Nico V
Nico musste zugeben, er amüsierte sich wirklich.
Anders als auf der Argo II, wo das Schiff ständig von irgendwelchen Monstern und wütenden Gottheiten angegriffen worden war, glitt das Schiff mit welchem sie unterwegs waren sanft durch die See. Er wusste nicht, ob dies wegen Poseidon war, aber er dankte ihm ohnehin.
Die vier Halbgötter lehnten sich zufrieden gegen die Reling des Schiffs, liessen die angenehme Abendbrise ihre Haare zerzausen und die losen Enden ihrer Kleider herumwirbeln. Sie hatten gerade ein köstliches Abendessen beendet, dass sie dank der All-inclusive Tickets von Hermes hatten geniessen können. Zuvor hatte die Gruppe versucht, das Schiff zu erkunden, aber es war riesig. Der Outdoor Pool und der Wasser Park verbrauchten ungefähr die Fläche eines Fussball Feldes, während sich innerhalb des Schiffs ein Einkaufszentrum mit mindestens siebzig verschiedenen Läden befand. Es gab Wohnbereiche für über zweitausend Leute, was nicht viel war, verglichen mit denen, die fast zehntausend beherbergen konnten, aber es war beeindruckend für die Halbgötter, die nie mit etwas grösserem als einem Fischerboot (oder der Argo II) gefahren.
«Es ist sehr nett von deinem Dad, dass er uns die Premium Tickets gekauft hat», sagte Will zu Cecil als sie aufs glitzernde Wasser schauten.
Nico lachte über den unschuldigen Sohn des Apollo. Warte, er lachte? Plötzlich hörte er auf, sein Gesicht zeigte einen perplexen Ausdruck als er versuchte, sich daran zu erinnern, wann er sich angewöhnt hatte zu lächeln und zu lachen. Bevor und nachdem Bianca gestorben war, hatte er keines von beidem so häufig gemacht wie er es jetzt tat. Wann war er plötzlich so... glücklich geworden? Er schob den Gedanken schnell weg und erinnerte sich, was ihn überhaupt amüsiert hatte. «Will, dir ist schon klar, dass er sie gestohlen hat, oder?»
Wills Augen weiteten sich vor Schreck. «A-aber...»
«Mein Dad ist der Gott des Diebstahls», sagte Cecil unbekümmert. «Ich würde es ihm zutrauen. Nico hat wahrscheinlich recht, aber das heisst nicht, dass wir keinen Spass haben können.»
«Aber das ist falsch! Ein Held stiehlt nicht!»
Genau genommen», grübelte Nico, «hat mir Percy mal eine Geschichte erzählt, wie ein Gott ihm gesagt hat, dass Stehlen für Gutes benutzt werden kann.»
Will schloss seine Augen als das Schiff plötzlich schwankte. «Hat Hermes ihm das erzählt?»
Es folgte Schweigen. «Vielleicht...»
In diesem Moment begannen die Leute zu schreien.
Die Halbgötter eilten zum Bug des Schiffes, wo die Leute ins Wasser zeigten. 20 Meter unter ihnen, im Wasser zappelnd und schreiend, war ein ungefähr sechs Jahre alter Junge. Er ruderte mit seinen Armen um mit dem Kopf über Wasser zu bleiben, aber etwas schien an ihm zu ziehen. Als er genauer hinsah, war Nico der Erste der realisierte, was passierte.
Eine Kreatur mit einem menschlichen Oberkörper und einem beschuppten Schwanz plantschte neben dem Jungen umher. Sie schien mit ihm zu spielen, scharfe Klauen und Finger mit Schwimmhäuten tanzten auf hypnotische Weise um das Gesicht des Jungen.
«Meermenschen», murmelte er. Um ihn herum versuchten Arbeiter des Kreuzfahrtschiffes dem Jungen einen Rettungsring zuzuwerfen, während andere Arbeiter ein Rettungsboot vorbereiteten. «Sie haben früher Segler ins Meer hinaus gelockt, so dass sie sie ertränken und kurz danach ihre Leichen essen konnten. Die Monster müssen den Jungen dazu gebracht haben zu nahe an den Rand zu gehen.»
«Das Schiff hat vor doch kurzem auch noch ziemlich stark geschwankt», sagte Lou Ellen. «Denkst du, das könnten sie gewesen sein, so dass er reinfiel?»
«Ja, ich-»
Plötzlich brach lauteres Geschrei aus, als der Junge in trübe Wellen gezogen wurde. Die Leute begannen etwas von Haien zu schreien, aber sie konnten nicht wie die Halbgötter durch den Nebel sehen. Nico bereitete sich dazu vor, zu springen, aber Lou Ellen war schneller. Sie wirbelte durch die Luft und landete einige Meter neben der Stelle, wo der Junge unter das Meer gezogen worden war. Die anderen drei Halbgötter fluchten, als sie aus der Sicht verloren.
«Wir müssen ihr helfen!», schrie Cecil, während er sich dazu bereithielt, über Board zu gehen.
Nico und Will zogen ihn zurück. «Stopp! Wenn du da unten bist wird es schwierig, dich wieder hochzukriegen. Ich gehe runter und bringe sie mit einer Schattenreise in Sicherheit. Will, bleib hier, damit du dich um den Jungen kümmern kannst.» Mit diesen Worten sprang das Kind des Hades von der Seite des Schiffes.
Das Wasser war eiskalt. Das bemerkte er zuerst. Das zweite, was er bemerkte, während Salzwasser in seinen Augen brannte, war Lou Ellen, die verzweifelt einem Meermann mit ihrem Schwert auf den Kopf schlug. Sie hielt den Jungen in einem Arm, der bewusstlos war. Das war das Dritte, was er bemerkte, bevor er in Aktion trat. Es war nur eine Frage der Zeit, bevor er ertrank; sie mussten ihn sofort zur Oberfläche bringen.
Nico preschte voran, er war nicht der beste Schwimmer, aber es war egal, wie er dabei aussah. Er zog seine Klinge aus Stygischem Eisen hervor, die schwerer denn je war im Wasser und sprang ins Gefecht. Einen Moment später zog sich der Meermann zurück und zischte das Duo an.
Lou Ellen erbleichte plötzlich, da ihr die Luft ausging. In dem Moment, wo sie und der Junge zu sinken begannen, packte Nico sie und schickte sie in die Schatten. Aber etwas zog ihn raus, als er ihnen folgen wollte.
Aus Wills und Cecils Perspektive geschah nichts, bis plötzlich zwei bewusstlose Personen hinter ihnen in den Schatten in der Mitte des Bootes erschienen. Will rannte zu den beiden, platzierte seine Hände auf ihren Brustkörben und zwang das Wasser aus ihren Lungen. Die Leute versammelten sich um sie, als die beiden begannen zu würgen und Wasser zu husten.
«M-meerjungfrauen», sagte der Junge schwach.
Eine Frau, offenbar seine Mutter, kniete neben ihn und zog ihn an sich. «Nein, Schätzchen, das waren Haie! Oh dem Himmel sei Dank, es geht dir gut.»
«Kein Problem», murmelte Will, bevor ihn Panik überkam. Wo war Nico?
Ohne über die Konsequenzen nachzudenken rannte er über das Deck, einen verwirrten Cecil und eine besorgte Lou Ellen zurücklassend, und sprang über die Reling.
Die Oberfläche durchbrechend gelang es Nico, einen Atemzug Luft zu bekommen, bevor einige Meermänner und Meerjungfrauen ihn wieder zurückzogen. Ihre scharfen klauenartigen Nägel gruben sich schmerzhaft in seine Haut. Er musste sich zusammenreissen, um nicht zu Schreien und dann einen Mund voll Wasser zu haben. Er schwang schwach sein Schwert und löste so eine Meerjungfrau auf, bevor seine Arme aufgaben. Die schwere Waffe half seinem Kampf überhaupt nicht, also steckte er sie schnell zurück in die Schwertscheide, bevor er sie für immer verlieren würde. Sein Vater hatte sie ihm geschenkt. Er konnte sie nicht verlieren.
Gib auf, Halbgott. Sangen die Meermenschen. Du riechst bereits wie der Tod. Lass ihn uns Realität machen.
Nico trat gegen die Kreaturen die ihn umkreisten, aber es brachte nichts. Er konnte seinen Atem nicht mehr länger anhalten. Als seine Sicht zu verschwimmen begann, kurz bevor er ohnmächtig wurde, wurde das Wasser um ihn herum von so einem hellen Licht erstrahlt, dass sich die Kreaturen um ihn zerstreuten und Flüche kreischten.
Er wurde zur Oberfläche gezogen, als er bewusstlos wurde, aber nicht bevor er hörte Ich hab dich, Death Boy.
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Puh, geschafft. Ich habe zwischenzeitlich echt gezweifelt, ob ich es schaffe heute noch ein Kapitel zu übersetzen, aber Tadaa. Ich mags irgendwie nicht so, keine Ahnung ich war nicht so im "Flow" ^^ Ich hoffe euch gefällt es trotzdem :)
xx Honelle
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