66. Familienleben
„Papa, Papa, Papa", quengelte Esther und hüpfte unruhig auf meinem Arm, während Mick interessiert den blinkenden Lichtern des Aufzugs zusah, die das aktuelle Stockwerk zeigten.
„Wir sind gleich bei Papa", versuchte ich meine Tochter ein wenig zu beruhigen, was wenig Wirkung zeigte, und stellte sie im nächsten Moment auf dem Boden ab, als mir ihr gehüpft zu schwer wurde. „Papa", murrte sie erneut und stampfte mit ihren pinken Schuhen unbegeistert auf dem Boden auf, der ein metallisches Geräusch von sich gab.
Das ließ Mick ein wenig unruhig werden, der sich gleich fast erschrocken in der kleinen Aufzugkabine umsah und schlussendlich mit großen Augen zu mir aufsah und seine Arme nach mir ausstreckte.
Ich lächelte meinem Sohn beruhigend zu und hob ihn auf meine Arme. Er schmiegte seinen Kopf gleich gegen meine Halsbeuge und klammerte seine kleine Hand an meiner Krawatte fest.
Seit ungefähr einem halben Jahr war ich wieder zurück in der Firma. Ich hatte zwar schon viel früher wieder angefangen zu arbeiten, aber ausschließlich von zuhause aus, bis Mick und Esther problemlos mehrere Stunden entfernt von Russell und mir verbringen konnten und Lukes seine Elternzeit antrat und Russell wieder Unterstützung vor Ort brauchte. Eric, Russells Vater, bot sich immer sofort als Babysitter an und passte nun immer vormittags auf die Kleinen auf, während Russell und ich in der Arbeit waren.
Heute hatte ich die zwei wie sonst auch nach der Arbeit bei ihrem Opa abgeholt, aber anstatt nach Hause zu fahren, holten wir heute ihren Papa gemeinsam ab und trafen uns danach auf dem großen Spielplatz im Park unweit von unserem Bürogebäude mit Pauline und ihrem Sohn Anton zum Spielen.
Eigentlich hätte Russell auch direkt nach der Arbeit mit mir zu seinem Vater fahren können, aber da vor allem Mick es liebte Aufzug zu fahren und er sich deswegen keine Möglichkeit entgehen ließ, und Russell dann auch noch kurzfristig aufgehalten worden war, hatte ich erst unsere Kinder geholt, um nun den Alpha abzuholen.
Wir achteten darauf, unsere Kinder nicht zu oft mit ins Büro zu bringen, damit sie sich an so etwas nicht gewöhnten. Wir versuchten unser Familienleben strikt von der Firma zu trennen, weshalb wir die Male, an denen Esther und Mick hier waren, an einer Hand abzählen konnten.
„Papa!", rief Esther laut aus, als sich die Türen des Aufzugs öffneten und stürmte gleich hinaus, ohne auf ihr Umfeld zu achten. Ich wollte noch nach ihr greifen, aber die Zweijährige ging mir problemlos durch die Lappen und wusste offenbar ganz genau, wo sie das Büro ihres Papas finden konnte.
Einer unserer Mitarbeiter, der gerade auf den Aufzug gewartet hatte, machte einen überraschten Schritt zur Seite um Esther ausweichen zu können und sah dem Wirbelwind dann lachend hinterher. Ich entschuldigte mich gleich bei ihm, aber er winkte nur fröhlich ab. „Ich doch schön, wenn sie so viel Energie hat."
„Papa", schniefte Esther, als ich endlich zu ihr aufgeschlossen hatte und sah aus traurigen Augen zu mir auf. Das Büro ihres Papas war leer und die offene Tür zeigte nur gähnende Leere. Von Russell war keine Spur.
Im Gegensatz zu meiner Tochter beunruhigte mich das eher weniger, Russell war meistens in irgendwelchen Besprechungsräumen unterwegs, aber Esther kugelten einen Moment später bereits Krokodilstränen über die Wangen.
„Baby", wisperte ich Esther gleich zu und ging vor ihr in die Hocke. Mick weiterhin auf meiner Hüfte. Ihr Bruder musterte seine Schwester nur mit verständnislosem Blick und schmiegte sich dann gleich wieder gegen meine Schulter.
Obwohl ich wusste, dass Esthers Tränen nicht aus einem schlimmen Grund rührten, tat es mir jedesmal in der Seele weh, wenn eines meiner Kinder weinte.
„Papa ist sicherlich gleich wieder da", versuchte ich sie zu beruhigen und strich die vereinzelten Tränen beiseite und küsste dann ihre Stirn.
Das schien sie wirklich ein wenig zu beruhigen und sie nickte. Sie fuhr sich mit ihren kleinen Händen ebenfalls durchs Gesicht und lächelte mir einen Moment später bereits wieder entgegen.
Kaum hatte ich mich wieder aufgerichtet, hörte man Russells Stimme schon im Gang. Er unterhielt sich offenbar gerade mit einem Geschäftskunden, denn die zweite Stimme kam mir nicht bekannt vor.
Auch Esther und Mick identifizierten die Stimme ihres Papas gleich und während Esther sofort los startete, um ihrem Vater entgegen zu rennen, wackelte Mick aufgeregt mit seinen Beinen, damit ich ihn runterließ. Auch er folgte seiner Schwester gleich mit energischen Schritten.
Am Ende des Flurs bogen Russell und tatsächlich zwei fremde Geschäftsmänner um die Ecke. Russell redete gerade noch mit einem der beiden, als er unsere Kinder jedoch sah, wie sie auf ihn zu rannten, ließ er das Gespräch sofort fallen, ging in die Hocke und hielt seine Arme einladend auf. Esther und Mick ließen sich fast zeitgleich in seine Arme fallen und quietschten begeistert als er sie fest gegen seinen Körper drückte.
Ich konnte ihnen nur glücklich dabei zusehen.
Russell liebte seine Kinder über alles und für Mick und Esther war er der größte Held, den es gab.
Sonst fingen die Beiden, wenn Russell nach Hause kam, sofort an, ihn mit wilden, kindlichen Geschichten zu überhäufen, diesmal jedoch, wahrscheinlich aufgrund der zwei, in schwarze Anzüge gekleideten Geschäftsmännern, bleiben sie heute stumm und kuschelten sich nur fest in Russells Arme.
Russell hatte keine Probleme damit, beide auf einmal hochzuheben. Jeder saß auf einem Arm ihres Papas und klammerte sich an ihn.
„Ihre Kinder?", fragte einer der Geschäftsmänner dann und Russell nickte gleich mit einem stolzen Lächeln.
„Und das ist mein Gefährte und mein stellvertretender Geschäftsleiter, Mathis." Russell lächelte mir ebenso glücklich entgegen.
Ich begrüßte die Herren höflich und kurz unterhielten wir uns noch über die Besprechung, die sie gerade mit Russell hatten, bis ein leises „Papa Spielplatz" von Esther kam. Ihr wurde das hier eindeutig zu langweilig und sie freute sich schon seit gestern Abend auf den Spielplatz. Es war nur eine Frage der Zeit, bis etwas derartiges von ihr gekommen wäre.
Für einen Moment verstummten alle, bis einer der beiden Geschäftsmänner zu lachen begann.
„Alles Weitere können wir wann anders auch besprechen. Eure kleine Dame hat offenbar noch wichtige Termine." Er schenkte Esther, die vorsichtig über die Schulter ihres Papas lugte ein sanftes Lächeln, woraufhin die Kleine wieder etwas mutiger wurde, sich aufrichtete und energisch nickte.
Das brachte uns alle wieder zum Lachen.
Wir verabschiedeten uns voneinander, Russell holte noch schnell seine Tasche aus seinem Büro und schon standen wir im Aufzug auf dem Weg zum Spielplatz.
„Ich hab dich noch gar nicht begrüßt", schmunzelte Russell plötzlich und lehnte sich zu mir hinüber, um mich sanft küssen zu können. Ich erwiderte sofort und konnte nicht verhindern näher an den Alpha heranzutreten und meine Arme um sein Genick zu legen. Russells Arme fanden auch gleich um meine Taille und zog mich weiter gegen seinen Körper.
„Mein Kalender sagt, dass du deine Hitze bald wieder bekommst", raunte mir der Alpha mit tiefer Stimme ins Ohr und jagte mir damit einen erregten Schauer durch meinen Körper. Ich schluckte trocken.
Meine erste Hitze nach der Geburt hatte ewig auf sich warten lassen und darüber war ich auch froh. Als es dann plötzlich von einem Tag auf den nächsten so weit war, brachte Russell unsere Kinder zu seinem Vater, der sich sehr darüber freute gleich mehr Zeit am Stück mit ihnen verbringen zu können, und wir verbrachten drei Tage nur zusammen im Bett.
Ich hatte anfangs Angst, wie Russell auf meine Hitze reagieren würde, aber er hatte mir dabei so ein gutes Gefühl gegeben, dass ich danach kaum meine nächste Hitze abwarten konnte. Seither verbrachten unsere Kinder dann immer ein paar Tage bei ihrem Opa, was überraschend gut funktionierte, während Russell und ich uns für diese Zeit völlig von der Außenwelt abkapselten und in unserer Zweisamkeit schwelgten.
Auch außerhalb meiner Hitze war unser Sexleben sehr aktiv und keinesfalls davon gehemmt, dass wir zwei Wirbelwinde zuhause rumlaufen hatten. Ich konnte nicht genug von dem Alpha bekommen und ihm ging es anscheinend nicht anders.
„Da kommen sie, die Briggs", rief Pauline lachend aus, als wir in Hörweite kamen und winkte uns freudig zu. Auch ihr Sohn Anton neben ihr winkte fröhlich und freute sich sichtlich Zeit mit seinen Freunden verbringen zu können.
Esther und Mick düsten gleich los um ihren gemeinsamen Freund begrüßen zu können, bevor sie einen Moment später bereits im Sandkasten Burgen bauten.
Ein Jahr nach der Geburt unserer Kinder hatten wir im kleinen Kreis geheiratet. Nur unsere Eltern, Olsen und seine damals frisch gefundene Gefährtin Leonora, Russells Schwestern mit ihren Familien, Lukes und seine schwangere Gefährtin, William und Paul, der damals ebenfalls, nun zum zweiten Mal, schwanger war, Jack und sein Sohn sowie natürlich Pauline, ihr Sohn und ihr Gefährte.
Es war ein wunderschöner, unvergesslicher Tag und dass meine Eltern auch noch Jan, den Fotografen aus meiner Heimat, mitgebracht hatten, der den gesamten Tag und die Party am Abend ablichtete, machte es noch perfekter. Die Erinnerungen an diesen Tag und zahlreiche Kinderfotos zierte nun die Wände unserer Wohnung und machte sie damit nur noch wohnlicher und gemütlicher.
Seit diesem Tag war auch ich endlich ein Briggs und trug den schönsten Ring überhaupt an meinem Finger.
Paulines Gefährte musste heute leider länger arbeiten, weshalb es nur wir drei waren. Während Pauline und ich uns angeregt auf einer Bank direkt neben dem Sandkasten unterhielten, saß Russell ungeniert und ohne einen Gedanken an seinen teuren Anzug oder seine Lederschuhe zu verschwenden mit den drei Kindern mitten im Sandkasten und baute mit ihnen Sandburgen. Er ließ sich nicht davon stören, dass seine Beine schon bald mit Sand überhäuft waren und er sicherlich auch bald den gesamten Sandkasten in seinen Schuhen hatte.
Ich wusste, dass das glückliche Lachen unserer Kinder all seine Unannehmlichkeiten beseitigten und er das alles dafür gerne in Kauf nahm.
Als wir an diesem Abend gemeinsam im Bad waren und ich gerade unsere Kinder badete, während Russell duschte, konnte ich nicht anders als zu lachen, als Russell sich beschwerte, dass er den Sand sogar in den Haaren hatte. Auch unsere Kinder fanden das zum Schießen lustig und lachten gemeinsam mit mir ihren Papa aus.
„Jetzt wird es Zeit fürs Bett", kam es schmunzelnd von Russell, der sich nichts daraus machte, dass wir ihn ausgelacht hatten. Stattdessen hob er Esther aus der Wanne und wickelte ein großes Handtuch um sie, bevor er sich an seinen Körper drückte und begann sie durch das Handtuch hindurch zu kitzeln. Ihr helles Lachen hallte laut durch das Badezimmer und brachte auch Mick dazu laut zu lachen und in der Badewanne zu plätschern.
„Papa auch", rief der kleine Junge aus und hielt seinem Papa auffordernd die Arme entgegen. Russell ließ daraufhin von Esther ab, die weiterhin kicherte und hob Mick stattdessen aus dem Wasser. Ihn stellte er jedoch nicht wie seine Schwester auf den Boden, sondern behielt das nasse Kind auf seinem Arm und begann ihn mit einer Hand zu kitzeln. Mick wand sich wie eine Schlange auf dem Arm seines Papas, der ihn aber sicher in seinem Griff hatte und Mick ihm somit nicht entkommen, aber auch genauso wenig runterfallen konnte.
„Papa nein", änderte Mick ganz schnell wieder seine Meinung und versuchte mit seinen kleinen Händen, die viel viel größeren seines Papas irgendwie von sich fernzuhalten.
Ich konnte ihnen nur lachend zusehen, bevor ich ein weiteres großes Handtuch nahm und es um Mick wickelte und sanft seinen Rücken trocken rubbelte. Der Kleine begann daraufhin mich mit glücklichen, großen, grünen Augen anzustrahlen und streckte seine Hände nach mir aus, damit ich ihn auf den Arm nahm.
Kurze Zeit später waren beide wieder trocken, trugen ihre Schlafanzüge und waren vom Spielplatz so k.o., dass sie fast freiwillig ins Bett gingen. Russell wünschte beiden mit einem Kuss auf die Stirn eine gute Nacht und ließ mich dann zurück, damit ich ihnen noch eine Gute Nacht Geschichte vorlesen konnte, doch kaum dass ich das Buch aufgeschlagen hatte, waren beide schon eingeschlafen.
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