Die Flucht
Susan und ich kamen am Ende des Ganges an, wo sich eine Eichentür befand. Ich drückte sie auf und dahinter kam das Meer und ein Strand zum Vorschein.
»Endlich draußen!«, raunte das Mädchen und ging vor. Sofort presste ich sie gegen den kargen Fels.
»Psst!« Ich deutete auf die Soldaten, die einige Meter von uns entfernt vor Cair Paravel standen und von dort mit Katapulten das Schloss beschossen.
»Und was jetzt?« Susan sah mich fragend an.
Suchend schaute ich mich um. Da entdeckte ich ein kleines Beiboot, welches verdeckt hinter einem Felsen im Wasser trieb. Man konnte nur den vorderen Teil sehen.
Ich stupste Susan an und zeigte ihr meine Entdeckung. Sie nickte und wir schlichen uns leise voran - geduckt, so dass uns die Feinde nicht sogleich entdecken konnte.
»Da! Da vorne sind sie!«, brüllte jemand.
Ich rannte los. »Mist! Sie haben uns gesehen. Schneller, Susan!«
Plötzlich stolperte das Mädchen hinter mir und fiel in den Sand.
»Oh nein!«
Die Gegner rannte auf uns zu. Es fehlten nur noch ein paar Meter, bis sie uns erreichen würden. Ich half Susan beim Aufstehen.
Auf einmal stürmten Zentauren hervor und griffen die Feinde von hinten an.
»Für Narnia!«, rief der Anführer. Die Gegner wurden von ihnen eingekreist und von uns abgelenkt.
»Eure Majestät!«, sagte plötzlich jemand. Es war der Professor, der in dem Boot saß. »Hierher!«
Wir beide rannten zu ihm und setzten uns in das Boot, in welchem noch jemand saß.
»Lucy!« Freudestrahlend umarmte ich sie. «Aber wie ...?«
»Wir haben keine Zeit, Eure Majestät! Wir müssen verschwinden!«, rief der Professor hastig. Susan und ich griffen sofort nach den Rudern und setzten das Boot in Bewegung - so schnell wir konnten.
Lucy pov.
Die Bäume wiegten sanft im Wind und das Wasser war klar. Wir befanden uns nun auf einem schmalen Fluss, der vom Meer aus ging. Der Wald um uns herum sah wunderschön aus. Die Bäume standen in ihrer vollen Pracht.
Auf einmal stand über uns auf der Klippe ein Wesen aus Blättern. Ich liebte diese Gestalten. Sie waren so sanft und freundlich. Ich winkte ihr zu und sie winkte zurück. Susan folgte meinem Blick und grinste leicht. Es war schön, wieder in Narnia zu sein, auch wenn schon wieder Krieg herrschte. Wer waren nur diese Leute gewesen? Wenn ich es nicht besser wüsste, gehörten sie zur Anhängerschaft der Weißen Hexe, aber diese war tot.
Belle ruderte nun alleine. Susan saß mit dem Professor hinten und ich vorne. Ich beugte mich hinunter und berührte das Wasser. Es war angenehm kühl und ich zog meine Hand zurück. Sommer. Einer meiner liebsten Jahreszeiten neben dem Frühling.
Plötzlich hörte ich Rufe und Befehle.
»Sie sind uns gefolgt!«, murmelte Belle. Sie gab meiner Schwester ein knappes Zeichen und diese legte einen Pfeil auf die Sehne ihres Bogens.
Es dauerte nicht lange und schon standen unsere Verfolger über uns auf der Klippe. Es waren Schwarzzwerge und weitere Wölfe. Die Zwerge trugen Armbrüste, mit denen sie auf uns zielten.
»20 Zwerge, 12 Wölfe«, überschlug die Königin.
»Ergebt euch und ihr werdet am Leben bleiben!«, rief ein Zwerg mit einer hohen Stimme.
»Das könnte euch so gefallen!«, flüsterte Belle. Sie hörte auf zu rudern, ließ aber die Hände noch an dem Holz. Kaum merklich nickte sie Susan zu.
»Wenn ich jetzt sage, haltet ihr so lange wie möglich die Luft an.«
Nervös hielt ich mich fest.
»Ergebt ihr euch?«, brüllte der Zwerg zu uns runter.
»1-«
»Euch wird nichts geschehen. Wir werden Euch nur zu jemanden, bringen, der Euch gerne wiedersehen möchte, Eure Hoheit!«
»-2-«
»Wir verschwenden nur unsere Zeit«, sagte ein Wolf. Gierig lief er näher an die Kante heran.
»-3-. Jetzt!« Belle erhob sich, stieß sich vom Boot ab und umfasste eine Wurzel, die an dem Gestein herausragte. Susan sprang ins Wasser. Das Boot drehte sich und lag mit dem Bauch nach oben im Wasser.
Der Professor und ich befanden uns nun unter dem Boot. Ich hielt meine Luft an, da aber ging es wieder an die Oberfläche, so dass ich meinen Kopf über dem Wasser halten konnte und das Boot schützend über uns lag. Ängstlich wartete ich ab und da hörte ich auch schon das erste Sirren der Pfeile und Bolzen.
Susan pov.
Ich schwamm zu Belle die an einer Wurzel hing, aber dennoch schützend am Gestein stand. Ich stellte mich unterhalb der Feinde, so dass sie mich nicht sehen konnten.
»Halt mir bitte den Rücken frei«, flüsterte die Königin. Ich nickte und sie kletterte an dem Fels hoch. Ich schwamm ein wenig vorwärts, dass ich die Verfolger sehen konnte. Die Zwerge zielten auf das Boot und warteten auf den Befehl ihres Anführers. Auch die Wölfe rannten unruhig hin und her.
Tja, ihr kleinen Wölfe. Wasserscheu?
Ich hob meinen Bogen, legte einen Pfeil auf die Sehne und schoss. Ich traf einen Schwarzzwerg, der tot in die Tiefe stürzte. Mit einem lauten Platsch landete er im Wasser. Nun wurden die anderen auf mich aufmerksam und begannen auf mich zu schießen. Schnell schwamm ich wieder in Deckung.
Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Belle fast angekommen war.
»Tötet sie!«, bellte der Wolfsanführer. Nun sprintete sein Rudel an einer nicht so steilen Stelle hinunter zum Fluss und rannten im flachen Teil des Wassers umher.
»Bewegt euch oder ihr werdet heute Abend als Festessen serviert!«, knurrte der große Wolf.
Zögernd sprangen sie ins Wasser und schwammen mir entgegen. Ich versuchte zu einer flacheren Stelle zu schwimmen, um besser schießen zu können, doch die Tiere waren schneller.
Belle pov.
Ich kletterte an dem Gestein hoch. Ich musste vorsichtig und leise sein. Unterhalb von mir hielt Susan mir den Rücken frei. Sie tötete einen Zwerg, der neben mir vorbei fiel und laut im Wasser landete. Dann rannten die Wölfe los. Ich hatte ein wenig Angst um das siebzehnjährige Mädchen. Im tiefen Wasser zu schießen, war nicht unbedingt einfach.
»Bewegt euch oder ihr werdet heute Abend als Festessen serviert!«, hörte ich einen Wolf sagen.
Dann kam auch ich schon oben an. Als erstes schnitt ich einem Zwerg, der mit dem Rücken zu mir stand, mit meinem Dolch die Kehle durch. Leise legte ich ihn auf den Boden.
Hätten sie nicht größere Gegner schicken können?, fragte ich mich schmunzelnd.
Ich nahm meinen Bogen, zog einen Pfeil aus dem Köcher und tötete den nächsten Schwarzzwerg. Das bekamen auch seine Kumpanen mit. Der Anführer gab knappe Befehle und zielten mit ihren Armbrüsten auf mich.
»Verdammt!«, fluchte ich. 17 gegen einen.
»Ergebt Ihr euch?«, fragte der eine. Ich antwortete nicht.
Auf einmal hörte einen Schrei und dann einen zweiten. Lucy! Susan! Ich schaute den Abhang hinunter und entdeckte Susan, die von einem Wolf gebissen wurde. Andere Wölfen befanden sich auf dem umgedrehten Boot und versuchten das Holz zu zerstören.
Ich wandte mich wieder zu den Zwergen um. »Heute noch nicht!«, rief ich, dann sprang ich hinunter und ins Wasser. In meiner Nähe befand sich das flache Ufer und ich schwamm dorthin. Schon sirrten die Bolzen der Armbrüste auf mich zu. Sie entkam ihnen knapp. Ich erreichte das Land und sprintete in Deckung. Hastig zückte ich meinen Bogen und tötete einige Wölfe, die am nächsten an Susan waren.
»Komm her!«, brüllte ich, was die Aufmerksamkeit auf mich zog. Die Zwerge entdeckten mich.
Auf einmal durchfuhr mich ein brennender Schmerz in der Schulter. Ich wurde getroffen! Ich stöhnte auf und verzog durch die Schmerzen mein Gesicht. Aber es half nichts. Ich musste meinen Freunden helfen!
Ich hob meinen Arm, zog die Sehne nach hinten und tötete einen Wolf auf dem Boot. Dieser stürzte winselnd ins Wasser. Susan erreichte das Ufer und rannte zu mir.
»Alles okay?«, wollte sie wissen, als sie mein Schmerz verzogenes Gesicht sah.
»Wir - müssen - Lucy - und - dem - Professor - helfen ...«, keuchte ich. Sie nickte. »Du nimmst die Wölfe, ich die Zwerge.« Sie nickte wieder.
Plötzlich knackte es laut. Das Holz war zersplittert und durchgebrochen. Lucy kreischte, als ein Wolf seinen Kopf in das Loch steckte. Als er ihn wieder hob, war sein Maul blutverschmiert. Mir stockte der Atem.
»Nein«, flüsterte Susan neben mir fassungslos.
Sie tötete den Wolf durch einen Schuss in den Rücken. Dann einen nächsten. Ich begann die Zwerge abzuschlachten, die für mich ein leichtes Ziel waren, da sie ungeschützt waren.
Ich griff immer wieder in den Köcher, legte einen Pfeil auf die Sehne, zog sie nach hinten und ließ sie los - ein taktischer Rhythmus. Dann griff ich wieder nach hinten und - griff ins Leere.
»Verdammt!«
Auch Susan besaß nur noch zwei Pfeile, aber es lebte auch nur noch ein Wolf. Bei den Schwarzzwergen sah es anders aus. Fünf.
Wütend schmiss ich meinen Bogen zur Seite und rannte los. Wieder begann meine Kletterpartie. Oben angekommen zog ich meine Säbel aus der Halterung und stürmte auf die kleinen Wesen los. Ich wurde von zwei weiteren Bolzen getroffen. Im Oberschenkel und im Arm. Dafür starben drei Zwerge.
»Da waren es nur noch zwei«, bemerkte ich.
Ängstlich wichen die beiden vor mir zurück. Ich schleuderte meinen Säbel und durchtrennte den Kopf des einen. Den anderen wollte ich auch gerade töten, als ein Pfeil durch die Luft an mir vorbei sirrte und den Zwerg mitten ins Herz traf.
»Das war meiner!«, rief ich wütend und erleichtert. Ich drehte mich um und blickte in die Tiefe. Susan schwamm zum Boot, und ich drückte mich vom Boden ab.
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