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Kapitel 11


Ich war allein, als ich die Augen aufschlug, wie jedes Mal, wenn ich erwachte, doch dieses Mal fühlte sich das Alleinsein einsam an. Und das noch, bevor ich mich an Rhian erinnerte. Rhian. Der Ball. Die Rebellen. Arthur. Ich erwartete eine Flut an Emotionen, spürte aber nichts. Ich schwang die Decke weg und betrachtete den Teppich unter meinen Füßen. Nebel haftete in den Wäldern, die ich vom Fenster aus sehen konnte, und die Scheibe war beschlagen. Ein eiskalter Luftzug kroch zwischen dem Spalt hindurch und kitzelte meine Oberarme.

Mein Kleid von gestern lag zerknüllt in einer Ecke. Ich machte mir nicht die Mühe, es anzusehen. Eine Zofe sollte es später wegwerfen. Wenn ich nur das gleichen mit meinen Erinnerungen machen könnte!

Ich schlüpfte in mein Lieblingskleid. Meine Glaskette trug ich ebenfalls und das Haar fiel mir über die Schultern. Bei allem, was ich tat, fühlten meine Bewegungen sich seltsam steif an. Als würde ich nur zusehen. Ich betrachtete mich im Spiegel. Der goldene Farbton war fast aus den Haarsträhnen verschwunden, und das natürliche Silber leuchtete hervor. Augenringe lagen unter meinen Augen, dennoch fühlte ich mich wach. Ich machte mir nicht die Mühe, sie abzuschminken.

Dann schloss ich die Tür auf und trat ich auf den Flur hinaus. Normalerweise wartete Adorjan vor der Doppeltür, heute war es nur ein junger Mann. Ich wollte zum Saal gehen, in dem Gabriel mir sonst immer Essen servierte. Mein Magen krampfte sich vor Hunger zusammen.

„Mylady! Ihr seid hier!? Lord Winter ist schon halb krank vor Sorge." Sicherlich war er das. Was sollte er auch tun, wenn sein nützlichstes Werkzeug ausfiel?

„Wartet, ich bringe Euch zu ihm. Folgt mir!" Der Gardist schlug eine Richtung ein, die definitiv nicht zum Frühstück führte.

„Aber ich bin hungrig. Ich will erst was essen", protestierte ich.

Überraschung breitete sich auf dem Gesicht des Gardisten aus. „Aber Lord Winter, er tigerte die ganze Nacht durch die Gänge. Er brennt darauf zu erfahren, ob es Euch gut geht."

Wie Gift breitete sich die Erkenntnis in mir aus. Ich war zwar jetzt eine Spionin, aber um diese Aufgabe auszuführen, musste ich weiterhin diese niederträchtige Scharade spielen. Also nahm ich eine gesorgte Miene an. „Oh ja! Natürlich, wie konnte ich ihn vergessen! Ja, bringen Sie mich so schnell wie möglich zu Cai. Bitte!"

Sofort lief der Gardist los, und ich folgte ihm. Mein Magen knurrte. Ich konnte es nicht fassen, dass ich Cai über mein Frühstück stellen musste.

Wir fanden ihn in einer Halle. Er sprach mit einem Gardisten, so laut, dass ich seine Worte hörte, bevor wir überhaupt neben ihm standen. Er fiel mir um den Hals. Ich schnappte nach Luft und ein Schrei bahnte sich meine Kehle empor. Doch ich biss mir auf die Lippen. Seine Kälte drang durch jede Faser meines Kleides. Bilder flackerten vor meinem inneren Auge auf. Arthur schnitt mein Kleid auf. Seine Klaue um mein Handgelenk. Seine Zunge auf meinem Oberarm.

„Lijana, oh Gott sei Dank geht es dir gut!" Er küsste meine Wange. Arthurs Atem auf meinem Hals. „Adorjan hat mir erzählt, was passiert ist. Es tut mir so leid! Ich hätte besser aufpassen sollen." Er trat einen Schritt weg und gestikulierte wild. „Hat er dir irgendwas angetan? Oh, es tut mir so leid. Ich wollte zu dir, aber wir konnten dich nicht finden und die Tür zu deinen Gemächern war abgeschlossen und ich-"

„Hey!" Ich unterbrach ihn, weil er sich gerade vor den Gardisten blamierte, und packte seine Handgelenke. „Es ist alles gut. Ich bin okay. Rhia- ein Dienstmädchen hat mich gefunden und zu meinen Gemächern gebracht." Und nach einem Augenblick, in dem sich die Angst in mir schürte, fragte ich: „Und was ist mit Arthur? Hast du ihm seinen Titel entzogen?"

Seine Miene wurde dunkler.

„Lijana, ich kann ihn nicht-" „Aber, was er mir angetan hat! Er hat mich bedroht und ... er hätte mich fast vergewaltigt!" Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. „Wie kannst du, Cai, es also noch erlauben, dass dieser Dreckssack hier herumläuft? Was, wenn er es wieder versucht? Oder einem anderen Mädchen das gleiche antut? Oder schlimmeres? Und niemand etwas dagegen tut, weil sie ‚nur' eine Zofe ist?"

„Lijana, beruhige dich!" Jetzt war es Cai, der meine Hände festhielt. Die Gardisten zogen sich zurück.

„Hör mir zu!" Er ließ meine Hände los. „Ich habe mich darum gekümmert. Er wird zum Südstreifen reisen und die Lage dort stabilisieren. Du wirst für eine lange Zeit nicht in seiner Nähe sein. Also, wie wäre es, wenn wir nachsehen, was Gabriel heute Schönes gekocht hat, hm?" Ich atmete durch, und beinahe verschwand das klamme Gefühl aus meinen Eingeweiden. Und wie auf Kommando grummelte mein Magen. Cai lachte. Dann hakte ich mich bei ihm unter und gingen zum Saal.

Doch eine Frage brannte mir noch auf der Zunge, und erst, als ich ein paar Pancakes auf meinem Teller hatte, und wir wirklich alleine waren, traute ich mich, sie zu stellen. „Cai, vielleicht könnte ich dich ja mal besuchen, wenn du mit dem Rat neue Kriegsstrategien planst."

Cai runzelte die Stirn. Schnell fügte ich hinzu: „Das würde dann den Eindruck erwecken, dass ich grenzenlose Sehnsucht nach dir hätte, und ich mich wirklich für deine Arbeit interessieren würde." Und leiser fügte ich hinzu: „Meine Mutter hat meinen Vater oft besucht, als er gearbeitet hat."

Cai legte den Kopf schief. „Potentiell mag ich die Idee. Nur im Rat kann es ganz schön heftig zugehen und ich will nicht, dass du dazwischen sitzt. Aber vielleicht könntest du mich nach einer Ratssitzung besuchen." Ich grinste. „Cool. Heute?"

Ein Lachen entwich ihm. „Ja, gerne. Du nimmst deine Aufgabe ja wirklich ernst." Natürlich tat ich das. Ich wollte Leroy und Calliope nicht enttäuschen.

Bis zum Nachmittag saß ich wie auf heißen Kohlen. Rhian musste arbeiten, und somit blieb ich allein. Ich hatte all meine Bücher durchgelesen, und verspürte auch keinen Drang, zu lesen. Adorjan traf ich auch nicht an. Ich wollte mich wenigstens bei ihm bedanken, dass er mich gerettet hatte.

Endlich, als die Sitzung vorbei war, huschte ich durchs Schloss und trat zum ersten Mal in jenen Saal ein, in dem die Kriegszüge der Vampire beschlossen wurde. Er war nahe dem Eingang des Schlosses. Die Wände waren komplett aus Holz und wirkten dennoch stabil. An den Wänden hingen Ölgemälde von vergangenen Königen, und das einzige Möbelstück war eine ellenlange Tafel aus Stein. Darauf war eine Weltkarte eingemeißelt.

Einige Ratsmitglieder unterhielten sich mit anderen, doch die meisten verließen den Saal. Ich huschte zu Cai, der am Kopf der Tafel saß, umarmte ihn von hinten und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Auch wenn die anderen Vampire nicht hinsahen, sollten sie wenigstens resignieren, dass Cai und ich Zuneigung zeigten.

„Hey Schatz", flüsterte ich ihm ins Ohr, gerade so laut, dass die anderen es hören konnten. „Ich habe dich vermisst."

Er küsste mich zurück und murmelte: „Ich dich auch."

Immer wieder schielte ich zu der steinernen Weltkarte und den Figuren darauf, doch ich konnte unmöglich erkennen, was sie bedeuteten. „Ich habe nie ganz verstanden, wie diese Kriegsstrategien funktioniert", murmelte ich und richtete mich auf. Ein Vampir sah auf und runzelte die Stirn, also fügte ich schnell hinzu: „Ich will nur wissen, womit du so viel Zeit verbringst. Mich interessiert es einfach." Der Vampir richtete wieder seine Aufmerksamkeit auf seine Unterlagen. Ich atmete auf.

Cai erhob sich von seinem Thron – ähnlichen Stuhl und bewegte sich zur Mitte des Tisches auf der die steinerne Karte lag. Nun konnte ich die Landmassen erkennen und zuordnen. Aber die Grenzen waren anders. Statt der Länder der Menschen zeigte diese Karte den Flickenteppich von Vampir – und Werwolfsterritorien. Punkte zeichneten die Hauptstädte ein (Wolfstein war der größte) und unterschiedliche Figuren standen auf der Karte. Besonders viele tummelten sich um ein Gebiet im Zentrum von Afrika, dort, wo Vampir – und Werwolfsgebiete aufeinanderprallten. Der Südstreifen. Ein Kribbeln fuhr durch meinen Körper.

„Das hier sind unsere Ländereien", meinte Cai und zeigte auf einige Gebiete. „Und das sind die Länder der Werwölfe. Hier sind bedeutende Städte, da sind ökonomisch wichtige Orte, wie Ölvorkommen ..." Das Kribbeln wurde zu einem frustrierten Kratzen. Konnte er nicht zum interessanten Part vorspringen?

Schließlich riss meine Geduld. „Was bedeuten die Figuren da?" Ich zeigte auf den Südstreifen.

Cais Blick huschte zu mir, dann zu der Handvoll Ratsmitgliedern, die noch übrig waren.

„Also gut. Diese Figuren symbolisieren unsere Truppen", er zeigte auf die Jadefiguren. „Und da sind die Rudel der Werwölfe, oder zumindest wo uns von unseren Spähern berichtet wird, wo sie sind. Wir haben keine genauen Angaben, und sie wechseln ständig ihre Position." Er deutete auf die Figuren aus Onyx

Ich nickte. Jetzt erkannte ich ein Muster in den Figuren. Die dunkelgrünen Truppen der Vampire waren pfeilförmig angeordnet, die schwarzen Soldaten wirkten eher zufällig abgestellt. Doch das half mir wenig, wenn ich mehr über die Strategien erfahren wollte. Nur wie sollte ich ihn danach fragen, ohne Aufsehen zu erregen? Ich lächelte. Glücklicherweise hatte ich in den letzten Wochen einiges gelernt.

„Das sieht wirklich kompliziert aus. Was auch immer für eine Strategie ihr verfolgt, ich bin mir sicher, sie ist genial." Ich klimperte mit den Wimpern und drehte meinen Kopf leicht zu Cai.

Dieser grinste. Er schluckte den Köder. „Ja, das ist es wirklich. Sobald wir die Berichte von den Truppen haben, werden wir ihnen die neuen Befehle geben. Uns ist in den letzten Wochen ein Durchbruch an der Grenze gelungen, und daher verfolgen wir eine neue Strategie. Hier!" Er zeigte auf die Spitze des Pfeiles. „Die Werwölfe werden, um uns zurückzudrängen, all ihre Soldaten dorthin schicken. Und wir werden unsere Truppen von hier und dort abziehen", er deutete auf die Seiten des Pfeiles, „Und sie hier an die Spitze schicken. Damit sind wir den Werwölfen zahlmäßig überlegen und werden sie schwächen."

„Hört sich wirklich genial an", schmeichelte ich.

Er nickte, während ich mir versuchte, die Pläne einzuprägen. Meine Stirn legte sich in Falten. Sahen die Vampire nicht, dass sie sich an den Seiten des Südstreifen angreifbar machten? Es müssten sich nur genügend Werwölfe nach Osten und Westen begeben und die wenigen Truppen vernichten. Dann wäre ihnen gleich an zwei Stellen ein Durchbruch gelungen.

„Ich muss gehen. Ich habe noch ... Sachen zu erledigen." Mit diesen Worten hauchte ich ihm einen Kuss auf die Lippen und wandte mich zum Gehen zu. Doch jemand versperrte mir den Weg, und dieser Jemand war niemand geringeres als William Blackstone.

„Lord Blackstone" entfuhr es mir. Er hatte den Kopf erhoben und trug wie immer ein arrogantes, fast schon überhebliches Lächeln auf den Lippen. Die Arme hatte er hinter dem Rücken verschränkt.

„Mylady, was für eine unverhoffte Überraschung, Euch hier zu treffen. Habt ihr Euch endlich dazu entschlossen, etwas Zeit mit Eurem Seelenverwandten zu verbringen?" Die Art, wie er ‚Seelenverwandter' sagte, ließ mir einen Schauder den Rücken herunterrieseln. Das Bild von ihm, wie er mit Kahleen und Morrigan tuschelte, kam mir in den Sinn.

„Ja", stammelte ich. „Ich habe ihn vermisst und wollte sehen, womit er seine Zeit vertreibt." Ich knetete die Hände vor dem Brustkorb und tat alles, um seinem stechenden Blick auszuweichen.

„Ich wollte Euch noch zu Eurem vortrefflichen Ball gratulieren. Ich habe mich wirklich köstlich amüsiert." Und dann beugte er sich etwas vor – unbewusst ahmte ich dieses Verhalten nach, doch es war schon zu spät. Er wisperte so leise, dass ich ihn kaum verstand: „Ihr haltet die Scharade wirklich gut aufrecht. Beinahe wäre mir nicht aufgefallen, dass Ihr Euren Oberkörper so oft wie möglich von ihm abwendet. Sonst macht man das nur mit Personen, gegen die man eine Abneigung hat. Dasselbe gilt für Eure Füße."

Automatisch sah ich hinab. Tatsächlich. Unbewusst hatte ich meine Füße so gedreht, dass sie sich von ihm abwandten. Ich schnappte nach Luft. Kalter Schweiß brach mir aus. Er hatte unsere Lüge mit diesem kleinen Detail durchschaut? Nicht einmal ich hatte darauf geachtet, bis eben gerade. Ich schaute überallhin, nur nicht in sein Gesicht, die Hände immer noch knetend.

„Gibt es ein Problem, Lord Blackstone?"

Cai baute sich vor ihm auf. Er schob sich hinter mich, wie der Anführer eines Rudels, der einen Konkurrenten zum Kampf herausfordert. Dem sonst so beherrschten William entglitt die sonst so beherrschte Miene. Doch innerhalb eines Herzschlags hatte er wieder sein überhebliches Lächeln aufgesetzt.

„Keineswegs. Ich unterhalte mich nur gerade mir Eurer ‚Seelenverwandten'." Dabei nahm er eine Hand hinterm Rücken hervor und malte damit Anführungszeichen in die Luft. Seine Stimme war noch immer aalglatt und ohne die kleinste emotionale Regung darin. Mir blieb fast das Herz stehen.

„Oh, und", fuhr William fort, „vielen dank noch einmal für die Einladung zum Ball neulich. Ich hatte wirklich großen Spaß. Und auch in Arthurs Namen noch einmal vielen Dank. Wie ich hörte, war auch sein Vergnügen von einer pikanten Art." Kalter Schweiß brach mir aus. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich mich hinter Cai verstecken oder ihm an die Gurgel springen wollte. Da schob Cai sich zwischen mich und William. Er lehnte sich vor, nur ein bisschen, und ein animalischer Ausdruck trat auf sein Gesicht. Mein Herzschlag kam mir verräterisch laut vor.

„Hör gut zu, mein Lieber. Du lässt meine Frau in Ruhe, und hältst dich aus unseren Angelegenheiten heraus. Sonst schwöre ich beim Rat, dass du deinen Titel schneller los bist, als du irgendjemanden um den Finger wickeln kannst. Das ist ein Befehl von deinem König."

William hielt Cais Blick stand, dann senkte er die Augen. Bis zum heutigen Tag bin ich mir nicht sicher, aber ich meine, dass seine Lippen die Worte ‚Noch bist du nicht König', formten, als er eine Verbeugung andeutete, sich abwandte und den Saal verließ.

Spannung fiel von mir ab. Ich atmete aus, zitterte. Cai sah nach wie vor in die Richtung, in der William verschwunden war. „Mir gefällt das nicht", knurrte er. Ich nickte. Die Bewegung fühlte sich mechanisch an. William brauchte nur einen Beweis, um uns auffliegen zu lassen.

„Ich hab die Pläne! Ich hab die Pläne!", rief ich, als ich zusammen mit Rhian in die Katakomben hinabstieg. Calliope und Leroy waren gebeugt über den Tisch und stritten. Als sie mich bemerkten, hellte sich Calliopes Miene auf. Leroy blieb ruhig.

„Okay, was haben die vor?", fragte Calliope und trat zur Seite, sodass ich zum ersten Mal einen freien Blick auf den Tisch hatte. Auf ihm lag eine Karte, die den Südstreifen zeigte. Auch hier standen Figuren, doch diese waren Plastiksoldaten in unterschiedlichen Farben. Schnell erkannte ich, welche Farbe zur wem gehörte. Auch unterschied sich die Position der Soldaten von denen der Figuren auf dem steinernen Tisch.

„Sind das die exakten Positionen der Werwolfclans?", fragte ich und deutete auf die blauen Soldaten. Sie waren auch hier willkürlicher angeordnet, aber ich erkannte ein Muster. Im Gegensatz zu den Vampiren, die gezielt an einer Stelle durchbrechen wollten, deckten die Werwölfe eine breite Fläche ab. Eine risikoarme Taktik, doch welche Clans auch immer in der Mitte sein würden, würden von der geballten Kraft der Vampirsoldaten vernichtet werden.

Ich trat an den Tisch und bewegte die roten Soldaten, bis sie die Pfeilform erreicht hatten. Dabei schoss ein herrlich süßes Kribbeln durch meine Eingeweide, und ich konnte mir ein Lächeln kaum verkneifen. Dann trat ich zurück.

„Und das sind die Strategien?", hinterfragte Leroy mit gerunzelter Stirn und vor dem Oberkörper verschränkten Armen. Ich nickte. „Genau. Sie wurden heute beschlossen."

„Das ist nicht gut", murmelte Calliope. „Wir müssen sofort die Clans benachrichtigen, dass sie sich in der Mitte versammeln sollen."

„Das wäre ziemlich unklug", entfuhr es mir. Calliope wandte sich mir zu. „Was sagst du?"

Ich trat einen Schritt zurück, bis ich neben Rhian stand. Sollte ich ihnen wirklich von meiner Idee erzählen? Was, wenn sie einen riesigen Fehler hatte, den ich nicht sah, und Calliope mich dann für dumm hielt? Auf der anderen Seite: was hatte ich zu verlieren? Es schadete niemandem, von meiner Idee zu erzählen.

„Naja, ich sage nur, dass die Vampire im Osten und Westen stark angreifbar sind. Wenn ihr eure Leute ins Zentrum schickt, um ihre Truppen dort aufzuhalten, werdet ihr zahlmäßig unterlegen sein. Ihr werden viele gute Männer verlieren. Wenn ihr aber die Clans nach Osten und Westen schickt, haben ihr dort die Chance, Land zurückzugewinnen, weil dort weniger Vampirtruppen sein werden. Plus: ihr habt einen Durchbruch an mehreren Stellen."

Meine Handflächen schwitzten, und ich verhaspelte mich mehrmals, und als ich fertig war, senkte ich den Blick. Ich schob mich noch etwas zurück, um mich hinter Rhian zu verstecken. Das Schweigen ließ mir die Röte ins Gesicht schießen. Warum hatte ich das gesagt? Ich hatte mich vermutlich gerade bis auf die Knochen blamiert.

„Sie hat nicht Unrecht. Das würde uns einen Vorteil einbringen", meinte Calliope. Ich sah auf und versuchte mein Lächeln zu verbergen.

Da fuhr Leroy sie an: „Cal, willst du mich verarschen? Du kannst keine Befehle von einem Kind entgegennehmen!" Sofort schoss mir das Blut in den Kopf. „Das war kein Befehl, nur ein Vorschlag", sagte ich halblaut.

„So oder so", knurrte Leroy, „Was weiß sie schon von Kriegsführung? Und wer weiß, ob wir ihr trauen können? Was, wenn sie uns in die Irre führt, und wir gute Leute verlieren, nur wegen ihr?"

„Ich hasse die Vampire genauso sehr wie ihr!", rief ich mit zu Fäusten geballten Händen. „Welchen Grund hätte ich, euch Falschinformationen zu geben?"

Darauf schwieg Leroy.

„Trotzdem", murrte der Werwolf. „Ich werde keine Ideen von einem Kind umsetzen. Und du solltest das auch nicht tun, Calliope." Er wandte sich ab. „Wir werden den Werwölfen sagen, sie sollen zum Zentrum und sich dort bereitmachen." Damit war das Gespräch für ihn beendet. Calliopes Blick haftete an seinem Rücken. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ja, das werden wir tun. Lass mich die Clans benachrichtigen."

Ich wandte mich zum Gehen, da lief Rhian an mir vorbei und beugte sich über die Karte. „Welcher davon ist der Ascanius – Clan?" Calliope deutete auf eine Figur ganz am Rande. Ein Lächeln umspielte Rhians Lippen, als sie die Figur aufhob und liebevoll über das Plastik strich, ehe sie den Soldaten wieder dort hinstellte, wo er gewesen war. Sie lief zu mir und wir wollten gehen, da baute sich Leroy vor mir auf. „Ich hoffe für dich, dass deine Informationen wahr sind."

„Keine Sorge, das sind sie", antwortete ich, ehe ich mich über diesen Anflug von Selbstbewusstsein wundern konnte.

Später an diesem Tag klopfte es an der Tür. Ich wollte mich gerade bettfertig machen und hatte eigentlich wenig Lust auf Besuch. Doch mit der Hoffnung, es wäre Rhian, öffnete ich die Tür. Es war ein Leibgardist, der mir ein silbernes Tablett darreichte, auf dem ein marmorfarbener Briefumschlag lag. Auf diesem stand in feinen, geschwungenen Buchstaben mein Name. Dankend nahm ich den Brief entgegen und brach das Wachssiegel auf.

Meine geliebte Lijana,

Um meine Reue bezüglich der Vorfälle in der Ballnacht zu zeigen, lade ich Euch herzlich ein, morgen Abend das ‚Fenice – Opernhaus' zu einer exklusiven Vorstellung des ‚Spielers' mit mir anzuschauen.

In Liebe

Cai Winter

Ich wendete den Brief inmeinen Händen. Eine Theateraufführung? Wie nett. Immerhin besser, als nur hierherumzusitzen. Wann war ich das letzte Mal im Theater gewesen? Es war zu langeher. Ich musste Nikita bitten, mir ein schönes Kleid bereitzuhalten. Lächelndlegte den Brief weg, und als ich ins Bad ging, musste ich mir eingestehen, dassich mich auf die Vorführung freute. 

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