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Kapitel 38

Es blieb ihr keine Zeit zum Denken.
Innerhalb eines Wimpernschlags drehte Vìn sich, stieß beide Messer nach oben und fing Milos' Schwert ab. Sein Schlag war zu schnell und stark, um ihn zu parieren. Mit einer Drehung aus dem Handgelenk lenkte sie die Klinge zur Seite. Milos musste den Arm verrenken, um das Schwert vor seinem Fuß abzufangen, und bevor er anderweitig reagieren konnte, stieß sie hart gegen die Schulter. Milos stolperte einige Schritte zurück und kam schwer atmend zum Stehen, die Augen aufgerissen.

Einen winzigen Moment lang verspürte Vìn Genugtuung. Sie war besser als er, den die Soldaten trainiert hatten. Doch dann fauchte er, nicht aus Wut oder Angst, sondern schierer Verzweiflung. »Er wird unsere Geschwister töten!«
»Das werde ich nicht zulassen.« Sie funkelte ihm entgegen, fühlte sich wieder sicher, fest entschlossen. »Und ich werde auch nicht zulassen, dass du ihn tötest.«

Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie Kostya sich aufsetzte, so gut das seine Fesseln zuließen. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Felswand und schien seine gesamte Aufmerksamkeit auf die Szene vor ihm gerichtet zu haben. Und das war gut so, denn eines musste sie klarstellen: Solang sie atmete, würde Kostya nie wieder eine Hand an ihre Brüder und Schwestern legen. Das hatte sie ihm seit dem ersten Schritt auf ihrer Reise deutlich klargemacht. Er war keine Gefahr mehr für die Bastarde. Denn um an sie heranzukommen, musste er erst durch Vìn gehen. Als sie in seine lodernden Augen geblickt hatte, den Dolch an seiner Kehle, hatte sie etwas realisiert. Kostya war nie an ihren Zorn, ihre Entschlossenheit herangekommen. Vielleicht konnte sie ihn nicht erstechen, doch er würde sie genauso wenig töten. Seine Kälte und die verhasste Emotionslosigkeit waren nichts als eine Maske. Kam es hart auf hart, war sie in seiner Gegenwart nicht in Lebensgefahr.

Milos fehlten eine Reise quer durch Zaarlos, mehrere Kämpfe im Untergrund von Ocrioll und zahlreiche Wortgefechte, um das zu begreifen. Deswegen würde sie sein Schwert wieder und wieder abwehren, wenn das sein musste, bis er aufgab. In seinen Augen konnte sie lesen, dass er alles für ihre Geschwister tun würde, was er als notwendig erachtete. Aber nicht gegen Vìn. Niemals gegen Vìn. Milos' Schultern bebten, waren zitternde Schatten gegen das Licht des Mondes. Er musste sich hilflos vorkommen, missverstanden und verwirrt. Aber er war ihr Seelenbruder, er würde das Versprechen in ihrem Blick lesen können... Er hatte doch mitangesehen, wie sie ihr Leben lang für die Bastarde gekämpft hatte. Kein Colonel konnte das jemals ändern.

Sie ließ ihre Waffen sinken und schob sie in ihren Gürtel zurück. Ihren Bruder würde sie nicht bedrohen, nicht, wenn sein Schwert ihm nun eher Halt als Gewalt geben zu schien. Sein Gesicht lag im Schatten, aber sie konnte trotzdem erkennen, wie angespannt die Muskeln in seinem Hals waren. Langsam, als würde es ihn schmerzen, zwang er seinen Kopf zu einem Nicken. Die Antwort auf eine Frage, die nur sie beide kannten. Er ließ sein Schwert in der Scheide an seiner Hüfte verschwinden und verschränkte die Arme, als wüsste er nicht, was er sonst mit ihnen anfangen sollte.
Seine Augen blieben die ganze Zeit mit ihren verbunden.
Bis eine Stimme sie beide zusammenfahren ließ. »Ich habe es dir gesagt.« In Kostyas Ton schwang ein leises Lachen mit. »Ihre Klauen.«
Sie wollte sich nicht zu ihm umdrehen, wollte den Blickkontakt zu Milos nicht unterbrechen. Aber sie konnte die Provokation nicht unbeantwortet lassen-
»Noch ein Wort und ich überlege es mir mit deinem Leben noch einmal«, fauchte sie in seine Richtung.
»Sicher doch.«

Kopfschüttelnd folgte sie Milos, der sich abwandte. Sie ließen sich auf der anderen Seite der Höhle nieder, die beiden Ausgänge und Kostya gut im Blick. Auch wenn Vìn sich wieder fühlte wie sie selbst, war ihr klar, dass das Problem nicht gelöst war. Ihr Körper hatte sich von den Strapazen erholt und sowohl das Geplänkel mit Kostya als auch Milos' ruhige Präsenz gaben ihr Sicherheit. Irgendeine Lösung würde, musste sie finden. Milos schien sich für den Moment damit zufriedenzugeben, darauf zu vertrauen. Sie würde ihn nicht enttäuschen. Ganz egal, wie spöttisch Kostya sie von seinem Platz aus ansah.

»Es gibt keinen Ausweg für Soldaten aus Ocrioll.« Kostya lehnte seinen Kopf gegen den Felsen und ließ seinen Blick träge über Milos wandern. »Mach' ihn zum Rebellen und wir reden weiter.«
Milos ballte für einen Moment die Hände zu Fäusten, wandte dann aber Kostya den Rücken zu und blickte nur noch Vìn an. Sie schloss die Augen, gab sich Mühe, ihren Gefangenen ebenfalls zu ignorieren.
Bewusst ließ sie die Luft aus ihren Lungen aus- und einströmen, verfiel in eine Atemtechnik, die Kostya ihr gezeigt hatte. Darauf predigte er doch immer, dass sie ans Denken dachte. Seit sie Varnirs Horn vernommen hatte, war sie von Emotionen erfüllt gewesen, hatte jede Rationalität weit hinter sich gelassen. Doch vielleicht konnte sie diesen Kampf, in dem ihre Klauen nutzlos waren, wirklich in ihrem Kopf gewinnen. Verbissen durchsuchte sie ihre Erinnerungen auf der Suche nach irgendetwas, das ihr helfen konnte. Gedanklich verfolgte sie die vergangenen Tage zurück, quälte sich sogar durch Lertis' Tod.

»Küss mich, Vìn.« Sie schluckte schwer, als sie an das Vertrauen in seinen Augen dachte, das kurz aufgeblitzt war, bevor sich seine Lider gesenkt hatten. Doch davon durfte sie sich jetzt nicht beeinflussen lassen, sie musste weitermachen. Denn auch wenn Lertis ihr in letzter Zeit sehr ans Herz gewachsen war, Milos liebte sie mehr als alles andere. Atmen, atmen, atmen, und dabei ihre Gedanken entwirren, sie zu einem Pfad in die Freiheit knüpfen... Ihre Erinnerungen führten sie zu dem Gespräch mit Conner, und schließlich – »Kester ist gerade anderweitig beschäftigt«, und »Er ist immer weiter nach Norden gegangen...«
Vielleicht gab es nur für Rebellen einen Weg aus dem Untergrund heraus. Aber Kostya hatte vergessen, oder nie erst realisiert, dass nicht sie die wahren Herrscher über die Insel waren. Niemand kannte die geheimen Pfade besser als die Kinder, die Ocrioll selbst großgezogen hatte.
Vìn öffnete die Augen und fing sofort Milos' Blick auf. »Ich kenne jemanden, der dich nach Zaarlos zurückbringen kann. Schneller, als die Rebellen dich fangen können.«

Wenn Milos erst in Sicherheit war, waren ihr die Konsequenzen ihres Verrates egal. Sollte Caz sie doch bestrafen, die Sicherheit ihrer Geschwister war das wert. Doch im Ausdruck ihres Bruders fehlte die Entschlossenheit, die in Vìn brannte. Er zögerte noch immer, schien mit sich selbst zu ringen, ob er sie nicht doch überzeugen konnte, ihn zu begleiten. Für einen Moment drückte sie seine Hand, Trost und Warnung zugleich. Milos ließ resignierend die Luft aus seinen Lungen weichen und gab ein kaum merkliches Nicken von sich. Gegen ihre Sturheit war er noch nie angekommen.

Kostya schon. Auch er hatte sie wie gebannt angestarrt, vielleicht sogar versucht, ihren Plan zu erraten. Doch diesmal würde sie sich von ihm nicht abhalten lassen. Und das schien er zu wissen. »Wölfchen.« Seine Stimme war eindringlicher geworden, und trotz des schwachen Lichts erkannte sie seine Anspannung. »Wenn auch nur ein Wort von den Rebellen zum General gelangt, schlachtet er uns ab wie Vieh.«
Frustriert schüttelte sie den Kopf. Begriff er denn nicht, dass sie das wusste? Begriff er nicht, dass jedes Risiko, selbst das Schicksal der Rebellen, die Sicherheit ihrer Familie wert war? Außerdem würde Milos niemals etwas tun, das Vìn in Gefahr brachte. Er würde sich einfach um ihre Brüder und Schwestern kümmern, bis Vìn wieder da war und sie endgültig befreite. So unterschiedlich sie drei in dieser Höhle auch waren, am Ende wollten sie alle dasselbe.
Es gab nichts, das Kostya sagen konnte, um sie von ihrem Entschluss abzubringen.

»Wölfchen, bitte.«
Ihr gesamter Fokus schoss zu ihm. Sobald ihr Blick auf ihm lag, ließ er den Kopf sinken, den Kiefer verbittert angespannt. Er bettelte. Sein Ton war ehrlich und verletzlich und frei von jeglichem Sarkasmus. Kostya flehte nicht, nicht einmal um sein Leben. Aber hier, vor ihr, für das Schicksal der Rebellion gegen den König... Bastard und Colonel hatten einen weiten Weg hinter sich.
Vìn musste nach Luft schnappen, hatte nicht einmal realisiert, dass ihr Atem in ihrer Brust gestockt war. Ruckartig wandte sie sich von Kostya ab, hin zu Milos, der unbewegt abwartete.
»Komm mit mir«, befahl sie ihm hart, stolperte über ihre eigene raue Stimme. »Bevor die Morgenpatrouillen starten.«

Nicht einmal drehte sie sich um, als sie zum Tunnel am Höhlenende lief. Es fühlte sich an wie eine Flucht, auch wenn sie den Gedanken hasste. Der Gang war nicht beleuchtet und die Dunkelheit nahm Vìn in eine willkommene Abgeschiedenheit auf. Ihre Füße bewegten sich wie instinktiv, trugen sie zuverlässig über das steile, gewundene Gefälle. In ihrer Zeit unter der Erde hatte sie eine Art neuen Sinn entwickelt, sie spürte nun die Begrenzungen der Tunnel und wo sich Abzweigungen auftaten. Kester hatte ihr gezeigt, wie viel Spaß es machte, sich nur auf diese Intuition verlassend durch die Gänge zu rennen. Milos' Schritte, die sie hinter sich mal mehr, mal weniger deutlich wahrnahm, gingen viel schwerer als ihre eigenen. Unter seinen Stiefeln lösten sich immer wieder Steinchen, und zweimal rutschte er aus. Doch sie hielt nicht lang genug inne, um ihn aufholen zu lassen. Nur bei Gabelungen schöpfte sie gerade genug Atem, um einen Pfeifton erschallen zu lassen.

Der Untergrund hier war ziellos ausgehöhlt, von Rebellen und Natur gleichermaßen. Es war nicht einfach, die Orientierung zu behalten, doch Vìn versuchte, sich nördlich und nahe an der Oberfläche zu halten. Ab und zu gelangten durch Spalten im Gestein Mondstrahlen bis hier herunter, doch das Licht reichte nicht aus, um einen guten Überblick zu geben. Mit einem Mal trat Vìn ins Nichts und strauchelte. Im letzten Moment zog eine Hand sie am Unterarm zurück, weg von dem Absatz, der sie beinahe zu Fall gebracht hätte. Sie stieß gerade noch rechtzeitig einen Warnruf für Milos aus, der dicht vor ihr abrupt zum Stehen kam. Er war nur ein Schemen in der Dunkelheit, aber sein Atem ging schwer und er tastete nach ihrer Schulter. Ein empörter Ruf zeigte ihr, dass er auch Kester gefunden hatte.

Milos keuchte auf, doch sie beruhigte ihn eilig: »Wir haben deinen Lotsen gefunden.«
»Ich habe euch gefunden«, konnte sich Kester nicht verkneifen. Doch er verstummte sofort wieder, und Vìn konnte es ihm nicht verdenken. Normalerweise traf er Fremde zu seinen Bedingungen und nicht dicht an dicht in einem dunklen Gang, in dem er seine üblichen Analysen nicht durchführen konnte. Ungeduldig zupfte er an ihrer Hand, die kleinen Finger klamm an ihren. Bereitwillig folgte sie ihm, Milos hinter sich herziehend.

Kester führte sie an den Rand des beleuchteten Tunnelareals. Misstrauisch glitten ihre Augen an den Fackeln entlang den Gang hinunter, in den sie sich durch einen Spalt quetschten. Doch es waren keine Rebellen in Sicht. Kester baute sich völlig selbstsicher in der Mitte des Weges auf. Mit seinem hellen Blick schien er Milos förmlich abzuscannen. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er nickte Vìn auffordernd zu.
»Milos, Bastard von Zaarlos«, stellte sie ihn vor, »Mein Bruder.« Als Kester sich sichtlich entspannte, schickte sie ein Lächeln in Milos' Richtung. »Wir sind nicht die einzigen Kinder der Eisinseln. Das ist Kester, der wahre König von Ocrioll.«
Milos' Augen leuchteten auf. Jeder andere hätte sie für wahnsinnig gehalten, wenn sie ein Kind zu seiner Rettung herangeholt hätte. Aber nicht ihr Seelenbruder, der wusste, wem die Eisinseln wirklich zustanden.

Sie fing Kesters Blick auf, offen und ehrlich, wie sie einander immer begegnet waren. »Kennst du den schnellsten Weg nach Zaarlos?«
Kester antwortete erst nicht. Er war wieder Herr der Lage, schlenderte zur Tunnelwand hinüber und lehnte sich gegen den Felsen. Der Schatten des Fackelhalters fiel direkt auf sein Gesicht. »Ich habe dir gesagt, ich bringe dich nicht hinaus.«
»Nicht mich. Milos. Er muss so schnell wie möglich nach Hause zurück, damit er den Lebensunterhalt unserer Geschwister sichern kann.«
»Bitte«, schob Milos hinterher.

Kester schwieg. Vìn konnte seine Augen nicht sehen, doch sie war sicher, dass er sie direkt anblickte. Sie atmete tief durch. »Wenn du ihn hinausbringst, gehe ich hinein.« Es gab keine Erklärung für das, was sie ihm gerade versprach. Wieder und wieder hatte Kester sie dazu aufgefordert. Hineinzugehen. Was auch immer das bedeutete, für Kester war es wichtig, und vielleicht war es an der Zeit, seinem Drängen nachzugeben. Sie war gerade dabei, ihm ihr Herz, ihren Bruder anzuvertrauen. Wenn das der Schritt war, den sie Kester entgegengehen musste, würde sie nicht zögern.

Prompt blitzte etwas Blau in den Schatten über Kesters Gesicht hervor. Er legte den Kopf schief, offensichtlich neugierig geworden. »Meine Brüder und Schwestern brauchen jemanden wie mich.«
In seinem Ton stand eine klare Aufforderung, auf die sie sofort den Kopf neigte. »Ich werde auf sie achtgeben, bis du zurück bist.«
Kester wagte sich gerade genug vor, dass sie das Lächeln sehen konnte, das sich langsam auf seinen Lippen ausbildete. Hätte sie es nicht besser gewusst, wäre es auch als Zähneblecken durchgegangen. Mit einem Funkeln in den Augen spiegelte sie die Mimik. Bastarde und Waisen gingen Hand in Hand miteinander, wenn nötig gegen den Rest der Welt. Kester würde Milos nach Zaarlos schaffen. Und Vìn und die Waisen würden ihnen bald folgen.

So, einen Großteil des emotional rollercoaster der letzten Kapitel haben wir hinter uns. Natürlich lasse ich euch nur eine kurze Atempause, bevor es wieder heiß her geht, aber besser als nichts, oder?

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