2. Dumme Henne
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Ciara pov.
Zusammen mit Thalia und einigen anderen Schülern, die mit uns an die selbe Schule gehen, lief ich noch wenige Meter den Gehweg entlang. Wer auch immer auf die Idee kam, die Bushaltestelle 200m von der Schule entfernt zu platzieren, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Was wäre so schwer daran gewesen sie einfach vor der Schule zu bauen?
„Regst du dich wieder über den Erbauer der Bushaltestelle auf?" fragte Thalia amüsiert während ihre braunen Augen meine suchten. Schmollend sah ich sie an. „Natürlich. Wie kann man sich auch nicht darüber beschweren?" erwiderte ich stöhnend, mit einem Hauch von Sarkasmus. Meine beste Freundin blickte mich belustigt an bevor sie anfing zu lachen. „Ach, sei nicht so mürrisch. Sei froh, dass wir heute mal keine Schuluniform tragen müssen" versuchte sie mich aufzumuntern, was semi-gut funktionierte. „Ich mag die Uniform aber" gab ich vergnügt von mir worauf sie kurz auflachen musste. Danach schüttelte sie nur leicht den Kopf.
Als wir das Schulgelände betraten, standen schon überall Schüler in kleinen Gruppen verteilt herum. Die verschieden, farbigen Magiefäden, in allen möglichen Gestalten und Kolorierung, wirbelten auf dem Platz herum. Manche waren ganz dicht bei ihren auserwählten Magiern, andere spazierten auf dem Gelände herum und wieder andere hatten sich in die Lüfte begeben, wie Arokh. Mein roter Gefährte ließ sich aber, wie immer, auf dem Dach des einen Schulgebäudes nieder, um einen guten Blick auf das Geschehen zu haben.
Ein Drache als Begleiter zu haben ist sehr selten, in unserem Ort und Umgebung besitzen nur zwei Magier einen. Nathaniel, der ältere Bruder von Thalia, und ich. Der von Nathan, wie ich ihn gerne nenne, ist aber orange. Er ist sehr vertrauenswürdig und lebensfroh, obwohl man ihm das nicht wirklich ansieht. Darauf hinaus ist er auch mutig aber auch sehr oberflächlich. Sein Drache zeigt aber, dass er auch sehr gütig sein kann und auch intelligent ist aber auch häufig gefährlich wird.
Da Nathaniel und ich das selbe Tier als Weggenossen erhalten haben, unterscheidet sich unsere Charakter nicht sehr stark von einander außer dass die rote Farbe von Arokh für Macht und Leidenschaft steht aber leider auch für Zerstörung und Zorn. Wenn ich etwas erreichen will, stecke ich all meine Energie hinein, um mein Ziel zu erreichen und wenn es mal nicht gleich funktioniert, werde ich sehr aggressiv und wütend.
Mein Blick zu Thalia, die auf eine Gruppe von drei Personen zu lief, woraufhin ihr folgte. Auf ihrer rechten Schulter saß Lexi, der dunkelblaue Igel. Dieser stachelige aber auch süße Begleiter bedeutet, dass ihr Besitzer sehr schlau aber auch misstrauisch ist. Die dunkelblaue Färbung der Fäden steht für einen ruhigen und vernünftigen Charakter der aber auch schnell melancholisch und kühl werden kann. Thalia wirkt oft traurig und niedergeschlagen, was sie dann hinter einer kalten Maske verbergen will.
Ich war wieder zu sehr in meinen Gedanken, das merkte ich, als Thalia mich anstieß da mir eine Frage gestellt wurde. Verwundert sah ich auf und schaute in das Gesicht von Marie, sie war keine Freundin eher eine Bekannte. „Ich wollte fragen ob Thalia und du.." das braunhaarige Mädchen, mit ihrer kleinen, grünen Amsel auf der Schulter, wurde unsanft zur Seite gestoßen. Es gerieten vier andere Gesichter in mein Blickfeld. Die Person war Anastasia, dann ihre Cousine Sophie, eine Freundin mit dem Namen Louise und der einzige Junge im Bunde, Alexander.
Die Vier konnte man, als die eingebildete Clique bezeichnen. „Hey Ciara. Und? Hast du endlich deine vollen Kräfte erhalten, du Freak?" lächelte mich Anastasia frech an, während ihr gelber Rabe sich auf ihrer Schulter nieder ließ. Ich seufzte genervt und sah hinauf zu Arokh, der mit starren Blick zu uns runter stierte, die roten Fäden bewegten sich minimal, als würde die Energie in ihnen, wie ein Herzschlag pulsieren. „Nein" antworte ich schlicht, unbeeindruckt von ihrer Beleidigung, ich hatte sie nicht zum ersten mal gehört und mittlerweile nervte sie nur noch und verletzte nicht wirklich.
Ich griff nach Thalias Hand, um sie mit mir zu ziehen, wurde aber von Alexander aufgehalten, der sich mir prompt in den Weg stellte. „Wo willst du hin, Kleine?" fragte er spöttisch, er hatte ein arrogantes Grinsen aufgesetzt. Sein magentafarbener Wolf, kreiste um uns, wie ein Raubtier um seine Beute. „Geh mir aus den Weg. Der Unterricht beginnt gleich" giftete ich ihn gereizt an und wollte mich an ihn vorbei drängen, doch er packte mich an der Schulter und zog mich wieder zurück. Thalia fiel dabei fast hin, ich konnte sie gerade noch so davon abhalten.
„Hör auf immer wegzurennen, du feiges Huhn" gackerte Sophie, wie eine alte Henne und schaute mich aus ihren grauen Augen provozierend an. Ganz ruhig bleiben, Ciara. Ein- und ausatmen. Die Wut konnte man mir deutlich ansehen, dennoch versuchte ich erst mal ruhig zu bleiben und sie zu ignorieren, in dem ich mich einfach an ihnen vorbei quetschte. Natürlich stieß ich Sophie noch ganz aus Versehen in die Seite, wofür ich von ihrer Cousine eine Beschimpfung an den Kopf geworfen bekam. „Wir sehen uns beim Kampftraining, dumme Gans" rief mir Anastasia wütend hinter her, was mich leise lachen ließ. „Gänse sind nicht dumm, du närrische Henne" erwiderte ich bissig, mit einem ordentlich Schwall von Spott.
Es stimmt sogar, dass Gänse nicht dumm sind. Die Besitzer von diesem Tier sind sehr wachsam und mutig, dafür können sie ohne Punkt und Komma reden, was sehr störend ist. Eine Henne wiederum ist als einfältig und dumm bekannt, was meine Antwort wesentlich besser machte. Der Spruch sollte also eigentlich dumme Henne heißen.
Als ich von selbst aus meine Gedanken erwachte, merkte ich, dass wir schon vor dem richtigen Klassenzimmer standen. Ich bin diesen Weg nun schon sooft gegangen, mein Körper findet das ziel von ganz alleine, beeindruckend aber auch ziemlich schräg.
Zusammen mit meiner besten Freundin betrat ich den Raum, mittlerweile hatte ich sie auch wieder losgelassen. Ich war wirklich froh, dass Thalia und ich in einer Klasse waren und ich somit immer jemanden zum reden hatte. Wir hatten jetzt zwei Stunden Geschichte, dann eine kleine Pause, drei Stunden Kampfunterricht und als letztes eine Stunde wo wir mehr über die Begleiter lernen.
Unsere Plätze waren mittig am Fenster, wo ich mich auch gleich hinsetzte, als wir dort angekommen waren. Ich hatte mir am Anfang des Jahres den Platz an der Glasscheibe ergattert, wo man einen perfekten Ausblick auf den Sportplatz hatte. Es war immer lustig zu beobachten, wie die anderen draußen Sport machten. Zum Glück war dies mein letztes Jahr an der Schule und ich muss danach nie wieder bei 30°C im Schatten auf dem Platz meine Runden drehen.
„Guten Morgen, Klasse. Maximilian nimm deine Amsel aus dem Mund und Oliver hör auf deinen Hund mit Stiften durch den Klassenraum zu jagen" begrüßte uns Mrs. Stone während sie ihre Tasche auf dem Tisch abstellt und ihren majestätischen, grauen Adler auf einem Ast absetzte, wo alle anderen Flugtiere ihren Platz hatten. Die kleineren Tiere durften auf den Holztischen sitzen und die anderen lagen brav neben ihren Besitzern. Mein Drache war zu groß und konnte deshalb nicht mit rein. Er vertrieb die Zeit meist auf den Dächern, wo er gerne Mal seinen Kopf nach unten Streckte, um mich beim lernen zu beobachten. Wenn ich aber weiter unten unterrichtet werde, verlegt Arokh seinen Aufenthaltsort nach unten auf den Schulhof oder auf der Wiese, der das Schulgebäude vom Sportplatz trennte.
Meine Aufmerksam wandte sich meiner Lehrerin zu, die gerade eine Buchseite auf die Tafel schrieb. Da fiel mir auf, dass ich vergessen hatte an meinen Spind zu gehen. Mit großen Augen blickte ich zu Thalia, die mein Problem schon erkannt hatte und das aufgeschlagene Buch in die Mitte des Tisches legte. Nachher durfte ich aber nicht vergessen meine Sportsachen aus meinen Schließfach zu holen.
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