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Kapitel 44

Vìn konnte die Augen nicht von Caz abwenden. Er erwiderte ihren Blick so intensiv, dass sie schauderte. Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass seine Augen grün waren und beinahe dieselbe Farbe hatten wie die des Schattensoldaten. Sie musste sich an der Tischplatte festklammern, um nicht zu schwanken.
Varnir riss sie aus ihrer Starre. »Die Sonne des Südens ist eine Geschichte für Kinder.«

Vìns Blick schoss zu Varnir. Er wusste, wovon Caz da redete? Die vier Männer im Raum schienen allesamt vertraut mit dem Begriff zu sein. Merakk lehnte sich zu ihr herüber.
»Es gibt eine Legende über eine Waffe des Südkönigs, mit der es ihm gelang, im Hundertjährigen Krieg so lang gegen Ruaidhrí zu bestehen.« Er sah sie nicht an und wartete nicht auf ihre Antwort. Er gab monoton die Erklärung ab, als sei es eine Aufgabe, die er erfüllen musste. »Die Sonne des Südens ging angeblich in der Spaltwüste verloren. In ihr steckt die Kraft eines Gottes.«
Vìn ließ sich vorsichtig auf ihrem Stuhl nieder. Das klang völlig verrückt. Die Kraft eines Gottes könnte niemals in einem Gegenstand stecken. Das war doch nicht möglich, oder?

Varnir verschränkte die Arme. »Ihr könnt nicht ernsthaft überlegen, Legenden nachzujagen.«
»Hier zählt nicht, was wahr ist.« Kostya breitete die Hände auf der Tischplatte aus. »Wenn Ruaidhrí glaubt, im Süden eine allmächtige Waffe zu finden, müssen wir darauf reagieren.«
Vìn schwirrte der Kopf. Was hatte sie verpasst? Jagte der König nach der Sonne des Südens?
Varnir schüttelte den Kopf. »Wir wussten immer, dass der König irre ist. Aber so irre, den Gerüchten zu glauben?«
»Ja.« Caz' Stimme ließ keinen Raum für Zweifel. »Das zumindest weiß ich – dass er es glaubt. Er hat seine Gründe.«

»Was, wenn wir diese Waffe in die Finger bekommen? Und sie nutzen, um den König zu besiegen?« Varnir lachte über ihre Frage. Aber Caz' grüne Augen fingen wieder Vìns Blick ein. Das Bild von Runen in einem Felsen blitzten in ihrem Kopf auf.
Vìn hatte Lissayoo ein einziges Mal nach der Inschrift gefragt. Der Blick der Waise war glasig geworden. »Ein Ring der Toten, ein Ring der Lebenden«, hatte sie rezitiert. »Ein Ring der Wachenden, ein Ring der Träumenden. Wehe dem, der sie trägt.« Ein argloses Lächeln war auf Lissayoos Gesicht erschienen, als sei nichts passiert. Vìn hatte die Ringe aus ihren Gedanken geschoben, aber könnten sie vielleicht ebenfalls im Kampf gegen den König helfen?
»Vielleicht ist das eine Möglichkeit«, sagte Caz langsam. Vìn brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass er über die Sonne des Südens sprach. Sie hatte nie Ringe nicht laut erwähnt, und hatte das auch ganz sicher nicht vor.

»Das ist doch hirnrissig«, protestierte Varnir.
»Uns gehen die Optionen aus. Hirnrissig klingt besser als besiegt, oder?«
In Caz' Ton stand keine Frage. Er bat nicht, er befahl – und er wusste, dassihm gefolgt wurde. Vìn biss die Zähne zusammen. Kostyas Finger trommelten aufdie Tischplatte und Merakk rückte dichter an ihn heran. Die Luft in der Kammerhätte mit einem Messer geschnitten werden können.
Schweigen fiel über das Gewölbe. Varnir gab keine weiteren Widerworte. Vìn bissdie Zähne zusammen und ruckte innerlich an der Kette ihres Monsters. Der Befehlstonließ die Haare in ihrem Nacken zu Berge stehen. Caz' Augen richteten sichmisstrauisch auf Vìn. Sie zuckte die Schultern und wandte sich wieder der Kartedes Lagers zu. Sie hatte das Gefühl, als ob die grünen Augen auf ihrverweilten, selbst dann noch, als Caz seine Männer wieder ansprach.
»Wir dürfen nicht riskieren, dass mein Vater eine derartige Waffe in die Finger bekommt. Selbst wenn die Chance gering ist, dass sie tatsächlich existiert. Wir sind verloren, wenn er noch stärker wird.«

Vìn schob das Pergament in seine Richtung. Es gab nicht viele Pfade, die die Rebellen würden nutzen können. Caz nickte ihr kurz zu. »Wir plündern Zaarlos und holen uns Waffen, Schiffe, Proviant. Dann segeln wir nach Süden. Ruaidhrí kann nicht seine gesamte Armee mit dorthin nehmen. Wenn wir eine Chance haben, gegen ihn anzukommen, dann in Ren Lhar.«
Kostya setzte zum Protest an, doch Caz hob seine Hand. »Wir müssen Zaarlos nicht direkt angreifen. Vielleicht können deine Legionäre all das schmuggeln, was wir brauchen. Aber wir müssen aufrüsten.«

Caz warf einen Blick in die Runde. Er erwartete keinen Widerspruch mehr. Vìn verengte die Augen, und auch Varnir und Kostya wirkten nicht zufrieden. Caz zog eine seiner Hände zurück. Vìn verfolgte jede seiner Bewegungen mit schief gelegtem Kopf. Die Muskeln im Arm des Anführers wirkten angespannt. Als hätte er seine Hand zur Faust geballt – so wie Kostya, wenn er nervös wurde. Vielleicht lag unter seiner Selbstsicherheit Furcht. Der Gedanke, dass der König eine Waffe der Götter besitzen konnte... Vìn griff nach ihren Dolchen und stieß dabei gegen den Kompass an ihrer Hüfte. Wenn Austre einen Wegweiser für ihre Untertanen erschaffen konnte, warum sollte nicht auch ein anderer Gott seine Macht in einen Gegenstand fließen lassen?

Nach Süden, also. Im Feldzug gegen den König. Vìn kümmerte es nicht, an welcher Stelle sie Castrhys angriffen. Solang sie zuerst nach Zaarlos segelten, zu ihren Geschwistern... sie schauderte. Die Männer fingen eine Diskussion an, auf welche Weise sie die Rebellen schnellstmöglich nach Zaarlos bringen könnten. Vìn überließ sie ihren Überlegungen und verabschiedete sich. Ihre Kiefermuskeln schmerzten bereits vor Anspannung. Sie brauchte Bewegung. Ihre Gedanken schwirrten von den neuen Informationen – von Magie und Macht und Männern. Von allem schien der König mehr zu haben, als den Rebellen guttat. Vìn hatte immer gewusst, dass sie mit all ihrer Kraft gegen den König kämpfen würde. Zum ersten Mal fragte sie sich, wer diesen Krieg gewinnen würde. Ob all das, was ein Bastard tun konnte – unüberwindbare Berge überqueren, auf unbetretbaren Inseln leben, unbesiegbare Soldaten töten – ausreichte.

Ihre Schritte in dem breiten, flachen Gang wurden schneller. Die Fackeln flackerten, wenn sie an ihnen vorbeiging, und warfen unruhige Schatten auf die Wand. Vìn schnappte nach Luft. Zaarlos. Erst würde sie nach Zaarlos ziehen, bald schon. Wenn es nach ihr ginge, würden die Rebellen sofort aufbrechen. Sobald die Männer in der Kammer am Ende des Ganges ihre Taktiken durchgekaut hatten und Caz den Befehl gab... Dann würde Vìn ihre Familie wiedersehen. Tief durchatmend schlug sie den Weg zum Gemeinschaftsraum ein. Conner hatte sicher einiges zu den Neuigkeiten zu sagen.

Vìn befand sich allein in einem spärlich beleuchteten Seitengang, als ihr auffiel, dass sich die silberne Kompassnadel gedreht hatte. Ihre Tunika klebte ihr am schweißbedeckten Rücken. Kalt war ihr nicht, doch ihre Nackenhaare stellten sich auf, als sie mit ihrem Blick verfolgte, wie sich die winzige Metallspitze nach Südwesten ausrichtete. Ihre Gedanken zuckten sofort zu den Waisen, doch deren Höhlen lagen weiter nördlich. Trotzdem, vor allem Janie und Hallvy stromerten gern weitab ihres Unterschlupfes herum.

Mit eiligen Schritten setzte Vìn sich in Bewegung. Die Kompassnadel zitterte und schien mal in die eine, mal die andere Richtung zu schwanken. Zweimal drehte sie sich komplett herum, wenn Vìn den Tunnel wechselte, offenbar nicht zufrieden mit der Wahl ihres Weges. Wann immer sie andere Rebellen traf, verbarg sie den Kompass hinter ihrem Körper. Es fühlte sich nicht richtig an, ihn offen zu zeigen – nicht, wenn er wirklich das Geschenk einer Göttin gewesen war, wie Lissayoo ihr zugeflüstert hatte. Kester schien zu Austre, der Herrin des Wassers, eine besondere Verbindung zu haben. Wie sonst sollte der Kompass Wünsche und Träume erraten können?
Es war lang her, dass Vìn das letzte Mal an Major Narvik gedacht hatte. Doch der Lehrer hatte in seinen Stunden auch von Magie gesprochen, und dann war seine Stimme immer leiser geworden. Zauber waren ein Tabu in Castrhys. Der letzte war von König Ruaidhrí I gewirkt worden, und seitdem galt Magie als Blasphemie. Nur Götter konnten etwas Derartiges vollbringen. Vìn hatte sich nie damit abgegeben und nur schwer glauben können, dass Hexerei einst völlig selbstverständlich gewesen war. In ihrem Leben gab es nur die harte, kalte Realität. Bis sie den Swind-Ring gefunden hatte, von dem fast nur in Legenden die Rede war. Vìn hatte bis dahin gezweifelt, dass Swind-Ringe überhaupt existierten. Kostyas Legionär hatte ihn getragen, um seine Kraft und Geschicklichkeit zu steigern. Sie meinte, sich daran zu erinnern, dass der größte Kämpfer der Geschichte von Castrhys – Konrun – ebenfalls einen Swind-Ring besaß, doch seine Abenteuer waren längst vergangen. Dass Vìn sich jetzt inmitten einer unbetretbaren Insel befand, mit einem Kompass in der Hand, der durch Magie funktionierte, erschien ihr unfassbar. Wie hatte es dazu kommen können, wo ihr Leben vor einigen Monden doch noch vom nackten Überleben erfüllt gewesen war?
Nie wieder, schwor sie sich. An ihren Platz unter den Stiefeln der Machthabenden würde sie niemals zurückkehren.

Vìns Schritte auf dem Felsboden wurden entschlossener, zielstrebiger. Egal, wie der Kompass funktionierte, sie würde ihn zu ihren Vorteilen ausnutzen. Auch wenn sie nicht einordnen konnte, was sie in den Verliesen zu suchen hatte. Für einen Moment hielt sie inne, als sie die Gewölbe erkannte. Kostya hatte sie ein einziges Mal mit hier herunter genommen, zu einem der Kopfgeldjäger, die sie im Kampf mit Caz besiegt hatten. Es war nur die Frau übriggewesen, alle anderen hatten ihre Niederlage nicht überlebt. Vor dem Tunnel zu den Zellen waren zwei Wachen positioniert. Vìn ging an ihnen vorbei, ohne einen Blick auf sie zu werfen. Auch wenn sie herausgefunden hatte, wohin der Kompass sie führen wollte, hieß das nicht, dass sie ohne Befehl die Höhlen betreten konnte.

Erst, als ein Felsvorsprung ihren Körper verbarg, spähte sie zu den Wachen zurück. Die Männer waren breit gebaut und kamen ihr bekannt vor, doch sie konnte sie für einen Moment nicht einordnen. Dann erkannte sie den dunkelhäutigen Kämpfer, der sich auf seiner Langaxt abstützte. Er war derjenige, der Kostya und sie auf Zaarlos gefangen genommen hatte, und der Blonde neben ihm musste einer seiner Kumpane sein. Einen Wimpernschlag lang war sie wie erstarrt, verblüfft von der Existenz der Männer. Sie hatte sie völlig verdrängt und nach ihrem ersten Kampf im Untergrund nie wieder gesehen. Der gesamte Trupp musste zu den Verteidigern gewechselt sein, vielleicht gezwungenermaßen, weil sie wichtige Gefangene hatten entkommen lassen. Alle Rebellen, deren Loyalität oder Fähigkeiten fragwürdig waren, durften die Oberfläche nicht betreten. Als Vìn das erfahren hatte, war ihr unwohl geworden. Die Rebellion sollte Freiheit bedeuten, der reine, gute Gegensatz zur Schreckensherrschaft des Königs. Doch ihre Unterlegenheit zwang sie zu absoluter Geheimhaltung – jede Gefahr für die Rebellion musste ohne Ausnahme unterdrückt werden. Wenn die Rebellen erst an ausreichend Zahlen gewonnen hatten, würde sich alles zum Besseren wenden.

Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete Vìn, wie die beiden Wachen sich leise unterhielten. In der Felsnische war sie zu weit weg, um ihre Gesichter sehen zu können, doch ihre Haltungen waren trotz der Abgeschiedenheit wachsam. Ein Seitenblick auf den Kompass bewies, dass er sie immer noch in Richtung der Zellen drängte. Wenn sie an den Männern vorbeikommen wollte, brauchte sie eine Ablenkung.
Doch bevor sie sich für einen Plan entscheiden konnte, nahmen die Wachen Haltung an und eine Gestalt trat aus dem Tunnel heraus. Vìn hatte sie bisher nur selten gesehen und nur einmal mit ihr gesprochen. Aber Oonas Präsenz eilte ihr voraus – selbst ihr Schatten schien tiefer und schärfer zu sein als der der anderen Rebellen. Die Verteidigerin wechselte einige Worte mit den Kämpfern, dann schritt sie in Vìns Richtung davon. Mit angehaltenem Atem presste sie sich gegen den Felsen. Der Tunnel war nur spärlich beleuchtet und mit etwas Glück würde der Vorsprung ausreichen, um sie vor Oonas Habichtsaugen zu verbergen.

Als die Anführerin an ihr vorbeirauschte, atmete Vìn erleichtert auf. Oona hatte nicht einmal den Kopf in ihre Richtung gedreht. Vìns Fokus schnappte sofort wieder zurück zu den Wachen, die nun wesentlich aufmerksamer aussahen. Missmutig zog sie die Augenbrauen zusammen und ließ ihren Finger über einen der Dolchgriffe wandern. Jetzt würde es wesentlich schwieriger sein, sich an ihnen vorbeizustehlen. Wie viel sollte sie auf das Anzeichen eines Kompasses hin riskieren? Selbst wenn sie den Göttern gegenüber noch skeptisch war, Kester vertraute sie blind. Außerdem konnte sie sich denken, dass der Junge kein Problem hätte, in die Verliese einzubrechen. Irgendwie würde sie es schaffen, selbst wenn das hieß, die Verteidiger persönlich anzugreifen. Sie richtete sich auf und war drauf und dran, aus ihrem Versteck herauszutreten, da glitt ihr Blick ein letztes Mal zu der filigranen Metallnadel. Vìn erstarrte – die Spitze hatte sich erneut gedreht. Sie wies jetzt weiter den Gang hinunter, dorthin, wo Oona verschwunden war. Konnte es sein, dass es gar nicht die Zellen waren, in denen sie gebraucht wurde? Aber was sollte die Anführerin der Verteidiger von ihr wollen?

So lautlos wie möglich glitt Vìn aus der Nische in den Tunnel heraus. Sie hatte nicht vergessen, wer Oonas Sohn war. Sie vertraute der Rebellin nicht. Selbst Kostya sprach nie von ihr, wenn er von seinen Treffen mit den Anführern wiederkam. Aber ihr Monster hatte bereits neugierig die Nase hervorgereckt und schlich Seite an Seite mit ihr durch den Gang. Warum auch immer die Götter sie zu Oona schickten, Vìn würde es herausfinden. Und sie war für jeden Kampf bereit.

Oona kam bisher nur sehr wenig vor (und wird auch in Zukunft nicht viel auftauchen). Sie agiert eher im Hintergrund, ist da aber einer sehr wichtige Figur. Was haltet ihr von ihr?

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