Kapitel 8: Schmerz
Als Rick ebenfalls die Schritte hören konnte, gingen sofort seine Alarmglocken an und die Augenbrauen in die Höhe. Er ahnte schon wer die Schritte verursachte.
Valentin, Nick, Henry und Veronica konnten allesamt auch die Schritte hören, weswegen keiner von den Sechsen ein Ton von sich gab, sie schwiegen gemeinsam und wussten nicht, was sie jetzt tun sollten. Irgendwie hatten sie mit dem Hausmeister gerechnet, aber es sich auf jeden Fall nicht gewünscht, dass er vorbeikommen würde.
Die Geräusche die seine Schritte verursachten übertrafen sich jede Sekunde aufs Neue. Keiner regte sich, sie standen einfach still im Büro und zitterten teilweise. Veronica zum Beispiel zitterte am ganzen Leibe, ihre Atemzüge wurden schneller und zum Teil etwas lauter. Es kostete ihr viel Mühe ihren schnellen Atem in Schach zu halten, aber es musste sein, denn sie durften nicht entdeckt werden.
Was würde der Hausmeister dann mit ihnen machen, wenn er sie doch entdecken würde?
Sie waren hier Einbrecher und so würde er sie wahrscheinlich auch behandeln. Keine Gnade, keine Freundlichkeit, sondern nur die pure Realität.
Für jeden erscheint die Realität anders und der Hausmeister ist so ein Mensch, der es liebte, Kinder oder Teenager leiden zu sehen. Man könnte schon denken, dass er sich aus ihrer Angst vor den Konsequenzen ernährte nach seinen Blicken zur Urteile.
Wenn man ihm tief in seine dunkelbraunen fast schwarzen Augen sehen würde, würde man aber auch einen kleinen Fleck Kummer erkennen. Bis jetzt ist es aber anscheinend keinem aufgefallen oder vielleicht doch?
Entweder würde es ihnen dann doch nicht interessieren oder sie würden ihn einfach nicht sehen und erkennen. In jedem Schmerz verbirgt sich eine Hintergrunds Geschichte, wie auch in diesem Kummer. Eine Geschichte die den einst humorvollen Hausmeister veränderte. Durch ihr fing er an sein Umfeld anders zu betrachten. Er wurde härter, aber wie es so ist spiegelte sich sein Verhalten bei seinen Mitmenschen ab.
Sie gaben ihm kein erwärmendes Lächeln, sondern noch mehr Kummer den er aber verdrängte. Er blendete alles Gute aus und bestrafte jede Kleinigkeit der Schüler und Schülerinnen. Besonders gegenüber Teenagern erhärtet sich sein Verhalten und somit sein Herz.
Er machte jeden einzelnen von ihnen für seinen Schmerz verantwortlich. Auch wenn es nicht stimmen sollte, auch wenn sie, diese einzelnen Personen unschuldig waren. Gab er ihnen trotzdem die Schuld, denn jemand musste die Schuld tragen. Deswegen nahm er den Beruf als Hausmeister entgegen, damit er über sie bestimmen konnte. Damit er einfach über ihnen war und an ihnen seinen Frust vom ganzen angesammelten Schmerz auslassen konnte.
Das Ereignis, was ihm so prägte war und kam nicht von heute auf Morgen. Es war auch nicht er selbst der betroffen wurde. Es wurde ein anderer Mensch betroffen, den er über alles geliebt hatte und diesen Menschen wollte er noch bis zu seinem Tod um sich haben. Er wusste, dass irgendwann der Zeitpunkt käme loszulassen, damit sie ein eigenes Leben starten könnte, aber dennoch würden sie sich ab und zu sehen.
Nun ging es aber nicht mehr, sie war fort und für sie gab es auch keinen Weg mehr zurück, denn es war für immer. Niemals wieder könnte er mit ihr reden, sie einfach im Arm halten oder sie trösten. Ihm blieben nur noch die Erinnerungen an ihr Leben bevor sie von der Welt verschwand und die Wut, die sich immer weiter verstärkte. Vor ihrem Tod ging sie das letzt Mal aus dem Haus und betrat es von da an nie mehr wieder.
Philipp der 14 Jahre lang ihr Vater sein durfte, war in diesem Zeitpunkt noch kein Hausmeister. Nein, er war ein talentierter Künstler der mit seinen Meisterwerken das Einkommen verdiente, aber nach ihrem Tod lief sein Geschäft einfach nicht mehr. Er hatte keine Motivation mehr zu Malen oder überhaupt Inspiration dafür, denn diese wurde ihm genommen.
Das Mädchen kam schon vor ihrem Tod öfters mit blauen Flecken nach Hause, oder mit zerrissenen Klamotten und haufenweisen Entschuldigungen die ihr als Ausreden dienten. So gut wie sie es nur konnte versuchte sie die ganzen Spuren zu überschminken und heimlich abends wen ihr Vater dachte sie würde schlafen die zerrissenen Klamotten zu reparieren. Sie wollte es ihrem Vater einfach nicht zeigen, aber trotzdem bekam er es zumindest etwas mit, aber den Zusammenhang nicht.
Erst nach ihrem Tod wurde ihm alles bewusst, die ganzen Puzzlestücke ließen sich einfacher zusammensetzen und das vollendete Bild entstand. Das Ergebnis schockierte ihm in mehreren weisen, denn erst da wurde ihm tatsächlich richtig klar, dass seine Tochter gemobbt wurde auf grausamer Weise. Sie hatte sich aber nicht ihm anvertraut... Hatte sie ihm überhaupt vertraut?
Schnell sprach sich der Tod von der jungen Andriana herum und in wenigen Tagen wusste es die ganze Nachbarschaft. Es wurden ein paar der Mobber enttarnt,
aus der eigenen Nachbarschaft kamen drei Personen, die einer Gruppe angehörten. Diese Gruppe war an allem Schuld. Sie warteten früh morgens an verschiedenen Treffpunkten aufgeteilt auf sie, damit sie sicher waren sie zu erwischen. Sie zogen ihr, ihr Geld ab und ihr Pausenbrot, damit sie in der Schule nichts zu essen hatte. Deswegen musste sie hungern, aber das ist nicht alles. Sie entnahmen ihr ebenfalls gewaltvoll andere wichtige Untersilien, wie zum Beispiel Bücher und Hefte, die sie eigentlich für die Schule benötigte und zerstörten sie nicht gerade selten.
Ebenso schubsten sie Andriana herum, in Pfützen, auf Straßen oder gegen Bäumen. Genauso kassierte sie Schläge ein, die Andriana zum Wimmern brachten. In diesem Zustand war es ihre Pflicht im Unterricht zu erscheinen, denn sie wollte und durfte einfach nicht fehlen.
Trotzdem blieben ihre Noten im mittelmäßigen Bereich hängen. Ihre Mitschüler fingen an sie zu meiden, wegen ihrem äußeren, das Spuren von Gewalttaten zeigte und mit soetwas wollten sie keinen Kontakt. Die Lehrer nahmen sie erst gar nicht wahr, da sie ziemlich oft zur spät kam und sie sich auch nicht damit auseinandersetzen wollten.
An Andrianas letzten Tag traf sie wie fast jeden Tag auf die
Gruppe, die ihr versprochen hatte ihr Leben was ihr noch verblieb zur Hölle zu machen. Dieses Mal rannte Andriana aber weg, in der Hoffnung das die Gruppe ihr nicht folgen würde. Sie lag aber falsch und einen kurzen Moment später wurde sie eingeholt und auf dem Boden geschmissen. Verängstigt versuchte Andriana aufzustehen, aber die anderen Gruppenanhänger die zum Teil einen großen Altersunterschied hatten und um sie herum standen ließen es nicht zu.
Sie drückten Andriana mit ihrer vollen Kraft auf
dem verschlammten Boden, da es am gestrigen Tag geregnet hatte und dann kam es. Die älteste von ihnen holte etwas aus ihrer Jackentasche, und zwar ein Geburtstagsgeschenk was sie von ihrem Vater vor ein paar Wochen im Vertrauen bekam.
Sofort flossen Andriana Schweißtropfen von der Stirn und einige Tränen fielen ihre Wangen hinunter. Sie landeten auf dem harten Boden als sie den Gegenstand sah. Das hielt der ältesten aber nicht auf ihren 'Spaß' zu haben, weshalb sie langsam das Taschenmesser an ihrem Hals sinken ließ, bis die Spitze der Klinge ihren Kehlkopf berührte.
Denn anderen Anhängern wurde nun langsam den Ernst der Lage bewusst was sie vorhatte, weswegen sie Andriana losließen und Abstand hielten. Sie fanden das es zu weit ginge, aber dennoch bewegte sich Andriana kein einziges bisschen. Da immer noch die Klinge mit einem leichten Druck auf ihrem Kehlkopf gerichtet war. Sie traute sich nicht einmal zu Schlucken, denn sie hatte Angst vor den Konsequenzen.
Die anderen hingegen sahen einfach nur zu, bis eine von ihnen doch die Stimme erhob und der Person mit der Klinge klarmachen wollte das sie damit sofort aufhören sollte. Sie sollte die Klinge entfernen.
Die älteste hörte, aber nicht auf, sondern erhöhte den Druck, was es dazu brang, das die Mehrheit nicht mehr Schweigen konnte, denn sie mussten handeln. Zügig liefen ein paar der Anhänger die entschlossen hatten zu handeln zu der älteren, damit sie ihr das Taschenmesser weggenemmen konnten, aber die Zankerei um das Messer ließ es geschehen.
Die Besitzerin des Taschenmessers wollte ihr Messer eigentlich nur vor den Leuten schützen, aber die Klinge bohrte sich in Andrianas Hals hinein und alle erstarrten. Diese Situation war so eigentlich nicht geplant, sie wollten ihr nur haufenweise Angst einjagen, was sie auch geschafft hatten. Jetzt war der Spieß aber umgedreht. Wegen dieses Schrecks der jeden einzelnen von ihnen eine Menge Angst einjagte, begannen sie sich gegenseitig zu beschimpfen.
Schnell versuchte die älteste das Messer hinauszuziehen, damit sie ihr noch helfen könnten und vermeidlich keinen Ärger bekommen würden. Obwohl die anderen sie warnten, tat sie es, denn sie hörte nicht mal zu und zog es mit einem kräftigen Ruck hinaus.
Nicht einmal eine Sekunde später spritzte das Blut in scharen aus dem Hals des Opfers hinaus und die Täterin bekam die volle Ladung ab. Sie wollte noch so schnell wie möglich auf Abstand gehen, dennoch wurde sie für ihre Tat markiert. Ihr ganzes Gesicht war übersät von Andrianas Blut, dass in Strömen spritzte. Die anderen Leute der Gruppe standen im Nu ebenfalls auf Abstand und wurden im Gegensatz der ältesten ziemlich verschont.
Es dauerte nicht lange nur wenige Sekunden bis das Spritzen aufhörte, aber Andriana bewegte sich nicht mehr. Weswegen die markierte noch einmal zu ihr hin ging, um nachzusehen, ob sie überhaupt noch lebte. Wie sie herausstellte, hatte Andriana aber keinen Puls mehr und lag blutüberströmt mit offenen Augen einfach nur da, im Matsch der sich mit dem Blut vereinte. Die Gruppe sah es ein, dass sie ihr nicht mehr helfen konnten und rannten deshalb so schnell wie sie nur konnten in die Ferne. Das Taschenmesser nahmen sie sicherheitshalber mit.
Sie wussten nicht, ob es irgendwelche Zeugen gab, aber dennoch rannten sie mit dem Taschenmesser einfach weiter und entsorgten es panisch an der nächst besten Mülltonne.
Im Nachhinein war es Andriana die der Gruppe eine große Angst hinterließ und diese Angst und die aufkommenden Schuldgefühle würden sie auch lebenslänglich prägen.
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