Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 45

Es war leichter, Oona zu folgen, als Vìn vermutet hatte. Die zackigen Schritte der Anführerin hallten durch die Tunnel und ab und an erhaschte Vìn einen Blick auf ihre geradegereckte Gestalt. Oona hielt ihre Hände auf dem Rücken gefaltet und blickte sich kein einziges Mal um. Sie schlug einen Pfad nach Westen ein, der kaum benutzt zu werden schien. Vìn blieb trotzdem wachsam und suchte ihre Umgebung ständig ab. Als ein Windstoß Stimmen zu ihr trug, erstarrte sie mitten im Schritt. Zwischen den beleuchteten Abschnitten herrschte tiefe Dunkelheit, aber das würde nicht ausreichen, sollte sie auf eine Patrouille treffen. In diesem Gang gab es keine Abzweigungen. Mit bebendem Herzen verhakte sie ihre Finger mit der rauen Felswand und zog sich nach oben. Der Tunnel war schmal genug, dass sie ihre Füße zu beiden Seiten gegen den Stein stemmen konnte. Innerhalb weniger Wimpernschläge erklomm sie die Felsen und verharrte dann, alle Muskeln angespannt.

Ihre Sicht reichte gerade noch aus, um die beiden Verteidiger zu erkennen, die sich aus dem Gang lösten und Oona entgegentraten. Die Anführerin hielt für einen Moment inne, schien aber keinen Laut von sich zu geben. Einer der Verteidiger sagte etwas, dann war es für einige Herzschläge lang im Gang vollkommen still. Seine Kumpanin zischte ihm etwas zu und Vìn konnte selbst auf die Entfernung seine geschockte Miene erkennen. Die Patrouille machte sich rasch wieder auf den Weg, doch Oona blieb wie eingefroren stehen.
Vìn wagte erst, sich wieder zu bewegen, als die Schritte der Verteidiger verklungen waren. Den letzten Abschnitt der Wand sprang sie zu Boden, den Aufprall behutsam abfedernd. Oona zuckte zusammen und Vìn hielt den Atem an. Doch die Anführerin nahm nur ihren Weg wieder auf. Ihre Schritte schienen nun fester zu sein, bewusster gesetzt. Es wurmte Vìn, die Frau vor ihr nicht einschätzen zu können, und hätte ihr Kompass nicht nach wie vor beharrlich auf Oona gezeigt, hätte sie die Verfolgung längst abgebrochen.

Für eine Weile huschte Vìn lautlos durch den Gang. Doch irgendwann bemerkte sie, dass die Luft kälter wurde. Das war ungewöhnlich – normalerweise waren die tiefen Höhlen angenehm warm, von den Feueradern erhitzt, die sich tief im Inneren von Ocrioll durch das Gestein zogen. Oona schien dem kühlen Windhauch zu folgen. Vìn bewegte sich unbewusst schneller, der Kälte entgegen, die nach Heimat roch. Ein leises Heulen drang an ihr Ohr, und plötzlich wurde das Monster in ihrer Brust unruhig. Es wollte hinaus, in den Chor des Windes einstimmen, das Lied des Nordens singen. Das Gestein auf Ocrioll war löchrig und ließ einen ständigen Durchzug zu, aber eine derartige Brise gab es nur bei den Ausgängen. Kälte bedeutete Freiheit.

Nach wenigen weiteren Schritten verschwand Oona plötzlich zur Seite. Vìn beschleunigte ihre Schritte und erkannte ein Loch in der Felswand, das in eine kleine Kammer führte. Sie wagte nicht, einen Fuß hineinzusetzen. Fackeln gab es hier keine mehr, doch von irgendwoher fiel natürliches Licht in das Gewölbe hinab. Sie mussten sich näher an der Oberfläche befinden, als Vìn realisiert hatte. Vorsichtig drehte sie ihren Kopf, Oonas Gestalt ständig im Augenwinkel behaltend. Die Mitte der Höhle war schneebedeckt und auf den Wänden glänzte Feuchtigkeit. Wie ein Schacht zogen sich die Wände nach oben, bis zu einer blendend hellen Öffnung. Die Felsen waren viel zu steil, als dass sie als Ausgang dienen könnten, aber Vìns Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Wind und Schnee und Kälte... sie war lang nicht so dicht an Zuhause gewesen wie in diesem Moment.
Eine plötzliche Bewegung zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Erschrocken zog sie sich ein wenig zurück, bis sie Oona kaum noch erkennen konnte. Die Anführerin war auf die Knie gefallen. Sie zog einen Beutel aus ihrem Mantel hervor, der Vìn bekannt vorkam. Chandra trug eine ähnliche Tasche an ihrem Gürtel, aus Leder und mit Stickereien von Blumen verziert. Vìn hatte nie verstanden, wozu er gut war, und Chandra hatte immer nur gelächelt. Eine Erinnerung an ihre Herkunft, war ihre einzige Erklärung gewesen.

Vìn konnte nicht genau erkennen, was Oona aus dem Beutel zog. Sie schüttelte ein dunkles Pulver auf ihre flache Hand und senkte den Kopf, die Finger nach oben gerichtet. Nach einigen Herzschlägen vollkommener Stille setzte sie die Lippen an die Handfläche und blies das Pulver dem Wind entgegen. Die Brise nahm es im selben Moment auf und trug es davon.
Vìn wagte nicht, zu atmen. Nur der Wind gab seinen Gesang nicht auf. In ständigem Auf und Ab umkreiste er sie, und zum ersten Mal begriff sie, warum er als Thulais Atem galt.
Die Stimme des Windes blieb nicht lang einsam.
Mit geschlossenen Augen hob Oona den Kopf und öffnete ihre Lippen.

»Bewénan dugud wudaros
Bewénan saunek-isarok
Winénan kaldag tuuli
Héore lagadd ver, lagadd sif
Mín hredr jo arkuuri–«


Oona sang nicht schön. Ihre Stimme brach mehrfach oder sprang in zu hohe Töne. Doch in diesen Worten, deren Bedeutung Vìn nicht verstand, lag eine derart tiefe Trauer, dass ihre Nackenhaare sich aufstellten.

»Ver svedh win-Iarest
Ver svedh win-Thulai
Gécwinedd sif, gécwin solmai.«

Auch wenn Vìn der Fluss der Sprache bekannt vorkam, konnte sie sich nicht erinnern, sie zuvor gehört zu haben. Doch sie begriff, wovon Oona sang. Die Anführerin hatte verloren, litt, trauerte. Nur hier, abgeschieden von allen anderen Rebellen, erlaubte sie sich ein Zeichen der Schwäche. Und das nur für einige wenige Momente.
Als Oona plötzlich wieder auf die Füße kam und sich umdrehte, war ihre Miene ausdruckslos. Ihr Mund hatte sich zu einem schmalen Strich verzogen und im Halblicht konnte Vìn nicht erkennen, ob sie geweint hatte. Es hatte sich eine Schwere auf Vìns Brust gelegt, die sie niederzudrücken schien. Sie war für den kühlen Wind nun umso dankbarer – sie wusste nicht, ob sie sonst hätte atmen können.
Und dann trafen Oonas Augen ihre.

Vìns Muskeln spannten sich an, doch sie wusste nicht, worauf sie sich vorbereitete. Kampf? Flucht? Oona schien auf keine der Optionen aus zu sein. Ihre dunklen Augen verrieten nichts.
Vìn wusste, welche Ausmaße diese Szene haben könnte. Oona musste als Anführerin stets stark und unbeugsam erscheinen, und dass jemand sie inmitten ihrer tiefsten Emotionen gesehen hatte... Vìn an ihrer Stelle würde alles tun, um die Informationen im Keim zu ersticken. Doch Oona hielt stumm ihren Blickkontakt. Vielleicht war das das Einzige, zu dem die Verteidigerin noch fähig war. Vielleicht würde ein Wort, eine Geste reichen, um ihre Fassade zum Einstürzen zu bringen.

Vìn verfluchte sich dafür, ihre Vorsicht im letzten Moment vergessen zu haben. Aber Oona machte keine Anstalten, sie anzugreifen. Die Verteidigerin schob nur ihr Kinn um einen Fingerbreit vor. Auge in Auge mit ihr realisierte Vìn, dass die Anführerin nicht viel größer war als sie selbst. Oonas Präsenz überragte sie, aber im Kampf würde Vìn eine reelle Chance haben. Doch das Bedürfnis, nach ihren Dolchen zu greifen, blieb aus.
Als Oona letztendlich die Stimme erhob, blieb Vìn stumm stehen.
»Hast du mich gehört?«
Vìn konnte nur nicken. Oonas Ton war kalt und glatt wie eine stählerne Klinge. Aber Vìn, die mit jedem Atemzug um die Kontrolle über sich selbst kämpfte, erkannte, wie streng die Anführerin sich im Zaum hielt. Vielleicht schlummerte in Oona ebenfalls eine Wildheit, die sie nicht ausbrechen lassen wollte.

»Gut. Behalte die Worte in deinem Herzen.« Die Worte waren knapp und befehlsgewohnt, und für Oona schien damit alles gesagt zu sein. Mit einem Nicken schob sie sich an Vìn vorbei in den Gang hinaus. Vìn sah ihr nach, wie sie den Weg zurückverfolgte, den sie gekommen waren, und wandte sich dann der Höhle zu. Diesmal trat sie vorsichtig hinein. Der Wind, der an ihrer Tunika zerrte, gab ihr neue Kraft.
Tief durchatmend kniete sie sich nieder und strich mit den Fingern behutsam über den Schnee. Eine sachte Spur von Erdkrümeln hatte sich auf dem reinen Weiß abgesetzt. Für einen Moment schloss Vìn ihre Augen, sich gänzlich dem Heulen des Windes hingebend. Beinahe schien es ihr, als formten sich Worte in seinem Lied... Bewénan dugud wudaros-

Rasch sprang sie auf. Hier in der Mitte des Gewölbes umfing der Wind sie von allen Seiten. Seine Stöße kamen ihr wie Berührungen vor, als hätte er eine greifbare Gestalt. Mit einem Mal schien sein Druck auf sie zu groß zu werden, immer weiter zu wachsen und sie nach oben heben zu wollen... Schaudernd zog Vìn sich aus der Höhle zurück. Mit klammen Fingern tastete sie nach ihrem Kompass, der im Licht des Schnees silbern aufblitzte. Die Nadeln zeigten nun beide wieder nach Osten, nach Zaarlos. In ihr regte sich ein Funkeln der Erleichterung. Mit raschen, festen Schritten schlug sie den Pfad zurück zu den Rebellen ein.

Vìn war noch immer erschüttert, als sie sich in ihrem üblichen Gemeinschaftsraum zu ihren Freunden setzte. Von deren Gespräch bekam sie kaum etwas mit und auf Conners leise Begrüßung reagierte sie nur knapp. Auf dem Weg hierher hatte sie sich verlaufen, was kaum überraschend war – so weit im Südwesten war sie selten unterwegs. Sie war erst misstrauisch geworden, als zwei Wachen vor einem breiten Tunnel ihre Schwerter gekreuzt hatten.
Ohne es zu wissen, war Vìn in den Wohnbereich des Untergrundes gelangt, dort, wo die Rebellen ihre Verletzungen auskurieren oder sich von Krankheiten erholen konnten. Und wo sie ihre Kinder großzogen. Hinter dem breiten Rücken der Wache war ein helles Lachen hervorgeklungen. Vìn hatte sofort gewusst, dass hier der größte Schatz der Rebellen bewacht wurde. Es hätte sie nicht so überraschen sollen, einen Blick auf Eltern mit Nachwuchs zu erhaschen. Vìn hatte noch nie zuvor ein Mädchen gesehen, das strahlend zu einer Frau aufblickte, der es wie aus dem Gesicht geschnitten war. Das war etwas, was man Vìn genommen hatte. Ihr und allen, die ihr am Herzen lagen.
Mit einem Mal war Verbitterung in ihr aufgestiegen. Sie hatte sich auf den Hacken umgedreht und war geflohen, blindlings, nur mit Glück den richtigen Tunnel erwischend. Und jetzt war sie hier, Seite an Seite mit Conner, Chandra und Kat, die sie mit besorgten Blicken musterten.

»Bei euren Mienen muss man sich aber auch ständig Sorgen machen.« Chandra stieß sie mit einem leichten Lächeln an. Vìn zog nur die Augenbrauen hoch und wartete auf eine Erklärung.
»Na, Conner hat eben schon wegen der Sache mit Caz vor sich hingebrütet.«
Vìns Blick schoss sofort zu dem Rebellen, der verlegen eine Grimasse zog. Das Lächeln erreichte seine Augen nicht.
»Caz hat die Sache längst wieder vergessen«, beruhigte sie ihn, »Hätte er dich erwähnt, hätte Kostya mir davon erzählt.«
Zumindest hoffte sie das. So viel Zeit, wie Kostya gerade mit Caz verbrachte, würde er es sehr wohl mitbekommen, wenn der Anführer sich über Conner beschwerte. Aber ob Kostya dann mit Vìn darüber reden würde, war eine andere Frage. Ihre letzte Konversation hatte ausschließlich aus Morddrohungen bestanden, und das von beiden Seiten. Wenn Vìn ehrlich war, war ihr das lieber als die kühlen, knappen Anweisungen, auf die er sich zuvor beschränkt hatte. Da waren ihr Interaktionen mit Dorn wesentlich lieber – mittlerweile schien der Speer beinahe ihre Gedanken lesen zu können und reagierte intuitiv auf jede Attacke. Doch sie weigerte sich, einzugestehen, dass das ihrem Trainer zu verdanken war.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen lehnte sie sich auf dem Sofa zurück und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Freunde. Jetzt wollte sie nicht über Kostya nachdenken, nicht, wenn Conner sie brauchte. Dennoch fiel es ihr schwer, dem Gespräch zu folgen. Wanderten ihre Gedanken nicht zu Kostya, dann kehrten sie zu Oona zurück. Die Verteidigerin blieb ihr nach wie vor ein Rätsel. Conner erwähnte beiläufig, dass heute der Todestag von Varnirs Vater war, aber das erklärte nicht, wieso der Kompass Vìn zu Oona geführt hatte.

In den nächsten Tagen erwischte Vìn sich viel zu oft selbst dabei, nach der Anführerin Ausschau zu halten. Aber ein Großteil der Verteidiger blieb den Nordspähern meist fern, einzig Chandras und Conners Einheit teilte ihre Zeiten im Speisesaal. Und Oonas Ausflug nach Westen schien ihr zu persönlich, um ihre Freunde danach zu fragen. Vìn war es nicht gewohnt, derart ruhelose Gedanken zu haben, normalerweise waren es ihre Emotionen, die in ihr überkochten. Es war beinahe, als läge eine Spannung in der Luft, die sie selbst in ihren Träumen heimsuchte. Mittlerweile jagten die grünen Augen inmitten von Schatten sie Nacht für Nacht.

Demnach saß sie morgens völlig übermüdet vor ihrem Frühstück – ohne Kats Hartnäckigkeit hätte sie es nicht von ihrer Pritsche heruntergeschafft. Ihre Gruppe hatte die Bank direkt am Eingang erhascht und Vìns Blick blieb abwesend auf die Rebellen gerichtet, die ein- und ausströmten.
Bis ihr Monster plötzlich in Kampfstellung verfiel. Bis sie ihren Rücken durchreckte und nach ihren Dolchen griff, noch bevor ihre trägen Gedanken überhaupt realisieren konnten, was passiert war.
Im Eingang war eine Gestalt aufgetaucht, die zu klein war, um als ausgewachsener Kämpfer durchzugehen. Und seine panisch aufgerissenen Augen bohrten sich direkt in Vìns. Kesters Lippen bewegten sich, aber er hätte zu weit weg sein sollen, als dass sie Worte ausmachen konnte.

Sie verstand ihn trotzdem.
»Zaarlos kommt.«

Ohh, jetzt wird's spannend! Der Höhepunkt beginnt - ich hoffe, die Spannungskurve verläuft bisher okay? Jetzt nimmt das Buch jedenfalls gewaltig an Fahrt auf.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro