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Prolog

»Erzähl' mir eine Geschichte!«

Dinay erstarrte in ihrem Sessel. Ihre Knöchel, die die Armlehnen umklammerten, wurden weiß wie Schnee. Sie wagte es nicht, zu dem Jungen zu blicken, der so plötzlich in ihrem Türrahmen aufgetaucht war. Mit der langsamen Würde einer Königin stand sie auf. Die Schleppe ihres Kleides floss auf den Boden und raschelte, als sie zum Fenster schritt. Sie drehte sich erst um, als sie die Läden geschlossen hatte. Trotz der Sommerhitze brannte ein Feuer im Kamin. In der Luft lag ein süßer, blumiger Duft. Tief atmete Dinay den Geruch von Sommer, von Leben ein.
»Du solltest nicht hier sein.«

Der Junge, der breitbeinig im Türrahmen stand, warf herausfordernd den Kopf zurück. Obwohl er kaum mehr maß als einen Meter, schien er den gesamten Raum einzunehmen. Er strich eine goldene Strähne zurück und schlenderte in das Zimmer hinein. Ohne die forschen grünen Augen von ihr abzuwenden, ließ er sich in den Sessel fallen, den Dinay gerade verlassen hatte. Sie seufzte.
»Wie bist du überhaupt hierhergekommen?«
»Durch den Tunnel«, erklärte er, als sei es das selbstverständlich. Als hätte er nicht eigentlich auf der anderen Seite des Flusses sein sollen. Als wäre die Verbindung zwischen Mághold und Disford nicht von einer ganzen Kompanie Soldaten bewacht. Dinays Zeigefinger strich über den breiten Ring an ihrem Daumen. Als sie sich bei der unwillkürlichen Bewegung erwischte, verschränkte sie die Arme. Ihr Neffe spiegelte die Bewegung.
»Ich will eine Geschichte hören!« Nach kurzem Zögern fügte Dinays Neffe ein »Bitte« hinzu.

Sie konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ächzend pflückte sie den Knaben aus dem Sessel, um selbst darauf Platz zu nehmen. Bree öffnete bereits seinen Mund, da setzte sie ihn auf ihrem Schoß ab. Er schenkte ihr ein freudiges Grinsen und begann, sich eine ihrer langen roten Strähnen um den Finger zu wickeln.
»Was willst du denn hören?«
»Irgendwas über die Götter.«
Natürlich wollte er das. Seitdem sein Vater es ihm verboten hatte, bettelte er ständig um Göttersagen.
»Du weißt, dass wir das nicht dürfen.«
»Warum nicht? Du bist älter als er.« Bree zog seine Augenbrauen zusammen. »Du hast gesagt, Onkel Fin muss Vater gehorchen, weil er jünger ist. Du nicht.«
Sie konnte seinen Blick nicht länger halten. Seine Augen waren zu forsch, zu hell, zu grün. Zu sehr wie Finburs. Vielleicht hätte sie nicht versuchen sollen, das Wesens seines Vaters vor ihm geheimzuhalten. Früher oder später würde er es ohnehin herausfinden. Aber wenn schon nicht sie, so sollte doch wenigstens der Junge eine Kindheit haben.

»Ich kann dir etwas über ihre Ringe erzählen«, schlug sie einen Kompromiss vor. »Jeder von ihnen schuf einen.«
»Jeder der Götter?«
Sie nickte. »In jedem dieser Ringe steckt... Magie.« Das letzte Wort war nur ein Hauch. Sie beugte sich dicht zu ihrem Neffen herunter und schlang die Arme um ihn. Sein kleiner Körper erstarrte. Sie grinsten einander an, und atemlos wartete Bree, dass sie fortfuhr.
»Den ersten Ring schuf Iarest. Du weißt, sie erhält das Leben. Er steigert die Kraft eines Menschen – doch er kann ebenso seine Schwächen verstärken.«

Bree spielte mit ihren Fingern. Er drehte ihre Handfläche nach oben und offenbarte ihren nach innen gewandten Ring. Nachdenklich zeichnete er die Runen nach.
»Ist das so ein Ring?«
Sie lächelte nur. »Iarest vertraut uns Menschen. Sie glaubt, dass wir mit der Kraft aus uns selbst Großes vollbringen können.«
»So wie Die Spaltung.«
Bree hatte die Geschichte vom ersten König der Ruaidhrí-Linie genauso oft gehört wie Dinay. Der Zauberschlag Ruaidhrís I war so mächtig gewesen, dass er die Südinsel vom Festland abspaltete. Und mit einer Gewalt über Castrhys fegte, die jegliche Magie veröden ließ.

Unbeirrt fuhr Dinay mit ihrer Geschichte fort. »Der zweite Ring ist anders. Er gibt eine Kraft, die niemand besitzen darf – die Kraft des Gottes, der ihn schuf.«
»Welcher Gott?«
»Einer, von dem wir nicht sprechen. Ein dunkler, böser Gott.«
»Warum sollte er dann seine Kraft hergeben?«
»Er will die Menschen verderben. Sie in sein Reich aus Gier und Neid locken.«
Bree biss sich auf die Unterlippe. Dinay strich ihm über die Haare. »Thulai schuf seinen Ring, um dem entgegenzuwirken. Er gab uns damit die Möglichkeit, Kräfte – egal, wie groß, egal, wie stark – unter Kontrolle zu bringen.«
Sie verstummte, als Brees Blick ihren erneut traf. Für einige Wimpernschläge sagten sie beide nichts. Seine Finger klammerten sich beinahe schmerzhaft um ihren Ring. Dann öffnete er langsam den Mund. »Auch... auch die Kraft von Vater?«
Dinay zog ihn in eine Umarmung. Über seine Schulter hinweg huschte ihr Blick zum Fenster, zur Tür, zum Kamin – das Zimmer war wie ausgestorben. Ihre Hand umschloss seinen Hinterkopf. »Nichts kann gegen die Kraft deines Vaters ankommen, Bree.«
Sein Schnaufen war beinahe zu leise, um gehört zu werden. »Das versteh' ich nicht.«

Sie löste sich von ihm und schüttelte sacht den Kopf. »Der letzte Ring«, sagte sie lauter, »Gibt weder Kraft noch Kontrolle. Er kann Wünsche erfüllen. Und zerbrechen lassen.«
Bree schauderte. »So etwas würde ich niemals tragen.«
Dinay lachte leise. »Die Ringe sind nicht zum Tragen gedacht. Es sind nicht einmal Ringe in diesem Sinne.« Leise, kaum mehr als eine Lippenbewegung, rezitierte sie: »Wehe dem, der sie trägt
Bree hörte ihre letzte Bemerkung nicht. »Wozu haben die Götter sie dann geschaffen?«
»Du weißt, der Zauber der Spaltung war so mächtig, dass mit ihm alle Magie aus Castrhys verschwunden ist«, holte sie aus. Bree nickte. »Hast du dich je gefragt, wohin sie gegangen ist? Die Götter haben sie zurückverlangt – und die Ringe aus ihr geschmiedet.«
Bree runzelte die Stirn und lehnte sich wieder zurück. Auffordernd hob er sein Kinn in ihre Richtung. Dinay presste für einen Moment die Lippen zusammen, fuhr aber fort. »Die Macht der Ringe kann nur vom richtigen Träger gelenkt werden. In jeder Generation werden vier Menschen ausgewählt, die Ringe zu nutzen. Wenn die vier sich zusammenschließen, können sie gemeinsam einen Zauber wirken. Einen, der die Magie aus den Ringen befreit.«
»Wer sind die vier?«
»Das wissen nur sie selbst. Die Götter erscheinen in ihren Träumen.«
»Was, wenn sie es nicht schaffen, zusammenzufinden?«
»Dann können sie die Macht ihres Ringes nutzen. Aber nicht die Magie befreien. Diese Aufgabe wird auf die nächste Generation übergehen.«
Brees Augen schienen eine Spur dunkler zu werden. Wie immer, wenn er sich in sich selbst zurückzog. Dinay konnte förmlich sehen, wie sich die Rädchen in seinem Kopf drehten. Sie hoffte inständig, dass er nicht zu der Erkenntnis kam, die sein Vater getroffen hatte – dass ein Ring einem Auserwählten wesentlich mehr Macht verschaffte, als alle Magie in Castrhys es jemals konnte.

Ein Klopfen ließ sie beide zusammenzucken. Bree drehte sich auf ihrem Schoß um. Die Tür knarrte und das Feuer erhellte die Person, die darin erschien. Der Mann war in schwarz gekleidet und trug selbst in der Sicherheit des Palastes einen Brustpanzer. In einer Hand hielt er einen Dolch. In der anderen einen Säugling.

Dinay lächelte. Cabral schloss nach einem Blick auf den Gang die Tür hinter sich und ließ den Dolch in seinem Waffengurt verschwinden.
»Ich dachte schon, du hättest unerwünschte Besucher, als ich Stimmen gehört habe.« Seine Stimme rumpelte durch den Raum wie Donnergrollen. Nur so viel sanfter. Dinay strich ihrem Neffen über die Haare. »Bree ist immer erwünscht.« Sanft stach sie dem Jungen in die Seite, der sich kichernd wand. Beinahe glitt er von ihren Beinen ab. Sie schlang einen Arm um seine Hüfte und beobachtete über seinen Kopf hinweg, wie Cabral den Säugling in eine Wiege am Kamin bettete. »Aber vielleicht ist es besser, wenn du bald zurückgehst. Bevor dich jemand vermisst.«
Bree verspannte sich unter ihren Händen. »Ich will nicht zurück.«

Dinay tauschte einen Blick mit Cabral. Er wandte sich ab und wiegte sanft seinen Sohn. Die großen Hände schlossen sich behutsam um den Rand der Krippe.
Bree sprang vom Sessel hinunter. »Ich will ihn sehen!«
Dinay hielt ihn am Handgelenk zurück. Sein Blick zeigte ihr ganz genau, dass er von sich selbst ablenken wollte. Sie konnte es ihm nicht verdenken.
»Du weißt, dass niemand von ihm erfahren darf.«
»Aber ich schon!« Brees Augen blitzten ihr entgegen. Sie ließ ein Lächeln auf ihren Lippen erscheinen. »Du schon. Solang du absolutes Stillschweigen über ihn bewahrst.«

Trotz und Verlangen verschwanden aus Brees Miene. Sein Blick huschte zu dem Baby auf der anderen Seite des Raumes. Er nickte langsam, gewichtig. Dinays Fingerkuppe wanderte zu ihrem Ring. Er sollte nicht das Bedürfnis haben, ein anderes Kind vor seinem eigenen Vater zu verstecken. Nicht, wenn er selbst gerade erst fünf Sommer gesehen hatte. Vielleicht war Bardon für Bree das, was ihr Neffe für Dinay war – ein Kind, das um jeden Preis geschützt werden musste. Vor allen Gefahren, die in Mághold lauerten. Die schlimmste von ihnen war Brees Vater. Dinay hatte dagegen angekämpft, aber Bree schien diese Wahrheit bereits zu erahnen. Mit einem Mal stand sie auf und ihr Rücken streckte sich in die Position, die ihr jahrelang antrainiert worden war. Aufrecht blickte sie auf Bree herunter. Wenn er das Bedürfnis hatte, Bardon von seinem Vater abzuschirmen, hatte sie versagt. Bree lebte nicht die behütete Kindheit, die sie sich für ihn gewünscht hatte. Es war zu spät für den Knaben mit dem goldenen Haar und den funkelnden grünen Augen.
»Du musst zurück, Bree.« Die Worte waren hart, doch aus ihrer Stimme konnte sie den Schmerz nicht heraushalten. Der Junge klammerte sich an ihrem Bein fest und wandte den Kopf ab.

Cabral öffnete das Fenster einen Spalt weit. Er stieß einen Pfiff aus und winkte jemandem zu.
»Galyon wird dich begleiten.« Er zwinkerte Bree zu. »Einer meiner besten neuen Rekruten. Vielleicht können wir ihn zu deinem Leibwächter machen.«
In Brees Augen blitzte so etwas wie Hoffnung auf. Cabral brachte ihn auf den Flur heraus und schloss die Tür beinahe lautlos. Dinay blieb mit dem Baby im Raum zurück. Erst, nachdem sie auch das Fenster versiegelt hatte, erlaubte sie sich, an die Krippe zu treten. Bardon bemerkte sie nicht. Er schlummerte friedlich, eingewickelt in ein reinweißes Leinentuch. Behutsam strich sie ihm über die Stirn. Sie spürte den Flaum auf ihrem Kopf mehr, als dass sie ihn sah. Im Schein der Flammen wirkten die wenigen Haare des Säuglings feuerrot. Dinay hatte sich bereits in Sicherheit gewiegt, als sie die Augen ihres Sohnes zum ersten Mal gesehen hatte. Blau. Wie Cabrals. Wenn er ihre roten Haare geerbt hatte, mussten sie sich eine bessere Geschichte ausdenken. Ein Waisenjunge aus Thaelind, vielleicht. Auf den Felseninseln waren rote Haare verbreiteter als hier in der Hauptstadt.

Cabral klopfte, als er zurückkam. Sie saß trotzdem wieder in ihrem Sessel, die Hände gefaltet, den Rücken durchgedrückt, bevor sein Blick auf sie fallen konnte. Um seine Mundwinkel zuckte ein trauriges Lächeln. Er reichte ihr seine Hand und sie ließ sich von ihm zurück zum Feuer ziehen. Sein Arm wand sich um ihre Taille.
»Ich mache mir Sorgen um Bree«, wisperte sie. Und um Bardon. Um Cabral. Jossa. Sie selbst.
Cabrals Griff wurde fester. »Er hat ein gutes Herz.«
»Gramr hat ein Talent dafür, gute Herzen zu zerstören.«
»Nicht deines.«
Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
»Du weißt, dass das nicht stimmt. Wir müssen Bardon schützen. Wenn ich sterbe-«
»Falls du stirbst.« Cabral rührte keinen Muskel. Sein Blick blieb auf ihren Sohn gerichtet, aber seine Stimme bekam einen harten Unterton. »Falls.«
Er glaubte, was er sagte. Doch durch seine Träume schlich keine Göttin, die Geschichten von seinem eigenen Tod in sein Ohr flüsterte. Sie griff nach seiner Hand und hob sie an ihre Lippen. Als sie ihre verschränkten Hände wieder senkte, schob sie ihren Ring in seine Finger. »Wenn ich sterbe, sorgst du dafür, dass Bardon den Ring bekommt.«

Cabral ballte die Hand zur Faust. Sie hatte ihm nie erklärt, welche Bürde in dem Ring steckte. Einmal war sie kurz davor gewesen. Als er seinen Posten als Waffenmeister angetreten hatte. Für einen Moment war Hoffnung in ihr aufgeblüht – dass der mächtige Krieger ihr helfen konnte, die Ringe zu einen. Aber Gramr war der mächtigere Krieger. Gegen ihn hatten sie nie eine Chance gehabt.
Dinays Blick wanderte über den Körper ihres Sohnes. Sie hatte versagt. Vielleicht würde die nächste Generation mehr Erfolg haben. Cabral ließ den Ring in seiner Handfläche aufblitzen. Er war so breit, dass drei von Bardons Fingern darin Platz finden könnten. Dinay strich unwillkürlich über die bloße Haut an ihrem Daumen. Die Gedanken, die sie hatte, waren gefährlich. Das Gespräch mit Bree noch gefährlicher.
»Galyon. Ist er vertrauenswürdig?«
»Er ist einer meiner Männer.« Mehr musste Cabral nicht sagen. Cabrals Männer waren nicht dem König hörig. Auch keinem General – weder Yórhis noch Fin. Sie unterstanden nur sich selbst, und ihrem Wunsch nach Freiheit.

Dinay senkte ihre Stimme zu einem Wispern. »Fin war vor einiger Zeit bei mir. Sein Kompass zeigt nach Norden.«
Cabral löste sich von ihr. Seine eisigen Augen fingen ihren Blick auf, hielten sie fest, entführten sie in eine andere Welt. Etwas blitzte in den blauen Tiefen auf.
»Du meinst, wir haben eine Chance auf den Eisinseln?«
»Gramr will Schiffe losschicken. Vielleicht kannst du am Bug stehen, wenn sie Segel setzen.«
»Diesen Platz werden deine Brüder für sich beanspruchen.«
»Yórhis fasst gerade Fuß in Hin Térna. Gramr verlässt Mághold nicht. Deine Chancen stehen gut.«
Cabral nickte langsam. Wenn er nach Norden segelte, hieß das Abschied. Erneut. Dinays Blick glitt hinab zu ihrem Daumen, wo ein breites Band der Haut bleich war. Wenn die Stimme in ihrem Kopf – die Stimme der Göttin – recht behielt, würde ohnehin niemand mehr da sein, von dem Cabral sich verabschieden konnte.

Und damit geht's los! Wir fangen gleich mal mit verwirrenden Personen und Orten an, ganz typisch Fantasybuch. Keine Sorge - die Charaktere werden euch mit der Zeit vertraut werden. (Und einige sind es insgeheim sogar bereits.)

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