Der Angriff
Peter pov.
Ich rannte mit Lucy durch die Gänge und versuchte möglichst leise zu sein.
Was war nur los mit Kaspian? So hatte er sich doch noch nie benommen. Es war, als wäre ein vollkommen anderer.
Lucy ging in ihr in Zimmer, um sich umzuziehen. Ich trug schon meine narnianischen Sachen. Schlicht und einfach. Kaspian war ja der König, nicht ich. Irgendwie versetzte mir das ein Stich ins Herz. Ich hatte alles verloren, was mir lieb und treu gewesen war. Meine Krone, mein Volk und meine Liebe.
Ich schüttelte den Kopf, um meine Gedanken zu vertreiben. Irgendwo hier muss Belles Zimmer sein, überlegte ich.
Da tauchte eine Tür auf der rechten Seite auf, an welcher ich klopfte. Niemand antwortete, aber ich hörte ein leises Schluchzen aus dem Raum. Ich öffnete die Tür und trat ein. Tatsächlich saß Belle dort auf der Bettkante - immer noch in ihrem Sommerkleid - und weinte. Tränen rollten an ihren Wangen hinunter.
»Was willst du Peter?«, fragte sie, ohne mich dabei anzusehen.
»Ich ... war Kaspian schon immer so?« Ich lief zu ihr und setzte mich neben sie. Belle drehte ihren Kopf von mir weg, damit ich ihre Tränen nicht sah.
»Nein«, flüsterte sie. »Noch nie so.«
Ich griff unter ihr Kinn und drückte sanft den Kopf zu mir.
»Was meintest du mit der wahren Liebe?«, fragte ich, ohne sie loszulassen.
»Es gibt eine Prophezeiung: Ein Kuss eines Adamssohnes und einer Evastochter, die sich innig lieben, kann jede noch so böse Macht überwinden«, erklärte sie.
»Und du denkst, dass Kaspian ...«, fing ich an.
»Er ist es, Peter. Er ist es. Ich weiß es einfach«, unterbrach sie mich. Sie begann wieder zu weinen und ich nahm sie in den Arm.
Nach einer Weile schlief sie ein und ich legte sie vorsichtig auf das Bett. Als ich gehen wollte ergriff sie meine Hand. Erschrocken drehte ich mich zu ihr um, aber sie schlief tief und fest. Schlafwandeln. Oder so etwas in der Art.
Da Belle nicht losließ und ich sie nicht wecken wollte, legte ich mich neben sie. Und wusste nicht wann, aber auch ich fiel in einen tiefen Schlaf.
»Peter! Peter!«, drang eine Stimme an mein Ohr. Ich wurde stark gerüttelt und öffnete abrupt meine Augen. Es war Lucy, die mich angsterfüllt anstarrte.
»Was ist -«
»Kaspian kommt und er ist ziemlich ...«, unterbrach meine Schwester, doch sie wurde von dem König unterbrochen, welcher wütend in das Zimmer stürmte und sich vor dem Bett aufbaute. Ich tippte Belle an, die aufschreckte und sich verwirrt umsah.
»Peter, was machst du hier?«, fragte sie und ich deutete auf Kaspian. Als sie ihn sah, wurde sie bleich.
»Das würde ich auch gerne wissen!«, brüllte dieser. Ich erhob mich vom Bett. In genau diesem Moment rannte Kaspian auf mich zu und hielt mich am Oberteil fest. Er ballte schon die Faust und wollte zuschlagen, als Belle aufsprang und ihren Mann wegschubste.
»Hör auf!«, schrie sie. »Hör auf, Kaspian. Bitte! Was ist mit dir los? Was ist passiert, als ich verschwunden war?«
Der Mann sah so aus, als wollte er sie schlagen, doch er tat es nicht. Wütend drehte er sich um und wollte aus dem Zimmer rennen, aber da bebte auf einmal die Erde.
Belle hielt sich panisch an mir fest und sah mich ängstlich an. Sie wusste, was das war. Ich nickte ihr zu und stürmte aus dem Zimmer und Kaspian folgte mir.
Belle pov.
Peter verließ mein Zimmer - gefolgt von meinem Mann. Jetzt standen nur noch Lucy und ich im Raum. Ich trug immer noch das Kleid. Deswegen ging ich zum Kleiderschrank, öffnete ihn und kramte ein grünes bodenlanges Kleid heraus und zog es an. Dann rannte ich hastig zur Truhe und holte meinen Bogen, meinen Gürtel mit dem Dolch und meine beiden Krummsäbel heraus.
»Was ist los?«, fragte Lucy vorsichtig mit ängstlicher Stimme.
»Wir werden angegriffen. Katapulte. Das ist ihr Werk, Lu. Ich weiß es. Glaube mir«, flüsterte ich.
Ich machte mir meine Gürtel um, schnallte meine Krummsäbel auf den Rücken und darüber meinen Bogen und den Köcher.
»Komm mit!« Ich ergriff Lucys Hand und rannte mit ihr durch die Flure. Sie trug ein weinrotes Kleid - wie fast immer - und ihre Haare offen.
Auf einmal wackelte die Erde wieder unter unseren Füßen. Staub bröckelte von der Decke.
»Mein Schwert!«, rief das Mädchen neben mir plötzlich. Sie riss sich von mir los und rannte in die andere Richtung.
»Nein, Lucy! Nicht!«, brüllte ich und sprintete ihr hinterher. Doch sie war so flink, dass ich sie nicht fangen konnte.
Da wurde das Schloss von einem neuen Stein getroffen. Er krachte mitten in den Gang und eine Staubwolke quoll auf. Ich hustete und schloss meine Augen aus Reflex. Als ich sie wieder öffnete, lag der Felsbrocken genau vor mir, so dass er mir den Weg zu Lucy versperrte.
»Lucy! Lucy!«, schrie ich verzweifelt.
»Mir geht es gut, Belle!«, rief sie zurück, doch es klang dumpf. »Du kannst mir nicht helfen. Geh!«
»Nein, ich lasse dich nicht alleine. Ich hole dich da raus!«, versprach ich.
»Und wie willst du das machen? Du hast keine Zauberkraft!«
Ich atmete überrascht ein. »Woher weißt du das?«, fragte ich vorsichtig.
»Das ist jetzt unwichtig!« Lucy brüllte mich förmlich an. Aber als ich ihr widersprechen wollte, schrie sie auf. »Lasst mich los!«
»Lucy? Lucy, was ist los?!« Ich hämmerte wütend gegen das Gestein. Sie antwortete nicht. »Lucy!«
»Belle! Hilf mir!«, hörte ich das dreizehnjährige Mädchen.
Verzweifelt drehte ich mich um und suchte nach einem neuen Weg. Da ich nur den Gang hinter mir hatte. Ich rannte los und hatte keinen Plan, wie ich in den Trakt gelangen sollte, wo sich Lucy befand.
Auf einmal hörte ich eine tiefe Stimme. »Hier geht es zum Schlafgemach der Königin«, hörte ich diese sagen.
Ich presste mich gegen die Wand und lugte um die Ecke. Dort waren zwei Zwerge, ein Wolf und ein weißer Minotaurus, welchen ich nur zu wiedererkannte. Er war einer von Kaspians Leibgarde.
Plötzlich blieb der Wolf stehen und schnüffelte.
»Was riechst du?«, fragte der Minotaurus.
»Menschenfleisch«, knurrte das Tier.
Automatisch griff ich an meinen Rücken und zog langsam meine Säbel hinaus. Ich wartete noch kurz, bis sie näher an der Ecke heran waren, und schoss dann hervor. Durch die gebogenen Waffen war es mir ein leichtes die Zwerge auszulöschen. Sterbend sanken sie zu Boden. Aus den Augenwinkel sah ich, wie der Wolf Anlauf zum Sprung nahm. Als er mich fast erreicht hatte, duckte ich mich und rammte den Säbel in dessen Bauch, als er sich über mir befand. Das Tier jaulte auf und fiel zu Boden.
Ich sprang auf ihn hinauf und tötete es. Dann drehte ich mich um. Der Minotaurus stand einige Meter vor mir und zog seinen Morgenstern.
»Du wirst sterben!«, versprach er mir.
»Aber noch nicht heute!«, sagte ich böse grinsend zurück.
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