Gemeinsam unterwegs
Es dauerte nicht lange, bis wir unsere Briefe eingeworfen hatten - immerhin wusste ich noch, wo der Briefkasten vom letzten Mal stand. Auf dem Weg dorthin zeigte ich Kia außerdem noch den Laden, in dem ich beim letzten Mal meine Briefmarken- und Umschläge gekauft hatte. Wir gingen heute aber nicht rein, sondern wir liefen nur daran vorbei. Danach wollte ich Kia den Rhein zeigen. Sie hatte mich beim letzten Mal immerhin darum gebeten, nachdem ich ihr die Fotos geschickt hatte. Sie stimmte begeistert zu. Ich musste lächeln.
Wenig später liefen wir am Rhein entlang und beobachteten die vorbeifahrenden Schiffe. "Ob meine Eltern die wohl auch sehen?", fragte ich Kia die Frage, die ich mir schon beim letzten Mal gestellt hatte. "Der Rhein fließt immerhin in der Nähe von Schottersheim entlang." Kia legte ihren Arm um mich. "Bestimmt, Lia. Ganz Bestimmt." Ich legte den Kopf auf die Schulter meiner Schwester. Sie neigte ihren Kopf leicht in die Richtung von meinem. "Ich vermisse meine Eltern so sehr", gab ich traurig zu. "Ich auch", erwiderte Kia und klang dabei ebenfalls ein wenig wehmütig. "Ohne dich würde ich wahrscheinlich die ganze Zeit traurig sein." Ich nickte nur, denn mir ging es ganz ähnlich. Wäre ich aus einem anderen Grund und somit auch ohne Kia hier, ginge es mir vermutlich trotz Lily, Sophie und Feli viel schlimmer. Die drei waren sympathisch und ich mochte sie wirklich, aber sie bedeuteten mir lange nicht so viel wie Kia.
Einen Moment lang beobachten Kia und ich nun - immer noch in der selben Position - die Schiffe, die den Rhein entlang fuhren. Dann lösten wir uns wieder voneinander und liefen gemeinsam weiter den Fluss entlang. Das war ein echt schöner Moment.
Irgendwann begannen wir ein Gespräch über Musik, unsere Lieblingsserien und andere Dinge, die wir cool finden. Alltägliche Gespräche halt. Nichts über Vincent, Chiara oder sonstwen aus unserer Familie. Das fand ich irgendwie schön, einfach mal ein ganz normales Mädchen zu sein. Das Gefühl hatte ich in den Wochen zuvor echt vermisst.
Einige Zeit später kehrten wir wieder ins Internat zurück. Es war echt interessant, all das bei Tag zu sehen, woran Chiara und ich wenige Tage zuvor bei Nacht vorbeigelaufen waren.
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