Hochzeitsplanerin
»Wo ist sie verdammt?«, rief Edmund aufgebracht. Er lief im Zimmer auf und ab. »Was hast du jetzt schon wieder getan, Pet?«
Sein Bruder stand betrübt vor dem Kamin. Schweigend. Edmund wollte gerade weitersprechen, als es an der Tür klopfte. Aufgeregt sprangen alle auf und rannten zur Tür. Edmund öffnete sie und sah mich erleichtert an.
»Belle, wo hast du, zum Teufel, gesteckt?« Er umarmte mich stürmisch.
Total überwältigt antwortete ich: »Ich war nur spazieren ...«
Auf einmal trat Sarah hervor. »Es tut mir leid, Belle. Ich habe einfach überreagiert. Ich weiß, dass du und Peter nur eine Kindesbeziehung hatten.« Ich starrte verwirrt zu Peter. »Es würde mich sehr freuen, wenn wir das alles vergessen und Freunde werden könnten.« Sie hielt mir ihre Hand entgegen.
Zögernd wollte ich einschlagen, zog meine Hand aber kurz vor der Berührung zurück. »Ich glaube, ich brauche noch etwas Zeit zum Nachdenken ... So wie du mit mir umgegangen bist. Das macht man nicht bei einer König-« Ich stockte sofort, als mir bewusst wurde, was ich sagen wollte.
Sie starrte mich abwartend an. »Was wolltest du sagen?«, fragte Sarah.
»Sie ... sie ist ...«, versuchte Lucy die Situation zu retten. Alle sahen sie erwartungsvoll an. »Sie ist eine ... sie ist adlig. Mehr oder ... weniger.«
Sarah ließ ein Kreischen von sich. »Oh mein Gott. Wirklich? Das ist super! Mir tut das alles so leid. Das wollte ich nicht!« Sie griff nach meiner Hand und zog mich mit sich an den Leuten vorbei.
Sarah stand vor einem Schneiderei und musterte das Schaufenster. Ich stand neben ihr und legte den Kopf ebenso schief. Ich trug ein graues Kleid und einen grauen Mantel darüber. Meine Haare waren wieder einmal hochgesteckt und ich trug einen Hut. Allen in einem sah ich total bescheuert aus und so fühlte ich mich auch. Sarah war perfekt. Sie trug ein weinrotes Kleid und eine schwarze Jackett ähnliche Jacke. Oben am Kragen befand sich Fell. Und sie trug ebenso einen Hut, der ihr auch stand.
Ständig regnete es. Na gut. Wir befanden uns in London, England. Einer der Orte, wo es am häufigsten regnet. Wegen der Küste und so - jedenfalls nach Peters Worten.
»Ich würde mich sehr freuen, wenn du meine Brautjungfer wirst, Belle«, sagte Sarah plötzlich.
»Weil ich adlig bin?«
»Weil du adlig bist«, erklärte sie, als hätte sie meine Frage überhört. Dann lachte sie. Oh Gott, wie ich sie hasse. »War doch nur ein Scherz. Ich finde wir sollten wirklich Freunde werden. Beste Freunde!« Sie boxte mir in die Seite und kicherte.
»Hm«, machte ich.
Ohne etwas zu sagen, schleppte Peters Verlobte mich in den Laden. Wir begrüßten freundlich den Schneidermeister und meine neue beste Freundin rannte aufgeregt zu den Schaufensterpuppen, um die Kleider zu begutachten. Die meisten sahen total altmodisch aus.
»Wie sahst du auf deiner Hochzeit aus? Was hast du für ein Kleid getragen?«, fragte sie.
»Auf jeden Fall nicht solch eines«, erklärte ich und zeigte auf die Puppen. »Machen Sie auch Extrabestellungen?« Der Schneider schüttelte auf meiner Frage hin den Kopf.
»Wir sind hier doch kein Wunschkonzert.« Er musterte mich sauer und ich tat einen Schritt auf ihn zu.
»Hören Sie mal, Mr. Sie wird nicht in eins dieser hässlichen Dinger«, ich deutete auf die Kleider, »zum Altar stolzieren!«
Der Mann starrte mich nun fassungslos an und öffnete und schloss den Mund immer wieder - wie ein Fisch.
»Ich weiß nicht, wie sehr ich dir danken soll!«, sagte Sarah, als wir den Laden verließen.
Am besten gar nicht! »Nicht der Rede wert«, meinte ich stattdessen.
Der Schneider hatte letztendlich doch noch eingewilligt und wir hatten ihm aufgetragen, ein pinkes oder rosafarbenes Kleid zu schneidern. Ich war der Meinung, dass das mehr zu Sarahs Haarfarbe passte und weiß jeder trug. Dann wollte sie aber, dass ich ein weißes Brautjungfernkleid bekommen sollte. Als ob dies meine Hochzeit wäre.
»Ich weiß, normalerweise sollte man mit dem zufrieden sein, was man auch bekommen kann. Aber ich hätte noch eine Bitte an dich, Darling.« Oh, bitte nicht. »Könntest du mir bei der weiteren Hochzeitsplanung helfen?«
Na klasse!
»Susan könnte doch ...«, begann ich.
Sarah sah mich aus ihren blauen Augen, wie ein kleiner Hund, an.
»Na gut. Ich helfe dir!«
Sie kreischte - schon wieder - und umarmte mich freudestrahlend. Dann zog sie mich durch die Einkaufsstraße. Wir klapperte viele, sehr viele Geschäfte ab. Bestellten Leute, die das Hochzeitsessen zusammenstellen sollten, die den Garten dekorieren dürfen und Musiker, die einigermaßen schöne Musik spielen würden.
Wieder zu Hause angekommen zog ich meinen Mantel aus und ging in mein Zimmer. Sarah ließ ich alleine im Flur stehen. Ich war so müde. Erschöpft ließ ich mich auf das Bett fallen und war froh, endlich mal Ruhe zu haben. Aber falsch gedacht! Die Tür wurde mit einem Mal aufgerissen und Peter stürmte hinein.
»Auch mal anklopfen oder so?«, fragte ich sauer.
»Tut mir leid, aber das ist mein Zimmer.« Vor meinen Augen - er stand mit dem Rücken zu mir - zog er seinen Pullover aus, so dass ich seinen nackten Oberkörper sah. »Und wie war eurer kleiner Ausflug?«, fragte er, als er seinen Kleiderschrank öffnete und nach einem Oberteil suchte.
»Ach, ganz toll …«
»Könntest du mir vielleicht mal bitte helfen?« Er drehte sich um und ich musste auf seinen muskulösen Körper starren. Er hielt mir ein weißes Hemd und eine Krawatte entgegen.
»I-ich also i-ich?« Entsetzt sah ich ihn an.
»Siehst du hier sonst noch jemanden? Es ist ja nicht das erste Mal, dass du mich anziehst.«
Da hatte er recht. Also ergriff ich sein Hemd und half ihm. Ich knöpfte es zu. Dann nahm ich die Krawatte. Ich hatte echt keine Ahnung, wie man solch ein Teil zumachte. Ich versuchte es einfach irgendwie.
»Liebst du sie?«, rutschte es mir heraus.
Er sah mich verwirrt an, und bevor er etwas erwidern konnte, zog ich die Krawatte fest zu, klopfte ihm auf die Brust, murmelte »Schon gut« und verließ das Zimmer. Innerlich verfluchte ich mich für diese auffällige Reaktion. Ich wollte umkehren, doch ich riss mich zusammen und stolzierte in den Garten. Erschöpft ließ ich mich ins Gras fallen und schloss die Augen. Sofort schlief ich ein und ich träumte von Narnia, von meinen früheren Jahren mit Susan, Peter, Lucy und Edmund und von der Zeit davor.
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