Eine Abkürzung
Scheppernd fielen die gestapelten Pfannen auf den Boden. „Mist, Misd, Miiid", rief Anisa undeutlich und hüpfte auf einem Bein durch die Küche. Sie hielt sich das andere Bein und hatte den Daumen in den Mund gesteckt, deshalb klang ihr Ausruf so seltsam.
Tobian beobachtete sie zuerst erschrocken, dann zogen sich seine Mundwinkel nach oben und irgendwann lachte er lauthals. Das Mädchen sprang noch zaghaft, aber schließlich sah sie zu ihm und verdrehte ironisch die Augen.
„We de Saden hat, brauch fü de Spod nich zu sorge", meinte sie genervt. Da ihr das Kauderwelsch selbst nicht verständlich schien, nahm sie den Daumen aus dem Mund und wiederholte: „Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen."
Tobian winkte ab. „Tut mir leid, aber du hättest dich mal sehen sollen. Und Histos Blick, für den Wustu!", kicherte er.
„Räum lieber die Pfannen auf", tönte da der Koch von weiter hinten ungehalten. Den ganzen Tag passierten ihnen schon solche Missgeschicke. In ihrer letzten Schicht nun endlich, sehnten sie sich ihr Bett herbei. Die vergangenen Nächte hatten sie kaum geschlafen und ihr Körper fordert nun schlussendlich seinen Tribut.
„Das macht Tobian", grummelte Anisa und setzte sich auf einen Hocker. Sie hielt sich immer noch den Daumen. Der Junge wollte protestieren, jedoch schob Histo ihn kurzerhand zur Seite. „Es ist schon sieben. Keine Ahnung, wo ihr euch in eurer Freizeit rumtreibt. Aber lasst euch das gesagt sein, wenn ihr heute nicht schlaft, lass ich euch morgen den ganzen Tag Böden wischen. Geht jetzt, den Rest hier übernehme ich. Bringt mir eh nix, wenn ihr alles zerdeppert", meckerte er, jedoch mit einem Augenzwinkern.
Die Novizin streckte sich und fischte ein Brot von einem Teller. „Bin schon weg", rief sie und lief zum Ausgang ohne weiter auf ihren Daumen zu achten. Tobian blickte unsicher zu den Pfannen, dann trottete er ihr hinterher. „Nicht da lang", zischte Histo. „Wenn Tarja euch sieht, müsst ihr noch mal 3 Wochen dranhängen und so wie es aussieht, könnt ihr euch das nicht leisten."
Er führte sie in die Besenkammer, aus der er immer das leckere Essen holte. Als beide Bibliotheksanwärter versammelt waren, schloss er die Tür und sagte: „Bitte jeweils eine Tür in die Schlafkammern der beiden und bitte sorg dafür, dass sie bis morgen um 4.30 Uhr ihre Zimmer nicht verlassen." Nichts geschah und die Jugendlichen schauten sich etwas zweifelnd an, als zwei Türrahmen an der Wand zu leuchten begannen. „Merkt euch das. Die Bibliothek hilft euch, wenn ihr sie nur nett darum bittet", bemerkte er und forderte sie mit einer Geste auf durch ihre Türen zu treten. Ihre Namen waren jeweils in dicken Schnörkeln darauf geschrieben. Die zwei sahen sich verdutzt an, dann meinte Anisa achselzuckend: „Gute Nacht." und war verschwunden. „Gute Nacht", erklärte auch Tobian in freudiger Erwartung. Er wollte ebenfalls durch die Tür gehen, als Histo eindringlich bemerkte: „Pass auf sie auf. Sie ist wichtig. Und nicht jeder ist ihr wohlgesonnen." Dann schob er ihn durch die Tür.
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