Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Pinselstrich || Natasha Romanoff

Das Geheimnis der Kunst liegt darin,

dass man nicht sucht,

sondern findet.

Nastia Markowna war einer von vielen Namen in der endlosen Reihe der Pseudonyme, die sie bereits getragen hatte. Es war kein Name, wie sie ihn für einen Auftrag im Kreml oder in einer Botschaft verwenden würde, keiner, der den Leuten in Erinnerung bleiben sollte.

Natasha Romanoff hingegen sollte dieser Name in Erinnerung bleiben. Denn als Nastia Markowna war sie jener jungen Frau begegnet, die ihr Leben ins Wanken brachte.

Sie erinnerte sich gut daran, wie sie an jenem verschneiten Weihnachtsmorgen im Park unterwegs war. Moskau war auf eine vollkommen eigentümliche Art wunderschön, und so früh am Morgen war es beinahe noch still - aber auch nur beinahe, denn in einer derart großen Stadt schliefen nie wirklich alle. Einige Jogger waren unterwegs, ebenso ein paar Frühaufsteher, die wie sie den Aufgang der Sonne über dem kleinen See bewundern wollten.

Der letzte Auftrag war bloß einige Tage her, sie hatte sich mächtige Feinde gemacht - wieder einmal. Die Perücke auf ihrem Kopf sollte eine Identifikation durch einen zufällig vorbeikommenden Passanten vermeiden - ihre roten Haare waren nicht nur auffälliger als der neue, schwarze Bob, sondern auch ein mögliches Erkennungsmerkmal.

Eine junge Frau mit einer Staffelei unterm Arm und einen Kasten voll Pinseln und Farbpaletten in der Hand kam den Weg entlang. Natasha wollte sich gerade wieder umdrehen und ihre Aufmerksamkeit zurück auf den See lenken, als eine helle, melodische Stimme erklang: „Entschuldigen Sie, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mich hier etwas ausbreiten würde?"

Natasha lächelte und erhob sich, um der jungen, braunhaarigen Frau neben ihr die Hand zu reichen. Diese schien etwas überfordert damit zu sein, ihre rechte Hand frei zu machen, wobei nach etwas hin und her ein Scheppern ertönte. Der Kasten mit den Farben war zu Boden gefallen, die Paletten, Becher und Pinsel kullerten über den Asphalt.

„Oh nein, tut mir leid, ich wollte das nicht-", gestikulierte die Frau wild, während sie sich bückte, um die verlorenen Gegenstände aufzusammeln. Natasha musste schmunzeln.

„Warten Sie, ich helfe Ihnen", unterbrach sie sie und begann, Bestandteile einer Palette mit Rot- und Orangetönen zusammenzuklauben.

„Danke", murmelte die Brünette peinlich berührt, als sie fertig waren. Gleichzeitig richteten sich die beiden Frauen auf, wobei es einen kurzen Moment gab, in dem Natashas Gegenüber keine einzige Haarsträhne in die ungewöhnlichen, leuchtenden Augen fiel. Eines war dunkelgrau, das andere türkis.

Fasziniert hielt Natasha inne, doch die Frau stand längst wieder aufrecht und lud einen Teil der Malwerkzeuge auf den wettergegerbten Brettern der schmiedeeisernen Bank ab.

„Nichts zu danken", erwiderte Natasha höflich, den Blick unaufhörlich auf die klar umrissenen Gesichtszüge der Frau vor ihr gerichtet, unsicher, woran sie erinnert wurde.

Erneut war da ein kurzes Hervorblitzen dieser besonderen Augen, als die Frau eine gelockte Strähne sich hinters Ohr strich.

Sie war nervös, stellte Natasha analysierend fest. Mögliche Gründe dafür waren der Fauxpas mit den Malutensilien, das Stocken der Konversation oder aber sie erkannte Natasha genauso als vertraut wie sie es mit der jungen Frau tat - letzteres war unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen.

Mit einem Lächeln auf den Lippen wartete Natasha, bis die Frau sich wieder orientiert hatte, um ihr dann die Hand zu reichen. „Nastia Markowna, aber Nastia reicht vollkommen." Wie, als wäre Natashas Hand ein Rettungsanker, griff die Frau mit den leuchtenden Augen nach ihr. Ihr Händedruck war angenehm, aber zögerlich, sobald sie merkte, wie hektisch sie reagiert hatte.

„Ich bin Alenja Iljinischna, aber bitte, nennen Sie mich einfach Alenja", stellte sie sich vor. Natasha ließ ihren Blick derweil weiter schweifen, auf der Jeansjacke war der Schatten eines zartgrünen Farbkleckses zu sehen, etwas überhalb der Hüfte. Sie schien häufiger zu malen, denn auch Iljinischnas Hände waren mit kaum noch sichtbaren Erinnerungen an abgewaschene Farben bedeckt, genauso wie ihre weiße Bluse. Unauffällig beobachtete sie ihre Körpersprache - erstaunlich oft strich sie sich eine haselnussbraune Locke aus dem Gesicht, während sie ihre Leinwand aufbaute. Ein weiteres Zeichen ihrer Unbehaglichkeit.

Irgendwie musste Natasha das Eis brechen, nur so war es möglich, unauffällig an die Information zu gelangen, die sie wollte. Ihr Gedächtnis war dank des Roten Raums trainiert darauf, sich die Gesichter ihrer Aufträge zu merken, und wenn dieses ihr bekannt vor kam, bedeutete das etwas.

„Der See ist wirklich wunderschön um diese Tageszeit", murmelte sie so leise, als würde sie mehr zu sich selbst sprechen. Dabei ließ sie ihren Blick über den Horizont schweifen, über dem sich ein rotes Flackern ausbreitete, und wartete ab, wie Iljinischna reagieren würde.

„Oh ja, wirklich atemberaubend. Wissen Sie, deswegen male ich so gern - solche Momente sind einzigartig."

Natasha verzog die vollen Lippen zu einem Lächeln. Betont neugierig reckte sie den Kopf, um einen besseren Blick auf das entstehende Bild zu haben. „Sie sind wirklich talentiert", stellte Natasha fasziniert fest.

Die Farben auf dem Bild waren in erster Linie in Blautönen gehalten, und auch, wenn bloß ein minimalistischer Teil des Bildes bereits gefüllt war, erkannte sie das Können der jungen Frau. Ihr Stil hatte etwas Einzigartiges, wobei sich ein Bildelement aus sichtbaren Pinselstrichen zusammensetzte. Impressionismus.

„Wie nennt sich dieser Stil?", fragte sie zögerlich, um das Gespräch am Laufen zu halten.

„Impressionismus - aber bevor Sie jetzt an Valentin Serow und Konstantin Korowin denken, ich arbeite wesentlich unstrukturierter. Hier zum Beispiel-", sie zeigte auf eine dunklere Stelle im gemalten See, „- sind die Striche nicht ganz sauber. Ich bereinige es nicht, weil Kunst Chaos ist. Ordnung hinein bringen zu wollen wäre nicht nur Zeitverschwendung, sondern auch nicht der Sinn der Kunst."

Natasha legte den Kopf schief. Eine Künstlerin aus Überzeugung also, nichts anderes hatte sie vermutet anhand der Häufigkeit und Leidenschaft, mit der sie zu malen schien. Ein seltsames Bild von Kunst hatte Iljinischna schon, vielleicht etwas zu rebellisch für Natashas Geschmack. Wenn sie in der Kunst keine Regeln befolgen wollte, war es innerhalb der Gesellschaft für gewöhnlich noch kritischer.

Erneut erhaschte sie einen Blick auf ihre Augen, als sie sich eine Strähne aus dem Gesicht strich, um einen besseren Blick auf das Bild zu haben. Mit zusammengekniffenen Augen machte sie einen Schritt zurück, um das Werk zu betrachten, schien jedoch noch unzufrieden und nahm eine neue Farbe auf den Pinsel.

„Und was ist mit ihrer Familie, sind sie auch Künstler?", hakte Natasha weiter nach, um keine unangenehme Stille enstehen zu lassen. Das wäre der Tod des Gesprächs.

Iljinischna prustete abwertend. „Als ob. Bürohengste und Sekretärinnen, das sind sie alle miteinander, die verstehen nichts von Kunst."

Eine Ente quakte frustriert, als wolle sie die Worte der Künstlerin unterstreichen, und zog ihre Bahn über den See, gefolgt von drei kleinen Küken.

Augenblicklich langte Iljinischna nach einer Palette mit bräunlichen Farbtönen und mischte sie zu einem Ton, der zu den Enten passte.

„Was ist mit Ihrer Familie?", fragte nun die Brünette neugierig. Es war ein erster Schritt in die richtige Richtung, wenn sie begann, Gegenfragen zu stellen, das machte es Natasha einfacher, das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken.

„Mein Vater ist aus einer Familie von Beamten, meine Mutter ist Lehrerin. Sie erwartet, dass ich werde wie sie und meine großen Schwestern", log Natasha mit genervtem Brummen. In jeder Lüge steckte ein Fünkchen Wahrheit, das machte sie glaubwürdiger und schwieriger, zu enttarnen. Auch wenn sie nicht daran glaubte, dass die junge Frau mit den einzigartigen Augen ihre Antworten auf Wahrheitsgehalt überprüfen würde.

„Und? Wirst du?", schmunzelte Alenja. Natasha neigte ihren Kopf nachdenklich.

„Vermutlich schon. Aber was für eine Wahl hat man schon?", fragte sie.

„Man hat immer eine Wahl", entgegnete die Künstlerin bestimmt und setzte einen besonders energisch geschwungenen Strich an einer Stelle rechts unten im Bild, wo Natasha aus ihrer Position nicht hinsehen konnte. Dann tunkte sie seine Spitze wieder in ein Glas mit Wasser und malte an der Wasserfläche weiter.

Etwas an ihrem Pinsel glänzte im rötlichen Licht - Natasha kniff kurz die Augen zusammen, um dann zu erkennen, dass der Pinsel mit blauen Glitterpunkten verziert war. Das Holz war mittlerweile dunkelbraun von dem ständigen Kontakt mit Wasser und das Blau war verwaschen, doch es war immer noch erkennbar.

„Ich hätte die Enten nicht auf das Bild malen müssen, schließlich war die Stelle dort schon längst fertig, wissen Sie? Aber alles auf dieser Welt kann als Zeichen gesehen werden, und diese Enten stehen für die Familie, über die wir gerade gesprochen haben. Wenn ich in Zukunft auf dieses Bild schaue, werde ich mich daran erinnern", erklärte Alenja in Gedanken versunken.

„Das sind nur Enten", schnaubte Natasha und begutachtete die Striche auf der Leinwand, die nur im Kontext einen Sinn ergaben - ohne diesen hätte sie vermutlich nicht einmal geahnt, dass sie Wasservögel darstellen wollte. Das machte die Szenerie, die langsam Gestalt annahm, jedoch nicht weniger faszinierend.

„Alles hat eine Bedeutung", erwiderte Iljinischna schulterzuckend. Natasha nickte nachdenklich - das deckte sich mit dem, was sie im Roten Raum gelernt hatte. Jede Bewegung des Feinds hatte etwas zu bedeuten, jedes Zucken und jeder Blick. Alle Details konnten von Bedeutung sein, um den Auftrag zu erfüllen.

Doch sie hatte tatsächlich nie darüber nachgedacht, dass diese Regel auch für Dinge galt, die sie selbst und ihren Platz in der Welt betrafen. Es war seltsam, dass sie bis jetzt noch nie darauf gekommen war, die Idee war naheliegend.

Plötzlich wurde ihr klar, warum das so war: Sie hatte keinen Platz in der Welt, keine eigene Persönlichkeit. Sie war nur eine Black Widow des KGB.

Vielleicht war es das, was sie an Alenja so faszinierte. Alles an ihr und ihren Taten war persönlich, es gab nichts an ihr, das nicht absolut einzigartig war. Das beste Beispiel dafür war die hellblaue Jeansjacke, deren Ärmel, trotz dem sie umgeschlagen waren, mit blauer Farbe bekleckert waren. Auf die rechte Vorderseite war oben ein dunkelblaues Herz gestickt, und auf die Rückseite der Jacke war ein Ying und Yang-Symbol mit Textilfarben aufgemalt. An manchen Stellen waren die Farben verwaschen, daher mussten sie erst später von Alenja hinzugefügt worden sein.

Doch auch ihr Pinsel war ein Unikat - oder sie hatte ihn zu einem gemacht. Beinahe wie die Wandlung von einem Werkzeug zu einem Begleiter.

„Also ... was haben Sie heute Abend vor? Feiern Sie mit ihrer Familie?", bemühte sich Natasha, trotz ihrer geistigen Abwesenheit das Gespräch am Laufen zu halten.

„Meine Eltern und ich gehen mittlerweile getrennte Wege - aber das wird mich nicht davon abhalten, ihnen ein Gemälde per Post zukommen zu lassen. Meine Kunst ist das Wertvollste, was ich habe, und das möchte ich mit meinen Liebsten teilen", sagte Iljinischna mit einem schmunzelnden Lächeln auf den Lippen.

Erst jetzt fiel ihr auf, wie wunderschön Alenja war, wenn sie lächelte.

„Was ist mit Ihnen?", wollte sie nun von Natasha wissen, welche sich in Gedanken zurechtwies. Sie hatte vergessen, dass sie herausfinden musste, wer diese Frau war und was sie mit denen zu tun hatte, auf die die Black Widow für gewöhnlich Jagd machte.

„Meine Familie feiert grundsätzlich nicht. Meine Mutter hielt nie etwas von Festlichkeiten, in ihren Augen ist das Zeitverschwendung", gab sie die beinahe unterkühlte Antwort. In ihren Gedanken arbeitete es derweil unaufhörlich - je mehr Alenja sprach, desto mehr hatte sie das Gefühl, nicht mehr Herrin ihrer Worte zu sein.

Sie versank in ihren Gedanken. Es war so furchtbar verwirrend, wie das, was Alenja sagte, gleichzeitig ihrer Erziehung widersprach und ihre Erfahrungen bestätigte. Sie konnte die Grenze zwischen der Black Widow und Natasha Romanoff auf einmal sehen - eine Grenze, die sie vorher nie gezogen hatte, so unnötig erschien ihr dieses Unterfangen. Natasha Romanoff hatte keinen Platz in dieser Welt.

Aber wenn alles eine Bedeutung hatte - musste dann nicht auch Natasha von Bedeutung sein? Das ergab keinen Sinn.

Sie hatte nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war. Die Sonne hatte sich zur Gänze über den Horizont erhoben und strahlte ihr blutrotes Licht über den See. Sie musste aufbrechen.

Doch als sie sich von ihrem Sitzplatz erhob, bemerkte sie, dass Alenja Iljinischna verschwunden war, gemeinsam mit ihrem Pinsel, ihrem Malkasten und allem, was jemals auf ihr Dasein hingewiesen hatte. Nur die Leinwand war zurückgeblieben.

Neugierig ging sie um die Bank herum, um das fertige Gemälde zu betrachten. Es war wunderschön - das Rot und Blau bildete eine Sinfonie, schien förmlich zu klingen vor Atmosphäre. Die kleine Entengruppe, bloß vier Striche in einem Meer von Hellblau, die für die Familie standen. Das Dunkelblau an der Stelle im Bild, in der das Wasser durch die ungeordneten Striche besonders tief wirkte, das das Chaos in der Kunst in der Kunst symbolisierte.

„Für Nastia" stand in weißer Farbe und in kleinen, kaum sichtbaren Buchtsaben in der rechten Ecke des Bildes. Ein Schmunzeln schlich sich in Natashas Gesicht.

Ihre Gedanken schweiften vom Gemälde zu der Künstlerin, die es angefertigt hatte. Die verschiedenfarbigen Augen, die so voller Energie leuchteten. Die bemalte Jeansjacke, die für jede Facette von Alenjas Persönlichkeit zu stehen schien und für so viel stand. Der personlaisierte Pinsel, mit dem sie ein kleines Meisterwerk zaubern konnte - vielleicht nicht auf eine Art, die ein Kunstsammler schätzen würde, jedoch mit einer so tief gehenden Botschaft, dass sie das letzte, tief in ihrem Herzen eingeschlossene Fünkchen Widerstand in Natasha erreichen konnte.

Mit einer geübten Handbewegung nahm sie die Perück ab und blickte auf den schwarzen, kurzen Haarschopf in ihren Händen. „Wer bin ich?", flüsterte sie in die Stille hinein.

Wenn alles eine Bedeutung hatte, dann auch, dass sie heute diese junge Frau getroffen hatte. Vielleicht war das ihr Weihnachtswunder.

Am anderen Ende des Parks lief eine braunhaarige Frau in einer Jeansjacke den Weg entlang, die Hände in den Hosentaschen vergraben und eine Kapuze ins Gesicht gezogen. Die verschiedenfarbigen Augen blitzten bei dem Gedanken an die Frau, der sie soeben endlich persönlich begegnet war, fasziniert auf.

Es war alles in die Wege geleitet. In ein paar Wochen würde die Black Widow bei dem Versuch, S.H.I.E.L.D. zu inflitrieren, auf Clint Barton treffen, und die Geschehnisse würden ihren rechtmäßigen Lauf nehmen.



Dieser Oneshot ist für TheBoringAward entstanden. Ich musste sehr viel über russische Kultur recherchieren, und wahrscheinlich gibt es immer noch tausende Fehler, aber ich denke, es ist akzeptabel.
Was haltet ihr von Alenja und Natasha? Irgendwie shippe ich die beiden ja xD
Ansonsten gilt dasselbe, wie immer: Gebt mir gerne Rückmeldungen zum Inhalt, aber auch Rechtschreibung, Formulierungen etc. Ich freue mich über alles, was ich kriegen kann!

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro