Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Krachende Erkenntnis

Bang! Schwarz-rotes Flackern und blitzende Sterne flogen mit einem Knall durch seinen Kopf, als ihn die Faust wie ein Vorschlaghammer an die Schläfe krachte. Wie ein Betrunkener torkelnd, hob er unbeholfen die Arme zur Abwehr, während seine Füße auf den Planken nach Halt suchten.

„Melvin!", drang der Befehl des Ausbilders in seinen nebeligen Geist. Die Umgebung gewann langsam wieder scharfe Konturen und die Sterne verblassten. „Na los, Deckung hoch! Draußen würde der Feind dich in diesem Moment abschlachten."

Links, rechts, links. Eine rasante Folge weiterer Schläge pfefferte auf seine malträtierten Unterarme. Zum Antworten blieb keine Zeit. Sein Fokus lag auf dem Gesicht des alten Mannes. Nicht auf die Fäuste schauen, das wäre tödlich. Mit einem trockenen geraden Tritt versuchte er, dessen Deckung zu durchbrechen. Vorbei. Einen Augenblick hing er in der Schwebe, als ihm sein Gegner die Beine wegtrat. Krachend landete seine Seite auf dem harten Boden. Das Knie des Ausbilders drückte schmerzhaft auf seinen Hals, während ihm das unverwechselbare Aroma von Blut und Schweiß, die jahrzehntelang in den Holzbohlen eingesickert waren, in die Nase stieg. Verflucht! Wie konnte ein alter Mann dermaßen gute Reflexe haben?

„Aufstehen! Zurück in die Reihe."

Ein Stöhnen unterdrückend erhob er sich. Mit einem ausreichend laut genuschelten „Ja, Sir" schleifte er seinen zerbeulten Körper in die Linie mit den anderen zwanzig strammstehenden Kadetten zurück. Der Ausbildungsraum war ein enger Betonkasten, wie im Grunde alle Räume. Von den vergitterten Neonröhren an der niedrigen Decke war jede zweite defekt. Auf Ersatz warteten sie, solange er sich erinnern konnte. Zum Glück waren sie nur auf wenige Waren von außen angewiesen, ansonsten wäre ihre Bunkergemeinschaft schon vor Jahrzehnten ausgelöscht worden.

„... Nahkampffähigkeiten sichern euch das Überleben, falls ihr eure Waffe verliert, oder die Munition ausgeht. Ich kann es nicht oft genug wiederholen: Wenn du töten musst, töte. Diskutiere nicht. Zögere nicht. Denke nicht. Lass dich von deinen Reflexen leiten. Der Feind kennt keine Gnade. Der Feind nimmt keine Gefangenen. Ihr wisst ..."

Die Worte plätscherten vorbei und versickerten im Sumpf seiner trüben Gedanken. Das alles hatte er tausendmal gehört. Bis heute kapierte er nicht, warum er im Nahkampf versuchen sollte, zu überleben. Draußen würde er ohne Waffe sofort sterben. In den letzten 100 Jahren des Krieges war es noch keinem der eingezogenen Soldaten gelungen, in den Schutz des Bunkers zurückzukehren.

„Abmarsch! Das Training ist für heute beendet! Morgen üben wir mit dem Bajonett."

Endlich. Es war schon fast Abend und sein Magen knurrte. Hoffentlich hatte Lena ihre Rationen bereits abgeholt. Die derben Sprüche seiner Kameraden über seine Unfähigkeit einen alten Opa auf die Bretter zu legen ignorierend, wusch er sich zügig mit Seife und Lappen den Schweiß des Trainings herunter. Im gesprungenen Spiegel der Gemeinschaftswaschbecken betrachtete er den blauen Fleck an der Schläfe. Ein bleiches Gesicht mit kurz geschorenem dunkelbraunem Haar, Dreitagebart und braunen Augen schaute zurück.

Am Ende packte er den olivgrünen Rucksack mit seinen Klamotten und machte sich auf den Weg durch die finsteren Gänge. Zwischen den einzelnen Funzeln an der Decke lauerten teils meterweite pechschwarze Abschnitte darauf, die Bunkergänger zu verschlucken. Feuchtigkeit sickerte aus den Kanten und bildete bemooste Flächen, die dreieckig zum Boden wuchsen.

Als Kind war er vor den moderigen Flecken fasziniert stehen geblieben, war mit dem Auge ganz nahe herangegangen und hatte versucht, die einzelnen Halme zu erkennen. Lange Stängel mit grünen Kuppen waren es. In seiner Fantasie war er durch diesen Zauberwald gewandert. So hatte er sich die Welt außerhalb ihres Bunkers vorgestellt: Eine endlose saftige Waldlandschaft, aus der die Rufe bunter Vögel und kreischender Tiere schollen. Ähnlich wie auf den Zeichnungen der alten Bücher, die in der Bibliothek lagerten. Die dortigen Sachbücher und Romane, die Kriegsberichterstattungen aus den Lautsprechern und seine Fantasie – das waren seine einzigen Möglichkeiten, sich ein Bild von der Außenwelt zu machen.

„Hey, pass auf!" Der Ruf eines entgegenkommenden Bunkergängers holte ihn ins Jetzt zurück. Die Wege kannte er im Schlaf, aber falls man nicht aufpasste, krachte man in den Schwarzbereichen mit anderen Bewohnern zusammen.

„Entschuldige, Erik", rief er im Vorbeigehen.

Heute war ihm bewusst, dass draußen kein Regenwald wartete, sondern der Tod durch Strahlung, Granaten und Geschosse, wie die Kriegsberichterstatter täglich verdeutlichten.

Er verdrängte die finsteren Gedanken. Die schwarzen Zeiger der Uhren, die an zentralen Kreuzungen hingen, zeigten kurz vor sieben. An der nächsten Abzweigung bog er zum Erziehungstrakt ab. Zwischen lieblos mit roter, grüner und blauer Farbe bepinselten Betonwänden wuselten Kinder jeden Alters. In abgetragenen Klamotten spielten sie mit abgewetzten Holzspielzeugen, kreischten und zofften sich. In einem der Seitenräume stand eine blonde Lehrerin vor einer schwarzen Schiefertafel. Sie bemühte sich, den Zweitklässlern auf ihren wackeligen Blechstühlen das Einmaleins beizubringen. Lena und ihr gemeinsamer Sohn Kim waren jedoch nicht zu finden, vermutlich hatte sie ihn heute früher abgeholt.

Kurzerhand schwang er sich in einen der mannbreiten endlostiefen Wartungsschächte. Geschickt ließ er sich an der abgegriffenen, nahezu blank polierten Leiter drei Ebenen hinuntergleiten. Als Wartungstechniker war er dazu befugt und die Treppen bedeuteten einen deutlichen Umweg. Nur vergreifen sollte man sich nicht. Er wäre nicht der erste Unvorsichtige, der zwanzig Stockwerke tiefer als zerplatzter Fleischsack endete.

Im Wohntrakt angekommen, grüßte er bekannte Gesichter. Meist verschlossene rostige Stahltüren zu Privaträumen reihten sich aneinander. Auf dem Weg ließen die Anspannung und Schmerzen vom nachmittäglichen Nahkampftraining langsam nach. Die Vorfreude auf einen entspannten Abend mit seiner kleinen Familie durchströmte ihn wie ein warmer Quell.

Quietschend öffnete sich die Tür mit der Nummer „21-345" zu ihrem Refugium. Das private Quartier durften sie so lange nutzen, wie sie ihr Kind aufzogen. Es bot alles, was sie für ihr kleines Glück brauchten: ein breites Nachtlager mit Matratze und kuscheligen Decken, ein Klapptisch und drei Blechstühle. Die letzten acht Jahre seines Lebens, nachdem seine Eltern für eine der vorherigen Großoffensiven eingezogen wurden, musste er sich eine Gemeinschaftsunterkunft mit elf Kameraden teilen. Daher war er mehr als dankbar für die Ruhe und Privatsphäre.

„Hallo, Schatz!", begrüßte ihn Lena. Sie hatte den weißlaminierten Tisch von der Wand heruntergeklappt und holte das Blechgeschirr vom Regal. Vor ihr stand ein geschlossener Thermobehälter. Mit Glück gab es Suppe und Brot, das sich vermutlich in dem braunen Stoffbeutel daneben befand. Sein Magen knurrte vernehmlich.

„Papaaa!" Ihr Sohn Kim kam aus der Ecke auf ihn zugestürmt und warf sich an seine Beine. Als er ihn auf die Arme hob, betrachtete dieser aus hellblauen Augen skeptisch sein Gesicht und zeigte mit dem Finger auf die Schläfe: „Tu aua macht?"

„Keine Sorge, Spatz, das ist nichts. Der Ausbilder war nur der Meinung an mir ein Exempel statuieren zu müssen."

Lena schaute ihn mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck an: „Oh, Mann. Du bist echt unfähig. Lässt dich ständig von einem Opa vertrimmen. So wirst du es nie zum Offizier schaffen."

„Habe ich auch nicht vor. Als Wartungstechniker werde ich mit etwas Glück irgendwann den alten Konrad beerben, seinen Job übernehmen und hier einen gemütlichen Lebensabend verbringen."

Ihre Stirn legte sich in Falten und die Augenbrauen zogen sich verdächtig zusammen. Ein deutliches Zeichen, dass ihr seine Antwort missfiel: „Hör auf mit solchen Reden. Würden alle so denken, wie du, besiegen wir niemals den Feind und Kim würde ebenfalls bis an sein Lebensende in diesem finsteren Verlies dahinvegetieren."

„Wäre das denn so schlimm?"

„Natürlich! Wir leben und kämpfen für eine freie Zukunft unserer Kinder! Je eher der Krieg vorbei ist, desto schneller können wir wieder raus in die normale Welt."

Das waren die Worte der Bunkerführung. Manchmal hatte er das Gefühl, dass sich hier niemand selbstständig Gedanken machte.

„Lena, mach dir nichts vor. Da draußen gibt es nichts als Strahlenwüste und Tod. Keiner der Eingezogenen kommt zurück." Diese Diskussion hatten sie schon hundertmal geführt. „Und selbst, falls wir gewinnen: Die Strahlung hält die nächsten ... keine Ahnung ... bestimmt tausend Jahre."

„Sei nicht so negativ. Die Führung hat einen Plan zur Evakuierung in der Schublade, wie du weißt. Sobald wir gewonnen haben, bringt man uns in die Wälder im Norden. Dort lässt es sich gut leben."

„Ich ..." Hilflos warf er die Arme in die Luft. „Ach, Lena, ich will jetzt nicht mit dir streiten, lass uns lieber Essen. Ich verhungere."

Mit 17 war sie knapp ein Jahr jünger als er, durchlief aber wie alle Bunkergänger die gleiche militärische Ausbildung. Im Gegensatz zu ihm war sie überzeugt, dass nur Kampf und Sieg ihre Kinder retten konnte.

Den Rest des Essens verbrachten sie schweigend. Die lauwarme Kartoffelsuppe schmeckte fade. Es gab hier unten nicht viele, die seine Meinung teilten, dass sie nicht mehr aktiv am Krieg teilnehmen und einfach abwarten sollten. Diejenigen, die diese Sichtweise zu laut äußerten, wurden erstaunlich schnell zum Kriegsdienst eingezogen. Damit verschwanden sie, wie alle anderen Soldaten im immerwährenden Kampf mit dem Feind vor den Toren ihrer Zuflucht.

„Na-ich-en! Na-ich-en!", rief Kim kurze Zeit später und unterbrach seine Grübelei.

Obwohl er noch kein Wort davon kapierte, hüpfte er wie ein Gummiball und freute sich auf die abendliche Nachrichtensendung. Lena nahm den Kleinen hoch, hob ihn zum Lautsprecher an der Wand und ließ ihn den winzigen Schalter umlegen.

„... ist 19:30 Uhr. Zeit für die neusten Meldungen von der Front", kam die blecherne Stimme der Sprecherin der Bunkerführung aus dem eckigen Gerät. „Wir geben ab zu Benjamin, unserem tapferen Kriegsberichterstatter."

Mit einem deutlichen Knacken und Knistern wurde die Verbindung aufgebaut. Im Hintergrund erklangen Detonationen, Gewehrsalven und Maschinenlärm.

„Danke, Mara. Erneut wirft der Feind seine Truppen ..." Eine kurze Pause entstand, dann schrie er: „Ich kann das nicht mehr. Alles ist in Ordnung! Sie lügen! Sie ..." Das Signal brach ab.

Stille.

Nur das Rauschen der Lüftung und das Knistern des Radios durchbrachen das Unfassbare, das sich im Raum ausbreitete wie ein Ölfilm. Es tröpfelte in die Ritzen seiner sicher geglaubten Wahrheit und umspülte die Fundamente seines bröckelnden Weltbildes. Mit aufgerissenen Augen schauten sie sich an. Keiner sprach ein Wort. Selbst Kim sah nur unsicher von einem zum anderen.

„Liebe Zuhörer", ertönte die blecherne Stimme der Ansagerin und ließ ihn zusammenzucken. „Wie wir soeben erfahren, wurde Benjamin von unseren Feinden gefangen genommen und sein Funkgerät missbraucht. Bitte ignorieren Sie die wirren Worte, mit denen die Terroristen erfolglos versuchen, unsere Kampfmoral zu untergraben." Sie räusperte sich. „Kommen wir nun zu positiveren Nachrichten: In der 7. Ebene ..." Mit einem Klacken schaltete er das Gerät ab.

„Papaa!", beschwerte sich Kim. „No-nich Ende!"

„Sorry, mein Spatz", entschuldigte er sich bei seinem Sohn und trug ihn zu den Matratzen hinüber. „Es ist eindeutig Schlafenszeit."

Eine kurze Diskussion und Gutenachtgeschichte später, schlief Kim friedlich unter seiner löchrigen Decke ein.

Erst jetzt fand er Zeit, die Worte zu verdauen. Langsam wendete er sich Lena zu, die mit gefalteten Händen und gesenktem Kopf am Tisch saß: „Was hältst du davon?"

„Du hast es doch gehört, das war nur ein Trick von unseren Feinden." Sie schaute ihn an, während er den Kleinen streichelte.

„Und falls nicht?"

„Jetzt fang nicht schon wieder damit an, dass wir nicht in den Krieg ziehen sollten!"

„Das meine ich nicht. Was, falls das Gesagte stimmt und draußen alles in Ordnung ist. Falls ... falls es keinen Krieg mehr gibt und wir ..."

„Worauf willst du eigentlich hinaus?", unterbrach sie ihn unwirsch. „Falls es keinen Krieg gäbe, säßen wir wohl kaum hier im Bunker, oder? Dann würden wir auch nicht nach draußen gehen, um zu kämpfen und zu sterben. Außerdem hat die Stimme nicht behauptet, dass draußen alles in Ordnung ist."

„Na ja, schon, aber ... der Reporter sagte, es wäre eine Lüge."

„Nicht der Reporter – eine Stimme! Jemand, der ihm das Mikrofon entrissen hat. Das hast du doch gehört."

Die sprach mit ihm, als wäre schwer von Begriff. Dabei war sie es, die nicht nachdachte.

„Ich ..."

„Ach, Melvin, jetzt hör auf meinen deinen komischen Gedanken", unterbrach sie ihn erneut, jedoch im deutlich sanfteren Tonfall. „Schluss mit dem Unfug. Wir haben heute Abend frei und sollten das genießen."

Sie kam herüber, setzte sich rittlings auf seinen Schoß und drückte sanft ihre Lippen auf die Seinen. Flüsternd ergänzte sie: „Lass uns lieber ausnutzen, dass Kim tief und fest schläft. Oder was meinst du?"

Damit brach sie auch seinen letzten Widerstand und er ergab sich seinem wohligen Schicksal.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro