Ein Treffen mit der wahren Autorin
Der folgende Tag schleppte sich dahin. Nicht einmal das hervorragende, gemeinsame Essen nach der Mittagsschicht konnte Anisa und Tobian aufheitern. Sie spürten die kritischen Blicke Histos auf sich, erklärten ihm ihre Müdigkeit aber nicht. Als ihre letzte Schicht zu Ende war, verließen sie die Küche, ohne etwas zu sich zu nehmen, und gingen Schlafen. Um 3.30 Uhr weckte Glühbirnchen zuerst die Novizin. Gemeinsam schlichen sie zu Tobians Zimmer und holten auch ihn aus dem Tiefschlaf. Ihren Plan hatten sie am Nachmittag in der Pause gefasst, als sie sich kurz getroffen hatten. Noch bevor sie sich einen ausgiebigen Mittagsschlaf gegönnt hatten, waren sie in einem Gang zusammengekommen und ihr kleines mechanisches Helferlein hatte widerwillig versprochen, sie pünktlich zu wecken.
Kurz vor 4.00 Uhr waren sie am Tor im Wald und Glühbirnchen öffnete den Weg in das Versteck der Scheinautoren. Sie ging dieses Mal voraus, weil sie sehen wollte, was sie erwartete. Die beiden Novizen ließen einige Augenblicke verstreichen, dann schickten sie sich an, ihr zu folgen. Der Schock war groß, als sie feststellen mussten, dass es nicht klappte. Tobian stieß zuerst mit Karacho gegen eine unsichtbare Wand und rief empört: „Aua!", während Anisa in ihn hineinlief und wütend fragte: „Warum gehst du denn nicht?"
„Es hat nicht funktioniert", erklärte er und rieb sich die Stirn. Daraufhin versuchte es die Novizin selber, musste aber feststellen, dass auch für sie der Weg versperrt war. „Was ist denn jetzt los?", wunderte sie sich, da steckte Glühbirnchen ihren Kopf durch das Tor und fragte ungeduldig: „Wo bleibt ihr denn?"
„Wir können nicht durch", antwortete Anisa.
„Das ist doch Blödsinn!", rief ihre Freundin und kam vollends durch das Tor. „Versuch es noch mal", bestimmte sie und deutete auf den Durchgang. Das Mädchen trat vorsichtig heran, aber die unsichtbare Wand konnte sie nicht einmal mit einem Finger durchdringen.
Verblüfft schaute die Glühbirne drein, jedoch fasste sie sich auch bald und ihre Augen bildeten kleine Schlitze, als sie misstrauisch um sich blickte.
„Wahrscheinlich sind zu viele durch", vermutete sie, als beide Novizen sie völlig unverständig anstarrten und nicht reagierten, setzte sie nach: „Auf der anderen Seite sind vielleicht schon Spione in Position gegangen. Diese kleinen Insekten vielleicht."
„Oh, du meinst, dass jetzt nur noch eine bestimmte Anzahl durchkann? Erst kann jeder durch und jetzt nur noch mit dir?", versuchte Tobian die Situation zu erklären.
„Ist Zanzia denn da?", erkundigte sich Anisa.
„Ja", erwiderte Glühbirnchen knapp in ihre Richtung.
„Dann lass uns mal rüber gehen", schlug die Novizin vor. „Aber", begann die kleine Flugmaschine, jedoch wurde ihr Einwand weggewischt. „Frag nicht, lass mich nur machen," hieß es nur.
Die Maschine überlegte, kehrte jedoch durch das Tor zurück und dieses Mal konnten die zwei ohne Probleme folgen.
„Da seid ihr ja endlich", begrüßte Zanzia sie. „Ich habe ehrlich gesagt schon gestern..."
Anisa hob die Hand und meinte: „Wir werden hier belauscht. Vertraust du uns? Wir würden gerne an einen geheimen Ort wechseln, wohin uns niemand folgen kann. Er liegt nicht im Einflussbereich der Bibliothek."
Sowohl die Glühbirne als auch Tobian starrten sie entsetzt an.
„Ich vertraue ihr mit meinen Träumen", kommentierte Anisa und schaute den Novizen beschwörend an.
„Komische Formulierung", erwiderte Zanzia, zuckte aber gleichgültig mit den Schultern und warf Glühbirnchen einen erwartungsvollen Blick zu.
Tobian seufzte schließlich und gab nach. Die Flugmaschine schaute ungläubig von einem zum anderen, weil sie nicht fassen konnte, dass sie offenbar die einzige war, die sich daran störte. „Bevor du mir wieder sagst, dass ich nicht fragen soll, füge ich mich der Mehrheit. Ich weise jedoch ausdrücklich daraufhin, dass ich dagegen bin", bemerkte sie mit erhobenem Kopf. Gleichzeitig öffnete sich das Tor und sie gingen nacheinander hindurch.
Erneut landeten sie in dem Unterwasserraum, der verlassen dalag.
„Boar, wie wustig ist das denn?", rief Zanzia und rannte zum Fenster. Die lumineszierende Pflanzenwelt erstrahlte wie am Vortag.
„Nicht lange und die Sonne wird aufgehen", bemerkte Glühbirnchen. „Um 5.13 Uhr wird das geschehen, um genau zu sein."
„Schade, dass wir da nicht mehr hier sein können", seufzte Anisa.
„Eh, doch können wir", meinte Tobian. Verständnislos erwiderte die Novizin seinen Blick. „Heute ist Freitag, da müssen wir nicht arbeiten", erklärte er endlich.
Da lachte Anisa befreit und drehte sich tanzend im Kreis. „Ach wie wunderbar", rief sie glücklich. Zanzia hatte die beiden beobachtet und kommentierte trocken: „Ich bin ehrlich gesagt beeindruckt, dass ihr in eurem schicken Zuhause überhaupt arbeiten müsst. Ich dachte, da wird euch alles in den Arsch geblasen."
Bestürzt blieb das tanzende Mädchen stehen und starrte den Neuankömmling entsetzt an. Auch Tobian war fassungslos. Nur Glühbirnchen meinte trocken: „Endlich mal jemand, der ausspricht, was er denkt. Sehr erfrischend, mal den Rest der Welt zu hören."
„Der Rest der Welt denkt das?", kreischte Anisa mit schriller Stimme.
„Was sollen wir denn sonst denken?", bemerkte Zanzia spitz.
„Dass wir jeden Tag die Welt retten, weil einige ungeschriebenen Bücher sonst in die falschen Hände geraten könnten, und dann ein Zeitalter des Chaos anbrechen würde", murmelte Tobian irritiert.
„Ist das so?", wollte die Scheinautorin wissen.
„Natürlich", erwiderten beide Bibliotheksanwärter fast gleichzeitig und in scharfem Ton. Betreten blickten sie sich an.
Da steckte ein ziemlich verschlafener grüner Drache seinen Kopf zur Tür herein und gab unverständliche Laute von sich.
„Grasgrün möchte wissen, warum wir so einen Krach machen?", übersetzte Glühbirnchen. Niemand antwortete und alle beobachteten, wie der Mädchendrache mit ernstem Gesicht weitersprach.
„Oh", meinte die Flugmaschine kurz darauf. „Los raus hier. Der Wasserdrache sagt, dass wir uns hier nicht zu lange aufhalten sollten. Hier kann man uns entdecken von draußen." Dabei scheuchte sie alle drei Jugendlichen zur Tür an der Grünen vorbei, die gelangweilt zur Seite trottete. Glühbirnchen dämpfte ihr eigenes Licht und kehrte noch einmal zurück, um die Lampe in dem kleinen Torraum auszuschalten.
„Wir haben das Licht angelassen, als wir weg sind", lamentierte die Glühbirne, nachdem sie wieder bei ihnen war. „Das darf nicht noch einmal passieren. Grasgrün hat erklärt, dass sie immer mal irgendwo Licht gemacht haben, aber die großen Drachen sich davon gestört fühlen und sie es deshalb vermeiden. Manchmal kommen die Wasserdrachen auch nachschauen. Hoffentlich haben wir niemanden angelockt."
„Sagt der Drache", erkundigte sich Zanzia ungläubig. „Ehrlich? Ihr glaubt wirklich immer alles, was euch jemand erzählt? Die Bibliothek ist wichtig, die Bibliothek ist gut, eure Arbeit rettet die Welt, die großen Wasserdrachen sind böse", äffte sie die Mantras nach. Grasgrün fauchte wütend und ein Wasserstrahl aus ihrem Maul traf das Mädchen an der Seite. Sofort tauchten Blua und Pinky neben ihr auf und blickten dieses Mal eher alarmiert als gutmütig drein, während Zanzia ins Straucheln kam und schließlich unsanft auf ihrem Hosenboden landete.
„Aufhören", rief Anisa und ging dazwischen. „Vielleicht solltest du etwas mehr Respekt haben", riet sie Zanzia und zu den Drachen sagte sie: „Bitte verzeiht unserer Freundin. Wir kennen uns noch nicht lange, versuchen aber herauszufinden, ob wir die gleichen Absichten haben." Dabei senkte sie ehrfurchtsvoll den Kopf in Grasgrüns Richtung.
Tobian ergänzte: „Vielleicht sind die Hürden jedoch unüberbrückbar."
„Was wollt ihr eigentlich?", erkundigte sich Zanzia. „Ich wollte mich nur mit euch unterhalten. Von einem Drachengeheimversteck hat niemand was gesagt. Vermutlich führt euch die Bibliothek an der Nase herum. Vielleicht ist es Zeit, dass ihr mal aufwacht und selbst zu denken anfangt."
„Wow, du spazierst hier rein und glaubst, dass du uns Vorschriften machen kannst? Du Schlaumeier, scheinst ja genau zu wissen, was hier vor sich geht. Dann erhelle uns mal, die Welt wird für immer in deiner Schuld stehen!", konterte Anisa. Dabei funkelte sie ihre Kontrahentin gefährlich an.
„Ich glaube nicht, dass man mit euch reden kann", erwiderte Zanzia. „Ich würde gerne zurückkehren, geht das?", richtete sie ihre Frage an Glühbirnchen, die das Verhalten der drei mit großen Augen verfolgt hatte. Die kleine Maschine sah fragend zu Anisa, die nur knapp nickte. „Ok", sagte die Fliegende gedehnt und meinte dann förmlich: „Folge mir bitte." Die zwei verschwanden in dem dunklen Raum und es dauerte ein paar Minuten, bis ihre Freundin alleine zurückkehrte.
„Das war ja wenig produktiv", erklärte sie trocken.
Anisa seufzte und Tobian schimpfte: „Was ist das denn für eine schreckliche Person. Kein Benehmen hat sie! In den Arsch blasen? Wer drückt sich denn bitte so aus? Sie ist eine aufgeblasenen, nichtsnutzige..."
„Tobian, hör auf", ging die Novizin dazwischen. „Wir hätten sie gebraucht und wahrscheinlich hatte sie Angst davor, dass wir auf sie herabblicken. Außerdem lass uns bitte nicht lästern."
„Nicht dein Ernst", flüsterte der Bibliotheksanwärter ungläubig. „Du nimmst sie in Schutz."
Anisa blickte ihn traurig an: „Als ich klein war, wurde ich von allen immer ausgeschlossen, weil meine Familie anders ist. Lästern ist für mich das Schlimmste. Ich lästere nicht."
„Echt jetzt?", erboste sich Tobian. „Du hast ja wohl nicht alle Waffeln in der Schüssel. Zanzia hat sich absolut daneben benommen und jetzt bin ich der Doofe? Ne ist klar, dann weiß ich ja jetzt, wie das hier läuft. Du glaubst doch nicht wirklich, dass so eine Person gute Absichten hat." Er stampfte mit dem Bein auf und wandte sich ab. Schließlich rannte er einfach los, an den zur Seite springenden drei Wasserdrachen vorbei.
Die Drachen und Glühbirnchen hatten alles verfolgt. Die Wasserwesen hatten sich hingesetzt und unison ihre Köpfe kritisch nach rechts geneigt, als sie merkten, dass die Aggression sich nicht mehr gegen sie richtete. Lustigerweise saß ihre mechanische Freundin auf einem Rohr und hatte ihren Glühbirnenkopf exakt gleich schräg gehalten. Erst als der Junge wütend durch sie hindurchrannte, waren sie wieder aktiv geworden. Glühbirnchen und Pinky stürmten Tobian hinterher, während Blua und Grasgrün die völlig bleiche Anisa anstupsten und aufheitern wollten.
Diese reagierte erst einmal gar nicht auf die Annäherung. Setzte sich traurig auf den Boden und legte ihren Kopf auf die Knie. „So schnell geht das immer", seufzte sie. „Ein paar falsche Worte nur und schon wird man verurteilt. Menschen mögen es nicht, wenn man ihnen sagt, dass Lästern nichts Gutes ist." Dann weinte sie leise und die beiden Drachenmädchen kuschelten sich an sie. Blua zwängte sich zwischen ihre Beine hindurch und leckte ihr übers Gesicht, so dass Anisa doch lächeln musste. Sie streichelte dem blauen Drachen den Kopf und meinte: „Ihr seid echt unkomplizierter. Warum denken Menschen, dass sie bei anderen besser da stehen, nur weil jemand anderes Mist gebaut hat?"
„Willst du echt behaupten, dass du noch nie gelästert hast?", fragte da Zanzia.
Anisa fuhr herum, genau wie die Drachen, die unverständlicherweise genauso überrascht über das plötzliche Auftauchen waren. „Wie? Warum? Hast du etwa gelauscht?", stotterte sie entsetzt.
„Ich musste doch wissen, ob man euch trauen kann?", erklärte sie ungerührt und ließ sich neben dem Mädchen nieder, während auch die Drachen sich wieder an die Bibliotheksanwärterin kuschelten. Jedoch behielten sie die andere wachsam im Auge und verfolgten jede Bewegung und Tonveränderung.
„Glühbirnchen wird ziemlich sauer sein", verkündete die Novizin.
„Ich bin eine Formwandlerin. Als sie sich verabschiedet hatte, hab ich mich an sie drangehängt. Da sie dunkel war, hat sie es nicht gemerkt", erklärte Zanzia und kicherte. „Mir fällt es nicht so leicht, Vertrauen aufzubauen. Da wo ich herkomme, ist jeder nur an seinem eigenen Vorteil interessiert. Sei nicht böse, dass ich euch provoziert habe. Wenn jemand wütend ist, kann man seine Absichten am besten erahnen."
„Du bist echt verrückt", kommentierte Anisa, aber Anerkennung lag in ihrer Stimme.
Achselzuckend registrierte die Scheinautorin den Kommentar und meinte: „Ich schicke übrigens Tobian unser Gespräch als Literatur über sein Buch zu. Glühbirnchen wird sicher bald auftauchen - er liest noch, sie aber hat aufgehört bevor sie erfahren hat, wie ich hergekommen bin."
Anisa lachte auf. „Du hast echt spezielle Gaben", meinte sie kopfschüttelnd. Dann schaute sie in die Richtung, aus der sie die kleine Flugmaschine erwartete.
Sie warteten.
„Und hast du?", erkundigte sich die Formwandlerin.
„Was?", wunderte sich die Bibliotheksanwärterin verständnislos. Dann dämmerte es ihr und sie antwortete kryptisch: „Natürlich habe ich auch schon gelästert. Das macht es ja nur noch schlimmer. Ich war vor einiger Zeit selber schuld, dass ich eine liebe Freundin verloren habe. Aber was dann folgte, war unerträglich und ich blieb seither immer allein."
„Näher ausführen willst du das wohl nicht, hmm?", lachte Zanzia, während Anisa traurig ihren Kopf schüttelte. „Ist alles eine Weile her, an einem fernen Ort. Ich mag echt nicht drüber reden. Aber was ist mit dir? Dein Plan hätte auch echt daneben gehen können", lenkte sie das Gespräch in eine andere Richtung. Sie blickte dahin, wo Tobian verschwunden war, und setzte nach: „Ist er vielleicht auch."
„Ich glaube, dann seid ihr es nicht wert. Wir müssen keine Freunde werden, aber wir müssen einander vertrauen. Das was ich zu sagen habe, kann ich nur euch beiden sagen", erklärte die Formwandlerin unbeugsam.
„Oh Mann. Das ist schon alles sehr geheimnisvoll. Ganz schön bescheuert", kommentierte Anisa.
Sie warteten.
Plötzlich hörten sie hastige Flügelschläge. Beide schauten sie in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Da flatterte ganz atemlos Glühbirnchen um die Ecke.
„Was machst du hier?", rief sie anklagend. „Wie kannst du es wagen, ungefragt herzukommen."
„Große Macht bringt große Verantwortung mit sich, nicht wahr? Was ärgert dich mehr, dass ich es geschafft habe oder dass du nicht weißt, wie ich es geschafft habe?", erwiderte Zanzia gelassen.
Anisa verkniff sich ein Grinsen. Ihre neue Gefährtin hatte eine Art an sich, jeden zu durchschauen und ihn damit auf die Palme zu bringen.
Glühbirnchen wollte etwas antworten, jedoch blieb ihr Mund offen stehen, so perplex war sie.
Schließlich antwortete sie ruhig: „Ich soll die zwei beschützen, mich ärgert, dass du hier auftauchst, ohne dass ich es weiß. Ich muss wissen wie, damit ich das verhindern kann."
„Nun, ich bin eine Formwandlerin und hab mich an dich dran gehängt. Das wird nicht jeder schaffen, also sei unbesorgt", erklärte Zanzia.
„Wag es nicht, noch einmal mich auszutricksen. Wenn du es wünschst, Anisa, bringe ich sie wieder fort. Dieses Mal mit Wirbelwind-Attacke", drohte das kleine Wesen. Aber die Bibliotheksanwärterin winkte ab.
„Wer hat dir eigentlich den Auftrag gegeben uns zu beschützen", erkundigte sie sich stattdessen. Die Glühbirne konnte nicht ganz folgen und blickte sie nur mit den Augen blinkernd an, während die Formwandlerin feixend murmelte: „Das meinte ich mit Fehltritten bei Gefühlsausbrüchen."
„Ich also, das sagte ich doch schon. Ich bin für die Überwacher zuständig", druckste sie herum.
„Du sagtest, ich zitiere: ‚soll die beiden beschützen'. Erkläre das bitte", hakte Anisa nach.
„Die Bibliothek möchte euch natürlich beide schützen", antwortete Glühbirnchen und die Novizin fragte: „Egios ist also nicht mit eingeschlossen. Was für ein spezielles Interesse hat die Bibliothek an Tobian?"
„Das weiß ich doch nicht. Wieso steh ich jetzt plötzlich auf der Anklagebank. Was ist nur heute mit euch allen los?", wich sie ungehalten der Frage aus.
In dem Moment ertönte Tobians fragende Stimme: „Anisa, kommst du mal? Glühbirnchen passt du bitte auf Zanzia auf?" Beide nickten. Während die eine an die Seite des Jungen eilte, war die andere froh, den Fragen entkommen zu können.
Tobian bedeutete der Novizin leise zu sein und ihm zu folgen. Er lief ein Stück den Gang entlang und schließlich landeten sie in dem großen Kuppelraum, wo er kurzerhand einen umgekippten Tisch aufstellte und Egios darauf platzierte. Das Buch schlug sich selbstständig auf und sie erkannten Zanzias Schrift.
Da stand:Die wahre Autorin dachte: „Wir können so kommunizieren, ohne Glühbirnchen einzuweihen. Am besten die Drachen bekommen auch nicht mit, was vor sich geht. Wenn ihr flüstert und Egios euch hört, kenne ich eure Antworten.
„Aber wieso bist du mit meinem Buch verbunden?", wollte Tobian entrüstet wissen.
Zanzia schrieb:
Das kann ich dir leider auch nicht sagen. Vor ein paar Monaten tauchte die Verbindung in meinen Gedanken auf. Ich höre seitdem Bruchstücke aus Gesprächen und sehe, wie er sich die Welt um dich herum vorstellt. Ich habe niemandem davon erzählt.
„Das ist ja unerhört", rief Tobian aufgebracht. „Wie kannst du es wagen, mich zu belauschen?"
Die Autorin erwiderte: Es tut mir leid, wenn ich unbeabsichtigt in deine Privatsphäre eingedrungen bin. Aber im Grunde hatte ich keine Wahl. Aber ich verstehe deinen Ärger. Es ist unheimlich und glaub mir, ich habe auch schon versucht es abzustellen. Aber ich weiß nicht wie. Ich glaub, Egios lässt mich auch nicht alles wissen.
„Kannst du von überall hier reinschreiben?", erkundigte sich Anisa.
„Leider nicht", schrieb Zanzia. Wir müssen in der Nähe voneinander sein. Aber sobald Egios nah genug ist, spüre ich das. Vermutlich nimmt er mich in einem bestimmten Radius wahr. Andersherum fühle ich jedes Buch, das so ist wie er.
Woraufhin beide Novizen, wie aus einem Mund flüsterten: „Es gibt noch andere?"
„Viele", erwiderte die wahre Autorin und setzte traurig nach: Es sind die schwarzen Bücher. Ihr Leid ist so vollkommen, dass es ein Wunder ist, dass ich bei Verstand bleibe.
„Deshalb wollt ihr die Bibliothek angreifen?", hakte Anisa nach, während Tobian mitleidvoll murmelte: „Wie schrecklich."
„Du warst bei den dunklen Büchern, Anisa. Was hast du dort gemacht?", ignorierte Zanzia die Frage und stellte ihrerseits eine.
„Nichts", antwortete das Mädchen zögerlich. „Hast du mich etwa gespürt?"
„Ja und nein", schrieb die Autorin. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass du es warst. Aber alle dunklen Bücher waren in Aufregung. Ein Hoffnungsblitz ging durch sie hindurch, wie ich es noch nie erlebt habe. Als ihr zwei euch dann später getroffen habt und diese Bibliothekarin von den schwarzen Büchern erzählt hat, wusste ich, dass ich dich treffen muss.
„Ha, es war dann ja leichter als gedacht. Immerhin sind wir dir gleich in die Arme gelaufen", kommentierte Anisa.
„Schon, aber Vertrauen hattet ihr ja nicht gerade", bemerkte Zanzia. Mortimas und mein Plan sah vor, die schwarzen Bücher zu vernichten.
Tobian zog scharf die Luft ein, während die Novizin schrie: „Das könnt ihr nicht machen."
Die Autorin beschwichtigte: Seitdem du aufgetaucht bist, glaube ich, dass es noch einen anderen Weg geben muss. Leider sieht meine Mentorin das nicht so. Sie ist von ihrem Pfad nicht abzubringen und ich vermute, dass Krieg zwischen den Scheinautoren und der Bibliothek ausbrechen wird. Die Fronten verhärten sich mehr und mehr, selbst innerhalb der Scheinautoren. Aber wenn Mortima Tatsachen schafft, wird es für uns alle kein Zurück geben.
„Wie wollen sie die Bibliothek angreifen?", erkundigte sich Anisa
„Das kann ich dir nicht sagen", schrieb Zanzia.
„Wie können wir den Büchern helfen?", wollte Tobian wissen.
„Es gibt eine andere Bibliothek in Zinoka. Da finden wir vielleicht Hinweise, die weggeschafft wurden, als die jetzige Bibliothek entstanden ist", meinte die Autorin.
„Wieso hast du da nicht schon längst gesucht?", fragte die Novizin.
„Wie soll ich da hinkommen und dann auch noch reingelassen werden? Die beobachten doch jeden meiner Schritte. Ihr hingegen", sie ließ den Satz unvollendet.
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