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Kapitel 39

»Auf dem Seeweg nach Zaarlos – bist du völlig verrückt?«
Milos starrte Vìn ungläubig an. Sie unterdrückte nur mit Mühe ein Augenverdrehen. Die Geschichten kannte sie ebenso gut wie er, das Murmeln der Soldaten über Gebirge, die unter der Wasseroberfläche verborgen waren. Die Klingensee war berüchtigt mit ihren Riffen und Eisbergen, der erste Schutzwall der Rebellen, den Ocrioll selbst erbaut hatte. Doch glaubte Milos wirklich, die Eroberer würden die Eisinseln besser kennen als deren Kinder?

Vielleicht klang es waghalsig, lebensmüde sogar. Kester hatte seine Insel noch nie verlassen und selbst Vìn wusste nicht, wie er den Seeweg nach Zaarlos kennen konnte. Aber sie vertraute dem Jungen, der auf einem Felsbrocken saß und mit einem amüsierten Funkeln in den Augen ihrem Gespräch lauschte. Kester wusste offensichtlich etwas, von dem niemand sonst Kenntnis hatte. Wenn er sagte, er würde Milos sicher nach Zaarlos bringen, würde er sein Versprechen halten. Außerdem wären sie mit einem Boot innerhalb weniger Sonnenaufgänge zurück im Militärlager. Kein Rebell könnte sich auch nur im Traum ausmalen, sie einzufangen. Milos musste doch erkennen, dass das der einzig sinnvolle Weg war!

»Es ist völlig unmöglich, durch die Klingensee zu rudern.«
»Bis vor wenigen Monden war es auch noch unmöglich, die Berge von Zaarlos zu überqueren.«
»Weil die Rebellen alle Soldaten abgefangen haben!«
Milos schüttelte seinen Kopf und begann, vor den Fackeln auf- und abzutigern. Seine Schultern wirkten verkrampft und er schien einfach nicht stillhalten zu können, als bräuchte die nervöse Energie in seinem Inneren ein Ventil. Und Vìn verstand ihn, besser als jeder andere – den Wunsch, endlich zur Tat zu schreiten, die Verzweiflung über die Not ihrer Geschwister und die Unruhe, durch dieses unbekannte Terrain zu gehen. Es musste ihm vorkommen, als würde ihm jeder Hoffnungsschimmer, der sich auftat, sofort wieder genommen werden. Es schmerzte sie, ihren Bruder so zu sehen, aber er musste sich jetzt zusammenreißen, nur noch für eine kleine Weile. Alles würde gut werden, sie wusste es, hatte es versprochen. An dieses Versprechen würde sie sich halten.

»Vertrau uns, Milos. Den Bastarden von Zaarlos und den Waisen von Ocrioll. Vergiss für einen Moment Rebellen und Soldaten – niemand kann uns etwas anhaben hier oben. Der Norden wird seinen Schützlingen kein nasses Grab bringen.«
Nach einigen weiteren Schritte hielt Milos zögerlich inne. Sein Blick suchte Vìns und fand hoffentlich die Sicherheit in ihren Augen. Dann wanderte er weiter zu Kester und wandte sich zum ersten Mal direkt an den Jungen.
»Wie willst du das schaffen?«
»Die Klingensee ist ein Meer«, erklärte Kester einfach. Das Lächeln verschwand von seinen Lippen und er drückte den Rücken durch, jetzt vollkommen ernsthaft. Wie er da auf seinem Felsen thronte, sah er aus wie ein kleiner König. »Eure Eltern mögen Himmel und Erde sein, meine sind Felsen und Wasser. Zwischen den Wellen bin ich zuhause.«

Vìn erinnerte sich plötzlich an ihr erstes Zusammentreffen mit Kester. Sie hatten ihn in einer Höhle gefunden, die, wie sie später herausgefunden hatte, unweit vom Unterschlupf der Waisen lag. Kester war plötzlich auf einem Felsen in dem unterirdischen See aufgetaucht, als hätte ihn das Wasser ausgespuckt. Eine seichte Quelle konnte kaum mit der Klingensee verglichen werden, und sie wusste nicht, wie Kester ein Gespür für das Meer haben wollte, wenn er doch niemals das Ufer verlassen hatte. Doch seine hellen Augen blickten so selbstsicher, so ruhig, dass ihr Atem unwillkürlich tiefer wurde. An die Bastarde hatte niemand je geglaubt, aber Vìn hatte schon bei ihrem Aufbruch aus dem Lager gewusst, dass es ihr gelingen würde, die Nordberge zu bezwingen. Kester würde dasselbe mit der Klingensee schaffen.

»Das ist völlig verrückt«, wiederholte Milos. Doch der Biss war aus seinem Ton verschwunden, und diesmal blieb er bei ihnen stehen. Selbst wenn er nicht wirklich daran glaubte, es blieb ihm kaum eine Wahl, als dem Kind zu vertrauen, das er gerade erst kennengelernt hatte. Vìn fing Milos' Blick auf. Als sein Ausdruck weicher wurde, schenkte sie ihm ein Lächeln. Die Art von Grinsen, die wilde Freude versprach, ein Abenteuer, Risiko, Freiheit. Sie sehnte sich danach, Milos und Kester zu begleiten. Es war so verlockend, einfach in ein Boot zu steigen und kurz darauf ihre Familie wiederzusehen... Doch sie hatte ihre Aufgabe auf Ocrioll noch nicht beendet. Außerdem würde Kester keinen Fuß aus dem Untergrund setzen, wenn er seine Geschwister nicht in Sicherheit wusste. Und bevor nicht erfüllt war, was auch immer sie ihm noch geschworen hatte. Der Gedanke an Kesters Worte entlockte ihr einen Schauder. »Du musst hineingehen. Die Waisen brauchen jemanden wie mich.« Kester war nicht nur ein Kind der Eisinseln – er hatte diese Aura von etwas, das Vìn nicht erfassen konnte. Wie sie werden sollte wie er, wusste sie nicht. Aber Kester schien darauf zu vertrauen, dass sie es schaffte. Vielleicht würden seine Geschwister ihr dabei helfen, ihr den Weg hinein zeigen, wie Kester es schon so oft versucht hatte. Was auch immer das bedeutete, sie würde alles tun, um die Waisen zu schützen. Denn Kester brachte ihren eigenen Brüdern und Schwestern Rettung, und dafür würde sie jeden Preis in Castrhys zahlen.

Schwungvoll sprang der Halbwüchsige von seinem Felsen hinunter. Er klatschte in die Hände und ließ ein seltenes Grinsen erscheinen. »Also, Bastard? Bereit für ein Abenteuer?«
Milos wich ein wenig vor ihm zurück. »Du willst jetzt aufbrechen?« Sein Blick schoss zu Vìn, wanderte über die beiden Ausgänge der Höhle und dann zurück zu ihr. »Was ist mit... Proviant, Wasser, Vorbereitungen?«
»Vorräte habe ich weiter östlich gelagert. Nun komm – oder fehlt dir der Mut?«
Milos' Zögern hielt nur noch wenige Wimpernschläge an. Dann hoben sich auch seine Mundwinkel. Er war immer noch ein Bastard, in der Wildnis zuhause. Eine waghalsige Reise von Eisinsel zu Eisinsel war verlockend, gerade weil keiner der Soldaten sich darantraute. Außerdem wartete an ihrem Ende seine Familie auf ihn... oder zumindest ein Großteil.

Vìn musste sich zwingen, das Funkeln in ihrem Blick zu halten. Innerlich war es ihr bereits klargewesen, als sie ihn draußen bei den Heulenden Höhen gesehen hatte. Aber jetzt so kurz vor dem erneuten Abschied zu stehen, ließ ihr Monster wütend heulen. Es wollte sich nicht von seinem Rudel trennen, nicht jetzt, wo es doch endlich nicht mehr allein war... Jeder logische Gedanke sagte ihr, dass das hier nötig war, um ihre Zukunft zu sichern. Aber das machte ihre Emotionen nicht weniger schmerzhaft.

Sie konnte nicht sagen, wer von ihnen sich zuerst bewegt hatte, aber plötzlich lag sie wieder in Milos' Armen. Der Lederpanzer und seine Brust darunter waren hart, doch sie presste ihren Kopf gegen ihn, als wollte sie in ihm versinken. Ein letztes Mal ließ sie sich in seine Gegenwart fallen, spürte ihn, atmete ihn ein. Der rauchige Duft eines glimmenden Feuers und die beruhigende Herbe von Nadelhölzern...
Dann sprach er, die Stimme rau und dunkel, wie ein Streicheln über ihre Seele. »Lass' mich diesmal nicht zu lang warten, Vìn.«
»Nie wieder.«
Sie schloss ihre Arme fest um seinen Oberkörper, versuchte, all ihre Gedanken und Gefühle in die Umarmung zu legen. Es gab keine Worte, die ihre Liebe zu Milos beschreiben konnten. Aber die brauchte es nicht. Er erwiderte ihren Druck und verstand.

Als es ihnen gelang, sich voneinander zu lösen, blieben sie beide stumm. Sogar Kester verblieb in respektvollem Schweigen, nickte Vìn nur einmal zu. Als der Waisenjunge ihren Blick auffing, blitzten seine Augen auf, Vertrauen und Versprechen und Warnung in einem. Sie gab sein Nicken zurück, ließ ihre Finger noch einmal über Milos' Handrücken streichen... und ergriff dann die Flucht. Diesmal konnte sie es nicht anders bezeichnen. Sie floh vor sich selbst, dem außer Kontrolle geratenden Verlangen, Ocrioll auf dem kürzesten Weg zu verlassen. Wenn sie nur schnell genug rannte, würde sie die Emotionen hinter sich lassen können, den Schmerz in Milos' Augen vergessen... sie war nicht schnell genug. Doch solang ihre Füße gegen den Felsboden trommelten, konnte sie Milos' Stimme nicht hören. Solang sie viel zu schnell die kalte Luft in ihre Lungen pumpte, spürte sie die Leere in ihrem Inneren nicht. Sie musste weg, weg, weg von Milos, bevor er es war, der ging. Seine Gestalt Seite an Seite mit Kester zu sehen, wie er ihr weiter und weiter entglitt – das konnte sie nicht ertragen. Also war es Vìn, die floh. Zum ersten Mal in ihrem Leben.

Der Weg, den sie zurücklegte, war nicht lang. Aber sie brach trotzdem beinahe zusammen, als sie die Höhle erreichte, in der Kostya lag. Mit verschwommenem Sichtfeld ließ sie sich in der Mitte der Höhle sinken, den Rücken gegen kalten Stein gepresst. Ihr keuchender Atem war das Einzige, was die Stille durchbrach, und nur ihr bebender Brustkorb schien sich zu bewegen. Für einige Herzschläge blieb sie still liegen, verlor jeglichen Willen, aufzustehen. Der harte Boden ließ sie ihren Körper wieder spüren und verankerte sie in der Realität. Er rief ihre Aufmerksamkeit auf ihre Hüfte und Schulterblätter, wo sich scharfe Steine in ihre Haut bohrten. Sie gab sich voll und ganz dem leichten Pochen hin, das ihre Gedanken davon abhielt, in gefährliche Gebiete zu wandern.

Irgendwann wurde ihr Atem ruhiger und es gelang ihr, in die Dunkelheit zu lauschen. Doch da war kein Geräusch, und für einige Momente genoss sie die Stille. Aber dann öffnete sie die Augen und kippte den Kopf auf die Seite. Kostya lag so dicht bei ihr, dass sie das Auf und Ab seines Luftstroms hören sollte. Sein Körper wurde von dem schwachen roten Licht der aufgehenden Sonne erhellt, das seine Haare blutrot schimmern ließ. Auf den ersten Blick erkannte sie, dass er wach war. Seine Lippen waren leicht geöffnet und er hielt seinen Atem lautlos. Einen Arm hatte er sich unter den Kopf geschoben, der andere hielt den Griff des Dolches an seiner Hüfte umklammert.

Mit einem Mal setzte Vìn sich auf, den Blick auf sein Handgelenk fixiert. Kostya trug keine Fesseln. Sie hatten ihm die Hände auf den Rücken gebunden, damit er nicht an seine Waffen herankam, doch das Seil lag jetzt vergessen zu seinen Füßen. Sogar aus der Entfernung konnte sie die zerfetzten Enden ausmachen – er musste es am Felsen geschabt und dann zerrissen haben. Und hatte doch hier auf sie gewartet.
»Du kannst jetzt die Augen öffnen.«
»Den Göttern sei Dank. Ich dachte schon, du fragst nie.« Ohne die Augen zu öffnen, streckte er die Hände über seinen Kopf und bog den Rücken durch. Die Muskeln in seiner Brust und den Beinen spannten sich an, als er sich genüsslich rekelte. »Fast hätte ich einen Krampf bekommen.«

Unwillkürlich entspannte sie sich und zog die Füße dicht an ihren Körper. Sie hätte Kostyas Verhalten anzweifeln sollen, auf der Hut bleiben, doch sein Sarkasmus war ihr zu vertraut geworden. Bis sich plötzlich lohfarbene Augen unerbittlich in ihre bohrten.
»Hast du deinen Bastard auf den Weg geschickt?«
Herausfordernd schob sie das Kinn vor. »Habe ich. Niemand kann ihn jetzt noch einholen.« Als er in einer flüssigen Bewegung auf die Füße kam, sprang sie ebenfalls auf. Ihre Finger tasteten nach ihren Dolchen, doch sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Er machte keine Anstalten, nach seinen Waffen zu greifen, aber seine Hände waren zu Fäusten geballt und seine Schultern zitterten vor Anspannung.
»Ich hätte ihn töten sollen.« Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Seine Stimme war klirrend kalt, ließ sie schaudern. Diesmal konnte sie es auf keine Maske schieben. Das hier vor ihr war Kostya, der seine Gefühle offen zeigte. Und er war zornig.

Seine Wut schien ihre völlig zu verdrängen. Sie schluckte, strich wieder über das Heft ihres Dolches. Sie schaffte es nur zu einem verbalen Schlag.
»Dann hättest du uns beide umbringen müssen.«
Kostya verengte die Augen und rückte dichter an sie heran. Es brauchte ihren gesamten Trotz, nicht zurückzuweichen. Und doch fühlte es sich an, als würde das Feuer in seinem Blick sie verbrennen. »Vielleicht hätte ich das tun sollen.«
Als er blinzelte, blieben seine Lider einen Moment zu lang geschlossen. »Für Caz. Für die Rebellen. Für mein Land.«
Ihr Atem stockte. Aber er kannte kein Erbarmen, hielt unerbittlich ihren Blickkontakt. Und dann fauchte er. Ihr Monster erstarrte, hielt die Ohren reglos gespitzt. Kostya wirkte plötzlich so wild, so wütend, dass sie sich instinktiv näher zu ihm lehnte, zu Ihresgleichem...

Eine starke Hand an ihrem Brustkorb stoppte sie. Er drängte sie zurück, die Lippen zu einem Knurren verzogen.
»Verschwinde.«
Sie sah den Stoß nicht kommen, der sie einige Schritte zurückstolpern ließ. Für einen Moment regte sie sich nicht, konnte nicht realisieren, was gerade passierte. Kostya wandte sich ruckartig ab. Ungläubig starrte sie auf seinen verkrampften Rücken, zwischen Angriffs- und Fluchtinstinkt hin- und hergerissen. Ihre Finger schlossen sich fest um ihre Dolche, sie konnte eine Niederlage gegen Kostya nicht zulassen. Doch er nahm ihr die Entscheidung ab, stürmte plötzlich aus dem Gewölbe heraus, als wären Wölfe hinter ihm her.
Waren sie nicht. Der einzige Wolf auf Ocrioll blieb stumm stehen, von seinen eigenen Emotionen gefangen. 

Ohh how I love a Kostya out of control. Ich habe schon ein bisschen Mitleid mit ihm, gerade stehen seine Prinzipien komplett gegeneinander. Mal schauen, was er aus dieser Situation machen wird...

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