41. Teil: Mick Holden Briggs
Mein Innerstes prickelte angenehm, während Russell mich eng in seinen Armen hielt und ich mich fest an seine nackte Brust kuschelte. Der Biss an seiner Schulter war innerhalb weniger Minuten bereits von einer dünnen Schicht Wundschorf überdeckt, während meine weiterhin schmerzhaft nässte. Das war einer der Nachteile des Omega Daseins.
Dennoch vertrieb das Gefühl nun komplett an Russell gebunden zu sein sämtliche negativen Gefühle und auch der Schmerz rutschte in den Hintergrund. Die Wärme in meinem Bauch und in meinem Herzen, die Wärme, die von Russell ausging, und sein gleichmäßiges Herzklopfen, das ich nicht nur hören, sondern nun auch in meinem Inneren spüren konnte, beflügelte mich. Ich hatte das Gefühl, als könnte ich nun alles schaffen. Als wäre ich Superman mit Hulk vereint.
„Ich möchte unsere Kinder mit dir groß ziehen, Russell", wisperte ich und schmiegte mich dabei enger an ihn. Das Kitzeln, das ich in mir spüren konnte, als Russells Herz bei meinen Worten kurz stolperte, brachte mich zum Schmunzeln. So hatte ich mir eine Verbindung nie vorgestellt, aber es traf allemal sämtliche meiner Erwartungen.
„Bist du dir sicher, Mathis?", hinterfragte Russell mit hörbaren Zweifel, aber auch deutlicher Freude.
Ich nickte.
„Irgendwie... hatte ich die ganze Zeit trotzdem noch irgendwie Angst, dass ich schlussendlich alleine da stehe", gestand ich ihm leise. „Aber jetzt, wo wir wirklich zusammengehören, habe ich irgendwie den Mut dazu. Ich fühle mich nicht mehr alleine."
Russell hob mein Gesicht mit seiner Hand an meiner Wange ein wenig an, damit wir uns ansehen konnten.
„Mathis, du warst nie alleine", flüsterte der Alpha und stupste seine Nase sanft gegen meine. „Ich war immer da."
„Ich weiß."
„Und jetzt habe ich nur einen Grund mehr, um für immer zu bleiben. Aber glaub mir, auch vor unserer Markierung wäre ich für immer bei dir geblieben. Du wärst nie alleine gewesen." Er lächelte mir sanft entgegen und verband unsere Lippen zu einem zarten Kuss.
Russell zu küssen fühlte sich nun nochmals so viel besser an. Ich konnte kaum in Worte fassen, welche Gefühle er in mir auslöste, wenn er mich nur ansah. Es war, als würde die frische Bindung zwischen uns meine vorherigen Gefühle nehmen und tausendfach verstärken. Spätestens jetzt konnte ich überhaupt gar nichts mehr ohne Russell. Jetzt war ich vollkommen abhängig von ihm und fand das nicht einmal schlimm.
„Ich habe den Zettel gefunden. Den Zettel mit den Namen", murmelte Russell mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und stupste seine Nase erneut gegen meine. „Mick gefällt dir also?"
„Ja, warum hast du ihn weggestrichen?" Russell zuckte so gut es möglich war mit den Schultern. „Ich dachte irgendwie nicht, dass dir der Name gefällt. Ich habe Namen aufgeschrieben, die mir gefallen und dann weggestrichen, wo ich dachte, dass sie dir nicht gefallen."
„Doch, tatsächlich gefällt mir Mick sogar sehr gut", schmunzelte ich und schmiegte mich näher an ihn. „Das war der Name meines Großvaters. Olsen und ich waren richtige Oma und Opa Kinder und haben unglaublich viel Zeit mit ihnen verbracht. Opa hat früher immer gewitzelt, dass mein Erstgeborener seinen Namen bekommt und Olsens Erstgeborene Omas Namen, Sarah." Der Gedanke an meine Großeltern lockte mir ein weiteres Lächeln auf die Lippen. Es war schade, dass sie so früh von uns gegangen waren, aber die glücklichen Jahre mit ihnen werden sie für mich immer lebendig bleiben lassen.
„Dann ist es beschlossene Sache?", fragte Russell plötzlich fast schüchtern. „Unser Sohn heißt also Mick?"
„Mick Briggs", testete ich. „Das hört sich gut an."
Russell stand sein Unglauben deutlich ins Gesicht geschrieben. Sein Mund war ein Stück geöffnet und seine Augen weit. „Meinen Nachnamen?", fragte er atemlos, während seine Augen nur noch größer wurden.
Ich nickte.
„Ich... also wir müssen immer noch erst mit William reden, aber er hat seinen schwangeren Gefährten und er möchte nicht, dass er von seinen Kindern erfährt. Deswegen sollte es sicherlich kein Problem sein, dass ich dich im Krankenhaus als Vater nenne, damit du in ihre Geburtsurkunden eingetragen wirst. Außerdem hört sich Briggs besser an als Brown."
Russell starrte mir noch einen Moment sprachlos entgegen und begann dann breit zu grinsen. Die Freude, die sich in seinem Körper ausbreitete, steckte auch mich sofort an und ließ mein Inneres angenehm warm werden.
„Was würdest du zu Mick Holden Briggs sagen?" Russell sah mir gespannt entgegen.
„Das hört sich extravagant an, aber es gefällt mir", schmunzelte ich und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen.
„Holden ist der Name meines verstorbenen Vaters", erklärte Russell. „Meine Schwestern haben ihren beiden Söhnen auch diesen Zweitnamen gegeben und irgendwie würde ich es schön finden, wenn mein Sohn auch so heißt." Der Alpha lächelte sanft und schmiegte seine Nase wieder gegen meine. Es gefiel mir, wenn unsere Gesichter sich so nah waren und es gefiel mir noch mehr, wenn er unsere Kind als sein bezeichnete.
„Mick Holden Briggs", stimmte ich grinsend zu und versiegelte unsere Lippen zu einem weiteren Kuss, der den Namen unseres Sohnes in Stein meißelte.
„Und unsere Tochter?" „Für sie finden wir auch noch einen schönen Namen", versicherte mir Russell und küsste mich erneut. Damit mehr als zufrieden, kuschelte ich mich wieder an seine Brust und beobachtete die Schaumberge in der Wanne. Mein Blick driftete jedoch automatisch zurück zu meinem Biss an seiner Schulter.
Plötzlich kam mir der Gedanke, dass wir nie darüber gesprochen hatten, ob ich ihn auch markieren sollte.
Was, wenn er das nicht wollte? Was, wenn er weiterhin an seiner Bindung mit Megan festhalten wollte? Sie war zwar gestorben, aber ihren Biss konnte man noch heute erkennen. Zwar war er bereits verblasst und man musste regelrecht danach suchen, aber er war noch da. Genauso wie die Verbindung zu Megan, obwohl sie nicht mir hier war.
Durch meinen Biss wurde die verbliebene Bindung gekappt, wodurch auch ihr Biss in kürzester Zeit komplett verschwinden würde.
Ich richtete mich abrupt auf und suchte mit meinen Augen nach der feinen Narbe auf Russells anderer Schulter. Ich wusste, dass sie dort irgendwo sein musste. Panik breitete sich immer weiter in mir aus, als ich sie auch nach weiteren Sekunden nicht finden konnte.
„Sie ist weg."
Russell sah mir aus ruhigen Augen entgegen und auch seine Gefühle zeigten mir nichts außer völliger Zufriedenheit und Ruhe.
Es störte ihn also nicht? Weder dass ich ihn markiert hatte, noch dass Megans Markierung weg war?
„Ist das für dich in Ordnung?", fragte ich vorsichtig nach und kuschelte mich wieder an ihn als er mich mit einer Handbewegung dazu aufforderte.
„Ja", antwortete Russell mit einem kleinen Lächeln und küsste meinen Schopf. Eine seiner Hände lag auf meinem Bauch, während die andere sanft über meine Seite strich.
Es wunderte mich irgendwie, dass der Alpha das so gelassen hinnahm, aber seine Gefühle zeigten mir eindeutig, dass es ihn wirklich nicht störte und das beruhigte mich.
„Jack, müsste bald kommen. Oder sollen wir ihm absagen?", fragte Russell und strich mir ein paar Strähnen von der Stirn.
Oh, Jack. An ihn hatte ich gar nicht mehr gedacht. Er wollte ja heute Nachmittag vorbei kommen.
Zwar wollte ich meine frische Bindung mit Russell genießen, aber ich wollte auch meinen Jugendfreund wiedersehen und mich mit ihm unterhalten. Außerdem würde es mich freuen, wenn Russell und er sich auch gut verstehen würden. Deswegen konnte ich die Chance ja gleich nutzen, wenn Russell zuhause war, dass wir den Nachmittag zu Dritt verbrachten.
„Nein", antwortete ich mit einem kleinen Lächeln. „Ich freue mich auf ihn", gab ich ehrlich zu. Daraufhin begann Russell leise zu lachen.
„Das spüre ich", schmunzelte der Alpha und küsste meinen Schopf. „Und das Irre ist, dass ich unsere Welpen auch spüren kann. Also nicht direkt, aber ich spüre, dass du nicht alleine bist... Verstehst du, was ich meine?"
Ich nickte und konnte nicht anders als gerührt zu sein.
Russell spürte unsere Jungen und irgendwie freute mich das so sehr, dass sich sogar vereinzelte Tränen aus meinen Augen stahlen. Das war einfach unglaublich.
Vor wenigen Monaten hatte ich nur die Arbeit im Kopf und wollte weder an meine eigenen Eltern denken, noch daran selber mal ein Elternteil zu werden. Und jetzt? Jetzt hatte ich bereits mehr als die halbe Schwangerschaft hinter mir, hatte für ein restliches Leben einen wundervollen Mann an meiner Seite und freute mich darauf eine Familie zu gründen.
Es war fast, als wäre ich ein völlig neuer Mathis.
„Sonntag kommt dein Vater zum Frühstück, oder?" Russell nickte.
„Dann könnten wir vielleicht morgen, wenn du von der Arbeit zurück bist, zu meinen Eltern fahren. Der Weg ist recht weit, aber wir könnten dort übernachten und Samstag wieder nach Hause", schlug ich schüchtern vor. „Ich weiß, dass es kurzfristig ist, aber ich würde sie gerne sehen, bevor die Kleinen auf die Welt kommen und ich weiß nicht, ob ich in ein paar Wochen noch eine lange Autofahrt überstehe."
Russell nickte erneut und die Freude, die sich spürbar in ihm ausbreitete, ließ auch mich lächeln. Sein Griff um mich festigte sich ein wenig und er hauchte einen Kuss auf meine Stirn. „Ich freue mich, Mathis", flüsterte er und als ich mein Gesicht zu ihm drehte, verband er unsere Lippen gleich zu einem süßen Kuss.
Als es dann langsam an der Zeit war, aus der Wanne zu steigen, hüllte Russell mich wieder in ein großes, flauschiges Handtuch und trocknete mich ab, bevor ich mich in bequeme Klamotten warf und einen großen Pullover von Russell überzog.
Es war zwar nur Jack, der kam, und bei dem ich wusste, dass ich meinen Bauch nicht verstecken musste, aber mir war es dennoch lieber so.
Eine Situation wie mit Lucy wollte ich unbedingt verhindern.
Russell beobachtete mich mit beinahe kritischem Blick, während ich in seinem Schrank nach einem bestimmten Pullover suchte, sagte aber nichts dazu. Darüber war ich wirklich froh. Ich wollte mich ihm gegenüber nicht rechtfertigen müssen. Außerdem wollte ich ihm nicht sagen, dass ich mich schon fast für meinen Bauch schämte, obwohl ich wusste, dass Russell ihn so sehr liebte.
Ich hatte gerade im Bad noch meine Haare gekämmt und wollte ins Wohnzimmer gehen, als Russell mir lächelnd entgegen kam. Er trug nur eine Boxershorts und dadurch, dass er kein Oberteil trug, konnte ich meinen Biss zufrieden anschmachten. Er sah unglaublich gut aus und machte den Alpha in meinen Augen nur noch anziehender.
„Das gefällt mir", lächelte ich gerührt und legte meine Hände auf Russells Brust, um den Biss noch einmal aus nächster Nähe zu begutachten. Während sich auf Russells Biss sich lediglich eine dünne Schicht Wundschorf gebildet hatte, war meiner schon bestens am abheilen. Es war wohl nur eine Frage von wenigen Stunden, bis das fertige Endresultat auf der Haut des Alphas zu sehen war. Ich konnte von Glück reden, wenn meiner bis morgen nachmittag so weit abgeheilt war, dass ihn problemlos meinen Eltern zeigen konnte.
Erst nachdem wir einen süßen Kuss geteilt hatten, fiel mir Russells Handy in seiner Hand auf. Fragend sah ich zu ihm auf.
„Magst du dich hierher stellen?", fragte der Alpha und schob mich an eine gewisse Stelle. „Und magst du mir deinen Bauch zeigen?", fragte er mit geröteten Wangen und lächelte schüchtern.
Meinen Bauch? Verwirrt sah ich zu dem Alpha und festigte den Griff um den Saum des Pullovers. Warum denn meinen Bauch?
„Bitte?", hing der Alpha an und hob sein Handy ein wenig. „Es gibt viel zu wenig Fotos von deiner Schwangerschaft", bemängelte der Alpha und lächelte mir hoffnungsvoll entgegen.
Ich seufzte leise. Er hatte durchaus Recht und da dies meine einzige Schwangerschaft sein würde, wollte ich sie auch bestmöglich dokumentieren, um mich in ein paar Jahren noch darin erinnern zu können und vor allem um es auch unseren Kindern zeigen zu können.
Ein glückliches Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich an unsere Zukunft dachte und zog gleichzeitig Russells Pullover nach oben, sodass mein Bauch deutlich zu sehen war. Verliebt strich ich über die Kugel und realisierte erst einen Moment später, dass Russell schon dabei war fleißig Fotos zu machen.
Das stolze Lächeln des Alphas ließ mich zufrieden lächeln.
„Das reicht wieder", schmunzelte ich, als der Alpha gar nicht mehr aufhören wollte, mich zu fotografieren. „So viele Bilder von ein und der selben Minute brauchen wir gar nicht", lachte ich und beobachtete Russell amüsiert, wie er weiterhin Fotos machend auf mich zu kam und begann meinen Bauch aus nächster Nähe zu fotografieren.
„Du bist kein Paparazzi", lachte ich und griff nach einer seiner Hände. Er verschränkte gleich unsere Fingern und gemeinsamen fanden sie recht schnell ihren Weg auf meinen Bauch. Auch davon machte Russell ein Foto und hielt im nächsten Moment plötzlich inne.
Er musterte das Bild, das er eben geschossen hatte, genau, ehe im Freudentränen in die Augen stiegen.
Das Bild rührte auch mich. Mein dicker Bauch und unsere verschränkten Hände direkt darüber.
„Das hätte ich gerne als Leinwand", murmelte ich gedankenverloren und konnte meinen Blick gar nicht mehr von dem Bildschirm lösen.
„Ich lass es drucken", antwortete Russell nur und küsste mich dann innig.
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