Kapitel 13: Die Optionen
„Wie er ist tot?" Fragte Henry ungläubig und fuhr sich nervös durch seine Haare. „Tot wie nicht lebendig, er atmet nicht mehr und wird auf ewig schlafen. Hast du es jetzt verstanden?" Erklärte Nick Henry noch einmal im ruhigen Ton, bevor er sich langsam von dem leblosen Körper entfernte.
Sogleich erschien die nächste Frage, diesmal von Peter: „Was sollen wir jetzt machen?" „Nicht wir, sondern nur sie, schließlich hat sie ihn auch getötet!" Antwortete Henry mit einer derartigen Verzweiflung in seiner Stimme die einen zum Nachdenken bringen würde, wen man ein unwissender wäre.
Die Unruhe, die Henry momentan ausstrahlte, war ansteckend wie ein Virus. Peter fing auch an zu glauben, dass es alleine die Schuld von Veronica wäre und sie deshalb ihr Problem alleine beseitigen müsse was er auch zeigte.
„Henry hat recht, es ist Veronica's Schuld und nicht unsere wäre sie versteckt geblieben, hätte er sie niemals bemerkt. Ich verschwinde jetzt und möchte da nicht mit hereingezogen werden!" „Ist das euer Ernst Leute?! Wir stecken gemeinsam in dieser scheiße fest also tragt ihr auch dazu bei eine gute Lösung dafür zu finden!" Versuchte Valentin seinen beiden egoistischen Freunden zu erklären und wurde sprachlos, als sie auf einmal auf das offenstehende Fenster wo sie zuvor reinkamen zuliefen und einfach rauskletterten.
Jedoch als Henry außen vor dem Fenster stand, sagte er noch: „Tu nicht so als würde es dich genauso wie den Rest von uns treffen. Wir können nicht einfach in eine andere Stadt von heute auf morgen ziehen so wie du. Nein, wir müssen hierbleiben und kommen ins Gefängnis für eine Straftat die nur Veronica begangen hat!„ "Aber sie hat es nur aus Notwehr getan und um eure Ärsche zu schützen!" Versuchte Valentin den beiden zu erklären, aber es half nicht, denn bevor er zu Ende gesprochen hatte waren sie schon fort.
Die Zwillinge sahen sich kurz an, bevor sie ebenfalls zum Fenster liefen und rauskletterten. „Es tut uns leid, aber wir können nicht mehr bleiben. Henry hatte irgendwie einerseits recht und auch wieder nicht, dennoch können wir es nicht riskieren wegen beteiligten Mordes verurteilt zu werden. Wir hoffen, dass ihr es versteht." Sagte Nick kurz bevor er mit der Begründung und seinem Bruder verschwand. Weswegen jetzt nur noch Veronica und Valentin übrig blieben.
Valentin würde niemals seine Freundin so im Stich lassen wie die anderen es Taten, er blieb bei ihr bis ihnen etwas zu dieser Situation einfallen würde.
Der Anblick seiner Freundin brachte ihn in eine Art Starre und diese Starre war der Grund warum er sich auf einmal so festgenagelt fühlte. Er wollte etwas sagen, aber konnte keinen einzigen Ton aus seinem Mund bringen. Er wollte zu ihr gehen, aber seine Muskeln wollten nicht, es schien ihm so als hätten sie auf einmal einen eigenen Willen bekommen und dass nun nicht mehr er selbst seinen Körper kontrollieren würde.
Es schien ihm ebenfalls so, als wäre er nur ein einfacher Beobachter und nicht mehr der die Fäden zog.
Er starrte auf Veronica und mehr tat er auch nicht bis sie plötzlich lauter anfing zu schluchzen als sie es eben noch tat. Ihr ebenfalls leises Wimmern wurde wie das Schluchzen lauter und dadurch erwachte Valentin aus seiner festen Starre und bekam wieder die vollkommene Kontrolle über jeden einzelnen Muskel und jeder einzelnen Zelle in seinem Körper.
Das nutzte er sogleich aus, um mit schnellen Schritten erstmal auf Veronica zuzulaufen und sich neben ihr ebenfalls wie sie es tat kniend auf dem Boden zu setzen.
Das nächste was er tat war beruhigend seine rechte Hand auf ihre zu legen und sie dabei etwas anzulächeln auch, wenn sie nicht direkt zu ihm sah, sondern einfach nur auf den Boden. Aber durch Valentins netten Gesten wanderten ihre Blicke langsam nach oben zu seinen grünen Augen, die sie, ob sie es wollte oder nicht in einem Tagtraum zogen, wo sie glatt für eine kurze Zeit die ganze Angst und den Schmerz vergaß.
Diese unangenehmen Emotionen wurden durch Freude, Heiterkeit, und jede Menge Licht ersetzt, weswegen die tiefe dunkle Nacht zum helligen Tag wurde, wo sie frei war von der Realität, da sie eine neue verbesserte erschuf.
Diese Realität spielte sich auf einer kleinen aber bescheidenen Insel ab, wo es nur den helligen Tag gab und wo Valentin mit ihr in einer gigantischen Villa wohnte. Dort waren sie nicht nur Freunde, sondern das absolute Traum-Paar, das alles was sie sich vornahmen auch meisterten. Ihre Beziehung war wie ein kräftiger und funkelnder Feuerball, der niemals erlöschte, sondern auf ewig brennen sollte mit all seiner Pracht und Eleganz.
Jeder Tag auf dieser Insel war das reinste Paradies, da für sie alles perfekt war. Valentin erwiderte ihre Liebe und ihr Vermögen war himmlisch, denn sie konnten sich alles leisten, was ihre Herzen begehrten und das mit einer großen Portion Sonnenschein.
Leider endet jeder Tagtraum irgendwann und für Veronica war es fünf Minuten später der Fall, wieder in die Realität zu blicken und ihren Fehler irgendwie wieder gut machen zu können, auch wenn es wahrscheinlich unmöglich wäre.
Trotzdem wollte sie es zumindest versuchen, deswegen wischte sie mit ihren Ärmeln schnell ihre Tränen von ihrem Gesicht weg und schwieg zuerst aber noch, bevor sie schließlich sagte: "Ich bin eine Mörderin Valentin.."
Valentin freute sich zuerst als er sah, dass es ihr vermutlich besser ging. Sie wischte ihre Tränen von ihrem blasser gewordenen Gesicht und versuchte nicht mehr zu weinen. Ihre Worte zeigten ihm das es ihr immer noch nicht besser ging, man konnte es ihr aber auch nicht verübeln.
Er wollte so gerne ihre Aussage verneinen, aber das würde ihm und ihr nichts bringen, da es sich dann um eine Lüge handeln würde. Er sah sie an und wollte ihr wirklich helfen, weswegen er versuchte sie langsam mit Worten zu beruhigen: "Es stimmt Veronica, du bist eine Mörderin.. Aber du hast es aus Notwehr getan! Wenn du es nicht getan hättest, wärst du vielleicht jetzt diejenige die nicht mehr aufwachen würde. Außerdem hast du die anderen und mich beschützen wollen, was sehr mutig von dir war und deswegen bin ich sehr stolz auf dich."
Nach den folgenden Worten wusste Veronica nicht mehr was sie ihm daraufhin antworten sollte, da sie von seiner Aussage das er jetzt stolz auf sie wäre emotional verwirrt war. Eigentlich müsste er sie jetzt doch hassen und wie die anderen abhauen, oder nicht? Trotzdem blieb er bei ihr und riskierte es ihretwegen Ärger zu bekommen, und zwar sehr schlimmen Ärger.
Mord ist kein einfaches Verbrechen und wenn es heißt das man daran beteiligt wäre, sitzt man mit in der schweren Partie. "Er ist aber dennoch tot.. Das heißt ich kann nicht mehr nach Hause gehen.. Meine Eltern würden mir so ein Verbrechen niemals verzeihen. Was soll ich jetzt tun?" Fragte sie panisch und wiedermal kamen ein paar Tränen aus ihren Augen runtergeflossen, aber diese versuchte Valentin so gut wie nur möglich wieder mit seiner linken Hand wegzuwischen.
"Wir finden schon eine Lösung zu den entstandenen Problemen, aber zuerst müssen wir uns entscheiden, ob wir einfach wie die anderen abhauen und die Leiche hierlassen oder ob wir sie irgendwie loswerden sollen, aber diese Option wird bestimmt etwas knifflig."
Veronica wusste zwar das Valentin recht hatte und das im Moment nur dieses eine Problem wirklich zählte. Dennoch konnte sie nicht aufhören an ihre Eltern zu denken, die sie nach der Wahrheit bestimmt für einen Teufel hielten.
Für ihre streng gläubigen Eltern sind die Zehn Gebote äußerst wichtig und vor wenigen Minuten hatte sie eines der wichtigsten gebrochen 'du sollst nicht töten'.
Sie hatte aber getötet und aus welchem Grund es war, zählte für ihre Eltern nicht, denn für sie ist Mord gleich Mord.
Die Optionen, die Valentin gestellt hatte überdachte sie kurz nach und sie wusste nicht welche Option wohl die beste wäre ihrer Meinung nach.
Wenn sie die Leiche einfach hier lassen und wie der Rest auch einfach den kürzeren ziehen würden, wären sie nicht besser als die anderen.
Die andere Option die Leiche zu entsorgen wäre aber auch nicht gerade eine optimale Lösung, denn in dieser Option ist die Wahrscheinlichkeit größer das sie sofort bei der Entsorgung ertappt werden als auf der Flucht. Außerdem müssten sie den Leichnam auch noch gemeinsam irgendwohin transportieren. Obwohl Valentin ziemlich stark ist könnte das bestimmt noch ziemlich schwierig werden, da der Hausmeister nicht gerade auf einer Diät war vor seinem Tod.
"Beide Optionen sind nicht gerade die besten, aber ich glaube das wir einfach abhauen sollten wie die anderen." Wählte Veronica schließlich und kurz darauf nickte Valentin verständlich. Er nahm ihre Hand und ging mit ihr zum offenstehenden Fenster, das die beiden in die Freiheit lassen würde, oder vielleicht auch nicht?
Jedenfalls kletterten beide zügig hinaus und sahen sich sogleich vorsichtig in ihrer Umgebung um nach möglichen Zeugen. Jedoch sahen sie keine Leute, die sie beim Ausbruch aus der Schule gesehen haben könnten, was die zwei innerlich erleichterten, aber äußerlich sahen sie trotzdem immer noch ziemlich nervös aus und Veronica verängstigt.
"Was sollen wir jetzt tun oder was soll ich tun? Meine Eltern würden mich sofort der Polizei ausliefern, wenn sie von dem Mord erfahren und irgendwann werden sie bestimmt davon erfahren.." Fragte Veronica mit einer ziemlich leisen Stimme. Man könnte meinen das sie nur flüstern würde, aber das hatte sie nicht vor, denn ihre Stimme wurde wegen ihrer Nervosität und ihrer Angst schwächer.
"Wir gehen gemeinsam zu mir, es wird Zeit das du meinen Vater kennenlernst." Antwortete Valentin ihr direkt nach ihrer Frage und lief voraus dichte gefolgt von Veronica.
Da der Sturm sich etwas gedämpft hatte und nur noch der Wind durch die Gegend wehte, wurden sie mindestens nicht mehr nass, aber sie könnten in der Schule etwas wichtiges vergessen haben.
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