Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 12

Vìn wusste nicht, wer von ihnen überraschter war, dass sie Kostyas Schwäche nicht ausnutzen würde. Für einige Wimpernschläge musterten sie sich nur gegenseitig, als warteten sie auf eine Reaktion des anderen.
Dann deutete sie mit dem Kinn auf seine Wunde.
»Das musst du versorgen.«
Seine Lippen öffneten sich, doch er brachte keinen Ton heraus. Mit verengten Augen beobachtete sie, wie er deutlich schluckte und erneut ansetzte. »Ich weiß nicht, wie.«
Verblüfft starrte sie ihn an. »Wie ist das denn möglich?«
»Es war nie nötig für mich.« Sein Unterton wurde verteidigend, als er ihre hochgezogene Braue bemerkte. »Komm schon, Wölfchen, als sei das so überraschend. Du glaubst nicht an die Alte Magie, ich kann eben keine Wunden versorgen.«
»Nur dass der Glaube an die Magie dir nicht das Leben retten wird.«
»Was habe ich doch für ein Pech.«

Frustriert schnalzte sie mit der Zunge und fuhr sich mit einer Hand durch ihre Strähnen, die ihr verschwitzt in der Stirn klebten.
»Zieh' dich aus.«
»Was?«
Sie wiederholte sich nicht, und im nächsten Moment erschien ein Grinsen auf Kostyas Gesicht. »Ich wusste ja, dass ich unwiderstehlich bin, aber-«
Er stockte, als sie ungeduldig an seiner Tunika zerrte, und atmete scharf ein. Er hätte es wohl niemals zugegeben, doch sein verletzter Arm ließ es nicht zu, dass er sich allein von seiner Kleidung befreite. Vìn musste ihm die Tunika vorsichtig über die Schulter heben.

»Ich werde erfrieren, bevor du erst den Blutfluss gestoppt hast«, knurrte er missmutig. Sein bloßer Oberkörper zitterte unter einem Schauer. Von seiner Wunde aus lief ein stetiges Rinnsal seine Brust hinab. Der Wolf hatte ihn genau dort erwischt, wo das Leder seiner Reisekleidung dünn war, an der Stelle, wo der Hals in die Schulter überging. Ihr Blick wanderte unwillkürlich zu dem Bluterguss an seinen Rippen. Dort hatte sie ihn bei ihrem Übungskampf getroffen. Überrascht erkannte sie, dass seine Haut auch an weiteren Stellen von Narben unterbrochen war. Die meisten waren bereits verblasst, aber einige mussten von tiefen Wunden stammen. Sie spürte deutlich, dass Kostyas Muskeln angespannt waren. Es gefiel ihm nicht, die Oberhand über die Situation abzugeben. Sie wandte den Blick ab und griff nach seinem Umhang, den er achtlos in den Schnee hatte fallen lassen. Mit raschen Bewegungen schnitt sie einen Fetzen heraus und presste ihn auf die Wunde. Kostya zuckte zusammen, war aber klug genug, seinen Arm so ruhig wie möglich zu halten.

Vìn griff mit ihrer freien Linken auf seinen Rücken, um ihm mehr Stabilität zu geben. Sie hielt den Druck auf seine Wunde ständig aufrecht, sodass das Blut bald gerinnen würde. Kostya drehte vorsichtig seinen Kopf und verfolgte mit den Augen die rote Spur, die sich deutlich gegen seine Haut abhob. Dann hob sich sein Blick, und zum ersten Mal sah er zu ihr auf. Obwohl er auf dem flachen Felsen saß, war er nicht viel kleiner als sie. In jeder anderen Situation hätte er sie mühelos überragt. Als sie die Wärme seines Atems auf den Wangen spüren konnte, realisierte sie, wie nah sie sich waren. Es wäre so einfach, ihn jetzt umzubringen... Er verlagerte sein Gewicht kaum merklich, und sie schloss für einen Moment die Augen.

»Wölfchen...« Seine sonst so klare Stimme hatte einen rauen Unterton, den sie nicht einordnen konnte. Es standen noch mehr Worte in seinem Blick, doch er entließ nicht ein einziges aus seinem Käfig.
Sie atmeten beide flach und bewegten sich kaum, als könnten sie sonst eine Lawine auslösen. Vìn suchte nach einem Zeichen des eiskalten Colonels in seiner Miene, wissend, dass das hier falsch sein sollte. Und doch war sie erleichtert, als das Gesicht dicht vor ihr nur den lodernden Blick und das Halblächeln Kostyas zeigte.

Vorsichtig löste sie ihre Hand von seiner Schulter und säbelte einige weitere Stoffstreifen mit ihrem Dolch ab. Sein Umhang würde jetzt kaum noch seine Oberschenkel erreichen. Notdürftig wusch sie die Stoffe in einem Flecken frischen Schnees aus und ging dann dazu über, Kostyas Schulter zu verbinden. Ihre Fingerspitzen streiften dabei immer wieder seine bloße Haut, und die Schauer, die ihn abermals überliefen, konnten nicht ausschließlich von der Kälte kommen.
»Daran könnte ich mich gewöhnen.«
»Träum weiter, das nächste Mal lasse ich dich verrecken.«
Kostya zeigte nur ein sachtes Lächeln, und sie trat mit kritischem Blick von ihm zurück.
»Wenn wir es heute ruhig angehen lassen, solltest du überleben.«
»Der enttäuschte Unterton ehrt mich.«
Diesmal konnte sie ein Grinsen nicht unterdrücken.


Der Rest des Tages verlief sich in langsam abgegangenen Meilen und längeren Pausen, als es für sie üblich war. Doch nachdem Kostya eine Nacht durchgeschlafen hatte und das Blut vollends getrocknet war, beschleunigten sie ihre Schritte, nun beide voller Hoffnung. Wenn schon nicht der Ring, so hatten die Wölfe Vìn überzeugt – die Schlucht musste einen Ausgang haben, der nicht allzu fern liegen konnte.

Sie nahmen das Kampftraining wieder auf, und Vìn konnte endlich triumphieren. Kostya drängte sie dazu, seine Schwäche in den Übungskämpfen auszunutzen, und sie hatte in der Hinsicht keinerlei Skrupel. Als sie sich schließlich am Rand der Schlucht für die Nacht niederließen, pochte Vìns Körper. Doch es war ein süßer Schmerz – diesmal wusste sie, dass Kostya sich genauso quälte. Für eine Weile hörte Vìn nur seinen Atem, der zu unregelmäßig für einen tiefen Schlaf war. Die Kälte begann, sie von unten her einzuholen. Obwohl sie bis zum Einbruch der Nacht gelaufen waren, hatten sie keinen Unterschlupf finden können und sich letztendlich so dicht wie möglich an den Fuß der Steilwand gedrängt. Vìn schauderte unwillkürlich, als ein harter Windstoß durch die Schlucht fegte. Er brachte einen Geruch mit sich, den sie zu fürchten gelernt hatte. Angespannt verharrte sie in der Dunkelheit, wie eine Gefangene, die ihren Richtspruch erwartete. Und dann spürte sie die ersten Schneeflocken auf dem Gesicht.

Ergeben seufzend setzte sie sich auf und schlang die Arme um ihre Knie.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Kostya seinen Kopf hob, doch sein Gesicht lag im Schatten. Vìn drehte sich halb zu ihm um. »Wir müssen weitergehen. In Bewegung bleiben.«
»In der Dunkelheit übersehen wir mögliche Spuren. Und unsere Körper brauchen Ruhe.« Stoffe raschelten, als er sich ebenfalls aufrichtete.
»Wenn wir hierbleiben, bekommen sie ewige Ruhe.«
Nach kurzem Zögern gab Kostya nach, doch er machte keine Anstalten, ihr Lager abzubrechen. Er überbrückte den Abstand zwischen ihnen und drängte sich dicht an ihre Seite. Instinktiv zuckte sie zurück und griff nach ihren Dolchen.

»Körperwärme, Wölfchen. Schau' nicht so entsetzt.«
»Bei näherer Überlegung wähle ich doch lieber den Kältetod.«
Doch ihre verräterischen Muskeln entspannten sich etwas, als die Hitze seines Körpers auf sie überging. Kostya war eine zuverlässige Wärmequelle, so wie es auch Milos immer gewesen war. Was hätte sie dafür gegeben, ihren besten Freund an ihrer Seite zu haben. Sie waren immer zwei Hälften gewesen, Milos und Vìn. Ohne es zu bemerken, hatte Vìn begonnen, die Reise zu genießen, das Stück der Freiheit, das sie ihr gewährte. Doch ihr Seelenbruder wartete zuhause im Lager auf sie, vielleicht bereits verrückt vor Sorge. Wenn sie doch nur Nachrichten austauschen könnten, sich vergewissern, dass es dem jeweils anderen gut ging...

»Warum hast du die Gesetze von Zaarlos umgeschrieben?« Die Worte, die ihr schon so lang auf der Zunge brannten, überraschten sie selbst. Kostyas Atem stockte deutlich, und sie vermied es, einen Blick in seine Richtung zu werfen. Er brauchte viel zu lang, um eine Antwort zu formen.
»Von mir werden eine eiserne Hand und kaltblütige Macht erwartet.«
»Steck' dir den Colonel-Dreck sonst wo hin und gib mir eine Antwort.«
Er schnaubte, doch seiner Stimme fehlte die eisige Kälte, als er erneut den Mund öffnete. »Kannst du dir das nicht denken? Ich hatte Macht, und ich habe nicht davor zurückgeschreckt, sie auszunutzen.«
Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie ihm diese Phrasen sofort abgekauft und sich auf ihn gestürzt hätte, ganz egal, wie aussichtslos das war. Doch etwas in seiner Stimme ließ ihr Ungeheuer den Kopf schieflegen. Es wirkte, als wollte er sie förmlich dazu bringen, ihn zu hassen. Und Vìn würde sicher nicht das tun, was Kostya von ihr verlangte.

»Warum uns dann nicht gleich töten?«
Sein Kopf fuhr zu ihr herum, doch sie verharrte in ihrer Position, ihre Augen fest auf das Innere der Schlucht gerichtet. Die Wildnis hier war ein Zusammenspiel aus Schatten und Helligkeit, wechselnden Flecken von reinem Schnee und dunklen Felsen. Die Kontraste wirkten beinahe wie gemalt.

Sie hasste den Colonel für das, was er ihr angetan hatte. Sie hatten Kinder verloren. Vor allem in den Anfangsjahren, als Vìn selbst noch jung gewesen war und sie nicht hatte beschützen können. Sie erinnerte sich an ihre Namen. Felin. Amiel. Fjodor... Einige von ihnen hatten nicht einmal Namen gehabt.
»Warum hast du uns nicht alle getötet?« Ihre Stimme wurde heftiger. »Ein Mörder bist du bereits.«
»Vìn...«
Ihre Haare peitschten um ihren Kopf, als sie zu ihm herumwirbelte. Einige Wimpernschläge lang hielten ihre Augen Kontakt, kaum mehr als blitzende Punkte im Halblicht. Dann senkte Kostya die Lider, als würde es ihm Schmerzen bereiten, sie anzusehen. Ihr Atem ging schwer und ihre Fäuste krampften sich um die Hefte ihrer Messer. Sie sollte ihn töten. Zur Rechenschaft ziehen für das, was er getan hatte. Sie war stolz darauf gewesen, alles für ihre Bastarde zu tun, und hasste sich jetzt dafür, dass sie vor dem finalen Schlag zurückschreckte.

»Ihr wart Kinder.« Kostyas Kiefermuskeln waren so angespannt, dass seine Worte gepresst klangen. Sein Gesicht war ihrem so nah, dass sie seine Nasenflügel beben sehen konnte. »Ihr wart Kinder, aber ich wusste, dass ihr in einigen Jahren die einzigen Frauen auf der Insel sein würdet.« Sie unterbrach ihn nicht, und sie hätte auch gar nicht gewusst, was sie sagen sollte.
»Ich habe euch wertlos gemacht. Zu Tieren, vielleicht sogar weniger als das. Niemand konnte euch noch ansehen und begehrenswert finden.« Ihre Augen verließen seine Gestalt und wanderten in die Schlucht hinaus. Die Felsen, überall um sie herum, die sie zuvor eingesperrt hatten, gaben ihr nun Halt. Dies war nicht das erste Mal, dass Colonel Kostya ihre Welt zum Wanken brachte.

»Als ich euch Bastarde zum ersten Mal gesehen hatte... einige von euch waren nicht viel jünger als ich. Und doch reichte ein Blick und ich wusste, dass wir aus anderen Welten stammten.«
Vìn nickte einmal knapp. Sie erinnerte sich daran, als sie und Milos auf einer Schlafbaracke gekauert hatten, um einen Blick auf den neuen Colonel zu erhaschen. Damals hatte sie noch nicht gewusst, was seine Ankunft für sie bedeutete. Doch dann hatte er sie antreten lassen und mit eiskalter Miene seine ersten Beschlüsse verlesen lassen. Bastarde haben keinen Platz in Castrhys. Bastarde sind nichts als Zeichen von Ehrlosigkeit und Fehlschlag. Bastarden ist keine Mahlzeit zu schenken und kein Platz am Feuer. Bastarden ist kein Wissen über Castrhys und dessen rechtmäßige Bewohner weiterzugeben. Major Narviks Stimme hatte gezittert, als er an diesem Punkt angelangt war. Als die Sonne am nächsten Morgen aufgegangen war, hatten sie den alten Lehrer bereits fortgeschafft.

»Ich war gekommen, um über Zaarlos zu herrschen. Aber einige Wildnis kann man nicht bezähmen. Du bist ein Teil dieser Wildnis. Und du warst schon immer viel mehr die Königin von Zaarlos als ich es je sein werde.«
Als er Narvik hatte abtreten lassen, war der Blick des Colonels zu den Bastarden geschweift. Vìn hatte angenommen, er hätte es vergessen. Sie hatte Ikka hinter sich geschoben und ihm furchtlos entgegengesehen, nicht wissend, was diese Sätze für ihre Familie bedeuten würden. Als sich ihre Augen trafen, hatte sie geknurrt.

»Ich konnte euch nicht von der Insel verbannen. Vielleicht hätte Sírnir das gar nicht zugelassen. Aber ich konnte dafür sorgen, dass die Soldaten euch als das sahen, was ihr eigentlich schon immer wart – nicht wie sie. Eine andere Spezies, an der sie sich nicht vergreifen durften. Auch wenn das hieß, dass euer Kampf ums Überleben härter wurde.«
Milos hatte geschrien, als sie ihm die Schale mit Eintopf aus den Händen gerissen hatten, die er wie jeden Morgen für seine Geschwister holte. Elèn war nur wenig später zusammengebrochen, als sie in den Minen vorangepeitscht wurde. Oding war im nächsten Winter erfroren.

»Sag' mir, ob ich einen Fehler gemacht habe.«
Er hob seine Hand und ließ sie zwischen ihnen schweben. Sie war wie erstarrt, die Erinnerungen füllten ihren Kopf vollkommen aus. Erst, als er seine Finger über ihre Wange streichen ließ, realisierte sie, dass sie weinte. Vìn zuckte zurück und wandte sich von ihm ab.

»Ich hasse den Colonel«, brachte sie irgendwann stockend hervor. »Ich werde ihn umbringen, sobald ich die Gelegenheit dazu bekomme.«
Diesmal war er es, der sie sprechen ließ. Sie konnte seinen Blick noch immer auf ihr ruhen spüren.
»Hier draußen bist du kein Colonel. Das waren deine Worte. Hier bist du Kostya, und ich bin Vìn.« Endlich hob sie den Kopf und sah ihn direkt an. »Sobald wir zurückkehren, töte ich dich für das, was du getan hast.«
Etwas flackerte in seinen Augen auf, aber er entzog sich ihr nicht. »Wenn wir zurückkehren, warten wir bis Mitternacht. Dann treffen wir uns bei den Greiferhorsten.« Er rückte wieder dichter an sie heran, als wäre ihm kälter geworden. »Ich werde unbewaffnet sein.«
Vìn lockerte bewusst ihre Muskeln und ließ sich gegen ihn sinken. Die Nacht würde noch lang dauern. Wenn sie den nächsten Morgen wohlauf begrüßen wollte, brauchte sie seine Nähe.
»Gut.«

So langsam nimmt der Plot an Fahrt auf und wir bekommen unser erstes Character Development. Ich freue mich schon auf den Rest des Prozesses! Man könnte fast meinen, Vìn und Kostya wären schon bei enemies-to-(very reluctant)allies angekommen.. ;)

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro