Abschiedsbrief
Da ich Kia nicht mehr übers Internet erreichen konnte, tat ich das einzige, was ich noch konnte, um ihr mitzuteilen, dass wir uns nicht mehr schreiben können.
Ich ging zu meiner Zimmertür und schloss sie ab, damit die anderen nicht einfach so reinplatzen konnten.
Dass meine Eltern das niemals zugelassen hätten, war mir klar, aber ich wollte es trotzdem. Es war mir einfach wichtig, dass Kia wusste, warum ich ihr nicht mehr schreiben würde.
Ich nahm mir einen Stift und ein Blatt Papier und überlegte, was ich schreiben sollte.
Es war mir extrem peinlich, dass ich meine Eltern angelogen habe, aber Kia sollte die Wahrheit erfahren.
Ich wollte sie nicht ebenfalls anlügen, denn Kia war mir sehr wichtig, auch wenn wir uns noch nicht so lange kannten.
Beim Schreiben hatte ich nicht aufgehört zu weinen und die Zettel im Müll waren alle nass von meinen Tränen, denn ich wollte Kia nicht verlieren.
Sie war mir im Lockdown extrem ans Herz gewachsen und ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen.
Versteht mich nicht falsch, ich war nicht in sie verliebt, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, dass wir eine besondere Verbindung hatten und zusammengehörten.
Ich weiß, wie seltsam das klingt, weil wir uns erst seit ca drei Monaten kannten, aber es ist mein Ernst.
Ich schrieb einige Zettel und mein Papierkorb wurde ziemlich voll, bevor ich endlich die richtige Worte gefunden hatte:
Hi Kia,
Wir können uns ab sofort nicht mehr schreiben, aber bevor der Kontakt abbrechen wird möchte ich, dass du die Wahrheit erfährst. Als der Lockdown begann, war mir ziemlich langweilig und ich wollte mir eine Brieffreundin suchen. Ich wusste aber, dass meine Eltern mir niemals erlauben würden, einer fremden Person meine Adresse zu geben, also habe ich sie angelogen, als dein erster Brief kam. Ich habe ihnen gesagt, dass du ein Mädchen aus meiner Klasse wärst und danach hatten wir eine schöne Zeit zusammen. Jetzt bin ich allerdings aufgeflogen und wir können uns nicht mehr schreiben. Es tut mir wirklich sehr leid. Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe und ich kann gut verstehen, wenn du jetzt total sauer auf mich bist. Leb wohl.
Deine Lia
Nachdem ich den Brief geschrieben hatte, faltete ich ihn zusammen und legte ihn in einen Umschlag.
Danach schrieb ich ein letztes Mal die Adresse "Fantasy Straße 13" auf den Umschlag.
Ich hatte mir vor einiger Zeit von meinem Taschengeld ein paar Briefmarken gekauft und von denen klebte ich eine auf den Brief.
Ich hatte auch schon einen Plan, wie ich den Brief abschicken konnte, ohne dass die anderen es merken würden:
Ich würde mich heute Nacht aus dem Haus schleichen und den Brief heimlich einwerfen, ohne dass meine Eltern es erfahren würden.
Nun musste ich nur noch warten, bis alle im Bett lagen und schliefen.
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