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Flink packte der Lehrer alle seine Sachen zusammen und verschwand schnell aus der Klasse. "Na toll...", schnaubte ich, worauf Emma lachte. "Tut mir leid, aber wir müssen echt den Bus erwischen. Tschüss!", zwinkerte sie mir zu und Chris hob nur kurz die Hand.
Missmutig sammelte ich die Hefte ein und schulterte meinen Rucksack. "Auf geht's", sagte ich zu mir selbst und erklomm die Stufen zum Lehrerzimmer. Da die meisten Schüler und somit auch Lehrer um diese Zeit aus hatten, herrschte buntes Treiben. Wahrscheinlich würde ich warten müssen. Super. Unauffällig stellte ich mich in eine Ecke und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Herbst hieß nicht gleich, dass es kalt war.
Nach circa zehn Minuten hatte sich der Tumult eingestellt und die Schule schien wie ausgestorben. Schon im nächsten Moment öffnete sich die Tür des Lehrerzimmers und Lancaster kam heraus. "Danke, dass du gewartet hast." Ich zwang mir ein Lächeln auf. "Kein Problem", meinte ich zähneknirschend. "Na dann könnten wir uns doch gleich über etwas unterhalten, meinst du nicht, Vivian?", folgerte er gespielt. Mein Herz rutschte mir in die Hose.
Ja, ich hatte klar und deutlich gehört, dass er wahrscheinlich über das reden wollte, was mir seit heute Nacht am meisten Angst bereitete, jedoch war alles, was wirklich zu mir durchgedrungen war, Vivian.
"Also... wie du dir schon denken kannst", begann er, doch ich unterbrach ihn ungehalten:"Olivia. Sie könnten sich wenigstens meinen Namen merken." Seine Augenbrauen schnellten nach oben und ich merkte, dass es ihm unendlich peinlich war. Gut so.
"Oh, das tut mir leid... Nun, wie auch immer. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dich heute Nacht gesehen habe und du mich auch." Ich nickte langsam. "Gut, dann solltest du dir auch im Klaren darüber sein, dass ich es als unangebracht finde, unter der Schulwoche Party zu machen."
Ich spitzte die Lippen und überlegte für einen Moment. "Ich denke aber, dass diese Regel dann auch auf sie zutreffen sollte", platzte es aus mir hervor. Mein Kopf wurde knallrot. Warum hatte ich das gesagt? Ich wusste doch, dass Regeln für Schüler nie auf Lehrer zu trafen, auch, wenn es noch so ungerecht war. "Ich bin erwachsen", sagte er mit monotoner, tiefer Stimme. "Ich bin es so gut wie", piepste ich und verfluchte meine Stimme. Er verdrehte die Augen. "Okay, ich wollte es eigentlich nicht, aber ich werde deinen Klassenvorstand über diesen Vorfall informieren und diese dann deine Eltern. Sowas sollte nicht noch einmal passieren." Er drehte sich um, war auf dem Weg zurück ins Lehrerzimmer. Panik stieg in mir auf.
Schon hielt ich ihn an der Hand zurück. Verwirrt drehte er seinen Kopf zu mir. "I-i-ich wollte das ja eigentlich nicht, aber ich... Sie wissen meinen Namen nicht. N-niemand weiß ihn - also eigentlich schon viele, aber ich... So viele Leute fallen auf und bei mir ist es so... Ich weiß auch nicht", stotterte ich, während ich spürte, wie in meinen Augen Tränen aufstiegen. Oh Gott. Das war schlimmer als eine Hinrichtung... vor einem Lehrer zu weinen - vor dem Lehrer.
Als hätte ich etwas Heißes berührt, ließ ich seine Hand los und flitzte eilig davon. Fürchterlicher konnte das wirklich nicht mehr werden.
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