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Wellali

Sie waren bereits einen Tag unterwegs, Taunilus hatte ihr aber erklärt, dass sie einen Umweg nehmen mussten, weil der gleiche Weg sicher bewacht werden würde. Er hatte sich entschieden, im Nordosten den Ozean Gato anzusteuern. Es war zwar wirklich eine ungeheuer lange zusätzliche Strecke, aber alles andere hielt er für zu gefährlich. Zumal Atitus an ihrer Seite blieb und sie vermutlich in die erste Meeresstadt lotsen würde, wenn er die Gelegenheit bekam. An der Ostseite des Kontinents gab es nicht viele Siedlungen, ergo weniger Bedrohungen.

Immerhin hielt sich sein Bruder von Anisa fern. Er schien sie regelrecht zu meiden und beäugte sie immer wieder mit – ja man konnte es nicht anders deuten – mit Abscheu. Ihre Beine hatten es ihm dabei besonders angetan und er streichelte unbewusst über seinen eigenen Fischschwanz, so als ob er sich versichern müsste, ob er noch da war.

Taunilus hatte es aufgegeben ihn darauf hinzuweisen und blickte immer wieder schuldbewusst zu Anisa. Allerdings waren die Nichtwasserwesen hier unten verhasst und er wollte das der neuen Freundin ohnehin nicht verheimlichen.

Bei der letzten Rast hatte der Meermann ihr versprochen, dass sie bald das offene Meer erreichen würden und Anisa fieberte dem Moment entgegen, endlich wieder die Sonne auf ihrer Haut zu spüren.

Aufgeregt schwammen sie durch die dunklen Gänge, als es plötzlich um sie herum zu blitzen anfing. „Aale", schrie Atitus erschrocken. Die ersten schwachen Stromschläge trafen sie, aber es war trotzdem lästig. Prekär wurde es, weil die Schläge nicht mehr aufhörten. Taunilus packte sie fester und brachte sie in einer glücklicherweise vor ihnen auftauchenden Höhle in Sicherheit. Selbst er und sein Bruder kamen dieses Mal mit aus dem Wasser. „Unangenehme Gesellen", seufzten die Meermänner und es war beiden anzusehen, dass sie nichts lieber getan hätten, als zurück ins kühle Nass zu springen. An Land fühlten sie sich besonders angreifbar mit ihren Fischschwänzen. Zumindest rieben sie sich mit der Paste ein, denn unter Wasser schossen immer weiter Blitze entlang.

„Da können wir nicht mehr lang", seufzte Atitus missmutig.

„Leider muss ich dir Recht geben. Bevor es besser wird, könnte es bei weitem noch schlimmer werden", erwiderte Taunilus genervt und starrte seinen Bruder an.

„Immer passiert so etwas, wenn du in der Nähe bist", schimpfte er.

Der sah ihn böse an und erklärte ironisch: „Klar, ich hab die alle herbeordert, damit ich aus dem Wasser muss. Geh doch so gerne auf Beinen spazieren, wie du weißt."

„Da hinten ist viel Licht. Vielleicht kommen wir da an die Oberfläche", versuchte Anisa die beiden Streithähne auf andere Gedanken zu bringen. Was auch funktionierte.

„Lass uns rasten, dann geht's los", grummelte Taunilus. Atitus erwiderte nichts, aber biss in ein Stück Zwieback, das er selbst mitgebracht hatte. Weder hatte er bisher Essen geteilt, noch hatte sein Bruder ihm etwas angeboten.

Nachdem die Fischschwänze sich in Beine verwandelt hatten und die Männer sich mit Menschenkleidung versorgt hatten, machten sie sich auf den Weg und erklommen die steinige Höhle. Sie hüpften durch das Geröll und näherten sich so langsam dem weit entfernten Höhleneingang. Immerhin brauchten sie kein Licht, weil überall kleine Löcher in der Decke die Sonne hereinließen.

Anisa war voller Vorfreude und sprang voran, die Männer hatten ihre Beine nicht immer unter Kontrolle und folgten ihr vorsichtig. Als das Mädchen nach Stunden den Eingang erreichte, stellte sie sich mit ausgebreiteten Armen ins Licht und ließ sich wärmen. Wind blies um sie herum und die feuchte Kleidung, war in Nullkommanichts trocken. Als die Meermänner herankamen, hatte sie sich bereits einen Überblick der Umgebung gemacht. Das Meer glitzerte in der Ferne, aber war bestimmt einen halben Tagesmarsch entfernt.

„Ob wir heute noch bis zum Ozean kommen, wage ich zu bezweifeln", stöhnte Atitus. Er hatte vermutlich recht, die Sonne stand bereits tief.

„Ist doch nicht schlimm. Wir laufen noch etwas, morgen sind wir dann am Gato", ereiferte sich Anisa, der das Ganze gelegen kam. Immerhin war sie seit Tagen komplett im Wasser und sie hatte das Gefühl, dass ihr bald Schwimmhäute wachsen würden. Die Abwechslung würde ihr gut tun.

„Ist nicht schlimm", äffte Atitus sie nach. „Ne, immer wieder die Paste auftragen und wahrscheinlich im Schlaf wiederholt von der Verwandlung überrascht zu werden, ist ganz wunderbar."

„Du kannst ja zurückgehen", kommentierte Taunilus hoffnungsvoll.

Stoisch setzte sein Bruder den Weg fort und den beiden anderen fiel auf, dass er humpelte. „Na immerhin trifft der Ärger ihn zur Abwechslung", flüsterte der Meermann gehässig.

„Wer zuletzt lacht, lacht am besten, Bruder", rief daraufhin Atitus von vorne. Er hatte offensichtlich ein sehr ausgeprägtes Gehör. Anisa kicherte.

Es gab keinen Weg, also folgten sie ihrer Nase durch Gestrüpp, Geröll und stacheligem Dickicht. Die Landschaft war eher zerklüftet und hügelig, so dass sie immer nur Ausschnitte ihrer Umgebung erfassten. Als sie um eine besonders steile Anhöhe herumkamen, blieb ihnen allesamt die Spucke weg. Vor den dreien breitete sich ein kleines Dorf aus, das völlig fehl am Platz schien.

„Selbst hier draußen lassen sich die Nichtwasserwesen nieder", nörgelte Atitus.

„Aber vielleicht gibt es eine Straße zum Strand. Wäre es nicht angenehm einen weniger beschwerlichen Weg zu finden?", schlug Anisa vor.

„Niemals!", ätzte der Meermann. „Ich geh in kein fischmordendes Landbewohnerdorf!"

„Tatsächlich", frohlockte Taunilus. „Dann trennen sich hier unsere Wege."

Atitus stöhnte. „Nicht dein Ernst. Wenn die entdecken, was wir sind. Werden wir zu Bärenfutter!"

„Deshalb ist es vermutlich besser, wir lassen Anisa reden und halten uns nur so kurz, wie möglich dort auf", bestimmte Taunilus und das Mädchen nickte zustimmend.

Sie brauchten noch eine Stunde, um das Dorf zu erreichen. Die Dämmerung setzte bereits ein, als sie einen Weg fanden, der sie direkt zu den ersten Häusern brachte. Die Leute arbeiteten vor ihren Heimen und betrachteten sie neugierig, aber nicht misstrauisch.

Als sie den Dorfplatz erreichten und Anisa sich an eine ältere Frau wandte, um den Weg zum Strand zu erfragen, kicherte diese.

„Eure Hoheit, Taunilus. Vielleicht möchtet ihr lieber die Nacht in Wellali verbringen, als an der Küste", bot sie in die Richtung der Meermänner an.

Die starrten sie völlig entsetzt.

„Woher, woher wisst ihr, dass ich...", begann der Angesprochene, aber er beendete den Satz nicht und ließ ihn in der Luft hängen, weil die Anwohner alle näher gekommen waren und sich ehrfurchtsvoll vor ihnen verneigten.

Da lachte Atitus los und japste: „Ich glaub es nicht. Ich glaub es nicht!" Dabei hielt er sich den Bauch so fest, dass er in die Knie ging und vor Lachen kaum auf den Beinen blieb. Er deutete auf seinen Bruder: „Wellali! Eine Verlängerung der Unterwasserwelt. Nicht, dass ich das gewusst hätte. Jedoch musst du schon zugeben, dass der Zufall lustig ist." Er lachte noch etwas weiter, während Taunilus entschuldigend zu Anisa sah, sich aber ansonsten nicht anmerken ließ, dass die Situation unangenehm war.

„Wir wussten nicht, dass wir unter Freunden sein würden", erklärte er. „Gerne nehmen wir euer Angebot an."

„Branina", stellte die Frau sich vor. „Bitte folgt mir, Hoheiten. Eure weibliche Begleitung kann bei meiner Schwester unterkommen."

„Ich möchte, morgen gleich wieder abreisen. Wir bleiben alle heute Nacht hier oben. Unsere Abreise muss gleich morgen Früh erfolgen", beeilte sich Taunilus, zu bestimmen.

„Oh", entfuhr es der Alten und sie beäugte den Prinzen argwöhnisch.

„Ach was, mein Bruder macht sich zu viele Sorgen, um die Zeit. Ich sage dir, Branina, das hat fast menschliche Züge. Wir alle erweisen dem Stadtrat natürlich unsere Ehre", widersprach Atitus und er warf Taunilus einen warnenden Blick zu.

Dieser legte den Kopf nachdenklich schief und lenkte ein, aber nicht ohne, der anderen Hoheit einen wütenden Schupser zu versetzten.

„Dann bringt uns zu den Becken", gebot er erhaben.

Branina verneigte sich voller Freude und führte sie zu einem Haus. Innen war ein riesiger Glastank, der die gesamte Länge und Breite der Behausung ausfüllte. Fische schwammen darin herum.

„Lasst uns alleine", befahl Taunilus und die Frau verschwand.

„Ich hoffe, du hast etwas Violettpulver dabei. Sonst steckst du jetzt echt in Schwierigkeiten", kicherte Atitus.

„Was willst du?", zischte der vor Wut schäumende Meermann und baute sich vor seinem Bruder auf, der etwa 20 cm kleiner war.

„Nur, dass du auf den Thron verzichtest", antwortete der andere huldvoll mit einer Verbeugung. „Würde ohnehin alle viel glücklicher machen", fügte er bösartig hinzu.

„Das kann ich nicht, Anisa", flüsterte ihr Beschützer und sackte sichtlich in sich zusammen. „Der da, darf niemals Herrscher über die Meerwelt werden."

„Das versteh ich doch", meinte das Mädchen.

„Tust du das wirklich, Kleine?", kicherte Atitus. „Dann hat er dir bestimmt gesagt, dass meine Leute, dich sofort lynchen, wenn sie erfahren, was du bist. Es ist nämlich tatsächlich so, dass er niemals Herrscher werden darf, weil dann solche, wie du Zugang zu unserer Welt bekommen. Widerliche Vorstellung. Das kann ich nicht zulassen. Nimms nicht persönlich."

Anisa schluckte und blickte zu Taunilus, der sie traurig anstarrte. „Nicht alle sind wie er", flüsterte er. Sie wandte sich ab und holte die Käfer heraus. „Was mach ich jetzt?", wollte sie von ihnen wissen, wie so oft, wenn die Situation ausweglos schien.

Ein Tierchen flog sofort los und verschwand durchs Fenster.

„Hast du Violettpulver?", erkundigte sich Taunilus bei seinem Bruder. Der bejate grinsend: „Natürlich, aber du kennst den Preis."

Es klopfte. „Herein", rief der Meermann unwirsch.

„Ich bin geschickt worden euch angemessene Kleidung zu bringen", erklärte ein Junge und brachte Korallenketten und Westen mit sich. Für Anisa hatte er ein kurzes Oberteil dabei. Dann verschwand er wieder.

Sie zogen die Sachen an und Taunilus gab dem Mädchen die Paste. „Es ist klüger, wenn du bei mir bleibst. Wenn du hier oben bleibst, läuft es auch nicht viel besser. Spätestens beim Schlafengehen, werden sie merken, was los ist. Da bin ich lieber mit von der Partie", erklärte er.

Da klopfte es wieder.

„Herein", rief Taunilus erneut und wandte sich zur Tür.

Eine junge Frau stand da und blickte sich schüchtern um. „Was?", herrschte sie Atitus an. „Ich bringe Violettpulver", sagte sie und ging zielstrebig auf Anisa zu. Alle drei starrten sie völlig verblüfft an.

„Aber", begann Taunilus. „Sch", machte die Retterin und blies dem Mädchen das Pulver ins Gesicht. „Du hast 3 Stunden. Der Käfer hat gesagt, dass du dann wieder da bist. Sonst werden sie merken, dass ich dir geholfen habe und mich fürchterlich bestrafen. Versprichst du mir das?", erkundigte sie sich. Anisa nickte langsam.

„Ab ins Wasser", befahl die Frau und schnell huschte die völlig Verunsicherte zum Beckeneinlass. Sie ließ sich hineingleiten und umspülen. Als ihr plötzlich ein Fischschwanz wuchs.

„Unglaublich", murmelte Taunilus und schaute dankbar zu der Frau. „Wir stehen in deiner Schuld."

„Hebina", sagte sie ihren Namen und verneigte sich kurz. „Seid pünktlich!", rief sie und eilte hinaus. Anisa testete derweil ihre neuen Fähigkeiten und hüpfte immer wieder durch das Becken. Schwamm rasch von einer Seite zur anderen und drehte Saltos in der Luft.

„Wenn du uns verrätst, steckst du mit drin", zischte Taunilus und sprang ebenfalls ins Becken.

Es klopfte wieder und Branina betrat, ohne auf Einlass zu warten, den Raum.

Sie ging zielstrebig ins Wasser. Sofort wuchsen auch ihr Schwimmflossen. Atitus folgte ihr zähneknirschend und die Gruppe war komplett.

Die alte Frau führte sie an und schwamm rasant schnell nach unten in den Berg hinein. Jedoch hatte Anisa überhaupt keine Schwierigkeiten mehr ihr zu folgen und genoss die Art voran zu kommen.

„Habt ihr absichtlich den Weg bei den Aalen versperrt", erkundigte sich Taunilus und Branina bestätigte, dass sie nicht wollten, dass jemand unentdeckt herumstreifte. Auch Pescatore, Menschen, die unter Wasser atmen konnten und andere Fähigkeiten hatten, um Unterwasser klar zu kommen, sollten so umgeleitet werden. Am besten sie führten ihren Weg überhaupt nicht fort und verschwanden aus der Region.

Wellali war die einzige Unterwasserstadt im Einzugsbereich Aktunostras, so dass die Meermenschen hier vorsichtiger waren, als sonst überall. Die beiden Prinzen hatten sich bisher nicht für so etwas interessiert und waren noch nie an die Ostküste gereist, um diese Enklave zu besuchen, die selbst bei den Unterwasserlebewesen, als besonders galt.

So wie es aussah, bereute Taunilus nun, dass er sich nicht mehr für Dinge außerhalb seines Einzugsgebietes gekümmert hatte.

In der Ferne tauchte ein Leuchten auf und plötzlich schossen sie aus dem Gang, dem sie gefolgt waren in den Ozean. An dem Ausgang war eine Kuppel aus Leuchtgras angebracht und überspannte das Tal, welches sich unter ihnen ausbreitete. Die Stadt war dort über viele Stockwerke hinweg in den Fels hineingehauen.

Auch baumelten Seile von der Kuppel herunter, an denen Behausungen angebunden waren, die von etwas kleineren Wesen bewohnt wurden.

Zielstrebig ging es voran und Branina steuerte auf ein mittiges selbst erbautes Gebäude, das von Säulen geschmückt wurde. Dort erwartete man sie schon.

Eine Delegation stand bereit und verbeugte sich förmlich, als Taunilus landete, der tatsächlich etwas rot wurde bei der Prozedur.

Sie wurden ins Bauwerk geführt, dort saß auf einem Steinquader nur eine einzelne Meermaid. 

Sie war im mittleren Alter und betrachtete die Neuankömmlinge gleichgültig. Ein leichtes Neigen Richtung des zukünftigen Herrschers war alles zu dem sie sich herab ließ.

Jeder nahm einen Platz im Kreis ein und Taunilus schwamm in die Mitte und begrüßte alle Teilnehmer des Rituals mit einem Gruß, indem er seine Flossenhände vorstreckte und sie wie eine Schale ineinander legte. Dann nickte er nur. Der jeweilige gegenüberliegende Partner tat es ihm nach, nur mit dem Unterschied, dass er oder sie ihren Kopf in der Händeschale platzierte und sich gleich darauf wieder aufrichtete.

Auch Anisa folgte dem Ritual, als sie an der Reihe war. Nervös stand der hochgeborene Meermann ihr gegenüber, aber sie schien ihre Sache gut zu machen. Niemand reagierte abfällig.

„Willkommen Kronprinz Taunilus, wir freuen uns euch und eure Begleiter begrüßen zu dürfen", rief die Frau, als sie zuletzt an der Reihe war. Sie beugte sich nicht ganz so weit vor, wie der Rest und Anisa fragte sich, ob das gewollt war oder eine absichtliche Beleidigung in Richtung des Meermannes.

„Lang ist es her, dass die Westler hier waren. Was führt euch durch unsere Gewässer?", wollte die Anführerin Wellalis wissen und wischte damit die Geste weg.

Taunilus betrachtete sie und ließ sich Zeit mit der Antwort.

„Wir sind auf der Durchreise nach Fagadasien. Dort haben wir Geschäfte mit den Klaubautermännern", erwiderte er gedehnt. Ehrfürchtiges Gemurmel brach los. Anisa wusste nicht einmal, wer diese Männer waren, von denen er sprach.

„Was bringt den Kronprinzen dazu diesem Haihaufen von Fröschen zu vertrauen? Ich muss eine deutliche Warnung aussprechen. Sie sind alles Diebe und bei der ersten Gelegenheit werden sie euch verraten und ihr werdet eure Schuppen verlieren", antwortete die Frau.

„Vlanika, uns ist natürlich bewusst, dass wir ein Risiko eingehen. Aber uns bleibt keine Wahl. Die Beweggründe kann ich euch unmöglich auseinanderlegen", bekräftigte er.

„Warum wurden wir über eure Durchreise nicht informiert?", wollte sie wissen.

„Weil niemand davon erfahren soll. Wir planten ursprünglich eine alternative Reiseroute, was offensichtlich ist, denn andere Wege durch das Kontinent, wären einfacher gewesen", antwortete Taunilus zunehmend pikiert.

„Ihr wusstet nicht einmal, dass unser Reich über Land beginnt", stellte sie drohend fest. „Warum solltet ihr nicht besser vorbereitet sein?"

Der Meermann erwiderte ihren Blick, aber entgegnete nichts.

„Wünscht ihr, dass ich meinen Eltern etwas ausrichte?", wechselte er nach einer Weile das Thema. Atitus ließ ein belustigtes Schnorcheln von sich hören, ob des abrupten Themenwechsels und Vlanika sah interessiert auf. Sie hatte sofort erfasst, dass die Brüder sich nicht einig waren, und blinzelte verschlagen.

„Nun ich wäre entzückt, wenn ihr ihnen meine Grüße ausrichtet. Wir würden uns über einen Austausch von Waren und Informationen freuen, denn wir sind hier arg abgeschieden. Violettpulver ist unsere Spezialität, aber das kommt nur selten in Anwendung bei euch Westlern. Atitus, wie schätzt ihr die Lage ein? Wäre es von Vorteil für euch, wenn wir euch das Pulver schicken im Austausch gegen sagen wir, Hilfe bei unseren Leuchtgrasplantagen?", erkundigte sie sich scheinheilig.

„Ich denke, eine Partnerschaft wäre anstrebsam. Mit dem Violettpulver könnten wir die Menschen auskundschaften und ihre Schwachstellen feststellen. Wie sind eure Erfahrungen dabei?", engagierte sich Taunilus Bruder sofort in dem Gespräch.

Die zwei verstanden sich prächtig und eine Diskussion über die Verletzlichkeit der Nichtunterwasserwesen bildete sich heraus. Offenbar hatten beide bereits verschiedene Angriffsstrategien entwickelt, wie sie den Menschen zusetzen konnten, ohne dass diese überhaupt wussten, wie ihnen geschah.

Anisa rechnete damit, dass Atitus sie jeden Moment verraten würde. Immerhin hatte er bereits das Wohlwollen dieser Meermaid. Jedoch schien Taunilus sich keine Sorgen deshalb zu machen. Im Gegenteil er schäumte vor Wut, weil er sich offensichtlich übergangen fühlte.

Sie mussten hier raus.

Kurzerhand schloss sie die Augen und sackte etwas in sich zusammen. Immerhin war es ein langer Tag gewesen, wer sollte es ihr verübeln, wenn sie vor Müdigkeit einfach an Ort und Stelle einschlief.

„Es reicht!", rief irgendwann Taunilus erhaben. „Anisa ist müde. Wir würden uns jetzt gerne zurückziehen. Immerhin haben wir eine wichtige Reise vor uns."

Sofort öffnete das Mädchen seine Augen und blickte schuldbewusst um sich.

„Wir richten euch hier unten gerne im Gästehaus etwas ein", gebot Vlanika.

„Wir schlafen an der Oberfläche", überstimmte Taunilus sie.

„Wie ihr wünscht", knirschte die Wellali-Anführerin.

„Ich bleibe hier unten", kommentierte Atitus und sein Bruder nickte.

„Gehabt euch wohl, Vlanika. Mögen die Wellen mit euch fließen", verabschiedete sich Taunilus und bedeutete Anisa, ihm zu folgen. Auch Branina schloss sich ihnen an. Der Prinz gab ein enormes Tempo vor, aber in kürzester Zeit kamen sie wieder oben an der Oberfläche an.

Die alte Frau verließ sie und der Meermann schmierte sich augenblicklich mit der Paste ein. Sie stiegen aus dem Wasser und Anisas Schwanzflosse verwandelte sich zurück. Etwas wehmütig trauerte sie der verlorenen Fähigkeit hinterher, war aber auch froh, dass sie bisher nicht aufgeflogen war.

„Wir müssen sofort aufbrechen, die einzige, die uns wirklich gefährlich werden kann ist Branina, sie ist eine Meerhexe", erklärte Taunilus. „Mein Bruder kann nicht offen gegen mich vorgehen, aber in diesem Moment überzeugt er Vlanika, damit sie uns hier festhält. Sobald sie herausfinden, was du bist, kann sie dich nicht gehen lassen, weil du zu viel gehört hast. So ein Taktiker."

„Eigentlich ist es doch sogar gut. Dann sind wir ihn wieder los", meinte Anisa.

„Falls wir ganz viel Glück haben. Geplant hat er das ganz sicher nicht", seufzte der Meermann und lief von einem Fenster zum nächsten, um die Lage zu prüfen. Das Mädchen ließ derweil ihre Käfer frei, die konnten sie führen.

Leise verließen sie im Schutz der Dunkelheit das Haus durch eines der Seitenfenster, da an der Tür jemand wachte. Im Zickzack ging es durchs Dorf, immer dem Bienenkäfer hinterher. So kamen sie an den Rand und hörten in der Ferne Atitus Stimme: „Ich finde dich, Bruder!" brüllen. „Für heute wird er aber nichts mehr ausrichten können", meinte Taunilus kichernd und führte sie weiter in die Dunkelheit, tatsächlich konnten die Käfer schwaches Licht erzeugen und man konnte ihnen folgen. Dabei war nur auf Stolperfallen in der Umgebung zu achten. „Wenn wir das Meer erreichen, verliert er die Spur. Er weiß nur, dass wir Richtung Süden wollen", flüsterte der Meermann und fasste nach ihrer Hand, um sie zu stützen.

„Naja, auch das ist ja schon ziemlich wichtig. Immerhin kann ich nicht im Wasser bleiben", versetzte Anisa und entzog ihm ihre Rechte wieder. Schließlich wollte sie ihn nicht umreißen.

„Stimmt, aber wir können über Land reisen", erwiderte Taunilus. „Ich habe ihm seine Paste stibitzt. Wir schwimmen einfach den Druminos hoch, damit rechnet er nicht und verschwinden wieder in den Tunneln."

„Du denkst dran, dass Kratos und Tarja mich an Land suchen?", erkundigte sie sich direkt hinter ihm.

„Wir verwischen nur unsere Spuren, damit Atitus uns nicht wieder findet. Kaum an Land, sind wir auch schon wieder weg", schlug Taunilus vor. „Er wird eh nicht über Land gehen wollen und versuchen uns an der Küste abzufangen."

„Oh Mann", seufzte Anisa.

„Du meinst wohl Oh Meermann", neckte er.

Sie kicherte gegen ihren Willen und sie setzten ihren Weg ins Ungewisse fort. 

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