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Unterwasserweg nach Zinoka

Nur Grasgrün war bei ihnen, als sie zum Ausgang der Zuflucht schlichen. Die anderen Drachen waren immer noch bei Glühbirnchen und Tobian. Augenscheinlich schien der Novize seine Bewacherin nicht mehr loszuwerden, also hatte Anisa ihm eine Nachricht hinterlassen.
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Tut mir leid. Wir sind schon mal los. Ohne Egios kommst du nicht zum Geheimnis und Taunilus bleibt diesbezüglich hart. Wir brauchen ungefähr ein einhalb Tage bis nach Zinoka, also erwartet mich nicht vor vier Tagen zurück.

Ich berichte, was geschieht.

Alles Liebe

Anisa

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Sie wusste selbst, wie schal die Worte klangen. Aber sie hatte keine Zeit zu verlieren und die Diskussionen konnten sie sich sparen. Tobian traute dem Meermann nicht, wie viele Menschen glaubte er sicher an die Gruselgeschichten über sie. Der Blick, den er ihm zugeworfen hatte, sprach Bände.

An der Luke schmierte sie sich erneut mit der Paste ein. Sie warteten etwas, bis sie wirkte, dann zog Taunilus sie ins Wasser. Als das kühle Nass sie umfing, spürte sie die Aufregung. Gab es wirklich an jedem Ort Wasservorkommen unter der Erde? Unterirdische Flüsse, die es den Meermenschen ermöglichten einfach überall hinzukommen? Der Meermann hatte ihr zu verstehen gegeben, dass selbst in der Wüste Wasserwege existierten. Sie würden natürlich Pausen einlegen müssen, damit Anisa die Paste erneuern konnte, aber ihr Begleiter schien schon oft durch das gesamte Land gereist zu sein. Selbst wenn er eine völlig andere Welt bereist, als die ihr bekannte Oberfläche.

Sie steuerten auf die Küste zu. Nichts als abfallende und sich in der Tiefe verlierende Felsen lagen vor ihr. Der Anblick war ihr inzwischen vertraut. Seit Stunden folgten sie der Küstenlinie westlich und Anisa fragte sich, wie lange sie noch warten musste, bis sie endlich die Wasserwege nahmen.

Zielsicher schwammen sie auf den Strand zu und das Mädchen seufzte enttäuscht, als sie die Wasseroberfläche durchbrachen.

„Du solltest dich noch einmal einreiben", rief der Meermann und warf ihr die Salbe zu.

Sie folgte der Anweisung und öffnete kurz das glücklicherweise trockene Gefäß mit den Käfern, die sicher auch frische Luft vertragen konnten. Dann aßen sie etwas, was wie Zwieback schmeckte. Taunilus Tasche schien wasserdicht zu sein, denn das Gebäck war bröckelig und staubtrocken. Sie krümelte ein paar Bröckchen in das Fläschchen, um auch ihre kleinen Begleiter nicht zu kurz kommen zu lassen. Als alles verputzt war, drängte der Meermann zum Aufbruch und ehe sie es sich versah, waren sie wieder unter Wasser.

Nicht weit entfernt von dem Ort, an dem sie gerastet hatten, begann eine Höhle im Fels. Ohne zu zögern, schwamm Taunilus mit ihr hinein. Als es deutlich dunkler wurde, holte er eine helle Leuchtkoralle aus seiner Tasche und beleuchtete so die Umgebung in ungefähr zehn Meter Entfernung. Sie folgten unterirdischen mit Wasser gefüllten Tunneln, die ständig Abzweigungen passierten. Jedoch schien der Meermann ganz genau zu wissen, welcher Weg, der richtige war. Die löchrigen Felsen waren kaum einmal von Pflanzen bedeckt, auch sonst begegnete ihnen kein Unterwasserwesen. Mit mulmigen Gefühl fühlte Anisa, dass selbst das Wasser kälter wurde.

Sie schossen still durch die gespenstische Unterwasserwelt, bis Taunilus abrupt stoppte. Der Weg vor ihnen war durch ein silbern schimmerndes Netz versperrt. Der Meermann drückte genervt dagegen und murmelte: „Immer diese Spielchen." Er sah sich um und entdeckte einen deutlich kleineren Gang, an dem nur ein grünes, kurzes Seil aus Pflanzenteilen pendelte. „Ich hatte gehofft, hier unentdeckt durchzukommen. Aber die Granina hat uns sicher schon am Strand bemerkt. Tja, dann wollen wir mal", erklärte er.

„Wer ist das?", wollte Anisa wissen. „Ist sie gefährlich?"

Taunilus lachte herzlich. „Gefährlich? Nein bestimmt nicht. Nur wenn, sie uns den Weg verweigert, kann ich leider nichts für dich tun. Wir brauchen ihr Wohlwollen", kommentierte er belustigt.

Sie folgten den Seilen und landeten schließlich in einer Höhle, in der allerlei leuchtender Unrat an den Wänden hing, klebte oder angebunden war. Steine, Gefäße, Pflanzenteile baumelten an den inzwischen den ihnen bereits bekannten Pflanzenseilen, die mit einer gelben, ebenfalls schimmernden, Masse an einen Platz geklatscht schienen. Manchmal waren die Gegenstände auch direkt an Ort und stelle geklebt worden. Neugierig näherte sich Anisa und stellte fest, dass es sich um allerlei Krimskrams aus der Meer- und Menschenwelt handelte, der mit einer lumineszierenden Paste eingeschmiert war. Sie gingen weiter und hörten jemanden rumoren. Als sie um eine Biegung schwammen, flitzte ein Wesen durch das Wasser und schien diese Gegenstände von einem Ort zum nächsten zu verlagern. Sie beobachteten die etwa tischgroße Gestalt, die Tentakel eines Tintenfischs zur Fortbewegung nutze und deren Oberkörper aber aus verschiedenen Meerestieren zusammen gesetzt war. Die frühere Novizin erkannte einen Aalkörper, eine Delphinnase, Haiflossen und auch der Stachel eines Rochens schwänzelte zwischen den Tentakeln. Als Ohren hatte sie mehrere kleine bunte Flossen, eine seltsame leuchtende Laterne hing ihr an der Stirn und beim Öffnen ihres Mundes bestaunte man Barten statt Zähne.

Ihre Arme und Hände waren aber am faszinierendsten: es handelte sich um durchsichtige, gallertartige Verlängerungen ihres Körpers in Menschenform, die nicht annähernd die Langsamkeit von den ihnen verwandten Quallen verkörperten. Sie schossen rasch hin und her, während sie ihre Aufgabe, die Gegenstände von einem Ort zum nächsten zu bewegen, ausführten.

„Also einen Menschen hab ich schon lange nicht mehr in meiner Behausung begrüßt", seufzte die Gestalt irgendwann mit einer unerwartet dunklen Stimme.

„Willkommen ihr zwei", verkündete sie daraufhin und drehte sich kurz zu ihnen. Musterte sie durch zusammengekniffene Knopfaugen und wandte sich dann wieder ihrer Aufgabe zu.

Da bemerkte Anisa, dass auch ihre Tentakel sich an der Arbeit beteiligten. Sie pinselten die Gegenstände mit der leuchtenden Farbe ein.

Taunilus räusperte sich und stelle sie vor. „Granina, ich möchte dich mit meiner Freundin Anisa aus der Menschenwelt bekannt machen", erklärte er.

Das Mädchen verbeugte sich und murmelte: „Angenehm."

„Freundin? Soso", bemerkte das Wesen. „Seit wann kennt ihr euch?"

„Gestern", antwortete der Meermann unbehaglich, aber ehrlich.

„Du sollst die Menschenwelt erforschen und nicht die Menschen hier her bringen. Deine Eltern werden begeistert sein, dass du wieder im Wasser bist", schnatterte sie und klang dabei tatsächlich wie ein lachender Delfin.

„Wohin wollt ihr, Anisa?", richtete sie ihre nächste Frage an das Mädchen.

„Nach Zinoka, um in die Bibliothek zu kommen", erwiderte sie unbehaglich.

„Was hast du da dabei? Ich spüre noch ein paar Präsenzen", erkundigte sich Granina und drehte sich doch herum, um auf ihre Kleidung zu starren.

Unsicher schaute Anisa zu Taunilus. Dann holte sie die Käfer hervor.

„Nicht dein Ernst", kreischte das Wesen entzückt, schwamm heran und beäugte die Viecher von jeder Seite. Sie schnappte sich sogar eine Lupe aus dem Gewühl von Gegenständen, um besser sehen zu können.

„Ein Jiti! Wir müssen irgendwo hin, wo wir das öffnen können!", rief sie aufgeregt und packte Anisa. Sie riss sie mit sich und das Mädchen wusste gar nicht, wie ihr geschah. Sie rasten durch die Gänge, während die Umgebung nur von dem schwachen Licht der Laterne beleuchtet wurde, die an Graninas Kopf baumelte.

Taunilus folgte ihnen, aber er schien nicht seine Leuchtkoralle herausgeholt zu haben und es war stockfinster hinter ihr. Nur seine leisen grollenden, jedoch undeutlichen Kommentare gaben ihr Gewissheit, dass sie mit dem seltsamen Wesen nicht alleine war.

Plötzlich erreichten sie eine andere, durch Sonnenlicht beleuchtete, Höhle und sie tauchten unvermittelt auf.

Granina setzte sich an den Strand, blieb aber zur Hälfte im Wasser und öffnete das Gefäß und sofort flogen ihr die Käfer auf die Hand.

„Jiti", flüsterte sie andächtig. „Es ist so schön, dich zu sehen!"

Anisa blickte zwischen den Insekten und ihr hin und her und zog sich aufs Trockene zurück. Da tauchte Taunilus aus dem Wasser und warf ihr die Salbe zu. „Wir können die Zeit genauso gut nutzen, um dich für den nächsten Abschnitt wassertauglich zu machen", meinte er leichthin und beobachtete Granina. Er traute sich aber offensichtlich nicht, sie zu unterbrechen. Das Wesen kommunizierte still mit den kleinen Käfern, jedoch waren sie nicht in der Lage, sie zu verstehen. Klickgeräusche und Grunzlaute waren zu hören.

„Ach herrje. Das ist ja eine Geschichte!", rief der Aal-Tintenfisch-Hai-Delfin aus und blickte zu Anisa. Es dauerte noch geraume Zeit, bis sie alles gehört hatte, dann wandte sie sich schroff an das Mädchen. „Gib mir das andere Gefäß!", meinte sie abwesend.

Anisa holte das Buch heraus, aber beließ es schützend in ihrer Obhut. Als die seltsam durchsichtige Hand danach fasste, ließ sie die ausgestreckte Rechte ins Leere laufen. Überrascht sah das Wesen auf und blickte sie streng an.

„Ich tue dem Buch nichts", erklärte Granina milde. „Im Gegenteil, die Käfer können es retten, sonst wird es bis zur Bibliothek nicht mehr leben, da es nicht in seinem richtigen schützenden Gefäß ist und zudem getrennt wurde. Jiti glaubt nicht, dass es das schon einmal gegeben hat."

Anisa betrachtete die Flüssigkeit und konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. „Granina würde niemals lügen", flüsterte Taunilus neben ihr. Langsam gab sie zögerlich nach. Das Wesen schnappte sich das Gefäß und öffnete es. Die Käfer flogen hinein und umwirbelten das Buch, das sich daraufhin schwerfällig aber selbstständig aufrichtete.

Ein Insekt setzte sich auf die entstandene Ausbuchtung und spann einen dunkelblauen Faden, der sich eng um die Tropfen legte. Seine kleinen Freunde halfen ihm dabei und woben ein Geflecht, so dass die Flüssigkeit bald vollständig bedeckt war. Dann kehrten sie zurück in ihr Gefäß.

Vorsichtig fasste Anisa nach der Substanz. „Glas", rief sie fasziniert. Granina nickte. „Jiti ist auch die Herrin des Glases", erklärte sie stolz und reichte dem Mädchen die Fläschchen.

„Auch?", erkundigte sich Anisa und der Aal-Tintenfisch-Hai-Delfin winkte ab.

„Das musst du schon selber herausfinden. Aber bisher scheinst du dich ganz gut zu schlagen", lächelte das Wesen geheimnisvoll.

„Wir dürfen also weiter?", fragte Taunilus.

„Natürlich", kicherte Granina. „Nur mit deinen Eltern wirst du dich wohl noch auseinandersetzen müssen. Die werden sicher bald davon hören, dass du hier unten rumstreunst und zudem in menschlicher Gesellschaft bist. Wenn Atitus auftaucht viel Glück."

„Na toll", seufzte Taunilus.

„Was hast du erwartete?", flötete der Aal-Tintenfisch-Hai-Delfin. „Ich verabschiede mich. Meine Höhle braucht meine Aufmerksamkeit." Damit verbeugte sie sich und ließ sich ins Wasser gleiten.

„Tschüss", murmelte Anisa. Während Taunilus aufgebracht über sein Schicksal rummoserte, ärgerte sie sich, dass sie nicht mehr Fragen hatte stellen können. Das Mädchen nutzte die Zeit, um sich wieder mit der Paste einzureiben. Der Meermann warf ihr seine Tasche zu und sie bediente sich am Essen als die Prozedur vollzogen war.

„Wer ist denn dieser Atitus?", erkundigte sie sich mampfend.

„Mein Bruder", zischte Taunilus.

„Und warum fürchtest du ihn?", hakte sie nach.

„Weil er eine Nervensäge ist. Mit seiner Gabe spürt er Ärger auf – vielleicht löst er ihn auch erst aus, das war mir nie ganz klar. Ich würd es ja nicht Gabe nennen, aber meine Mutter hat mir verboten es als Fluch zu bezeichnen", dabei grinste er von einem Ohr zum anderen. „Aber sie ist ja nicht hier, nicht wahr?"

„Sollten wir uns dann nicht beeilen?", fragte Anisa.

Nachdenklich neigte der Meermann seinen Kopf: „Vermutlich hast du recht. Lange kann es nicht mehr dauern und wir sind zu zweit langsamer. Ich hege den Verdacht, dass wir es nicht bis Zinoka schaffen, da Granina ihn schon auf der Welle hat."

Entmutigt machten sie sich auf den Weg, auch wenn das Mädchen nicht einschätzen konnte, ob eine Gefahr von Atitus ausging.

So schwammen sie Stunden durch die Tunnel. Sie legten regelmäßig Pausen an der Oberfläche ein, um sich zu erholen und die Paste neu aufzutragen. Getrieben brachen sie auf, wenn sie eine weitere Lagerstelle hinter sich ließen.

„Der Tag ist vorüber, wir sollten hier bleiben für die Nacht", erklärte Taunilus schließlich in einer solchen Höhle. Erschöpft quälte sich Anisa auf den Strand und rückte weiter weg vom Wasser.

Sie blickte zu dem Meermann und wartete, dass er ihr folgte. Der wirkte unsicher: „Ehm, ich würde ungern Paste vergeuden, nur um zu schlafen. Hier unten sind wir sicher." Er blickte sich in der Höhle um und setzte nach: „Von der Wasserseite her."

Anisa schaute sich um. Die Tropfsteinhöhle war nicht groß. Taunilus Leuchtkoralle reichte, um sie auszuleuchten. Atemberaubende Formationen bildeten sich aus den Schatten und leuchteten in bunten Farben im Lichtschein.

Ihr war nicht ganz wohl. „Wo schläfst du?", erkundigte sie sich.

„Ich werde gleich hier unten bleiben. Halb im Wasser, halb an der Oberfläche", meinte er und sah sich auch noch einmal kritisch um. Damit konnte sie tatsächlich leben. Fröstelnd zog sie ihren nassen Umhang enger. Sie hatte nicht daran gedacht, dass sie schlafen würde müssen.

„Hier nimm", rief Taunilus und warf ihr die Leuchtkoralle zu. Als sie die Koralle berührte, spürte sie ihre Wärme, die sich rasch in ihrem Körper ausbreitete. Er lächelte. „Nicht schlecht oder?", murmelte er und bettete seinen Kopf auf seiner Tasche. Sie ließ sich nieder und hielt die Zauberkoralle fest umschlungen, bis auch ihr letzter Zeh von Wärme ausgefüllt war. Dann sank ihr Haupt gegen die Wand und sie schlief von der Anstrengung des Tages rasch ein.

Als sie erwachte, war ihre Kleidung zwar trocken, aber die Koralle lag etwas entfernt auf dem Boden und sie zitterte. Schnell zog sie den magischen Gegenstand zu sich und freute sich über das wohlige Gefühl, das sie durchzog. Als sie aufsah blickte sie geradewegs in mindestens 20 Augenpaare, die sie alle anblinkten.

„Spinnen!", zischte sie erschrocken, als ihr auch schon eines von den Geschöpfen den Mund mit einem Faden verklebte. Im nächsten Moment wurde sie eingesponnen und zwar in rasanter Geschwindigkeit. Sie konnte nichts mehr sehen und spürte nur, wie sie hochgehievt und davongetragen wurde. Nicht einmal zappeln konnte sie. Irgendwann gab sie auf, denn was konnte sie schon ausrichten.

Angstvoll harrte sie der Dinge und spürte, wie die Bewegungen endeten. Dann geschah lange nichts.

Nach einer Ganzen Weile begann Helligkeit aufzuflackern, denn selbst unter den Fäden ihrer geschlossenen Augen erkannte sie, dass der Tag an der Oberfläche angebrochen sein musste. Die Sonne brannte auf sie herunter und es war unverhältnismäßig heiß. Die Leuchtkoralle spendete zusätzliche Wärme, die sie jetzt lieber verweigert hätte. Aber sie pulsierte in ihren Handflächen, die sie nach wie vor nicht bewegen konnte. Verwundert über das Verhalten der Spinnen, fragte sie sich, ob Taunilus ihr inzwischen auf der Spur war.

Als plötzlich eine Stimme gebot: „Löst ihre Fesseln."

Kurz darauf fielen die Fäden von ihr ab und sie schüttelte nach und nach die verbleibenden Stricke von ihrem Körper. Sie stand in einer Höhle, Kristalle erhellten die Umgebung und dampfende Schlote versprühten wabernde Dämpfe.

Schließlich blickte sie auf und erkannte fassungslos die Gestalten, die ihr gegenüberstanden. Kratos hatte gesprochen und neben ihm stand grinsend Tarja.

„Wie habt ihr mich gefunden?", fuhr Anisa sie wütend an und die Spinnen kamen sofort drohend wieder näher. Aber der verhasste Novize winkte ab und sie zogen sich zurück. „Ein Arachnirano", erkannte das Mädchen, denn nur so ließ sich die Herrschaft über die Spinnentiere erklären.

„Ich kann jeden jederzeit aufspüren", antwortete Tarja auf die Frage. Anisa seufzte genervt und meinte: „Eine Energietrackerin."

„Nicht ganz, dann würdest du ja eine Kraft haben. Aber ich muss dich enttäuschen. Da ist nichts. Ich bin ein Tracker", erklärte sie schadenfroh.

„Was wollt ihr?", fragte Anisa, um zu überspielen, wie beeindruckt sie war. Energietracker waren selten, aber von Trackern war seit Urzeiten nicht mehr berichtet worden.

„Die Bibliothek lässt immer diejenigen aus deiner Familie verschwinden, die ihr nicht passen. Du bist die erste, die wieder aufgetaucht ist. Wir dachten, das hätte etwas zu bedeuten", erklärte Tarja vage.

„Die Spinnen sagen, du bist mit einem Meermann unterwegs?", wollte Kratos wichtigtuerisch wissen.

Ungläubig starrte Anisa die zwei an. „Ich möchte jetzt sofort hören, was hier los ist, sonst sag ich euch überhaupt nichts", zischte sie wütend und verschränkte die Arme vor dem Körper.

Die beiden Novizen blinzelten einander an.

„Es gibt eine Geheimorganisation: Der Orden der freien Literatur. Diese versucht, die Bibliothek aus den Fängen der Unterdrückung zu befreien. Der Schwarm, den ich dir gezeigt habe, ist die Seele der Bibliothek, der von Literaten, die die Literatur und die Ideen kontrollieren wollen, gefangen gehalten wird", erklärte Kratos genervt.

Tarja fügte hinzu: „Die Ideen sollten frei sein, so wie es einmal war. Nicht alles muss niedergeschrieben werden. Wir züchten so eine Armee böser Bücher heran, die alle paar Jahrhunderte ausgelöscht wird. Was, wenn die in die falschen Hände fällt?"

„Und wie soll das geschehen?", erkundigte sich Anisa.

„Wir befreien das Viele, was wiederum den Ideenmagneten zerstört", rief Kratos euphorisch.

„Ahja", meinte Anisa irritiert. Tarja nickte begeistert und bekräftigte: „Endlich haben wir eine Chance, weil du das Viele verstehst. Deine Familie hat schon lange niemanden mehr hervor gebracht, der sich der Bibliothek widersetzt hat. Hab zwar nicht sehr viel Hoffnung bei dir gehabt, aber du scheinst voller Überraschungen zu sein."

„Was habt ihr bloß die ganze Zeit mit meiner Familie? Was ist so besonders an uns?", fragte Anisa fasziniert.

Wieder sahen die zwei Bibliotheksnovizen sich an und Kratos meinte: „Ihr könnt nicht mal zaubern. Aber ihr seid Nachfahren von Wasiliana und die Bibliothek braucht euch zur Erneuerung, warum auch immer."

Das Mädchen schnappte nach Luft: „Wasiliana gab es wirklich?"

„Natürlich. Was dachtest du denn?", bemerkte Tarja abfällig.

Kratos nickte und erklärte:„Allerdings war die Geschichte nicht so heroisch, wie sie allgemein erzählt wird. Wasiliana kehrte nicht zurück und die Idee wurde zu einem schwarzen Buch. Das wiederum schließlich zum Schwarm wurde, der damals alles zerstörte, was ihm in die Quere kam, auf seiner Suche nach Wasiliana. Ganze Städte wurden in Schutt und Asche gelegt, weil er sie nicht fand. Eine Gruppe von Magiern schloss sich zusammen und stellte ihm eine Falle. Sie trieben Wasiliana in die Bibliothek und lockten das Viele an. Ein Zauber, der an die große Turmuhr gebunden ist, zieht seit damals jede Idee und jedes ungeschriebene Buch nach Brasni, wenn die Uhr schlägt. Sie entzieht den Substanzen ihre Kraft und so können sie sich nicht befreien in der Viertelstunde, die ihnen bis zum nächsten Schlag bleibt. Nur der Schwarm wäre stark genug, aber der ist eingesperrt in seinem besonderen Raum, in den er damals von Wasiliana gelockt wurde. Sie hat das Gefäß gehalten und sie hat ihr Blut gegeben für die große Turmuhr."

„Das Blut", flüsterte Anisa.

Tarja nickte. „Genau, du hättest ruhig etwas mehr Gegenwehr leisten können, als der Überwacher dich fortgeschickt hat", ergänzte sie herablassend.

„Aber ich konnte doch nicht wissen, was er da tut. Ich war so überrascht", murmelte sie beschämt. Sie hatte die Begebenheit einfach aus ihren Gedanken gelöscht, zu absurd und unwirklich war ihr das Ganze vorgekommen.

Plötzlich wurden die Spinnen unruhig.

„Dein Freund kommt", seufzte Tarja.

„Taunilus?", fragte Anisa unsicher.

„Hast du hier unten noch andere Freunde?", ätzte die Novizin gehässig.

„Kannst du ihm bitte sagen, dass dir und ihm bei uns keine Gefahr droht? Wir sollten uns nur nicht durch die Gänge zwängen, deshalb haben wir die Spinnen geschickt", erklärte Kratos.

„Ah, das ist aber nett von euch", zischte Anisa und rief: „Tautnlus, ich bin hier. Alles ist gut!"

Der Meermann kam herein. Er hatte eine Waffe gezückt und die Spinnen gingen sofort in Angriffsposition. „Bitte nimm das runter. Ich kann sonst nicht für meine achtbeinigen Freunde garantieren", zirpte Tarja, nachdem sie die stattliche Gestalt gemustert hatte. Nautilus blickte zu Anisa, die sachte nickte. Daraufhin nahm er langsam den kurzen Enterhaken runter und die Spinnen zogen sich zurück.

„Ich bin übrigens Tarja, das ist Kratos. Wir kommen aus der Bibliothek und würden gerne Anisa mitnehmen", flötete die Novizin. „Ich denke, ab hier brauchen wir deine Hilfe nicht mehr, worin auch immer die bestanden haben mag", brummte Kratos und blickte angewidert auf die Waffe.

„Ich habe aber andere Pläne", widersprach Anisa widerspenstig.

„Wir benötigen dich, um das Viele zu befreien. Ich denke nicht, dass es gerade wichtigeres gibt", bemerkte Tarja schneidend.

„Ich komme doch ohnehin nicht in die Bibliothek", konterte das Mädchen und Kratos beschwichtigte: „Lass das mal unsere Sorge sein." Gleichzeitig sah er streng zu Tarja, die offensichtlich mal ein bisschen vorsichtiger sein sollte.

„Wie wäre es, wenn wir das Viele fragen", schlug da Taunilus vor.

Alle starrten ihn verständnislos an.

„Deine kleinen Freunde", meinte er und deutete auf ihren Umhang.

„Oh", entfuhr es Anisa. Sie hätte lieber nicht die zwei darüber eingeweiht, aber nun konnte sie sich wohl schlecht aus der Nummer mogeln.

„Doch noch mehr Freunde?", erkundigte sich Tarja mit wütend hochgezogenen Brauen.

Das Mädchen seufzte und holte das Fläschchen heraus. Sie öffnete es und fragte: „Mit wem soll ich gehen?" Die fünf Käfer setzten sich augenblicklich in Bewegung und flogen hinüber zu Taunilus. Ein zufriedener Laut entfuhr Anisa, der mit einem bösen Blick von Tarja quittiert wurde.

„Was ist das?", wollte sie wissen und lief zu dem Meermann, dem die Fünf über die Hand wuselten.

„Unfassbar", schrie sie und gestikulierte aufgeregt in Kratos Richtung, so dass er ebenfalls näher trat. Die Insekten mochten jedoch die schrillen Laute nicht und flogen zurück zu ihrem Fläschchen.

„Wie konnten sie entkommen?", flüsterte Kratos ungläubig. Aller Augen richteten sich auf Anisa.

„Woher soll ich das wissen?", erwiderte diese und schloss das Gefäß. „Jedoch ist jetzt klar, dass ich mit Taunilus gehe. Oder habt ihr Einwände, wenn selbst das Viele dafür ist?"

„Woher sollen wir wissen, dass sie die Frage richtig verstanden haben. Mich hat die Zirkusnummer überhaupt nicht überzeugt. Dich etwa, Kratos?", kam die prompte Antwort mit einem süffisanten Grinsen von Tarja. Plötzlich waren die Spinnen wieder da und umzingelten sie.

Taunilus suchte Anisas Blick, die zuerst noch ungläubig die beiden Novizen anstarrte, dann bemerkte sie ihn und er sah sie warnend an. Auch Tarja und Kratos registrierten, dass etwas vorging, aber es war zu spät.

Plötzlich rannte der Meermann los und riss das Mädchen mit sich zum Ende des Raumes. So standen sie ein paar Sekunden an der Wand und Anisa erkannte endlich das Loch im Boden, auf das er deutete. Entsetzt blickte sie auf und schrie: „NEIN, das kann nicht dein", aber weiter kam sie nicht. Er hob sie hoch und dann sprang er mit ihr. Weit unter ihnen lag ein See, so viel hatte die frühere Novizin noch erkennen können, in dem Dämmerlicht, das die riesige Höhle erhellte. 

Sie schrie aus vollen Leibeskräften und krallte sich panisch an Taunilus, als würde ihr Leben davon abhängen. Er ließ ihre Beine los und schob sie etwas weg. „Atme!", rief er und drückte ihre beiden Hände, was sie nur so halb fertig brachte, weil sie beim Schreien eher unfähig war, Luft zu holen.

Als sie auf das Wasser aufschlugen, verlor sie die Orientierung. Schnell tauchte er mit ihr weiter. Schließlich, als sie kaum noch Atem hatte, hielt er an.

Sie schwebte in der Schwerelosigkeit und erkannte, dass die Oberfläche fern war. Nur schwach kam das Licht zu ihnen herunter. Panisch wollte sie nach oben. Aber er hielt sie fest und sie wurde ruhig, als sie seinen Blick auffing.

Er kam ganz nah und blies ihr dann sacht ins Gesicht. Erleichtert atmete sie ein.

„Du kennst komische Leute", kommentierte er schließlich. Langsam beruhigte sie sich.

Sie wollte etwas erwidern, aber das ging ohne die Blase nicht und erschrocken schluckte sie Wasser. Ironisch blickte sie ihn an, immerhin kannte er seltsame Gestalten wie diesen Aal-Hai. Er lachte.

„Ich bring dich jetzt an einen anderen Strand, da kannst du dich wieder einschmieren und dann bringen wir Abstand zwischen die Spinnenleute und uns, ja?", schlug er vor. Sie nickte begeistert.

Ein paar Stunden später hielten sie an einer sehr viel kleineren Höhle, die nach genauerer Inspektion keine noch so winzigen Ausgänge aufwies.

„Das ist unsere letzte Pause, bevor wir Zinoka erreichen. Lass uns etwas ausruhen, bevor wir uns dort den nächsten Herausforderungen stellen", nuschelte Taunilus und reichte ihr seine Tasche. Er legte sein Haupt nieder und war innerhalb kürzester Zeit eingeschlafen. Sie vermutete, dass ihm der Schlaf der Nacht fehlte und die Reise anstrengender war, als er zugab.

Leise aß sie etwas und legte sich dann ebenfalls hin.

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