Die unbekannte Stimme
[Edmund - The Just]
Ich schritt um den Steinernen Tisch herum, während ich das Gefühl hatte, von dem Abbild des Löwen beobachtet zu werden.
Ich seufzte und setzte mich auf die zerbrochene Platte. Ich hatte keine Lust nach Hause zurückzukehren. Was mir auch nicht wirklich möglich war, denn mein Pferd war verschwunden und ich hatte keine Ahnung, in welche Richtung ich musste.
Plötzlich vernahm ich ein Geräusch, welches ich nicht identifizieren konnte, und dann Schritte. In der Ecke blitzten zwei Augen und ich sprang vor Schreck auf. Hastig rannte ich zur Fackel und hielt sie ängstlich vor meinem Körper.
"Wer ist da?", fragte ich unsicher.
Eine tiefe Stimme lachte und obwohl es ein warmes und irgendwie auch ein freundliches Lachen war, lief mir ein Schauer den Rücken hinunter. "Komm raus, du Feigling!"
Wieder lachte der Unbekannte. "Ich halte keine Fackel schützend vor mir", sagte er.
"Ich brauche sie nur, um etwas Licht zu haben", log ich und starrte in die Ecke, in welcher ich die Augen gesehen hatte. Nun erkannte ich jedoch gar nichts, doch ich war zu ängstlich, um näher heranzugehen. "Wer seid Ihr und was wollt Ihr?"
"Ich bin ein alter Freund deiner Familie, Helena", antwortete der Unbekannte.
"Woher wisst Ihr meinen Namen?" Langsam wurde es immer ungemütlicher.
"Ich weiß eine Menge. Und ich weiß auch, dass ein Unheil auf Narnia zukommen wird. Ihr werdet es bald schon erkennen. Die Zeichen werden kommen. Du musst deine Mutter vorwarnen. Sie achtet nicht mehr auf die wichtigen Dinge. Sie verschließt sich vor allem."
"Wovon redet Ihr?", fragte ich, doch niemand antwortete. "Hallo?" Doch wieder nichts.
Aufeinmal kam Panik in mir auf und ich rannte los. Ich stürmte die Treppe hinauf und schlängelte mich dann durch die Trümmer in der Halle. Ängstlich schmiss ich die Fackel auf den Boden und drängte mich durch den engen Spalt nach draußen.
Die Sonne stand im Zenit und schien mir direkt ins Gesicht. Ich sah mich um, doch mir kam wirklich nichts bekannt vor.
Ich hatte jetzt die Wahl zwischen Weiterlaufen und Warten, doch egal, was ich tun würde, ich war verloren. Eventuell hätte ich Glück und ich würde durch Zufall zurückfinden, doch darauf konnte ich nicht vertrauen. Letztendlich kletterte ich den Hügel hinauf. Ich zog mich an dem Gestein hoch und versuchte mit meinen Füßen immer wieder Halt zu finden.
Nicht nach unten sehen, mahnte ich mich.
Endlich kam ich oben an. Mit aller Kraft zog ich mich auf die Beine und klopfte mir den Schmutz von den Kleidern. Ich schirmte meine Augen mit meiner Hand vor der Sonne ab und sah mich um. Ich konnte über die riesigen Wälder sehen und in der Weite erkannte ich das telmarische Schloss. Es schien winzig und ich befürchtete, erst im Dunkeln dort anzukommen.
Oder gar nicht.
Langsam machte ich wieder an den Abstieg und schritt dann über die Ebene - immer mit der Vorsicht, nicht in die Löcher zu fallen. Ich trat zwischen die Bäume und lauschte kurz dem Plätschern des Flusses. Ich folgte dem Geräusch und bald stand ich schon an seinem Ufer. Nur kam ein Problem auf: Wie sollte ich hinüberkommen?
Schwimmen. Mir blieb nichts anderes übrig. Ich gab mir einen Ruck und trat ins Wasser. Ich hatte Glück, denn die Strömung war nicht sonderlich stark.
Als ich kleiner gewesen war, hatte mein Vater mir am Strand vor Cair Paravel das Schwimmen beigebracht, was sich nun als ziemlich nützlich erwies. Triefend kam ich an der anderen Seite des Flusses an. Ich hinterließ hinter mir eine Wasserspur auf dem Kies.
Ich betrat den Wald vor mir und folgte dem Weg. Ich schlang meine Arme um meinen Körper, da es allmählich kalt wurde. Plötzlich vernahm ich ein Geräusch zu meiner Rechten. Ich wandte mich abrupt um und schrak zusammen, doch dann bemerkte ich, dass es nur ein Faun war.
"Oh, Gott. Ich bin so froh, Euch zu sehen", sagte ich und wollte auf ihn zurennen, als er seine Hand vor seinen Körper hielt - er schien mich abzuweisen.
Seine andere Hand lag auf der Seite, wo sich das Herz befand und er lief krumm. "Nicht ... näherkommen", brachte er keuchend hervor und brach aufeinmal zusammen.
Ich rannte augenblicklich zu ihm und berührte ihn an der Schulter. "Was ist mit Euch?", fragte ich und rüttelte an seiner Schulter, doch er rührte sich nicht.
Plötzlich färbte sich sein Oberarm schwarz und ich wich erschrocken zurück. Seine Haut begann sich zu schälen und sie zerfiel wie Sägespäne von Holz, bis nichts mehr, bis auf Asche, übrig war. Ich kreischte und stolperte nach hinten. Aufeinmal spürte ich einen Arm um meinem Oberkörper, der mich fest drückte.
"Alles okay, Hel. Dir wird nichts passieren", vernahm ich Edmunds Stimme.
"E-Er ist ... zerfallen", sagte ich fassungslos. Mit schreckensgeweiteten Augen starrte ich den regungslosen Körper des Faun an, der gerade noch zu mir gesprochen hatte.
"Es ist alles gut, Helena. Du bist wieder bei uns. Dir wird nichts passieren."
Ich erhob mich zitternd und Edmund stand ebenfalls auf. Ich drehte mich um und erblickte meine Mutter, die mit einer ausdruckslosen Miene auf ihrem Pferd saß.
"Steig auf dein Pferd, Helena", sagte sie und deutete auf meinen Rappen, der wahrscheinlich zu ihnen gerannt sein musste.
"Mutter, der Faun ist zerfallen!", rief ich und deutete auf die Stelle, an welcher vorher das Wesen gelegen hatte.
"Das hast du dir nur eingebildet", meinte die Königin. "Setz dich auf dein Pferd!"
Ich sah sie verwundert an, erwiderte aber nichts. Irgendetwas schien sie vor mir zu verbergen und ich wusste, dass sie mich anlog.
Sie hat das mit dem Faun gesehen, dachte ich, sprach es aber nicht aus. Stumm leistete ich ihrem Befehl folge und schwang mich in den Sattel.
Ich glaube, ich sollte anfangen, ein wenig Narnias Geschichte zu studieren.
Es tut mir so leid, dass kein Kapitel in den letzten Tagen kam, aber ich hatte einfach so viel zu tun.
Ihr habt sicherlich mitbekommen, dass irgendetwas mit Helenas Verstand nicht stimmt. Das einzige, was ich sage, ist, dass sie keinen Plan von Belles Vergangenheit und generell der Vergangenheit Narnias hat. Ich hoffe, ihr könnt mir folgen ;)
Ich würde mich freuen, wenn ihr euch mal mein 'Buchvorschläge' - Buch anschaut. Darin ist etwas, was ich persönlich voll cool finde. Aber bildet euch eure eigene Meinung.
PS: Ich habe die Titel der Kapitel geändert, da ich es genauso machen wollte wie bei den anderen Büchern :D
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