
Leben oder Tod?
Dann spürte ich, wie sich auf einmal jemand vor mich stellte. Ich wollte denjenigen gerade anfahren, als ich beim hochsehen bemerkte, dass es einer der Jugendlichen war, die am Automaten standen. Er lächelte mich an. „Nimm dir das, was mein Freund gesagt hat, nicht so zu Herzen. Er ist, wenn er getrunken, hat ein Idiot. Ok, er ist immer einer, aber wenn er betrunken ist noch mehr. Ich bin übrigens Alex", sagte er sanft und hielt mir eine Hand hin. Ich schlug ein. „Mira. Und ich nehme mir nicht zu Herzen, was dein Freund gesagt hat, auch wenn es nicht gerade nett war. Ich bin nur leicht verzweifelt, weil ich dringend wohin muss und mein Geld vergessen habe", sagte ich und stützte beim letzten wieder meinen Kopf verzweifelt in meine Hände.
„Warte", sagte Alex und ich hörte etwas klimpern, was mich dazu brachte, meinen Kopf wieder zu heben. Alex wühlte in seinen Hosentaschen. „Ich habe gesehen wo du hin musst und warte ... hier. Ich habe genug Geld." Er reichte mir das Geld, welches ich benötige. „Nein. Das kann ich nicht annehmen", wehrte ich ab. „Und wie du das annehmen kannst und wirst. Erstens, weil du dort anscheinend wirklich dringend hin musst, da du ansonsten nicht so verzweifelt wärst und zweitens hat mir meine Mutter beigebracht hübsche Mädchen nicht nachts in einem Bahnhof sitzen zu lassen."
Er grinste mich an. „Sicher, dass deine Mutter genau diese Situation erwähnt hat?", hakte ich nach. „Vielleicht nicht explizit diese", lenkte er ein. „Aber wenn meine Mutter erfahren würde, dass ich ein Mädchen hier habe sitzen lassen, wird sie mir den Kopf abreißen", grinste er wieder und ich tat es ihm nach. Ich stand auf und nahm das Geld. „Von mir aus. Aber nur, weil ich möchte, dass du deinen Kopf behältst." „Alex, beweg sofort deinen faulen Hintern her und hör auf mit Mädchen zu flirten. Der Zug fährt gleich", rief einer seiner Freunde. „Danke." „Kein Problem, Mira. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder. Tschau", verabschiedete er sich und joggte zu seinen Freunden. „Ja, vielleicht", flüsterte ich.
Dann drehte ich mich um, ging zum Automaten und löste mein Ticket. Danach rannte ich zum entsprechenden Bahngleis und schlüpfte gerade noch rechtzeitig in den Zug. Ich suchte mir ein Abteil und setzte mich. Der Schaffner kam und kontrollierte die Tickets. Als er gegangen war, schlief ich auch schon ein. Als ich wieder aufwachte, hielt der Zug gerade. „Wir haben unser Ziel erreicht. Bitte steigen sie alle aus. Der Zug hält hier", sagte eine Frauenstimmer über Lautsprecher. Ich sprang auf und rannte aus dem Zug. Wir hatten schon späten Nachmittag und ich musste an das andere Ende der Stadt. Mein Plan war es jetzt ein Taxi zu nehmen, um vielleicht noch vor 20:00 Uhr dort zu sein.
Doch ein weiteres Mal bekamen meine Gefühle einen Dämpfer, als ich aus dem Bahnhof trat und den riesigen Stau sah, der sich durch die ganze Stadt zu ziehen schien. Mist, Mist, Mist!!! Was soll ich jetzt tun? Laufen? Aber dann dürfte ich zu spät kommen. Obwohl...mir blieb eigentlich keine andere Wahl, denn Geld hatte ich sowieso nicht. Das hätte mir gleich auffallen müssen. Wir haben schon 18:00 Uhr und zu Fuß durch die Stadt, voller Touristen, würde ich mindestens drei Stunden brauchen. Aber ich muss es versuchen. Mir bleibt keine andere Wahl, wenn ich Lisa retten möchte. Also lief ich los und schlängelte mich durch die stehenden Autos, über die Straße. Ich lief, lief und lief. Als ich etwa die Hälfte geschafft hatte, schaute ich auf die Uhr. Wir hatten 19.05!!! Mist, das schaffe ich nicht. Verzweifelt sah ich mich nach einer anderen Fortbewegungsmöglichkeit um.
Doch das Auto fiel weg, da immer noch Stau herrschte und etwas anderes sah ich nicht. Ich hörte, wie auf der anderen Straßenseite eine Garage geöffnet wurde und sah hin, in dem Versuch, vielleicht dort eine Idee zu bekommen, wie ich schneller zu den Volkovs kommen würde. Ich sah, wie ein Mann ein Fahrrad herausholte und es mitten auf den Gehweg stellte. Es sah zwar klapprig aus, aber dennoch so als würde es seinen Zweck erfüllen.
Das war es. Natürlich, ich brauchte ein Fahrrad. Doch ich hatte keins. Gerade als ich wieder in meinen verzweifelten Gedanken verschwinden wollte, wurde ich mit dem Rums eines zugegangenen Garagentors wieder in die Realität gestoßen. Ich sah wieder auf die andere Straßenseite, auf der noch immer das Fahrrad stand. An dem Fahrrad hing ein Schild, welches ich von meiner Position aus nicht lesen konnte, weshalb ich schnell auf die andere Seite joggte. Als ich das Schild sah, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf dort stand: Zu verschenken. Wer es will kann es, ohne zu fragen, mitnehmen. Ich machte innerlich Freudensprünge. Ich riss das Schild ab und setzte mich auf das Rad. Es war zwar ein wenig groß, doch das machte nichts.
Ich trat in die Pedale, als würde es um mein Leben gehen. Indirekt stimmte das ja sogar, obwohl es eher Lisas Leben war. Ich erreichte die Villa der Volkovs und klingelte, während ich auf die Uhr sah, 19.57 Uhr! Ich war rechtzeitig. Ein Mann öffnete mir. Ihm klappte der Mund auf als er mich erblickte, doch dann wurde seine Miene ärgerlich. „Verschwinde. Du kannst sie nicht mehr retten, also rette dein eigenes Leben und verschwinde. Ich meine es nur gut." Ich schnaubte. Ich dachte gar nicht daran Lisa sterben zu lassen. Wenn sie sterben sollte, dann will ich es auch. Ich schubste den Mann beiseite und rannte in den Raum, in dem ich sie vermutete. Ich dankte mir innerlich, dass ich sie ausspioniert hatte und wusste in welchen Raum sie ...nun ja ... töteten. „Deine Freundin ist nicht da, also wirst du sterben. Hatte ich es dir nicht gesagt", höhnte Ashton. „Ich weiß, dass sie alles versucht hat um hierherzukommen." „Mir egal. Noch 10 Sekunden. Eins... Zwei ...Drei... Vier... Fün...", bevor er zu Ende sprechen konnte, stieß ich die Tür auf.
Alle starrten mich an. Lisa kniete vor Ashton, während Maxwell und Louis auf ihren Stühlen saßen. Lisa sprang auf und wir fielen uns in die Arme. „Ich wusste du würdest kommen", flüsterte sie. „Ich habe es versprochen", flüsterte ich zurück. Wir lösten uns voneinander. „Ashton, Louis raus hier sofort", donnerte Maxwell, sodass wir alle zusammenzuckten. Kaum das die Beiden draußen waren, stand Maxwell auf und ging auf uns zu. „Ich bin beeindruckt. Ich hielt Freundschaft immer nur für eine seichte Sache, die in wichtigen Momenten nicht halten würde. Ihr habt mir das Gegenteil bewiesen und deswegen lasse ich euch laufen. Ich habe nur eine Bedingung." Lisa und ich starrten uns geschockt an. Er wollte uns laufen lassen? Er wollte uns laufen lassen!!! Aber zu welchem Preis? „Meine Bedingung ist, dass ihr mich in eure tiefe Freundschaft mit aufnehmt." Wir starrten erst ihn und dann uns verwirrt an. Was sollte das denn bitte werden?
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Ich hoffe, es war nicht so langweilig wie die echte Bürgschaft. Lasst gerne ein paar Kommentare da.
Eure LouisaLeseratte
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