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Kapitel 36

Sie waren in den Untergrund geflohen, weg von feindlichen Augen.
Vìn hatte damit die Soldaten gemeint, aber sie war sich sicher, dass Milos' schweifende Blicke möglichen Rebellen galten. Er hatte Kostya kommentarlos auf die Schulter genommen, nachdem er ihm Hände und Füße zusammengebunden hatte. Jetzt lag der Bewusstlose an der Seite der Höhle, nach einem weiteren gut gezielten Schlag, als er aufzuwachen drohte. Zusammen mit Milos saß Vìn am Eingang gegen die Felswand gelehnt, doch ihr Blick glitt immer wieder zu Kostyas Gestalt herüber. Der Anblick war ihr vertraut von den Nächten, die sie gemeinsam auf ihrer Reise verbracht hatten. Doch jetzt schlief er nicht. Es hätte nicht so einfach sein sollen, ihn zu überwältigen, nicht einmal für ein so eingespieltes Team wie Milos und sie. Kostya hatte seine innigste Regel missachtet – nicht ans Denken gedacht. Eigentlich war es also seine Schuld, dass er jetzt zusammengesunken wie ein Stück Beute dalag. Aber auch wenn Vìn sich einen derartigen Triumph lange Zeit herbeigesehnt hatte, konnte sie keine Genugtuung spüren.

Milos durchbrach die fragile Stille zwischen ihnen. »Ich habe Zacharias gefunden. Das war kaum ein Mond, nachdem du aufgebrochen bist.« Ihr Blick richtete sich nach draußen, wo ein leichter Schneefall eingesetzt hatte. Das war gut, so würde niemand ihre Spuren verfolgen können. Sie konnte Milos nicht in die Augen sehen, wollte gar nicht so weit von ihm abrücken. Ihre Seite war dicht an seine gepresst, warm und fest, aber sie fühlte sich nicht so sicher, wie sie es gern hätte.
»Du hast kein Zeichen mit Zacharias geschickt. Ich habe das Schlimmste angenommen. Als der General von einer neuen Mission gesprochen hat, habe ich mich sofort freiwillig gemeldet.«
»Der General?«
»Seit der Colonel verschwunden ist, bekommen wir ihn öfter zu Gesicht. Er...« Ihr bester Freund schauderte merklich. »Er ist ein großer Kämpfer. Und weiß, wie er eine Armee zu führen hat. Er war nicht herablassend zu mir wie die Offiziere, sondern bot mir einen Ausweg an, Training mit dem Schwert. Andere sagen, er wäre jähzornig und machtgierig, aber mir hat er nie etwas getan. Trotzdem, seine Augen...«
Wieder schauderte er und wechselte eilig das Thema.

Sie lauschte seiner Geschichte kommentarlos. Irgendwann würde Milos Antworten verlangen, doch solang ihr das noch erspart blieb, saß sie stumm neben ihm. »Ich und die anderen Soldaten wurden vor dem Aufbruch nach Norden miteinander trainiert. Jeder Tag kam mir wie ein ganzer Mond vor, ich wollte nur noch aufbrechen, zu dir... Auch, als wir endlich die Oksonschlucht erreicht hatten, kamen wir nicht halb so schnell voran, wie ich mir das vorgestellt hatte.« Der Gedanke war merkwürdig. Dieses unberührte Stück Land, das Vìn allein mit Kostya durchwandert hatte, nun das Opfer von Soldatenstiefeln. Sie hatten kein Recht, Vìns Insel zu erobern, ihre Geheimnisse zu ergründen. Vìns Kiefer schmerzte von der Anspannung, die sich seit dem Beginn des Kampfes hartnäckig hielt.

»Als wir in den Norden kamen, sprach Hran – er hat die Mission angeführt – immer wieder von einem Kampf. Wir sollten unsere Waffen verstecken, uns bereithalten... Ich wusste nicht, was er damit meinen könnte, aber dann wurden wir angegriffen. Hran hat sich sofort ergeben. Der Anführer der Rebellen, der große Fenhario, war misstrauisch, hat uns aber trotzdem abführen lassen. Ungemütlicher Kerl.«
Damit entlockte er ihr ein winziges Schmunzeln. Milos war schon immer sanfter als sie gewesen, aber »ungemütlicher Kerl« war eine gewaltige Untertreibung, wenn es um Varnir ging.
»Was wir dann gesehen haben... Die Eisbrücke, Ocrioll, die Rebellen... plötzlich ging alles so schnell. Hran hat den Befehl zum Angriff gegeben und dann haben wir gekämpft.«
Vìn schluckte hart. »Und Lertis getötet.«

Die Muskeln in Milos' Oberarm spannten sich an, aber bevor er nachfragen konnte, wandte sie sich ab. Im hinteren Teil der Höhle, dort, wo sie sich zu einem Tunnel verjüngte, rollte Vìn sich zusammen. Milos murmelte etwas von einer Nachtwache, doch sie hatte bereits die Augen geschlossen. Heute schaffte sie es nicht mehr, in der Realität zu leben.
Doch sobald es dunkel um sie wurde, tauchte Lertis' Gesicht in ihrem Sichtfeld auf. Diesmal erlaubte sie den Tränen, zu fließen. Sie schluchzte nicht, zuckte nicht, zollte nur ihrem Freund stummen Tribut.

Sie hatte viele Geschwister verloren, vor allem in den ersten Jahren. Kinder, nur wenig jünger als Vìn selbst, an die sie sich nicht einmal erinnern konnte. Aber auch Schwestern und Brüder, mit denen sie Jahre verbracht hatte. Amiel war sechs gewesen, Fjodor acht. Felin, so zart und klein, aber mit einem Gemüt, das die Sterne zum Wanken bringen konnte... kaum vier. Aber Vìn war älter geworden, und mit jedem Tag stärker. Sie hatte geglaubt, ihre Familie nun schützen zu können. Lertis hatte sie nicht lang gekannt, aber sie hätte für ihn da sein sollen, ihn gegen die Soldaten verteidigen, wie es ihre Bestimmung war.
Jeden Atemzug, den sie tat, tat sie für ihre Bastarde. Aber ihr Herz, das immer für ihre Familie geschlagen hatte, schien größer geworden zu sein in den letzten Monden. Sie war stark genug, für mehr zu kämpfen als das – für ihre Freunde, für die Rebellen. Vìn würde keines ihrer Geschwister jemals zurückstecken lassen, aber selbst wenn sie sich daran zugrunde richtete, sie würde für die Bastarde und für die Rebellen einstehen. Zum ersten Mal in einer sehr langen Zeit dachte sie an Farran Danyar zurück, der ihr prophezeit hatte, dass sie einen Wert haben würde für Castrhys. Vielleicht hatte er damals schon erkannt, dass ihr wildes Herz nicht beim Kampf für ihre Familie haltmachen würde.

Und Lertis hatte ebenfalls recht gehabt. Sie war eine Rebellin, auch wenn er nicht gesehen hatte, dass sie gleichzeitig ein Bastard war.
»Mit meinem Mut und meinem Zorn«, wisperte sie in die Dunkelheit, »Mit deiner Fürsorge und deiner Hoffnung werde ich kämpfen. Bis ich oder der König den letzten Atemzug tut.«

Ihr Herz schlug schnell wie das eines Spatzen. Es war nicht wild genug, Farran Danyar hatte sich geirrt. Sie hatte es nicht geschafft. Konnte nicht den König stürzen, nicht einmal ihre Familie beschützen.
Der Schattensoldat würde sie töten, und dann würde er Jagd auf Elèn machen. Vìn sah den leblosen Körper ihrer Schwester vor ihrem inneren Auge, gebrochen wie damals, als sie Elèn den Minen einfach zusammengesackt war. Elèn war immer blass gewesen, aber im Hier und Jetzt, wo der Schatten des Soldaten auf sie fiel, wirkte sie wie eine Leiche. Im nächsten Wimpernschlag war es nicht mehr die Leiche ihrer Schwester, die dort lag, sondern Lertis'. Seine Locken waren nicht mehr rostrot, sondern blutgetränkt, und seine Lippen klafften auf. Vìn schrie, versuchte, zu ihm zu kommen, doch eine Hand klammerte sich um ihren Oberarm.

»Du hast versagt, Mädchen«, höhnte der Schattensoldat. Er beugte sein Gesicht dicht zu ihrem herunter und sein Atem schlug ihr ins Gesicht – er roch nach frischem Blut. »Aber das ist in Ordnung. Gräme dich nicht. Niemand erwartet von einem Spatzen, gegen Löwen zu bestehen.«
Er stieß sie zu Boden, die grausamen Augen ein harter Gegensatz zu der gespielten Sanftheit seiner Worte. Erbarmungslos hob er sein Schwert, stieß die Faust in die Luft wie zum Triumph.
In jeder Einzelheit konnte sie erkennen, wie er den Daumen verschob, ihn unter der Parierstange seiner Waffe festhakte. Dann schnellten seine Finger vor, drehten das Schwert beinahe auf der Stelle, und mit der gesamten Kraft seines Körpers stieß er die Spitze auf ihre Brust zu.

Vìns Herz raste noch immer, als sie erwachte. Ihr Albtraum hatte sie nicht überrascht, aber dennoch unvorbereitet getroffen. Die Bilder wurden immer klarer, ihre Emotionen in den Träumen intensiver. Das Gefühl der Panik hielt selbst dann noch an, nachdem sie die Augen aufgeschlagen hatte. Und das Schlimmste war, dass sie ihr Monster nicht spüren konnte.
In ihren Albträumen tauchte es nie auf, als würden die Schatten des Soldaten es von ihr fernhalten. Doch dass es auch jetzt nicht bei ihr war, stumm blieb, sandte eiskalte Panik durch ihre Adern. Sie musste wissen, wieso diese Szenen sie heimsuchten, brauchte etwas, gegen das sie kämpfen konnte... Die Hilflosigkeit zerriss sie beinahe. Ihre Finger hatten sich ganz unbewusst zu Fäusten geballt und sie rieb mit ihnen kräftig über ihr Herz. Sie spürte es schlagen, Wärme durch ihren Körper pumpen, da musste doch-

Ihr entwich ein Atemzug, als das Ungeheuer in ihr Inneres zurückkehrte und zögerlich die Luft prüfte. Doch bevor es sich für Flucht oder Kampf entscheiden konnte, wandte es den Kopf, die Ohren gespitzt. Im nächsten Moment hörte auch Vìn die Stimmen.
»Weiß sie, wer du bist?« Kostya. »Du hast es ihr nicht gesagt, nicht wahr?«
»Ich bin ihr Bruder. Das ist das Einzige, was zählt.« Milos' Stimme kam von weiter weg.
»Rede dir das nur weiter ein, Ellid.«
Vìn verengte die Augen, als eine schwere Stille folgte. Sie wagte nicht, sich umzudrehen, die beiden Männer würden sofort erkennen, dass sie wach war. Sie wollte wissen, was sie zu bereden hatten.
»Woher wisst Ihr von meinem Namen, Colonel?«
»Die gegebenen Namen werden den Soldaten auf den Ärmel gestickt. Wie, haben sie dir nicht auch beigebracht, zu lesen?«

Gegebener Name? Vìn sog hart die Luft ein. Sie hatte nicht geahnt, wie weit die Soldaten mit ihren Fesseln gehen würden. Kein Bastard trug einen Namen. Ellid. Das klang falsch, das war nicht Milos. Doch mehr als der Name schmerzte es, dass Milos ihr nichts davon verraten hatte. Er konnte doch keine Angst vor ihrer Reaktion haben? Sie würde immer auf seiner Seite stehen, egal, was kommen mochte.
»Ich werde es ihr sagen, und sie wird sehen, was es wirklich bedeutet«, fauchte Milos jetzt. »Der General hat mir den Namen gegeben. Er ist es nicht, der die Bastardgesetze erlassen hat. Der unsere Brüder und Schwestern tötete. Das wart allein Ihr, Colonel.«

hr Atem stockte in ihrer Brust. Es schmerzte körperlich, daran erinnert zu werden, wer Kostya einst gewesen war. Was er getan hatte. Auf eine verquere Art und Weise hatte er sie damit vor Sírnir schützen wollen, aber Vìn konnte nicht leugnen, dass er der Mörder ihrer Geschwister war. Das konnte sie ihm nicht verzeihen, und sie schaffte es nur, ihm in die Augen zu sehen, wenn sie eine klare Grenze zwischen dem Colonel und Kostya zog. Doch vielleicht war das ein verdrehtes Spiel ihrer Gedanken gewesen, eine Einbildung, die es nicht wirklich gab... denn die Stimme, mit der Kostya jetzt zu Milos sprach, war die, die früher Schauer des Hasses in ihr ausgelöst hatte.
»Du hast keine Ahnung, wozu der General fähig ist, Ellid.« Ein leises Knurren hallte durch die Höhle, das ihr Monster in Kampfstellung versetzte. »Ich habe Angst um jede deiner Schwestern. Du tätest gut daran, das auch zu tun.«
»Ihr solltet Angst um Euch haben«, versetzte Milos augenblicklich, »Denn vielleicht werde ich Euch töten.«
Instinktiv verlagerte Vìn ihr Gewicht, presste die Fußsohlen gegen den Felsen – bereit, aufzuspringen. Doch Kostya lachte, und als sie die herablassende Provokation in seinem Ton wahrnahm, entspannte sie sich augenblicklich wieder.
»Wenn ich in Anwesenheit meines Wölfchens sterbe, dann durch ihre Klauen.«
»Nennt sie nicht so!«
»Wölfchen? Wieso nicht? Sie ist eine Bestie.«
»Nicht Eure.«
»Bestien haben es gewöhnlicherweise nicht an sich, jemandem zu gehören.«

Diesmal war es das Ungeheuer, das fragend zu Vìn blickte. Aber sie hatte keine Ahnung, wie sie sich verhalten, was sie fühlen sollte. Sie hatte unterschätzt, wie gut Kostya sie mittlerweile kannte. Doch es war Milos, der jeden ihrer Schritte begleitet hatte, der eine Hälfte ihrer Seele in seinem Körper trug. Die beiden streiten zu hören, mit dem Versprechen nach Krieg in den Stimmen, machte sie unruhig. Oder zumindest sollte es das. Als die beiden Stimmen wieder erklangen, beide auf so unterschiedliche Art vertraut, begann ihre Erschöpfung, sie wieder zu übermannen. Das regelmäßige Auf und Ab lullte sie ein, wiegte sie in den Schlaf. Sie wusste, dass – für den Moment – keiner der beiden dem anderen etwas tun würde. Milos wartete auf ihre Anweisung, wie er das immer getan hatte. Und Kostya schien mehr amüsiert als besorgt von der Situation. Er spielte mit dem Feuer, provozierte und forderte heraus, wo er nur konnte. Aber er selbst blieb kühl und berechnend, die Fäden ziehend, bis sie ein Webmuster zu seinem Gefallen ergaben. Auch wenn sie wusste, dass Kostya ihr nicht gefährlich werden würde, musste sie in nächster Zeit vorsichtig sein. Milos und Kostya waren beide auf einen Kampf aus, und Vìn würde nicht zwischen ihnen stehen können.

Es sieht vielleicht so aus, als würde in diesem Kapitel nicht viel passieren, aber wir haben hier einen key moment, der später so viel entscheidet. Und das nächste Kapitel hat auch etwas ganz Besonderes an sich! ;)

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