Falsche Eltern - Echte Eltern
Wenig später lösten wir uns wieder voneinander und setzen uns hin.
Kia und ich saßen auf dem Bett, Markus auf dem Schreibtischstul und Anette auf dem Boden.
"Was wisst ihr über unsere leiblichen Eltern? Warum leben wir nicht bei ihnen?", fragte ich wenig später.
"Euer Vater hat eure Mutter verlassen, als er von ihrer Schwangerschaft erfahren hat. Wir wissen nichts genaues über ihn. Eure Mutter war damals noch sehr jung und konnte euch nicht behalten.", erklärte Markus.
"Wie alt war sie denn?", fragte ich, obwohl ich wusste, dass diese Frage sehr kindisch war. In diesem Moment war mir das aber egal.
Anette sagte sofort: "Sie war damals erst 14 Jahre alt."
Sie war erst 14, als sie uns bekommen hatte?! So alt war ich gerade und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, jetzt schon ein Kind zu bekommen. Ich hatte noch nichtmal einen Freund gehabt.
Ein Blick auf Kia verriet mir, dass ihr das selbe durch den Kopf ging.
Nun stellte ich eine weitere Frage: "Woher wisst ihr das alles?"
"Eure Mutter wollte zuerst mit uns reden, bevor sie uns dich gegeben hat. Wahrscheinlich wollte sie sicherstellen, dass es dir bei uns gut gehen würde.", erklärte Markus.
"Sie hat uns damals aber nicht gesagt, dass ihr Zwillinge seid.", ergänzte Anette.
"Warum nicht?", fragte ich, obwohl ich ahnte, dass mir diese Frage nur meine leibliche Mutter beantwortet konnte.
"Ich weiß es nicht, aber vielleicht hatte sie Angst, dass wir dich nicht aufnehmen, wenn du eine Schwester hast, die wir auch aufnehmen müssten.", spekuliere Anette.
"Sie hätte ruhig ehrlich sein können.", meinte ich.
"Ja, wir haben ein Recht darauf, die Wahrheit zu kennen!", bestätigte Kia.
Auch Anette und Markus stimmten uns zu.
Anette sagte daraufhin: "Wir hätten euch damals auch beide genommen, wenn wir es gewusst hätten."
"Meine Familie hätte das bestimmt auch gemacht. Ich kenne meine Adoptiveltern gut genug. Sie hätten uns auch nicht getrennt.", erwiderte Kia und klang dabei zu 100% überzeugt.
"Habt ihr danach nochmal was von ihr gehört?", fragte ich und alles in mir hoffte in diesem Moment, dass sie ja sagten, doch das taten sie nicht.
"Nein", sagte Markus. "Sie hat sich, seit sie euch weggegeben hat, nicht mehr bei uns gemeldet. Sie hat uns aber ein Foto von sich gegeben. Sie wollte, dass wir es dir geben, wenn du Alt genug bist."
"Zeig es mir!", rief ich sofort.
Anette stand sofort auf und verließ den Raum.
"Ihr seht ihr echt ähnlich.", meinte Markus, während Anette das Bild holte.
Kia nickte mit einem Lächeln im Gesicht. "Ich habe auch ein Foto von ihr. Meine Eltern haben es mir schon vor ein paar Jahren gegeben."
Wenig später kam Anette mit einem Foto in der Hand zurück. Sie reichte es mir und ich nahm es aufgeregt entgegen.
Auf dem Bild war ein Mädchen in unserem Alter zu sehen. Sie hatte genau wie ich und Kia lange braune Haare und unsere Augen sahen auch aus, wie ihre, doch sie waren blau und nicht grün. Sie hatte auch keine Sommersprossen im Gesicht. Die hatten wir offenbar von unserem Vater.
Ob sie das Muttermal auf der linken Hand hatte, konnte man leider nicht erkennen, denn das Foto zeigte nur ihr Gesicht.
Ich hätte mir das Bild stundenlang anschauen können. Sie sah so jung und glücklich aus.
"Eure Mutter wollte euch damals eigentlich behalten, aber eure Großeltern haben sie dazu gezwungen, euch abzugeben. Sie wollten, dass eure Mutter einen Abschluss macht und ein normales Teenager-Leben führen kann, auch wenn eure Mutter das überhaupt nicht wollte. Eure Großeltern saßen aber am längeren Hebel. Sie waren wahrscheinlich davon überzeugt, dass eure Mutter ohne euch glücklicher wäre, aber ich denke nicht, dass es so war.", erklärte Markus, während ich schweigend das Bild ansah. "Sie hat damals total verzweifelt ausgesehen und wollte dich überhaupt nicht hergeben. Euch."
"Ihr Name ist übrigens Chiara.", ergänzte Anette.
Es dauerte ewig, bis ich meinen Blick vom Bild abwenden konnte und mich wieder an meinen Eltern wandte. "Danke.", sagte ich zu ihr. Dabei sprach ich aber nicht nur von diesem Foto.
Anette und Markus schienen es zu merken und umarmten mich erneut. Ich umarmte sie ebenfalls.
Nur Kia saß daneben und beobachtete uns mit einem fetten Grinsen im Gesicht.
Irgendwann zog ich sie aber auch in die Umarmung hinein und sie wehrte sich nicht.
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