Das Date
Ich schlug meine Augen auf und bemerkte, dass ich mich wieder in meinem Zimmer befand. Die Sonne schien durch das Fenster und ließ den Raum freundlicher wirken. Eigentlich war ja weiß gar nicht so schlimm.
Vielleicht habe ich überreagiert, dachte ich.
Plötzlich ging die Tür auf und Mr. Pevensie betrat das Zimmer. Er hatte ein Tablett mit Essen und Trinken auf dem Arm, was mich zutiefst verwunderte, da er ja eine Haushälterin hatte.
»Guten Morgen. Fanny hat mir erzählt, dass du Cola magst und deswegen habe ich dir - ausnahmsweise - welche mitgebracht«, begrüßte er mich.
»Danke.« Vorsichtig nahm ich das Glas in die Hand. Es war noch kalt und ich nippte langsam daran.
»Sie könnten mein Bruder sein«, merkte ich an.
»Oder dein Freund.«
Ich verschluckte mich, als er das sagte, und musste laut Husten.
Bevor ich etwas erwidern konnte, klingelte mein Handy und ich nahm es in die Hand. Unbekannte Nummer.
Ich zog an dem grünen Hörer und sagte: »Hallo?«
»Hey, Sal!«, rief jemand am anderen Ende der Leitung.
»Jack?«
»Ja, du -« Mein Herz machten einen Sprung. Okay, jetzt kurze Erklärung: Jack war ein Junge, der in meine Klasse ging und in den ich bereits seit Langem verliebt war.
«- und da wollte ich dich fragen, nur wenn es dir besser geht, ob du Lust dazu hast?«
»Wozu?« Oh Mann. Ich hatte gar nicht richtig zugehört.
»Auf ein Treffen?«, wiederholte Jack verwundert.
»Ja. Ja! Super-duper gerne!«, quietschte ich und in genau diesem Moment wurde mir klar, wie peinlich meine Reaktion gerade war.
»Na dann, bis nachher!«, sagte der Junge, dann legte er auf.
»Was war los?«, wollte Mr. Pevensie neugierig wissen.
Ich zuckte mit den Schultern und murmelte etwas mit »Nur Hausaufgaben«.
Ich rannte aus dem Zimmer und machte mich im Bad fertig. Nach einer Stunde schlich ich leise aus dem Haus und fuhr mit einem Taxi zu Jacks Haus. Ich hatte ihn vorher noch einmal angerufen, da ich nicht wusste, wo wir uns treffen wollten.
In der Schule hatten Jack und ich nie viel miteinander geredet. Und jetzt trafen wir uns sogar!
Ich stand vor Jacks und wartete ... Ich wartete schon seit vielen Minuten und langsam bekam ich das Gefühl, verarscht worden zu sein.
Dann - endlich - kam er aus dem Haus gerannt. Das Peinliche: Ein Haus weiter von dem, wo ich stand.
»Hey!«, rief ich und tat so, als ob ich noch gelaufen wäre.
»Hi!« Jack umarmte mich und völlig überrumpelt erwiderte ich die Umarmung. »Ich musste mich noch umziehen, da ich gerade Tanzunterricht hatte.
»«Du tanzt?«
»Ja ... Schon seit einigen Jahren. Ist das schlimm für dich?«, fragte er leicht schüchtern.
Wir liefen die Straße hinunter und bogen in einen riesigen, aber wunderschönen Park ab.
»Nein! Ich tanze auch. Ich liebe tanzen. Es gibt mir das Gefühl …«
»... frei von allem zu sein«, beendete der Junge.
Ich nickte energisch. »Absolut! Vielleicht können wir ja mal zusammen tanzen.«
»Liebend gerne!«
Wir setzten uns auf eine Bank. Von dort konnte man einen kleinen Teich mit Enten und Schwänen beobachten. Jack griff in seine Jackentasche und holte ein Stück Brot heraus. Er warf es den Tauben, welche vor uns umherliefen, zu. Lächelnd sah ich den Vögeln zu, wie sie sich um das Essen stritten.
»Wieso wolltest du mich treffen?«, fragte ich endlich.
»Ich ... ich weiß nicht. Fanny hat mir erzählt, was mit dir passiert ist. Sie hat von deinem ganzen Leben erzählt und deswegen wollte ich mit dir …«
»Moment mal. Fanny hat dir von mir etwas erzählt? Etwas Privates?« Ich wollte aufspringen, aber Jack hielt mich fest.
»Warte! Ich finde das echt ... Du bist einzigartig! Etwas Besonderes! Und ich will mehr über dich erfahren!«, rief er.
»Du hast dich doch vorher auch nicht für mich interessiert«, gab ich schnippisch zurück.
»Bitte, Sally. Glaube mir.«
Nun schaute ich ihm direkt in die Augen und durch diesen Blick ließ ich mich erweichen. «Na gut.«
Jack und ich liefen die ganzen Stunden durch die Straßen und unterhielten uns. Hauptsächlich über mich. Ich erzählte ihm alles, echt alles, obwohl ich wusste, dass ich es später bereuen würde.
Als es schon dunkel wurde, begann es zu regnen und er gab mir seine Jacke.
Ich stand gerade an einer Bushaltestelle und wollte ein Taxi rufen, als plötzlich ein silbernes Auto vor uns hielt.
Der Fahrer ließ die Scheibe herunterfahren und blickte mich zornig an. Ich schaute wütend zurück, rührte mich aber nicht.
»Einsteigen!«, befahl Mr. Pevensie.
Ich rollte die Augen, bewegte mich aber zum Auto. Bevor ich einstieg, riss Jack mich herum und küsste mich auf den Mund.
»Danke, dass du mir so sehr vertraut hast«, flüsterte er in mein Ohr und rannte dann die dunkle Straße hinunter.
Völlig überwältigt stieg ich ins Auto , setzte mich hinten hin und lehnte meinen Kopf gegen die Scheibe.
Er hat mich geküsst!, schoss es mir durch den Kopf.
Mr. Pevensie startete den Motor und fuhr los. »Wer war das?«, wollte er sauer wissen. Irgendetwas lag noch in seiner Stimme. War es etwa Eifersucht?
Der Mann ist echt gruselig!
»Wo sind wir?« Ich ging auf seine Frage gar nicht ein.
»In Finchley.«
Auf einmal wurde alles schwarz und ich hielt mir meinen Kopf. Als es wieder aufhörte, hob ich ihn und befand mich in einem völlig anderen Auto. Mr. Pevensie war immer noch vor mir, aber auf dem Beifahrersitz saß eine Frau.
»Ah. Also London«, sagte sie und ich erkannte ihre Stimme. Es war Belle. Verwundert starrte ich sie an, doch sie schienen mich mal wieder nicht mitzukriegen.
»Ist das Ihr Ernst? Wussten Sie das wirklich nicht ...?«, fragte der Mann erstaunt. Es war nicht Simon, sondern sein Vater.
»Ich war mit meinem Großvater oft in London«, unterbrach Belle ihn.
Mir war klar, dass es Erinnerungen waren, obwohl das eigentlich unmöglich war. Es waren Belles oder Peters.
Ich tippte Peter auf die Schulter, aber reagierte nicht. Wäre auch zu schön gewesen...
Dann berührte ich Belles Schulter. Komischerweise drehte sie sich zu mir um, schien aber durch mich hindurchzusehen und sagte auch nichts.
Wir fuhren eine Weile, dann hielt das Auto vor dem weißen Haus, wo Eustachius Knilch nun wohnte.
Ich blieb im Auto sitzen, aber wechselte auf den Beifahrersitz. Ich schaute mich ein wenig um, auch wenn man hier sicher nichts finden konnte. Plötzlich sah ich etwas Orangenes zu meinen Füßen und bückte mich. Es war ein Zettel, auf welchem was gekritzelt war:
Gehe zu dem Haus von Professor Digory Kirke. Er wird schon tot sein, aber du wirst dort Antworten finden.
Belle
PS: Versuche nicht zu fragen, sondern zu suchen und zu antworten!
Belle hatte mir geschrieben. Was war nur los mit mir?
Plötzlich bekam ich wieder Kopfschmerzen und beim nächsten Wimpernschlag befand ich mich wieder in Mr. Pevensies Auto. Auf dem Beifahrersitz. Und ich hatte den Zettel in der Hand.
»Welche war es diesmal?«, fragte er neutral.
»Was?«
»In welcher Erinnerung warst du gerade?« Er schaute mich immer noch nicht an.
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen ...«, gab ich zurück und versuchte ihm damit klar zu machen, dass ich Ruhe benötigte.
Er akzeptierte es sogar und wir fuhren schweigend nach Hause, während ich über den Zettel nachdachte.
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