26. Teil: Filmetag
Als ich am nächsten Morgen wach wurde, war Russell schon wach. Er hatte seinen Arm fest um mich gelegt, während mein Kopf auf seiner Brust gebettet war und tippte aufgeregt in seinem Handy. Dass ich wach geworden war, merkte er im ersten Moment gar nicht.
„Hey", murmelte ich verschlafen und rutschte noch etwas näher an den Alpha.
„Guten Morgen", lächelte er, legte sein Handy weg und drehte sich zu mir, sodass ich kurzerhand unter ihm begraben wurde. Sein Körper drückte meinen sanft in die Lacken, ohne dabei zu viel Druck auf meinen Bauch auszuüben. „Hast du gut geschlafen?" Seine Lippen fanden gleich meine ohne mir Zeit zum Antworten zu lassen und innerhalb weniger Augenblicke war meine Müdigkeit wie weg.
Meine Hände fanden ihren Weg in Russells Haare. Ich klammerte mich an ihn, wollte ihn näher bei mir haben und versank haltlos in dem Kuss. Russell nahm die Führung an sich, dominierte den Kuss und ließ eine seiner Hände über meine Seite hinunter zu meiner Hüfte wandern, wo seine Finger fest in mein Fleisch griffen und mich näher an sich zogen.
Ich keuchte willig, drückte mich näher an ihn und genoss seinen festen Griff. Ich mochte es nicht, wenn ich so sanft berührt wurde. Russells Forschheit war genau das, was ich brauchte.
Mit einem letzten innigen Kuss löste sich der Alpha plötzlich schwer atmend von mir, was mich unbegeistert die Augenbrauen zusammen ziehen ließ. Nur mit viel Willenskraft konnte ich verhindern, beleidigt aufzuwimmern. Dennoch wollte ich gleich wieder einen weiteren Kuss initiieren, als Russell einen Blick auf die Uhr war und im nächsten Moment unter der Decke hervor rutschte.
„Hey", schimpfte ich unbegeistert und stemmte mich auf meine Ellenbogen. Er konnte nicht so etwas anfangen und sich dann einfach aus dem Bett stehlen.
Der Alpha schenkte mir jedoch nur ein entschuldigendes Lächeln und griff nach seinem Handy, das in diesem Moment zu klingeln begonnen hatte.
Mit einem etwas unfreundlichen „Ja?" nahm der den Anruf entgegen und verließ nur in Boxershorts mein Schlafzimmer.
Hoffentlich schlief Olsen noch. Ich wollte nicht, dass mein Bruder meinen Alpha so sah.
Ohne einem Grund um im Bett zu bleiben, stand ich ebenfalls auf, führte meine Morgenroutine durch und trat angezogen in die Küche, als Russell offenbar gerade sein Telefonat beendet hatte.
Olsen saß teilnahmslos am Küchentisch und schüttete Milch in sein Müsli.
„Ich muss jetzt in die Firma. Was hältst du von Pizza zum Abendessen?"
„Oh ja", antwortete Olsen, bevor ich etwas sagen konnte, was mich leise lachen und nicken ließ.
„Pizza hört sich gut an", schmunzelte ich und zog mich an Russells kräftigen Schultern etwas nach oben, um ihn küssen zu können. Ich liebte es ihn so offen küssen zu können. Der Kuss wurde sehr schnell wieder sehr innig, bis der Alpha mich sichtbar schwerfällig von sich schob. Er lächelte mich entschuldigend an und küsste meine Stirn, ehe ich seine Krawatte, die etwas verrutscht war, wieder gerade richtete.
„Was macht ihr heute schönes?", fragte Russell interessiert und zog sein Jackett über, während er einen beinahe warnenden Blick auf Olsen schmiss, der laut die Milch von seinem Löffel schlürfte.
Ich konnte nur den Kopf darüber schütteln.
„Einen Filmetag", antwortete mein Bruder dann und schenkte Russell ein breites Grinsen. Der Alpha nickte daraufhin sichtlich beruhigt und einverstanden, ehe er mich ein letztes Mal sanft küsste und uns einen schönen Tag wünschte.
Ich konnte mir gerade mal etwas zum Frühstück her richten, da zog mich Olsen bereits auf Sofa, verdunkelte die Fenster und schaltete den Fernseher ein.
„Wir schauen uns heute zahlreiche Filme an, um dich auf andere Gedanken zu bringen, ja?", fragte mein Bruder etwas zu enthusiastisch und warf mir eine Decke zu, die ich über meine Beine zog und es mir mit meinem Teller bequem machte.
„Hat Russell dir das aufgetragen?", fragte ich gerade heraus und beobachtete seine Reaktion genauestens. Er stockte kurz, warf mir einen prüfenden Blick zu, bis er ergeben seufzte.
„Jep. Er will nicht, dass du das Haus verlässt und... so wenig ich es zugeben möchte... ich stimmte ihm da zu."
Ich nickte langsam. „Ich will das Haus sowieso nicht verlassen", antwortete ich nach einigen Augenblicken leise und schenkte meine Aufmerksamkeit dann dem Fernseher. In jedem anderen Fall würde es mich wohl kränken, dass Russell hinter meinem Rücken mit meinem Bruder geredet hatte und so eine Entscheidung traf, aber diesmal war ich mehr als einverstanden damit. Der Alpha machte sich Sorgen um mich und weil ich tatsächlich Angst davor hatte, ohne ihm raus zu gehen, machte ich deswegen keinen Aufstand.
„Hast du Hunger?", fragte mein Bruder nach dem er gerade den dritten Film ausgesucht hatte. Ich war mittlerweile zu einer Schokoladentafel übergegangen, hatte meine Beine bequem ausgestreckt und war in die Decke eingekuschelt. Es war unglaublich bequem und da mein Körper heute anscheinend einen guten Tag hatte, konnte ich es wirklich genießen. Unter meiner Decke strich meine Hand ab und an liebevoll über meinen wachsenden Bauch, was Olsen nicht unbemerkt blieb. Er schielte immer wieder zu mir über und versuchte sich dann sein Lächeln zu verkneifen, wenn er wieder sah, wie ich meinen Bauch streichelte.
„Nicht wirklich", antwortete ich ehrlich und sah dabei zu, wie er sein Handy zückte und sich offenbar etwas zu Essen bestellte. Nach dem Frühstück und der fast ganzen Tafel Schokolade hatte ich wirklich keinen Hunger. Außerdem freute ich mich schon auf die Pizza mit Russell heute Abend.
Ich vermisste den Alpha und würde diesen Filmetag noch besser finden, wenn Russell an meiner Seite wäre und mit mir kuscheln würde.
Irgendetwas sagte mir auch, dass Russell den selben Wunsch hatte, weshalb ich kurzerhand nach meinem Handy griff und meinem Alpha eine Nachricht schrieb.
Kannst du nicht nach Hause kommen?
Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als Russell meine Nachricht im selben Moment las und gleich zu tippen begann.
Noch nicht, Liebling.
Ich zog eine Schnute und überlegte einen Moment, ob ich ihm überhaupt antworten sollte.
Einen Augenblick später hatte ich eine Idee, zog meine Decke beiseite, meinen Pullover nach oben und machte kurzerhand ein Foto von meinem Babybauch, der in dieser halb liegenden, halb sitzenden Position noch größer wirkte. Meine vergleichsweise kleine Hand machte ihn auf dem Bild nur noch größer.
Olsen beobachtete mich dabei genauestens.
Das Foto schickte ich mit den Worten Wir vermissen dich an Russell, der diesmal einen Moment länger brauchte um zu antworten. Ich durfte nicht vergessen, dass er immerhin in der Arbeit war, wodurch es überhaupt ein Wunder war, dass er mir so schnell antwortete.
Diesen Babybauch muss ich mir heute nochmal genauer anschauen <3 kam schlussendlich als Antwort, was mich zufrieden grinsen und mein Handy weglegen ließ.
„Dein Bauch ist schon groß geworden." Ein kleines Lächeln lag auf Olsens Lippen, der mich weiterhin beobachtet hatte. Ich konnte nur stolz nicken und über meinen nackten Bauch streichen.
„Magst du ihn mal berühren?", fragte ich fast ein bisschen nervös vor seiner Reaktion. Doch er nickte nur und rutschte zu mir hinüber. Seine Hand zitterte deutlich als er sie langsam auf meine Haut senkte und sie wie erstarrt an Ort und Stelle liegen ließ.
„Du kannst sie auch bewegen", lachte ich als Olsen auch noch einen Moment später noch keine Anzeichen gemacht hatte. Auf meine Worte hin warf er mir einen bösen Blick zu, ehe er seine Hand über meinen Bauch wandern ließ. Seine Hand war zwar groß, aber nicht so groß wie Russells und fühlte sich auch nicht so gut an. Wenn Russell meinen Bauch so berührte, spielten die Schmetterlinge in meinem Magen verrückt, aber bei Olsen löste es nur eine tiefe Zufriedenheit aus.
„Ich kann es immer noch nicht glauben... Mein Bruder wird Papa." Ungläubig schüttelte er den Kopf und strich weiterhin über meinen Bauch. Den Blick fest auf seine Hand gepinnt.
Plötzlich spürte ich einen schwachen, aber deutlich spürbaren Stoß.
Von innen.
Direkt unter Olsens Hand.
Das seltsame, ungewohnte Gefühl ließ mich zusammenzucken, ehe ich meine Hand alarmiert auf Olsens legte, der mir mit ebenso großen Augen entgegen sah.
„Hast du das gespürt?", fragte ich perplex und horchte tief in mich hinein, aber es kam nichts mehr.
Olsen nickte zögerlich.
„Schon wieder!", platzte es aus mir heraus, als ich einen diesmal festeren Stoß spürte. Auch auf Olsens Lippen bildete sich ein Lächeln, das von Sekunde zu Sekunde immer größer wurde, während er seine Hand weiterhin auf meinem Bauch behielt.
Ich griff automatisch nach meinem Handy und wählte Russells Nummer. Hoffentlich war er gerade nicht in einer Besprechung.
„Mathis? Alles in Ordnung?", fragte er gleich alarmiert, als er den Anruf entgegen nahm, und klang etwas atemlos am Telefon.
„Sie treten!", antwortete ich jedoch nur fröhlich und spürte Freudentränen in meinen Augen brennen.
„Was?", fragte der Alpha, der nicht zu verstehen schien, was ich meinte. Im Hintergrund hörte man ein Pling, das sich verdächtig nach dem Aufzug anhörte.
„Unsere Jungen, Russell! Sie treten!", wiederholte ich überglücklich und keuchte leise auf, als ein weiterer, diesmal fast schmerzhafter Tritt kam. Die Kraft dahinter entlockte auch Olsen einen überraschten Ton.
„Da steckt ganz schön Kraft dahinter", kommentierte mein Bruder lachend.
„Wahrscheinlich mögen sie dich nicht und treten deswegen nach dir", antwortete ich frech und warf einen verliebten Blick auf meinen Bauch.
„Sie treten? Kann man es spüren?", fragte Russell mit hörbarer Freude nach.
„Ja", antwortete ich strahlend. Wie schön es jetzt wäre, wenn Russell da wäre. Wenn er es genauso spüren könnte wie Olsen gerade.
„Und ich bin nicht da", schimpfte der Alpha leise und seufzte im Anschluss. „Ich habe noch zwei Besprechungen, dann hole ich unser Essen und komme zu dir, ja? Ihr seid immer noch zuhause, oder? Ihr geht nicht raus?"
„Ja", lächelte ich und sah zu Olsen der genauso breit lächelte. „Wir habe noch ein paar Filme, die wir anschauen wollen. Wir gehen nicht raus", versicherte ich meinem Alpha, der daraufhin beinahe erleichtert aufseufzte. Ich wollte nachfragen, warum er so reagierte, aber beließ es dabei, als er schon weiterredete.
„Gut. Pass gut auf euch auf", schmunzelte Russell dann und nach einer kurzen Verabschiedung legten wir auf.
„Irre", murmelte mein Bruder bloß, als er wieder ein wenig von mir wegrutschte und sich vom Sofa erhob. „Ich geh schnell auf die Toilette. Lass dich von den Zweien nicht grün und blau schlagen."
Ich rollte nur lachend mit den Augen und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
Kaum hatte er dann die Toilettentür hinter sich geschlossen, zog ich meine Klamotten wieder über meinen Bauch und brachte meinen Teller zurück in die Küche, ehe ich mir noch eine Packung Gummibärchen suchte. Einen Augenblick später klingelte es an der Tür.
Weil das Olsens bestelltes Essen war, griff ich nach meinem Portmonee und öffnete fatalerweise ohne zu erst in den Türspion zu schauen die Tür. Als ich dann mein Gegenüber sah, setzte mein Herz ein paar Schläge aus.
„Na hallo", begrüßte mich Quentin und stellte schnell seinen Fuß in die Tür, die ich wieder zudrücken wollte, um ihn auszusperren.
Was tat er hier? Woher wusste er wo ich wohnte? Wieso ließ er mich nicht einfach in Ruhe?
„Olsen!", rief ich gleich panisch aus und stolperte von der Tür weg, die Quentin mit Leichtigkeit aufdrücken konnte.
„Du verdammte Hure!", zischte der Alpha und kam mir gefährlich nahe. „Wegen dir habe ich meinen Job verloren!" Mein Bruder riss im selben Moment die Badtür auf, in dem Quentin nach mir griff und mich unangenehm am Oberarm packte, sodass ich nicht weiter vor ihm flüchten konnte.
„Und du hast mich bei der Polizei angeschwärzt!", knurrte Quentin wütend und wollte mich an seinen Körper ziehen, als mein Bruder grob dazwischen ging und den Alpha gezielt an der Kehle packte. Quentin war einen Moment überrascht, ließ von mir ab und versuchte sich aus dem Griff meines Bruders zu befreien.
Den einzigen Vorteil den Olsen gegenüber Quentin hatte, war das er einen Ticken größer war. Olsen war zwar stark, aber gegen einen Alpha konnte er dennoch nicht lange standhalten.
„Mathis! Sperr dich im Schlafzimmer ein!", brüllte mein Bruder, der deutliche Schwierigkeiten damit hatte, Quentin im Zaum zu halten, der meinem Bruder wütende Schimpfwörter an den Kopf warf und sich stark wehrte.
Mit Tränen in den Augen stolperte ich zum Sofa, wo ich mein Handy packte und sofort ins Schlafzimmer flüchtete. Ich sperrte die Tür ab und verbarrikadierte mich gleich noch einen Raum weiter im Badezimmer.
Ich versuchte meine Panik etwas in den Griff zu bekommen, während ich mich in der Duschkabine ganz klein machte und mit zitternden Händen Russells Nummer wählte.
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