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Kapitel 1

Vìn hatte das Pech, eines der Kinder zu sein, die auf Zaarlos geboren wurden.
Die Welt hier oben auf der Eisinsel war eine kalte und feindliche. Der Wind heulte ebenso laut wie das Monster in ihrem Inneren, und der Schnee, der im Inneren des Militärlagers schweren Soldatenstiefeln weichen musste, türmte sich am Rand des Camps zu hohen Wehen auf. Der Trampelpfad, den Vìn so mühsam zwischen den ersten Baumstämmen des Westwaldes hindurch geschaffen hatte, war kaum noch zu erkennen. Mit zusammengebissenen Zähnen stapfte sie durch die weißgrauen Massen, die Wadenmuskeln angespannt gegen das Beißen der Kälte. Innerhalb weniger Herzschläge waren die dünnen Lederschlappen, die Elèn für sie gemacht hatte, völlig durchweicht.

Der Eisregen während der letzten Monate war schlimm gewesen. Aber der erste Frost hatte die Männer in ihren hölzernen Baracken mit den dünnen Wänden trotzdem überrascht. Sie waren mit ihren Kriegsäxten in den Wald gestürmt, aber auch mit Feuerholz konnten sie diesen Feind nicht besiegen. Das Lazarett platzte aus allen Nähten, und zwei der Soldaten hatte die Kälte mit steifen Leibern unter die Erde getrieben. Schwächlinge waren sie, allesamt.
Vìn erfüllte der Wintereinbruch mit grimmiger Genugtuung. Sorgen um ihr Überleben hatte sie sich schon immer machen müssen. Aber wenn erst Eiswinde und Schneestürme das Militärcamp belagerten, dann zeigten sich die wahren Sieger in der Schlacht des Nordens. Vìn trug ihre Krone aus weißen Flocken, die sich kaum von ihrem wirren Haarschopf abhob, mit Stolz.

Ihre Schützlinge waren weniger begeistert von den niedrigen Temperaturen. Ein schriller Schrei zerriss den pfeifenden Wind so problemlos, dass er nur von einem Wesen kommen konnte, das Seite an Seite mit den Böen aufgewachsen war. Vìn beschleunigte ihre Schritte, trotz der schneebedeckten Felsen sicheren Fußes. Der braun gescheckte Falke, der sich so empört beschwerte, hackte mit der Wut eines Hungernden auf einen Artgenossen ein. Das kleinere Jungtier zog flatternd an seiner Kette, hatte aber keine Chance gegen das zähe Männchen. Zeuge dessen scharfer Krallen waren die Narben, die blass gegen die hellbraune Haut an Vìns Handgelenk hervorstachen.

»Genug davon«, knurrte sie den aufgeregten Falken an, der mit einem erneuten Kreischen zu ihr herumfuhr. Furchtlos begegnete ihr blitzender Blick seinen scharfen Augen, und nach einem Wimpernschlag sprang das Männchen in die Höhe. Seine geschickten Flügel fanden sofort eine Brise, und er wäre in den Schutz der Kiefern entflohen, hätte Vìn nicht das Lederband an seinem Fuß erwischt.
»Ich schau' nach, ob ich einen Happen für dich finde, ja? Nun halt' still.«
Unter Protesten aus der Vogelkehle trug sie den Falken zu dem abgehauenen Baumstamm, der ihm als Horst diente. Diesmal sorgte sie dafür, dass die Eisenkette sich nicht erneut lösen würde. Der fedrige Jäger hüpfte missmutig auf dem engen Raum hin und her und steckte dann den Kopf unter den Flügel. Er wusste, wann er verloren hatte.

Es tat Vìn weh, das stolze Tier so besiegt zu sehen. Es gab keine Rationen, auf die sie verzichten könnte, um ihm ausreichend Nahrung zu beschaffen. Vielleicht würden die kräftigeren Adler genug Beutetiere zurückbringen, um ihre kleineren Verwandten zu ernähren, aber solche Glücksfälle waren selten. Und für Vìn gab es keine Wahl, die Vögel oder ihre Geschwister zu ernähren. Die hatte es nie gegeben. Wenn der Hunger andauerte, würde sie die schwächsten Falken töten müssen, ihnen wenigstens diese letzte Freiheit schenken. Aber noch waren es aufgewühlte Gemüter und nicht schwache Körper, die ihnen der Futtermangel bescherte.

Mit einem Mal war der Falke wieder hellwach, auf einen Punkt hinter Vìn fixiert. Sie fuhr herum, einen Herzschlag, bevor ein brechender Zweig den Eindringling verriet.
Er lugte hinter einem der Adlerhorste hervor, und nur der Schimmer seiner goldblonden Haare verriet ihn. Seine Kleidung war dreckverschmiert und fügte sich beinahe nahtlos in Schnee und Schlamm ein. Die Gestalt war nur halbhoch, hätte auf den ersten Blick wie ein Junge gewirkt. Doch Vìn wusste um das Blitzen in den grünen Augen, das ihn von jedem anderen Kind unterschied.

Kein Junge konnte eine derartige Wildheit in sich tragen. Und kein siebenjähriger Knabe hätte auf Zaarlos überlebt. Frauen waren hier nicht gestattet, und wenn doch eine verängstigte Ehegattin oder geschmuggelte Hure entdeckt wurde – meist, weil sie ein Kind gebar –, dann wartete ein Schiff direkt zum Richter des Königs auf sie. Die Kinder wurden in den Schnee geworfen, und wenn sie durch die Hände ihrer Leidensgenossen überlebten, dann waren sie nicht viel wert in der Hackordnung der Söldnerarmee. Sie standen noch unter den Pferden der wenigen Kavalleristen, vielleicht auf einer Stufe mit den streunenden Hunden, die um die Randbereiche des Lagers herumschlichen. Doch insgeheim, zumindest in ihren Köpfen und vielleicht auch im Sinne der Insel selbst, gehörte Zaarlos ihnen.

Sie waren die, deren Leiber aus dem Schlamm und Lehm unter den Stiefeln dieser Eroberer geschaffen worden waren. Sie kannten die Gesetze von Wind und Regen besser als sie, die sich Hütten zum Schutz bauten, denn abgesehen vom Himmelszelt hatten sie niemals ein Dach über dem Kopf gehabt. Und sie bekamen kein Fieber, wenn sie sich in eisigen Nächten zitternd aneinanderdrängten, weil ihre Körper den Verhältnissen der Insel perfekt angepasst waren. Sie mochten Bastarde sein, doch ihre Eltern kannten sie wie sich selbst. Die braune Erde und der graue Himmel hatten sie geboren: sie waren Zaarlos-Bastarde.
Selbst die jüngsten der zwölf Bastarde waren zäh und unbeugsam. Leiv schien die Kälte nicht einmal zu spüren, sondern blickte mit funkelnden Augen zu Vìn hoch. »Ich will nach Zacharias sehen! Komm schon, Vìn!«

Bereitwillig ließ sie sich von dem Halbwüchsigen zum Waldrand ziehen. Sie wunderte sich nicht, dass er den verborgenen Trampelpfad erkannte, der zu den größeren Horsten führte. Leiv interessierten Grenzen nicht, die unüberschreitbar waren, und er fand aus jedem Winkel einen Ausweg. Er führte sie zielstrebig zu dem brusthohen Holzpodest, das den Greifern als Beuteplatz diente, und das jetzt wider aller Hoffnung nur wenig zu sehen bot. Die beiden Hörnchenkadaver, die die Adler gebracht haben mussten, gaben nicht viel Blut ab, und trotzdem war der Schnee unter dem Gestell scharlachrot verfärbt. Leiv zuckte vor dem grotesken Anblick nicht zurück, sondern verfolgte eine Blutspur zum Unterholz. Vìn ließ ihn davontollen und nahm die Beutetiere an sich. Mit der dünnen Lederschnur, die ihr als Gürtel diente, band sie sich die Grauhörnchen an die Hüfte. Die ursprüngliche Farbe ihrer Tunika war nicht mehr zu erkennen, einige Blutflecken konnte sie verkraften.

»Vìn! Ich hab' was gefunden!«
Leiv kam ihr entgegengelaufen und winkte sie hastig näher. Als sein Blick auf die Kleintiere an ihrem Gürtel fiel, hielt er kurz inne. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie den Hunger in seinem Ausdruck erkannte, doch der Halbwüchsige schüttelte kurz den Kopf und tauchte dann wieder ins Unterholz ab. Sie folgte ihm flink durch die Dornenbüsche, und als sie sich wieder aufrichtete, wurde sie von einem vertrauten Krächzen begrüßt. Auf einem kahlen Kiefernast über Leivs Kopf hockte ein mächtiger Nordgeier, der die grauen Federn aufplusterte und seinen kahlen Hals zu Vìn herunterbeugte.

»Hallo, Zacharias«, grüßte sie ihn mit einem Lächeln. Der Geier ließ sich das helle Brustgefieder streicheln und knabberte zärtlich an ihrem Ohr. Er hatte bereits am Waldrand gelebt, als sie die Pflege der Jagdgreifer übernommen hatte, und war innerhalb weniger Tage zu ihrem Liebling geworden. Zacharias wusste das und erlaubte sich mehr Fehltritte als die übrige Vögel – gestohlene Mäuse waren keine Seltenheit –, aber für ihn steckte Vìn bereitwillig die eine oder andere Strafe ein.

»Hier unten, Vìn!« Leiv hatte sich in den Schnee gehockt und die Äste eines Moosbeerenstrauchs auseinandergezogen. Vìn kniete nieder, und das Erste, was sie unter den Zweigen sah, war Blut. Aus der Hinterhand eines Tierkadavers tropfte der scharlachrote Lebenssaft, und ihre Finger verfärbten sich sofort, als sie Zacharias' Beute ins Freie zog. Dann wurde sie genauso starr wie das Tier vor ihren Füßen.
Der schmale Kopf mit den langen, nur leicht gewundenen Hörnern war unverkennbar. Mit dem rotbraunen Fell erinnerte der Paarhufer an ein Reh, doch er hatte einen gedrungeneren Körper mit den stabilsten Oberschenkelknochen, die die Fauna von Zaarlos zu bieten hatte.

»Was ist das?« Leiv stupste die Beute mit einem Stock an.
»Ein Duygu. Elèn hat dir davon erzählt.«
»Aber sie hat gesagt, die gibt's nicht mehr!«
»Das dachte ich eigentlich auch.«
Mit Pfeil und Bogen bewaffnete Soldaten hatten bereits die Elche und Hirsche ausgerottet, die den Nadelwald durchstreift hatten. Vìn hatte viele Jahre kein Duygu mehr gesehen, doch das tote Männchen zu ihren Füßen war noch jung. In den Tiefen des Waldes musste sich noch irgendwo eine Familie versteckt haben.
»Weißt du, was Major Narvik mir erzählt hat? Wofür die Alten Stämme Duygus verwendet haben?«
Leiv warf einen skeptischen Blick auf den Kadaver und riet: »Besonders leckeren Eintopf?« Vìn fing seinen Blick auf. »Dolche, Leiv. Aus den Hörnern haben sie Griffe gemacht und aus den Knochen Klingen.« Er riss die Augen auf und formte mit den Lippen ein stummes »Waffen!«.
Sie nickte und packte die Hinterhand des Duygus mit beiden Händen. Sie brauchte Leivs Hilfe, um das Bein vom steifen Körper zu trennen, doch letztendlich schickte sie ihren Bruder mit der Keule los. »Gib das den Falken. Sie sollen den Knochen abnagen, und dann kommst du wieder zu mir. Pass' bloß auf, dass dich niemand sieht.«

Leiv eilte davon, und Vìn wandte sich dem Kopf des Kadavers zu. Das Gehörn schnitt in ihre Hand, als sie sich damit abmühte, es aus dem Schädel zu brechen. Ihre Finger waren verklebt von Blut, aber sie begrüßte die Wärme, die es durch ihre Haut sandte. Sie arbeitete stumm und schnell, Leiv immer wieder mit Fleischstücken losschickend. Es durfte keine Spur des Duygus übrigbleiben, wenn sie ihr Vorhaben überleben wollte.

Als Zacharias schließlich mit einem leisen Schrei aufflog, richtete sie sich auf und suchte den Himmel ab. In all dem Grau war die Sonne nur eine leise Ahnung über den westlichen Schlafhütten des Lagers. Wenn sie noch rechtzeitig zu Ravell kommen wollte, musste sie sich beeilen.
»Rasch, zurück nach Hause«, befahl sie Leiv, »Und kein Wort zu niemandem über das Duygu. Nicht einmal zu Elèn.«

Zum Truppenkoch würde sie ihren Bruder nicht mitnehmen, so sehr er auch bettelte. Dem strengen Blick aus braungelben Augen wollte sie ihn nicht aussetzen. Ravell beschwerte sich ganz wie erwartet über die karge Ausbeute des Abendfangs und verkürzte ihren Lohn, was Vìn zähneknirschend hinnehmen musste. Ein einziger Skefill fand den Weg in ihre Taschen, und sie fragte sich unwillkürlich, ob sie nicht sogar das Doppelte hätte herausschlagen können, hätte sie gebettelt. Nur den Ältesten der Bastarde war es gestattet, für ihre Arbeit entlohnt zu werden; die Kinder bekamen, wenn sie Glück hatten, nur ab und zu eine Mahlzeit spendiert. Und Skefli waren die einzige Währung, die bei den Soldaten zählte. Man konnte die stählernen Vierecke zu Waffen schmelzen lassen, hatte man genug davon angesammelt, doch die Offiziere sorgten dafür, dass das den Bastarden niemals gelang. Immerhin konnten sie sich Medizin und Kleidung dafür besorgen.
Doch Betteln kam für Vìn niemals in Frage, schon gar nicht gegenüber von Ravell, der erst vor zwei Wintern nach Zaarlos gekommen war. Sie würde sich erst vor ihm verneigen, wenn es auch die Nordberge taten. Die Bastarde waren auf sich allein gestellt – Hilfe von den Offizieren oder gar dem Colonel hatten sie nie erwarten können. Vìn vertraute nur sich selbst und ihrem Körper, der den schlimmsten Stürmen trotzen und gegen die stärksten Soldaten ankommen konnte. Aufrecht wie die stolzen Berge, biegsam wie die jungen Bäume und sehnig wie die jagenden Wölfe: Zaarlos-Bastard.

Sie bahnte sich einen Weg durch das Lager, ausweichend und sich duckend, weil niemand auf die Idee kam, ihr Platz zu machen. Ihre Bewegungen waren rasch und instinktiv, und als ein Soldat ihr einen Fluch hinterherwarf, war sie verschwunden, bevor er nach ihr ausholen konnte. Auf dem Hauptplatz des Camps, zwischen den beiden Pavillons, in denen die Männer ihre Mahlzeiten einnahmen, herrschte geschäftiges Treiben. Eine Holzbühne wurde an der Stirnseite aufgebaut, und neue Rekruten mühten sich damit ab, der Schneewehen Herr zu werden. Sie bereiteten den Platz für die Übungskämpfe vor, die an jedem Vollmond abgehalten wurden – die Soldaten wetteiferten Mond für Mond um Ehre und Privilegien. Teilnahmeberechtigt war jeder, der Hand an eine Waffe bekam, und damit jeder abgesehen von den Bastarden. Als Vìn ihre Schritte am Rand des Platzes beschleunigte, zuckte ein Bild durch ihren Kopf, ein Bild von Knochensplittern, die jetzt unter Schnee begraben lagen.
Es war an der Zeit, den Soldaten zu zeigen, wer die wahren Herrscher von Zaarlos waren.

Mit stur vorgeschobenem Kinn überwand sie die letzte Distanz zu dem Bretterstapel, der sich ganz am Rand des Lagers auftürmte. Erst, als sie darüber hinweg in das Versteck huschte, verstummten ihre unruhigen Gedanken, denn ihr rastloses Herz kam hier zur Ruhe. Neun Augenpaare sahen ihr entgegen, in den unterschiedlichsten Farben und mit grundverschiedenen Ausdrücken, doch sie waren vertrauter als ihre eigene Spiegelung im Wasser. Zwei fehlten, aber Ikka und Torren stießen gewöhnlicherweise erst spät zu ihnen. In der kegelförmigen Schlucht zwischen der letzten Schlafbaracke und der Waffenhütte hatten sich Kistenstapel und Deckenhaufen zu Nischen gebildet; ein Lager im Lager, wo die Verhältnisse noch bedauerlicher, aber die Menschen umso widerspenstiger waren. Sie klammerten sich an jeden letzten Strohhalm ihres Lebens, obwohl sich die Umstände gegen sie gewandt, obwohl niemand gewollt hatte, dass sie es schafften. Sie waren stur und dreckig und rau und wild. Das hier war der Unterschlupf der Bastarde.
Vìns Zuhause.

Das erste richtige Kapitel... insecurities kicking in😅
In letzter Sekunde noch dreimal geändert und dann doch die ältere Version genommen. Ich hoffe, dass die ganzen Namen nicht zu verwirrend sind und dass das Worldbuilding es nicht zu langweilig macht. Ich freue mich auf konstruktive Kritik!

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