Winter Traditionen
"Es liegt so viel Schnee", sagte Nico begeistert, als er mit Wils und Reyna über das Feld hinter dem Solace Haus lief. Nico trug die Winterkleidung, die er zu seinem Geburtstag bekommen hatte, da die Temperaturen unter Null gefallen waren. Will wollte wirklich nicht nach draußen gehen, da er Kälte leidenschaftlich hasste, aber Nico hatte darauf bestanden. In der Nacht zuvor hatte es nicht mehr als fünf Zentimeter Schnee gehabt, aber es schien die ganze Nacht über geschneit zu haben. Jetzt lagen mindestens zwanzig Zentimeter des kristallinen Materials. Nico hatte sich nie erlaubt, die Schönheit davon wirklich zu bewundern, bis jetzt.
Die älteren Halbgötter warfen sich einen Blick zu, als der Jüngste sich hinhockte, um eine Handvoll Schnee zu sammeln. Nachdem er ihn zu einer Kugel geformt hatte, legte er ihn auf den Boden und rollte ihn, um ihn größer zu machen.
"Nico, willst du einen Schneemann bauen?" fragte Will überrascht.
Er zuckte mit den Schultern und setzte seine Bemühungen fort, bis der Ball größer als ein Strandball war. "Als meine Familie und ich nach Amerika gezogen sind, war Schnee für meine Schwester und mich eine große Sache. Ich war immer besessen davon, Schneemänner zu bauen", gab er zögerlich zu. "Meine Schwester baute lieber Schneeengel, aber sie hat mir trotzdem immer geholfen. Ich habe seit Jahren keinen Schneemann mehr gemacht, also dachte ich einfach..." Er schaute nicht hin, aber er hörte Will's laute Schritte, als er zu seinem Haus rannte.
Reyna lächelte und ging zu Nico, um ihm bei seinem Vorhaben zu helfen. "Ich mache den Kopf, du machst den Rest des Körpers."
Nico grinste. "Okay, Ra-Ra."
Die Schneekugel, die sie gemacht hatte, um dem Schneemann einen Kopf zu geben, traf den Sohn des Hades im Rücken und brachte ihn zum Lachen. Er war der Einzige, der sie so nennen durfte.
Ein paar Minuten später, als Reyna die kleinste Schneekugel auf die anderen beiden gestapelten Kugeln setzte, kam Will auf sie zu gerannt. In der Hand hielt er eine Karotte, zwei Stöcke und mehrere dunkelgraue Steine.
"Hier!" sagte er mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Trotz seiner ständigen Bräune konnte Nico das Rosa auf seinen Wangen sehen das durch die Kälte erschienen war.
"Dankeschön, Sonnenschein." Innerhalb einer Minute stand ein Schneemann, der etwas weniger als einen Meter groß war, stolz vor dem Trio, Arme in die Luft gehoben und ein Lächeln aus Steinen auf seinem "Gesicht". Seine Karottennase ragte schief heraus, aber das verlieh ihm Charakter.
Will legte seine Hand auf Nicos Schulter und eine Idee brach zwischen seinen Lippen hervor. "Wir sollten Schneeengel machen!"
"Aber dann werden meine Hosen ganz nass", jammerte der Sohn des Hades.
Reyna rollte mit den Augen. "Du kannst einen Werwolf angreifen, aber du bist gegen Schneeengel machen weil du etwas nass werden könntest? Manchmal bist du wirklich albern."
"Albern? Ich, der Sohn des Hades und der Geisterkönig, albern? Ich bin der Prinz der Unterwelt; ich bin nicht..."
Er wurde unterbrochen, als ein Schneeball, den sein Freund geworfen hatte, ihn genau auf die Brust traf.
"Wenn du keinen Schneeengel machen willst, di Angelo", sagte Will mit einem neckischen Grinsen, während er eine weitere winzige kugelförmige Waffe formte, "dann haben wir stattdessen eine Schneeballschlacht."
"Oh, du bist dran! Reyna, auf ihn!"
"Das war überhaupt nicht fair. Zwei gegen einen ist einfach gemein, und Reynas Treffer hatten es in sich. Hast du einen mechanische Arm oder so?" beschwerte sich der Sohn des Apollo.
Reyna ließ ein kleines Lachen von sich. "Nein, aber ich habe zwei mechanische Hunde."
"Sehr witzig."
Nachdem die drei ihre Winterkleidung und dergleichen abgelegt hatten, überraschte die Mutter von Will die Teenager in der Küche mit Schokoladenkekse und Milch. In der Mitte des Tisches stand auch etwas anderes. Dieses Etwas ließ Nicos Augen vor Schock weit werden und veranlasste ihn dazu, seinen Mund vor Ehrfurcht offen stehen zu lassen.
"Ist das ein Panettone?"
Ms. Solace lächelte, eine Strähne ihres hellbraunen Haares fiel für einen Moment vor ihr Gesicht, bevor sie es hinter ihr Ohr steckte. "Ich habe im Internet ein wenig über italienische Traditionen recherchiert, und eine Menge Rezepte für Panettone sind aufgetaucht. Es hieß, dass sie während der Weihnachtszeit ziemlich beliebt sind, nicht wahr? Ich habe möglicherweise einige Anpassungen am Rezept vorgenommen, hauptsächlich mehr Schokolade hinzugefügt als notwendig, aber ich bin sicher, es wird wunderbar schmecken. Möchtest du ein Stück?"
Nico war gerührt, um es milde auszudrücken. Als Kind hatte seine Mutter für ihn und Bianca viele dieser Kuchen gemacht; sie waren eine Tradition in seiner Familie.
"Ja, bitte. Vielen Dank", fügte er dankbar hinzu.
"Es war mir keine Mühe."
Nico erhielt einen Teller mit einem großzügigen Stück Panettone. Sie reichte auch Will und Reyna jeweils eines, beide neugierig auf die italienische Süßspeise.
"Es ist köstlich", sagte der Sohn des Hades nach dem ersten Bissen. "Meine Mutter hat einen etwas anderen gemacht, obwohl ich mich nicht mehr gut daran erinnern kann, wie ihrer geschmeckt hat, aber Ihrer ist erstaunlich. Ich bin überrascht, dass Sie so viel Schokolade hineingetan haben. Will schimpft immer mit mir, wenn ich zu viele Süßigkeiten esse."
Will stöhnte auf. "Du vergisst immer, dir die Zähne zu putzen, di Angelo! Das musst du, um Karies vorzubeugen."
Nico verdrehte die Augen. "Als Halbgott ist es mir egal, ob ich ein oder zwei Löcher bekomme. Ich putze sie jeden Morgen und meistens nachts; das sollte reichen."
"Du sollst sie nach jeder Mahlzeit oder jedem Snack putzen."
"Will, dafür hat niemand Zeit."
Mit verschränkten Armen zog Will eine Augenbraue hoch. "Das kommt von dem Jungen, der mitten im Camp schläft, während er alles mögliche tun könnte, vom Schwimmen im See über das Verprügeln der Ares Kinder bis zum frohlocken auf den Erdbeerfeldern."
Ein Lachen entwich Reyna. "Nico, frohlocken? Macht er das oft, Will?"
"Ich frohlocke nicht!"
Am nächsten Morgen schickten Nico, Will und Reyna eine Iris-Nachricht an das Jackson-Anwesen, das McLean-Anwesen und Omas Zhangs Wohnung, um ihren Freunden ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen. Sie machten ihre Grüße schnell, da ihr ADHS sie ungeduldig machte - sie wollten unbedingt wissen, was sich in den Kisten unter dem Weihnachtsbaum der Familie Solace befand. Das Trio und die anderen Halbgötter hatten zuvor Geschenke ausgetauscht, die erst an Weihnachten geöffnet werden sollten; jetzt, da sie sie endlich öffnen konnten, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, hielt sie nichts zurück.
"Wartet einen Moment", sagte Ms. Solace, als die drei Teenager in den Raum gingen und begannen, die Geschenke nach Empfängern zu sortieren. Ihr Ordnungszwang konnte es nicht ausstehen, dass sie durcheinander waren. "Ich möchte zuerst Bilder von allen zusammen machen."
Will schmollte. "Aber Mom, die Neugier bringt mich um!"
"William, du wirst ein paar Bilder überleben müssen, oder ich nehme deine Geschenke zurück."
Ihr Sohn keuchte, bevor er Nico und Reyna in eine freundliche Umarmung zog und strahlend lächelte. "Macht schon, Leute, bevor sie die Geschenke nimmt!"
Ein paar Minuten später, nachdem Frau Solace besänftigt war, rissen die Halbgötter ihre Geschenke auf.
Will freute sich über die Hörbücher, die er von seiner Mutter bekommen hatte. Er wollte schon lange die Kane-Chroniken lesen, aber es frustrierte ihn, Bücher zu lesen, wegen seiner Legasthenie. Hörbücher zu hören war viel einfacher. Über die Socken und Unterwäsche, die er bekommen hatte, war er jedoch weniger begeistert.
Cecil hatte ihm eine kunstvolle Holzschnitzerei der Sonne geschenkt, über die er trotz seines Lächelns die Augen verdrehte. Etwas sagte ihm, dass er sie gestohlen hatte. Lou Ellen hatte ihm eine Karte gemacht, wie sie es jedes Jahr tat, diesmal verhext, damit sie Weihnachtslieder sang, jedes Mal wenn er sie öffnete. Zu seiner Verlegenheit hatten ihm Percy, Jason und Leo sehr dünne, zarte schwarze Dessous geschenkt.
"Was soll ich mit einem BH und... Slips machen?" fragte er mit einem verstörten Schaudern. "Deine Brüder sind Idioten, Nico."
Der Sohn des Hades lächelte nur. "Wenn wir zurück sind, sag ihnen einfach, dass sie gut passen. Ich werde dich unterstützen und sagen, dass ich dich darin sehr sexy fand, bevor ich sie ausgezogen habe."
Reyna erstickte fast vor Lachen angesichts der hinterhältigen Blicke auf den Gesichtern ihrer Freunde. Ms. Solace schüttelte den Kopf, kommentierte jedoch nichts. Sie kannte ihren Sohn gut genug, um zu wissen, dass Nico ihn vor Blitz, Wasser und Feuer bewahren würde.
Nico hatte von Hazel eine beeindruckende schwarze Uhr bekommen. Anscheinend verfluchte sie jeden, der sie trug, aber das störte Nico nicht und zog sie sofort an. Er war ein Sohn des Hades; ihm würde wahrscheinlich nichts passieren.
Jason, Percy, Leo und Frank hatten gemeinsam an einer Karte für ihn gearbeitet. Als er sie öffnete, erwartete er, dass sie voller schlecht gezeichneter Bilder und kaum lesbaren Schreibens war. Er hatte nicht unrecht, aber das war nicht das Einzige darin.
Lieber junger Nico, las die elegante Schrift auf der Rückseite des Bildes in seiner Hand. Deine Freunde versuchen seit Monaten, mich zu kontaktieren, also mach ihnen keine Vorwürfe wegen der Verspätung dieses Geschenks. Ich habe viel mit den Jägerinnen zu tun gehabt und ignoriere im Allgemeinen männliche Anfragen. Trotzdem habe ich nach vielen Wochen des Belästigens mir ihre Gebete angehört und ihnen das hier gegeben, um es dir zu überreichen. Deine Schwester war ein vornehmes, starkes Mädchen. Es ist nur fair, dass du zumindest ein Bild von ihr hast. Außerdem, nachdem du das hier gelesen hast, halte deine Hand aus. Es ist nur richtig, dass du behältst, was vor dir erscheinen wird. Verwende es weise, denn kein Mann hat so etwas seit sehr langer Zeit in der Hand gehalten. Artemis.
Nachdem er das Bild von seinem zehnjährigen Ich und seiner Schwester gesehen hatte, die Seite an Seite standen, bevor sie wussten, dass sie Halbgötter waren, tat er, wie es in dem Brief stand, und hielt seine Hand vor sich. Jeder im Raum keuchte vor Schock, als sich ein wunderschön gearbeiteter silberner Bogen in seiner Handfläche materialisierte. Selbst als ein Köcher auf seinem Rücken auftauchte, gefüllt mit genauso silbernen Pfeilen wie der Bogen, konnte Nico nur ehrfürchtig auf das Geschenk starren. Er wusste, warum es so wichtig war.
"Das war der Bogen meiner Schwester Bianca", hauchte er. "Warum würde Artemis mir das geben?"
Reyna runzelte die Stirn in Verwirrung. "Ich würde dich normalerweise necken, indem ich sage, dass du für ihre Jägerinnen keine Bedrohung bist und sie dich daher etwas mehr toleriert als andere Männer, aber es hat wahrscheinlich damit zu tun, dass es deiner Schwester gehört hat."
"Das weiß ich, aber..." Er sagte nicht, dass es ihm zu nett erschien für die Göttin der Jagd. Etwas sagte ihm, wenn er das laut ausspräche, würde er in einen Hirsch verwandelt und dann gejagt werden. Trotzdem würde er das Geschenk für immer schätzen.
Reyna hatte von Annabeth ein Buch über die alte Schwertkunst bekommen. Von Jason und Percy erhielt sie schlecht geschriebene Weihnachtskarten, ihre Legasthenie verwandelte "Fröhliche Weihnachten" in "Froschliche Weihernackten" und "Frohe Feiertage" in "Fromme Ferientrage". Ihre Bemühungen brachten sie jedoch zum Lächeln.
Pipers Geschenk jedoch war ein Zettel. Zuerst war Reyna verwirrt; nachdem sie ihn gelesen hatte, drohten ihre Augen vor Tränen überzulaufen.
Liebe Reyna, stand dort. Ich weiß, es ist nicht ein grosses Geschenk, aber als Jason deine Karte gemacht hat und ich darüber nachdachte, was du wollen würdest, fing mein Dolch an zu leuchten. Du weißt, dass er die Zukunft sehen kann, oder? Jedenfalls habe ich etwas gesehen, wovon du wissen solltest. In meinem Dolch war ein Junge mit weißen Haaren und roten Augen. Er war extrem blass, also nehme ich an, er ist Albino, aber das tut nichts zur Sache. Ihr beide seid zusammen durch die Straßen von Neu Rom gegangen, als er dich plötzlich geküsst hat. Direkt auf den Mund, wenn ich das hinzufügen darf. Du hast ihn nicht wie eine Forelle ausgenommen. Im Grunde genommen sage ich dir, dass meine Mutter dich fehlgeleitet hat, als sie dich glauben ließ, du würdest nie Liebe finden. Es scheint mir, als würdest du bald jemanden kennenlernen, Reyna. Ich dachte nur, du würdest das wissen wollen. In Liebe, Piper.
Sie presste den Zettel fest an ihre Brust. Piper hatte Unrecht zu sagen, dass sie ihr nicht viel geschenkt hatte. Hoffnung war das bedeutsamste Geschenk, das sie je erhalten hatte.
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