellblauen Tapete bildete das einen lieblichen Kontrast. Ein Kronleuchter hing herab, gemacht aus Kristallglas. Er war die einzige Lichtquelle, da die Fenster von schweren Gardinen verdeckt wurden. Trotz des Prunkes und all der edlen Möbel fühlte sich der Raum leer und einsam an.

Auf Zehenspitzen – der Marmorboden war schweinekalt – huschte ich zu einer Tür, in der Hoffnung, dahinter das Badezimmer zu finden. Es musste doch hier irgendwo sein! Ich hüpfte auf den Fellteppich, damit mir beim Durchqueren des Raumes nicht meine Zehen abfroren. Da entdeckte ich eine zweite, viel unauffälligere Tür. Ich hopste hinüber, ergriff den Türgriff und zog sie einen Spaltbreit auf. Volltreffer. Ein Badezimmer, ausgestattet mit allem, was mein Herz begehrte.

Als ich fertig war, wollte ich mich wieder ins Bett legen, um dieser Realität noch für ein paar Augenblicke zu entfliehen. Doch ich hörte Stimmen aus einem Nebenraum, dem ich bis jetzt noch keine Beachtung geschenkt hatte. Als ich ihn betrat, staunte ich nicht schlecht. Dieser Raum sah aus, wie eine kleinere Version von Nikitas Schneiderei. Zu meiner Überraschung standen Rhian und ein fremdes Mädchen in meinen Gemächern. Sie trugen einen Haufen Stoff, den ich als Kleid identifizierte.

„Guten Morgen", murmelte ich, um auf mich aufmerksam zu machen. Das Mädchen fuhr herum. Rosige Wangen, leuchtend grüne Augen. Hübsches Mädchen, und was das Wichtigste war: menschlich.

„Guten Morgen, Mylady. Habt ihr gut geruht?" Nein, die Matratze war so weich, dass ich die ganze Nacht kein Auge zugemacht habe. „Ja, das habe ich. Danke." Ich knetete die Hände. Würden mich jetzt alle Leute mit ‚Mylady' ansprechen? Würden sie mir solch banale Fragen stellen und eine ehrliche Antwort erwarten?

Das Mädchen knickste, und ließ uns dann alleine. Druck viel von mir ab, sobald ich mit Rhian alleine war. Als ob ich wieder richtig atmen konnte.

Ich zog mein Nachthemd aus und Rhian half mir in ein mintgrünes, hochgeschnittenes Kleid, das zum Glück nicht ansatzweise so pompös war, wie mein Hochzeitskleid. „Na, wie ist es so, frisch verheiratet zu sein?" „Super", grinste ich. Als Rhian ein paar Köpfe an der Rückseite meines Kleides schloss, flötete sie: „Ich wette, du siehst alles durch eine rosa Brille und schwebst nur so über den Boden." Die Bemerkung hatte witzig sein sollen, also kicherte ich. Mein Blick blieb stumpf.

„Aber wenn Schmetterlinge aus dir rauskommen, kannst du die wieder einfangen", sagte Rhian und schloss den letzten Knopf. Als sie sich meinen Haaren widmete, fragte ich sie: „Und, wie gefällt es dir hier? Sind die anderen nett zu dir?"

„Jep. Die Leute hier sind klasse, und ich hab ein paar echt coole Mädels kennengelernt." Ein leichter Stich von Eifersucht durchfuhr mein Herz. „Aber es fällt so viel mehr Arbeit an, als in der Villa", fuhr sie fort. „Ich hab noch nie so viel Staub gewischt." Dann trat sie zurück und holte ein kleines Kästchen von der Kommode. Als sie sie öffnete, funkelten mir mehrere Halsbänder entgegen, darunter auch meine Kette aus Glas. Kurz dachte ich darüber nach, diese Kette zu tragen, aber es war mein erster Tag als Cais Ehefrau, und ich wollte nichts Falsches machen. Also entschied ich mich für ein grünes Halsband, das Rhian mir sogleich umlegte. Ihre Finger waren rau, vermutlich vom vielen Waschen, dennoch lag eine solche Zärtlichkeit darin, als sie den Verschluss betätigte. Für einen Moment ruhten ihre Hände über meinem Nacken. Unsere Blicke trafen sich im Spiegel.

„Mylady, seid Ihr fertig?" Ich fuhr herum. Im Eingang warteten Adorjan, in seiner stattlichen Gardistenuniform, und das andere Mädchen. Wie lange standen sie schon da? Ich nickte, schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Dann begleitet mich." Mit gesenktem Kopf verließen wir meine Gemächer. Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Magen knurrte. Wann hatte ich das letzte Mal etwas gegessen? Das musste noch gestern früh gewesen sein, da ich auf der Hochzeitsfeier nichts angerührt hatte, aus Angst, das Kleid würde sonst platzen.

Schweigend durchquerten wir die Gänge. „Ich habe Ihnen noch gar nicht zur Hochzeit gratuliert." Sein Blick huschte von einer Seite zur anderen, spähte in jeden Flur, eine Hand immer auf dem Gewehr an der Hüfte. „Ja, danke." Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte.

„Cai redet nur noch von Ihnen, wissen Sie? Er schwärmt in den höchsten Tönen von Ihnen. Es tut gut, ihn glücklich zu sehen. Seit seine Eltern erkrankt sind, hat er sich völlig zurückgezogen." Wenn ich Adorjan so reden hörte, könnte man wirklich denken, wir wären verliebt. Und es dauerte nicht lange, bis ich bemerkte, dass er seine Rolle um einiges besser spielte, als ich meine.

Adorjan öffnete zwei Flügeltüren, und dahinter lag ein Saal mit einer ellenlangen Tafel. Noch faszinierender als dieser Saal, war der Geruch. Irgendetwas lag in der Luft, und es ließ mir das Wasser im Munde zusammenlaufen. Was auch immer es war, ich würde es vernichten. Adorjan schob meinen Stuhl zurück, sodass ich mich setzen konnte. Kurz darauf betrat der Koch den Raum, begleitet von einer Reihe Küchenjungen.

„Bonjour Mademoiselle Lijana! Es ist mir eine außerordentliche Freude, Euch kennenzulernen. Mein Name ist Gabriel Francois, und ich habe die Ehre, Ihr Koch zu sein." Wie fast jedes männliche Wesen nahm er meine Hand und hauchte einen Kuss auf meinen Handrücken. Seine Hand war eiskalt und es lag kein Leben in seinen Augen. Ich unterdrückte ein Schaudern. Doch Gabriel wandte sich ab und klatschte zweimal in die Hände, worauf die Küchenjungen begannen, Platten gefüllt mit den allerfeinsten Speisen aufzutischen. Meine Augen weiteten sich.

Grinsend servierte mir der Koch einen Teller mit Kostproben seiner Kreationen, und ich musste allerhöchste Selbstkontrolle anwenden, um mich nicht wie ein ausgehungerter Wolf auf das Essen zu stürzen. Mir lief das Wasser im Munde zusammen. Mit betont langsamen Bewegungen schnitt ich ein Stück der Pancakes ab und aß, mit geradem Rücken und gesenkten Schultern. Doch kaum hatten meine Geschmacksnerven dieses Meisterwerk erkannt, konnte ich nicht anders, als genüsslich zu seufzen. So etwas Vollkommenes hatte ich noch nie gekostet!

Besagte Selbstbeherrschung völlig vergessend, stopfte ich mir weitere Pancakes in den Mund. Ich war wie in einem Rausch. All meine Sinne konzentrierten sich auf die Geschmacksexplosionen in meinem Mund. So gut hatte ich nicht gegessen, seit ... noch nie. Es war, als machte ich die Erfahrung des Essens zum ersten Mal. Gabriel schmunzelte über meinen Appetit, und als er mir einen zweiten Teller servierte, sagte er: „Es ist so schön, wieder ein menschliches Wesen unter diesen Dächern zu haben. Und vor allem eines, welches meine Kunst zu schätzen weiß."

Die nächste Kreation war gebratener Speck mit Rührei an einer Sauce Hollandaise. Ich wollte mich gerade darauf stürzen, da hielt ich inne. Fett tropfte von den Streifen und bildete eine schmierige Pfütze auf dem Porzellan. Die Sauce Hollandaise wirkte ebenfalls alles andere als kalorienarm, und mir wurde übel, als ich an all die Kohlenhydrate in den Pancakes dachte. Mein Magen krampfte sich zusammen, als würde er versuchen sich gegen all die Fette zu wehren. ‚Wenn du auf Wolfstein bist, merk dir eins: pass auf deine Figur auf. Deine Schönheit ist das einzige, was dich wertvoll macht. Niemand will eine fette Königin haben', hallte die Stimme meiner Großmutter in meinem Kopf. All die Male, an der sie eine abfällige Bemerkung über meine Figur gemacht hatte, zogen vor meinem inneren Auge vorbei wie bei einer Diashow, endend mit dem Tag, an dem der Brief ankam. Magaret hatte mich wegen einem trockenen Keks gemaßregelt. Was müssten dann erst die Pancakes mit mir anstellen?

Ich wollte mich sofort übergeben.

„Das ist viel zu viel. Das schaffe ich alles gar nicht." Ich schob meinen Teller von mir weg, putzte mir mit der Stoffserviette den Mund ab und faltete die Hände im Schoß. Das Grinsen des Koches versiegte. Er öffnete den Mund, klappte ihn wieder zu und sagte dann: „Oh, natürlich, Mylady. Selbstverständlich." Er gab den Küchenjungen einen Wink, die Platten abzudecken.

„Was möchtet ihr denn heute Mittag einnehmen, Mylady? Ich kann Ihnen alles zaubern, was Euer Herz begehrt. Rinderbraten, Rebhuhn, Mousse au Chocolat." Ich sah auf, als ich ‚Mousse au Chocolat' hörte. Das war meine Schwachstelle. Als ich elf war, hat meine Mutter mir einen Bissen dieser göttlichen Sünde gewährt. Den ganzen Tag war ich wie auf Wolken geschwebt, und für die nächsten drei Wochen hatte ich mich von Wurzelgemüse ernähren müssen, um die Kalorien wieder runterzukriegen.

Ich knetete meine Hände im Schoß. „Nur einen Salat, bitte." Jetzt weiteten sich seine Augen, ehe er sich wieder fasste. „Einen Salat?" Aus seinem Mund klang es, wie eine Beleidigung." Mit zusammengebissenen Lippen wiederholte er: „Einen Salat. Sollt Ihr haben, Mylady." Dann verbeugte er sich und verließ den Speisesaal. Das Frühstück war beendet.

Adorjan brachte mich zurück in meine Gemächer. „Ich werde ein paar Wachen schicken lassen. Verlasst Eure Gemächer niemals unbeaufsichtigt." Ich nickte. Bevor er mich verließ, fiel mir ein, was er über Cai gesagt hatte. Diese Kleinigkeiten, die unsere Lüge aufrecht hielten. Und ich hatte seinen Namen heute noch kein einziges Mal erwähnt. „Wo ist eigentlich mein Ehemann?", war das erste, was mir in den Sinn kam. Dabei bemühte ich mich zu lächeln und in einer höheren Stimmlage zu sprechen. Doch meine Worte klangen hohl und falsch.

„Cai ist schon den ganzen Vormittag in einer Ratssitzung. Letzte Nacht haben die Werwölfe uns angegriffen. Es gab große Verluste auf unserer Seite. Ich muss dort auch gleich erscheinen."

„Oh." Mehr brachte ich nicht zustande. Adorjan verbeugte und entfernte sich. Verdammt! Was sollte ich tun, was sollte ich tun? Fast war Adorjan hinter einer Ecke verschwunden, da rief ich ihm hinterher: „Und bestelle bitte Cai einen lieben Gruß von mir!" Er drehte sich um, nickte, dann verschwand er.

Ich schloss die Tür hinter mir. Mein Bauch grummelte. Mit schnellen Schritten eilte ich durch den Raum, betrat das Badezimmer, kniete mich vor die Schüssel, steckte mir zwei Finger in den Rachen und würgte, bis ich mein Frühstück auskotzte. Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen und das würgende Geräusch füllte den Raum. Ich wünschte ich könnte meinen Geist dagegen abschotten. Dann wusch ich mir den Mund aus, putzte mir die Zähne und lehnte mich kurz gegen die kalten Fliesen.

Der Nachgeschmack vom Erbrochenen haftete in meinem Mund, wie jedes Mal. Egal, wie kräftig ich meinen Mund ausspülte, es dauerte Stunden, bis der Geschmack verflog. Ich schüttelte mich. Fast war ich froh, dass ich ein Kleid trug, und keinen Pullover. Sonst hätte ich wohl meinen Bauch im Spiegel beäugt, um nach Beweisen zu suchen, dass diese süßen Sünden meine Figur für immer ruiniert hatten. Mit einem dumpfen Gefühl in der Magengegend spülte ich die vermutlich besten Pancakes, die ich je gegessen hatte, im Klo herunter.

Ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. Bis zum Mittag waren es noch einige Stunden, daher plante ich, mich unter der Decke zu verstecken und abzuwarten. Doch zu meiner Überraschung stand Rhian im Schlafzimmer, die Arme verschränkt, die Augenbrauen gerunzelt. „Rhian; wie bist du hier reingekommen?"

Sie sagte kein Wort, sah einfach nur zu, wie ich mich aufs Bett setzte. „Was ist denn?", fragte ich schließlich.

„Weißt du, ich mag es zu kochen. Du verstehst das vielleicht nicht, aber mir macht es riesigen Spaß. Und dieser arme Mann hat Stunden in der Küche geschuftet, sodass du was auf dem Teller hast, nur damit du es dann wieder ausspuckst und im Klo runterspülst!" Ich senkte den Kopf. Das dumpfe Gefühl drückte wie Stacheln gegen die Innenseite meines Magens. Rhian verstand es nicht. Patricia und Magaret hätten es so gewollt. Sie hätten es nicht geduldet, wenn ich an Gewicht zunehmen würde. Ich musste das tun.

„Tut mir leid", murmelte Rhian und setzte sich neben mich. Sie umarmte mich, und ich atmete ihren Duft von alten Büchern und Waschmittel ein. „Es ist nur..." flüsterte sie in meine Haare. „Es frustriert mich. Als ich jünger war, hatten wir so gut wie nichts zu essen, auch bevor mein Vater von den Werwölfen rekrutiert wurde. Und zu sehen, wie ihr gutes Essen wieder ausspuckt, nur damit ihr in eure Sonntagskleidung passt..." In ihrer Stimme schwankte ein sarkastischer Ton mit. Dann wisperte sie: „Es tut mir leid."

Ich wünschte, es hätte ewig so sein können. Ihre Arme um meinen Oberkörper, mein Kopf auf ihrer Schulter. Langsam versiegte das ekelige Gefühl in meiner Magengegend.

Dann flüsterte sie: „Willst du wissen, wie ich hier reingekommen bin?"

Grinsend stand sie auf und hüpfte zu einer der mit Gold verzierten Wände. Ich runzelte die Stirn. Rhians Grinsen wurde breiter, als sie die Hand auf die Wand legte und dagegen drückte. Die Wand schwang auf und offenbarte einen Gang. Ich klappte den Mund auf. „Bei Aquamarin, ist das ein Geheimgang?" Grinsend betrat ich den engen Flur. Die Wände hier waren kahl und auf dem Steinboden lag Schutt.

„Cool, oder?" Rhian gesellte sich zu mir. „Die Dienstbotengänge führen durchs ganze Schloss. Du kann unbemerkt überall hin. Haben mir die Mädels gezeigt. Willst du noch was Cooles sehen?" Rhian schritt in eine Richtung der Gänge. Ich grinste, wollte ihr folgen. Da dachte ich an Adorjans Anweisung. „Aber ich darf meine Gemächer nicht ohne Aufsicht verlassen, hat mein Leibwächter gesagt."

Rhian hielt inne. Dann nahm sie meine Hand. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Arm aus. „Zähle ich denn nicht als Aufsicht?", lächelte sie. „Ich passe schon auf dich auf."

Sie wollte mich mit sich ziehen, doch ich schlang meine Hand aus ihrem Griff. „Rhian, tut mir leid, wirklich, aber ich sollte lieber hierbleiben. Das ist sicherer. Was, wenn jemand uns angreift oder versucht mich zu töten?" Dabei fürchtete ich mehr um Rhians Wohlergehen als mein Leben.

Rhian grinste. „Und was willst du den Rest des Tages machen? Nur im Zimmer hocken, und dich verstecken? Glaub mir, da, wo wir hingehen, ist so gut wie niemand. Außerdem: ich bin eine Windhexe. Wenn dich jemand verteidigen kann, dann ich. Und du als Meerhexe bist auch nicht gerade machtlos." Sie legte mir eine Hand auf die Schulter, ehe sie meinen Arm herunterstrich und meine Hand nahm. „Vergiss das nicht", hauchte sie. Mein Widerstand schmolz nur so dahin, und ich folgte Rhian durch die zugigen Gänge. Ab und zu drückte sie eine Geheimtür auf, schloss sie aber wieder. „Falsche Tür", murmelte sie.

An einer Tür hielt sie. „Aha!" Rhian schwang sie auf und sprang hinaus. Ich folgte ihr. Der Geruch von alten Büchern und Kerzenwachs schlug mir entgegen. Ich stand auf einem roten Teppich inmitten von haushohen Bücherregalen.

„Eine Bibliothek! Wie cool ist das denn!", flüsterte Rhian. Ich lachte auf, als Rhian zwischen den Regalen herumsprang. Wie ein aufgeregter Welpe hüpfte sie von Regal zu Regal, griff nach Büchern, überflog den Einband und klemmte sich ein paar unter den Arm. „Schau dir das an, Lijana! Das Buch hat eine goldene Schrift. Das hier ist von diesem echt coolen, toten Typen. Und das ..." Sie klappte eins auf. Vergilbte Seiten rieselten zu Boden. „... ist Mottenfutter gewesen." Ich kicherte. Nur Rhian konnte sich so sehr über alte Bücher freuen. Ich griff mir irgendein Buch, wir ließen und auf ein Plüschsofa fallen und kuschelten uns aneinander. Als ich zu zittern begann, besorgte Rhian uns eine Decke und breitete sie über uns aus.

Ich klappte das Buch auf, doch immer wieder schweifte meine Aufmerksamkeit zu all den Teilen meines Körpers, die Rhian berührten. Ihre Wärme drang durch mein Kleid und ich fühlte, wie sich ihr Oberkörper hob und senkte. Mit einem Windhauch blätterte sie die Seiten des Buches um, das die vorsichtig in den Händen hielt, wie einen Schatz. Sie benutzte ihre Windhexenkräfte nicht oft, warum, weiß ich nicht. Sie wirkte nur wirklich frei, wenn sie einen Windstoß heraufbeschwor. Gedankenverloren senkte ich meinen Kopf auf ihre Schulter. Zu spät realisierte ich, was ich da tat. Hatte ich gerade eine Grenze überschritten? Was, wenn Rhian diese Art von Intimität unangenehm war? Dann würde unser weiterer Aufenthalt hier ziemlich peinlich werden.

Doch sie senkte ihren Kopf gegen meinen.

Gegen die Mittagszeit liefen wir zurück in meine Gemächer. Kaum verschwand Rhian in der Geheimtür, da betrat Adorjan den Raum. „Seid Ihr fertig, Mylady?" Ich folgte ihm mit gemischten Gefühlen. Einerseits schmerzte mein Magen vor Hunger, andererseits fürchtete ich vor jedem Bissen. Schweigend betraten wir den Speisesaal, ich setzte mich, der Koch kam herein. Er trug nur eine einzige Platte und als er diese vor mir abstellte, grummelte er: „Euer Salat, Mylady!"

Es war ein Teller, gefüllt mit Kopfsalatblättern, ein paar Scheiben Tomaten und Gurken. Kaum hatte ich mir einen Bissen in den Mund geschoben, betrat jemand den Raum. „Verzeih mir, Darling, dass ich dich den ganzen Vormittag habe allein gelassen." Cai durchquerte den Raum und beugte sich zu mir herunter. Im letzten Moment begriff ich, was er wollte. Etwas überrumpelt drückte ich meine Lippen auf seine. Es war, als würde ich einen Eisblock küssen. Immerhin war der Schock darüber nicht mehr ganz so groß wie gestern bei der Hochzeit.

Schnell schluckte ich meinen Bissen herunter und murmelte: „Hey, Schatz." Und als mir einfiel, was Adorjan gesagt hatte, fügte ich hinzu: „Wie war die Ratssitzung?"

Erst jetzt bemerkte ich die Augenringe und die einzelnen Strähnen, die aus seiner sonst so tadellosen Frisur herausragten. Er stützte die Ellenbögen auf dem Tisch ab – drei Monate Stubenarrest, wenn ich das unter Beisein von Großmutter Magaret gemacht hätte. „Eine Tortur. Und eigentlich sollte ich noch immer da sein, aber ich wollte mir unbedingt Zeit nehmen für meine Frau." Er fuhr sich übers Gesicht. „Hast du schon mal versucht, mit störrischen, verzogenen Kleinkindern zu verhandeln?" Bevor ich mir eine weitere Tomate in den Mund schieben konnte, antwortete ich: „Ich habe einen acht Jahre alten Cousin. Glaube ich mir, das habe ich."

„Genauso kannst du die den Rat vorstellen", grummelte er und zog die Ärmel seines Jacketts zurecht. „Alte, störrische, verzogene Kleinkinder, die an Jahrhunderte alten Regeln festklammern." Eine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. „Und wie war dein Tag?"

Jetzt kam mein Part. „Ganz fürchterlich langweilig, ohne dich." Dabei klimperte ich mit den Wimpern und beugte ich zu ihm.

„Dann habe ich gute Neuigkeiten für dich, was das Nachmittagsprogramm betrifft: Wir werden uns mit einigen der Lords und Ladys zum Tee treffen."

Beinahe verschluckte ich mich. Ein Treffen mit der feinen Gesellschaft? Mit den Vampiren? Mein Puls schoss in die Höhe. Cai ahmte mit den Lippen die Worte: ‚Ich hatte keine Wahl.' Laut sagte er: „Vertrau mir, Liebling. Das wird toll. Dann hast du endlich die Möglichkeit, sie richtig kennenzulernen." Dabei streichelte er meinen Unterarm. Ich hatte Mühe, ihn nicht abzuschütteln.

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