Zusammenprall
Dank Chiara fühlte ich mich auf dem Heimweg viel sicherer. Sie kannte sich hier aus und konnte im Notfall auch dafür sorgen, dass mir nichts passierte. Irgendwie fand ich es trotz der üblen Umstände sehr schön. Chiara war so nah bei mir! Sie hielt sogar meine Hand!
Es war eine ganz andere Atmosphäre, als in Schottersheim. Dort waren die Straßen um diese Zeit menschenleer und die wenigen Läden und Restaurants, die es gab, waren längst geschlossen. Die vielen Läden waren hier zwar auch zu, aber sämtliche Kneipen, Clubs und Restaurants waren offen, weshalb man alle paar Meter ein anderes Lied hörte. Dadurch waren hier viel mehr Leute unterwegs, als zu Hause. Beim Anblick der vielen Menschen war ich noch froher, dass Chiara bei mir war. Sonst hätte ich alleine durch die Stadt laufen müssen und wäre noch in Gefahr geraten. Besonders wegen der vielen betrunkenen, die hier durch die Gegend liefen.
Bei dem Gedanken drückte ich Chiaras Hand noch fester. "Ich bin bei dir und lasse dich nie wieder alleine.", sagte Chiara daraufhin in einem beruhigenden Ton zu mir. "Dir kann überhaupt nichts passieren. Das verspreche ich dir."
"Ich weiß, dass du mich nicht nochmal verlassen wirst, Chiara.", erwiderte ich leise und lächelte sie an. "Ich bin so froh, dass du mich an der Haltestelle gefunden hast. Sonst hätte ich jetzt ein riesiges Problem."
Chiara lächelte zurück. "Ich bin auch froh darüber. Ich will lieber gar nicht daran denken, was dir alles hätte passieren können, wenn du alleine weitergelaufen wärst. Vor allem hättest du ohne Handy keine Hilfe rufen können, wenn du in Schwierigkeiten geraten wärst. Wäre dir irgendetwas schlimmes passiert, wäre ich vermutlich nie wieder glücklich geworden. Genauso wie Kia, deine Eltern und deine Freunde, vermute ich mal." Sie klang wirklich beunruhigt und genauso sah sie auch aus.
"Es ist ja alles gut gegangen", meinte ich daraufhin. "Ich hatte verdammt viel Glück heute Abend."
"Das hattest du wirklich.", bestätigte Chiara. Dazu sagte ich nichts mehr.
Wir liefen eine ganze Weile durch hell erleuchtete Straßen, auf denen man überhaupt nicht merkte, dass es bereits dunkel war. Irgendwie war das schon komisch. So ungewohnt.
Irgendwann standen wir vor der Schule. Dort umarmte ich Chiara ganz fest. "Danke, dass du mich zurückgebracht hast.", sagte ich zu ihr. Sie drückte mich ebenfalls an sich. "Ist doch klar, dass ich dir helfe. Du bist meine Tochter! Es ist meine Pflicht, dich vor Gefahren zu beschützen."
Einen Moment hielten wir uns fest. Chiara strich mir dabei liebevoll durch die Haare. Das war einfach nur schön.
Nach viel zu kurzer Zeit lösten wir uns wieder voneinander. "Komm, gehen wir rein. Wir müssen ins Sekretariat, damit die wissen, dass du wieder da bist."
Wir liefen gemeinsam zum unbeleuchteten Haupteingang der Schule. Erst, als wir nur noch wenige Meter davon entfernt waren, sahen wir, dass dort jemand stand. Kia. Chiara trat ein paar Schritte nach hinten. Ich ging auf Kia zu. Sie blickte zu Chiara, dann wieder zu mir. Dann wieder zu Chiara. Und dann wieder zu mir. Meine Schwester war leichenblass. "Lia...du...sie...", brachte sie hervor, dann rannte sie so schnell sie konnte ins Gebäude.
"Kia!", rief ich ihr hinterher, doch sie reagierte nicht darauf. Chiara kam auf mich zu. Sie hatte ebenfalls alle Farbe verloren und sie zitterte am ganzen Leib. Ich nahm wieder ihre Hand, um sie zu trösten. Ich fühlte mich allerdings kein bisschen besser, als sie.
Auf dem Weg zum Sekretariat sagten wir kein Wort mehr. Das war auch nicht nötig, denn wir wussten beide, was in unserem jeweiligen Gegenüber vor sich ging.
Herr Schneider begrüßte mich und Chiara knapp. Wir grüßten zurück. Er bedankte sich bei Chiara. Danach konnten wir gehen.
Während Chiara sich so schnell wie möglich aus dem Staub machte, ging ich Kias und mein Zimmer.
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