Als wir in meinem Zimmer waren, schloss ich hinter mir die Tür ab und warf mich auf mein Bett, wo ich heftig in mein Kissen weinte.

Ich konnte einfach nicht fassen, was gerade passiert war.

Meine Gedanken und Gefühle drehten in diesem Moment völlig durch.

Meine Eltern hatten mich mein ganzes Leben lang belogen! Ich habe ihnen vertraut!

Im Vergleich zu dieser Lüge war meine nur eine harmlose Ausrede, die man benutzt, wenn man keine Hausaufgaben gemacht hatte oder zu spät kommt und sofort vergisst und an die man nie wieder denkt.

Kia nahm meine Hand streichelte sanft darüber.

Sie würde mich nicht im Stich lassen. Das konnte ich in diesem Moment ganz deutlich fühlen.

Deutlicher, als je zuvor, denn jetzt wusste ich, dass sie meine Schwester war. Meine Zwillingsschwester.

Nach einer Weile richtete ich mich auf und ließ mich von meiner Schwester umarmen.

Wortlos hielt sie mich fest, während ich meinen Tränen freien Lauf ließ.

Dafür war ich ihr sehr dankbar, denn nichts was sie gesagt hätte, hätte mir geholfen.

Das schien sie zu verstehen, denn sie hielt mich schweigend fest.

Mein Gesicht lag auf Kias Schulter und ihre Hände lagen in meinen.

So saßen wir eine ganze Weile auf meinem Bett.

"Danke.", sagte ich irgendwann leise zu Kia.

"Jederzeit, Schwesterherz.", erwiderte sie genauso leise.

Ich hob den Kopf und sah ihr ins Gesicht. Kia lächelte. Sie lächelte mich an. Ich versuchte, zurückzulächeln, auch wenn es mir nicht gelang. Ich war noch zu traurig über das, was passiert war.

Schwesterherz. Wir wussten erst seit ca einer halben Stunde, dass wir Schwestern sind und doch nannte Kia mich Schwesterherz.

Das war irgendwie seltsam, aber zugleich war ich sehr froh darüber.

Es zeigte nämlich, dass sie für mich da sein würde. Dieses Wissen brauchte ich gerade mehr denn je.