Kapitel 3: Gehen oder bleiben?
Valentin machte große Augen, als sein eigener Vater auf einmal anfing diese Psychopathen in Schutz zu nehmen. Das ist doch nicht mehr normal! Dachte er sich und schwieg erstmal. Er wendete seinen Blick von seinem Vater ab, auch wenn sein Gegenüber es nicht tat. Er sah stattdessen wieder aus dem Fenster wo der Sturm immer noch sein Unwesen draußen trieb und seufzte. Sollte er jetzt einfach verschwinden und seinen Vater alleine hier zurücklassen? Oder sollte er bleiben und in den kommenden Stunden für immer seine Heimat verlassen? Solange Valentin auch überlegte konnte er sich nicht entscheiden, weswegen er für jede Option in seinem Kopf zwei Listen erstellte. In diesen ging es um die Argumente, die für das Gehen waren wie zum Beispiel, dass er dann in Boston bleiben konnte. Und die Argumente die für das Bleiben waren wie zum Beispiel, dass er dann keine Bleibe hätte, wenn er gehen würde. Die Argumente auf den zwei verschiedenen Listen waren ziemlich ausgeglichen, er hatte Gründe zum Bleiben, aber auch zum Gehen, was die Entscheidung nicht wie erwartet leichter machte. Ganz im Gegenteil er hatte es nun noch schwerer und überlegte und überlegte, aber das große fette Fragezeichen in seinem Kopf blieb an Ort und Stelle, denn es wurde nicht durch einer Lösung eingetauscht. Nein, es brachte ihn nur noch mehr zum Grübeln. Welche war nun die weisere Entscheidung?
Sein Vater jedoch checkte von ihm jede einzelne Bewegung ab, denn in seinen Augen sah er den Zweifel, das Verlangen, die Nervosität und die Unvernunft und diese Kombination setzte ihn in Alarmbereitschaft. Mit dieser kleinen Kombination hatte sein Sohn höchstwahrscheinlich nichts Gutes vor oder er dachte einfach an etwas was ihm nicht erfreute. Jetzt musste er sich nur noch ein paar Stunden um ihn kümmern bis sie endlich umzogen, dann hätte er ihn New York erstmal seine Ruhe. Dan könnte er sich endlich mal wieder Zeit für sich nehmen, ohne das er die ganze Zeit ein Auge auf seinen pubertierenden Sohn werfen musste. "Woran denkst du?", fragte kalt der Vater des Jungen, der etwas überrascht über die Frage schien. Als er ihm keine Antwort gab, wiederholte der Vater seine Frage wieder jedoch klang er nun etwas genervter, "Woran denkst du?" Valentin wusste nicht sonderlich genau was er ihm jetzt antworten sollte, denn die Wahrheit würde er auf jeden Fall nicht laut aussprechen. Das heißt, dass er sich jetzt irgendetwas ausdenken müsste, aber die Frage lautet warum er das jetzt ihm auf einmal gefragt hatte? Und warum interessierte es ihm was er denkt? Leider kamen durch seinen Vater viel mehr Fragen auf als er freiwillig überhaupt beantwortet.. Aber jetzt mal wieder zu der noch nicht entdeckten Lüge die er ihm auftischen sollte. Wäre die Lüge: "Ich denke an nichts, denn ich bin einfach nur müde", gut genug oder wäre "Ich denke einfach nur was noch Geschehen wird, denn ich meine wir sind noch nie umgezogen und eigentlich würde ich Boston nur ungern verlassen...", vielleicht besser?
Da Valentin nicht viel Zeit hatte, da die Blicke seines Vaters ihm noch die Luft abschnürten, entschied er sich einfach für die erste Option, auch wenn sie vielleicht von den zweien nicht die beste war. "Ich denke an nichts Vater, denn ich bin einfach nur müde der Tag war heute schon lang..", sagte er und fügte ein ziemlich realistisches Gähnen am Ende ein und stützte seinen Kopf mit seinen Händen ab. Seine Augen schloss er etwas und sah seinen Vater mit einem müden Blick an. Der 40-Jährige musterte gründlich seinen Sohn nach dieser Aussage. Zuerst glaubte er ihm nicht, aber als er sah wie sein Sohn Symptome der Müdigkeit zeigte wurde er unsicher. Er hob eine Augenbraue in die Höhe und begutachtete ihn weiter. Er könnte das alles nur vorspielen, aber es könnte auch stimmen das er wirklich müde war und nun seine Ruhe brauchte um neue Energie zu tanken. Er nickte deswegen einfach und fügte noch hinzu, "Nun gut, dann geh in dein Zimmer und lege dich etwas hin. Später werden wir weiter den Rest packen und morgen werden wir zu zweit die Möbel abbauen." Zufrieden mit einem leichten verschlafenen Grinsen schaute Valentin seinen Vater an und verschwand ebenfalls nickend aus dem Raum. Er lief durch den mit Kartons gefluteten Flur in die Richtung seines Zimmers. Als er es erreicht hatte, schloss er hinter sich sofort die weiße Tür und sperrte sie ebenfalls mit seinem Zimmerschlüssel lautlos zu. Sofort seufzte er und setzte ein zufriedenes Lächeln auf, denn er hatte es endlich geschafft den Raum zu verlassen ohne das es zu Mord und Totschlag kam.
Immer noch lächelnd hüpfte er auf sein schwarzes Wasserbett, dass nach seiner Landung unter ihm hin und her schwabbelte. Schlafen wollte er sicherlich nicht, denn die Müdigkeit hatte er seinen Vater nur vorgespielt. Er war wach, voller Energie und überlegte nun auf seinem Wasserbett, auf der eine rote Bettwäsche drauf lag, was er nun machen sollte, oder wohin er gehen sollte. Die ganze Zeit lang in seinem Zimmer zu verweilen, wo nur noch das Bett, die Kommode und ein leerer Schreibtisch stand wollte er nicht. Er wollte lieber wieder raus, obwohl der Sturm immer noch nicht verschwunden war, aber da ihm nicht mehr viel Zeit blieb bevor er nach New York musste, musste er jede freie Sekunde, die er hatte auskosten. Die Frage, die zuerst beantwortet werden musste war, ob er sich mit seinen Freunden treffen sollte. Oder ob er lieber Zeit mit Miriam verbringen sollte. Am liebsten würde er mit allen gleichzeitig seine immer weniger werdende verbleibende Zeit verbringen, aber natürlich mussten sie sich alle nicht leiden können und das machte es ihm deutlich schwieriger..
Da er kein großes Interesse hatte seine verbleibende Zeit mit denken zu verschwenden, stand er einfach von seinem Bett auf und lief auf das Fenster zu, dass er ohne Zeit zu verschwenden sofort öffnete. Aber bevor er rausgehen konnte zog er sich erstmal ein paar Sneakers an die er aus seinem Schrank holte und noch eine wasserdichte Regenjacke, damit er nicht klitschnass wieder heimkommen würde. Nun war er bereit und sprang unbemerkt aus dem Fenster wie er es immer tat, wenn er nicht aus der Haustür verschwinden konnte. Da es aber noch nicht einmal zwei Meter waren, in der Höhe das Fenster lag, war es ein Kinderspiel wieder rein und raus zu kommen. Nachdem er unbeschwerlich auf dem Boden gelandet war musste er sich nun doch entscheiden, mit wem er sich traf oder spontan besuchte. Valentin entschied sich einfach Miriam einen spontanen Besuch abzustatten und lief in die Richtung ihrer Wohnsiedlung, wo er nach ungefähr 15 Minuten Fußmarsch an ein leicht Orangenfarbendes großes Haus ankam, dass zwei Stockwerke besaß und ein flaches rotes Dach. Um rund der Einfahrt waren überall Blumen eingepflanzt die dem Haus einen gewissen Reiz verliehen. Zügig folgte Valentin dem kleinen Backsteinweg zur weißen Haustür, wo vor ihr eine braune Fußmatte lag auf der geschrieben war, "Willkommen bei Familie Stone."
Lächelnd betätigte er die Orangene Klingel und sofort ging die Tür schon auf und ein Anfang 40-Jähriger Mann kam zum Vorschein. Mit einer ernsten Mimik sah er den Jungen an der ihn freundlich anlächelte. "Hallo Mister Stone ist Miriam zu Hause?", fragte der Junge hoffnungsvoll und langsam wurde der Gesichtsausdruck des Anfang 40-jährigen entspannter und öffnete die Tür weiter das er eintreten konnte. "Hallo Valentin, ja Miriam ist in ihrem Zimmer. Was machst du denn in diesem Wetter draußen?", fragte er etwas verwirrt, denn er würde seine Tochter niemals in so einem Unwetter draußen herumlaufen lassen. Dankbar betrat Valentin das Haus und zog seine mittlerweile durchnässten Schuhe aus, "Danke, ich wollte sie noch das letzte Mal sehen bevor ich leider dank meines Vaters umziehen muss." Kam es leicht lächelnd, aber traurig von Valentin der auf die Antwort des älteren wartete bevor er zu seiner Freundin gehen konnte.
Der Mitte 40-jährige war etwas überrascht von dieser Antwort, denn seine Tochter hatte ihm gar nicht erzählt, dass ihr Freund umziehen würde und er als ihr Vater musste so etwas doch wissen. "Ach ja, wann werdet ihr den umziehen?", hackte der ältere nach um an Informationen ranzukommen. Der Vater des Jungen war für alle in der Nachbarschaft und in der Umgebung ein ungelöstes Rätsel. Denn der Mann ging so gut wie nie raus, wen man ihn mal einladen wollte kommt er nicht. Man kennt nichts von ihm, nicht mal seine Vergangenheit oder Bruchstücke davon, einfach nichts. Das ist auch der Grund weswegen der Mitte 40-jährige Valentin so gut wie möglich im Auge behält, wenn er zu Besuch ist. Denn die Unwissenheit kann vielleicht noch gefährlich enden und er wünscht sich für seine Tochter einen anständigen Partner. "Wir werden bereits übermorgen umziehen. Wenn es aber nach mir ginge würde ich lieber hier bleiben, aber mein Vater lässt sich leider nicht umstimmen.", erzählte Valentin seufzend und hoffte, dass er endlich zu Miriam hochgehen konnte. "Nun gut dann wünsche ich dir noch viel Erfolg und Spaß im Leben wo auch immer ihr übermorgen umziehen werdet." Erzählte nun der Vater von Miriam leicht lächelnd und verschwand in einen anderen Raum, weshalb Valentin endlich die Treppe hochgehen konnte, einen weiteren Flur entlang lief und nun vor Miriams rosafarbener Tür stand.
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