33. Rosen und Wölfe
Das erste was Molly sah als sie den Raum betrat waren die drei Frauen in weißen Kleidern mit roten schürzen. Sie alle waren fast zeitgleich in einen tiefen Knicks gefallen. Also so hübsch konnte Molly bestimmt nicht Knicksen, das stand nicht so weit oben auf ihrer Liste an Dingen die sie lernen musste.
»Soll ich irgendwas sagen?« fragte sie flüsterleise.
Doch Sigtryggur sagte nichts dazu, hatte er sich doch schon längst einfach abgewandt und schaute zu seinen Männern. Er sagte etwas auf einer anderen Sprache die Molly leider nicht verstand. Dann wand er sich wieder ihr zu.
»Wolle und Flynn bleiben vor der Tür. Ich muss noch etwas erledigen. Falls du etwas brauchst sag ihnen einfach Bescheid. Ich bin wieder da sobald ich fertig mit all meinen Erledigungen bin. Solltest du dich mit deinem neuen Zuhause bekannt machen wollen kannst du das gerne tun.«
Er würde doch nicht? Für einen kurzen Moment dachte Molly schon er würde sie Küssen wollen so wie er sie ansah. Doch er berührte nur einmal ihre Wange mit seinen Fingerspitzen dann war er auch schon weg und die Tür war zu. Es fühlte sich so an als wäre das nun das Ende.
»Meine Königin?« fragte eine Stimme hinter ihr. Molly zuckte zusammen und fuhr zu den Mägden herum.
»Wollt ihr Baden?« fragte eine blonde Magd. Sie hatte ihre Haare in einem hohen Dutt hoch gesteckt, so wie sie alle ihre Haare trugen.
»Oder vielleicht etwas essen?«, fragte eine andere. Molly war überfordert von den Frauen die sie ansahen als würden sie nur auf einen Befehl ihrer Seite warten. Und Molly stand da nur und konnte sie kaum anstarren. Diese Fremden die sie nicht einmal kannte, sie wünschte sich Mirabell und Joanna herbei. Sie wollte ihre Bestenfreundinnen hier haben. Und Onkel Ulf... Sie wollte Onkel Ulf sie wollte die Sicherheit zurück die er ihr gegeben hatte. Auch wenn es nur für einen kurzen Moment gewesen war wollte sie doch das Gefühl der Sicherheit wieder haben.
»Ähm... meine Königin.« fragte eine dritte sichtlich verwirrt. Als von Molly keinerlei Reaktion kam.
»Wie heißt ihr...« fragte sie die drei nachdem sie es endlich geschafft hatte die Gedanken die in ihrem Kopf nur so umeinander zu wirbeln schienen geordenet hatte. Zumindest so weit das sie eine anständige Frage hinaus bringen konnte.
»Jannies meine Königin« sagte die blonde die als erstes gesprochen hatte. Sie hatte große blaue Augen war einen Kopf größer als Molly und Gerten schlank.
»Alysa« sagte die zweite. Sie hatte die dunkelste Haut die Molly je gesehen hatte und bestimmt auch wundervolle Locken wenn sie ihre Haare denn nicht hochgesteckt tragen würde.
»Ich bin Wiebeke meine Königin.« die dritte hatte rot blonde Haare, auch sie war größer als Molly so wie alle drei Frauen, Wiebeke war die älteste der drei zumindest laut den Falten die sich langsam um ihre Augen herum bildeten. Allerdings war sie in keinerlei hinsicht alt. Wenn Molly schätzen müsste würde sie sagen Wiebeke wäre so um die Dreißig Jahre alt. Ihre Augen waren dunkelbraun und sie schenkte Molly ein Lächeln.
»Sehr erfreut und ein Bad klänge tatsächlich wunderbar.« brachte Molly hervor und wartet darauf das alle drei aus dem Zimmer verschwanden, wahrscheinlich um das Wasser für die Wanne zu holen und die Wanne selbst. Es gab wie Alysa sie drauf aufmerksam gemacht hatte auch Badebecken doch Molly wollte lieber in der Sicherheit des Raumes Baden. Zudem gab es ihr einige Minuten Zeit alleine zu sein, das alles zu verarbeiten. Zittrig fühlend presste sie die Hand auf ihren Mund und sank genau dort wo sie stand auf die Knie. Tränen brannten in ihren Augen und ein schwarzes Loch schien sich in ihrem Magen aufzutun.
»Kundra oder wer auch immer zuhörte vergib mir für meine Sünden. So wie für meine Sündhaften Gedanken und Taten die ich nach dieser Hochzeit vollbringen werde. Aber ich muss es tun. Erweise dich der Seelen Ulf Flokisson, Ashara und Nyra gnädig. Lasse sie in deinem Reich Frieden finden und gebe mir die Kraft die ich brauchen werde.« flüsterte sie leise. Dies war die einzige Zeit in der sie los lassen und trauern konnte um ihren Onkel... um Nyra und Ashara um das arme Mädchen in der Taverne. Um sich selbst um das Leben das sie einst gehabt hatte.
Molly wischte sich die Tränen weg und stand wieder auf. Sie atmete die Luft ein, der Raum roch nach abgestandener Luft und altem Kerzenwachs. Wie lang war hier niemand mehr gewesen? Molly trat auf das kleine Fenster zu. Es war nicht sonderlich groß, sie befand sich allerdings auch nicht im Hauptflügel. Vorsichtig stieß sie das Fenster auf und schaute hinaus.
Sie konnte von ihrem Platz am Fenster aus die Leute sehen die Geschäftig hin und her eilten. Sie konnte die Geräusche hören und auf einer umzäunten Stelle kämpften einige Männer mit einander. Ein großer dunkelhaarige wirbelte um seine drei Gegner, herum die alle wie ein Mann vorschnellten doch ihn um einige Millimeter verfehlten.
Dann hörte sie einige laute Stimmen und als sie zum Tor blickte ritten ihre eigenen Wachen in zweier Reihen auf den Hof. Fast automatisch suchte sie nach Leons wilden Locken bis ihr klar wurde das sie ihn nie wieder sehen würde... und sie war daran auch noch schuld. Oder bessergesagt nicht sie. Es war das Ding das sich unter ihrer haut eingenistet hatte. Sie konnte es unter in ihrem Kopf Summen fühlen wie ein Punkt der immer wieder hell aufflackerte. So als würde es dann versuchen aufzuwachen... auszubrechen, sie fühlte es zusammen mit der Kälte die dann immer wieder durch ihren ganzen Körper fuhr.
Die Tür hinter Molly öffnete sich und sie fuhr ertappt herum. Zwei ihrer Mägde Alysa und Wiebeke trugen einen Wann in den Raum. Jannies folgte mit dem ersten Eimer voll dampfendem Wasser schon dabei. Die Mägde hatten noch einiges an Öl in das heiße Wasser geschüttet.
Molly ließ sich langsam in die Holzwanne gleiten. Es war angenehm warm auf ihrer eisigen Haut. Ja brannte fast schon doch Molly blieb sitzen. Alysa machte sich daran ihre Haare zu öffnen. »Ist das Blut?« hörte sie Alysa verwundert fragen. Molly erstarrte, es würde nur Sinn ergeben, schließlich hatte sie ja anscheinend ein Massaker angerichtet. Die anderen beiden ihrer Mägde kamen ebenfalls zu Mollys Kopf und schon bald fühlte sie schlanke Finger die probeweise an ihrem Hinterkopf herum drückten.
»Tut es irgendwo weh euer Gnaden? Ich kann einfach keine Wunde finden...«
»Es ist schon gut das Blut ist nicht meins. Wir wurden angegriffen, etwas Blut muss in meine Haare gekommen sein. Aber mir geht es gut.«, versicherte sie den Dreien. Die Stimme der einen die gesprochen hatte war fast schon panisch gewesen. »Kein Wunder das ihr so blass seit euer Gnaden. Es muss am Schock liegen. Ich werde die Köchin bitten euch eine heiße Schokolade zu zu bereiten. Das hilft gegen den Schock.« Wiebeke kam in ihr sichtfeld und drückte leicht ihre Finger, bevor sie mit knisternden Röcken aufstand und verschwand.
Molly war gerührt, zumindest für einen Moment dann hörte sie das leise Flüstern von Alysa und Jannies. »Sie sieht aus wie ein abgemagertes Kind. Er hätte eine andere wählen sollen, die der komische König ihm stattdessen angeboten hat. Oder einen Kriegerin aus unseren Reihen wählen sollen aber nein... Sieh sie dir nur einmal an. Sie würd das Ægteca nicht übrleben.«
Die Stimme der Sprecherin schien kein Mitleid mit ihr zu haben. Noch wichtiger was war dieses Ægteca? Molly schaute zu den beiden hinüber. Alysa sagte da auf einmal.
»Mach doch bei den Ægteca mit... es ist für jede Frau offen egal ob von gehobenem Stamm oder nicht. Du könntest sie locker schlagen. Bist du doch eine gute Kriegerin.« also war es Jannies die zuvor gesprochen hatte. Sie nahm eine Schale vom Beistelltisch und die beiden kamen wieder zu ihr. »Achtung das könnte kurz kalte werden meine Königin.« zwitscherte Jannies übertrieb fröhlich.
Ihr wurde ein Eimer kalten Wassers über den Kopf gekippt. Es war nicht das was Molly erschrocken aufschreien ließ, es war das Rauschen in ihren Ohren und das Jaulen in ihrem Kopf das mit einem Mal laut Anstieg. Kälte schien es zu triggern. Schnell tauchte sie tiefer in das waren Wasser in der Hoffnung die Kälte davon abzuhalten sich auszubreiten.
»Das tut mir leid alles in Ordnung ich musste nur das Blut hinaus waschen.« hörte sie Alysas Stimme. Bildete sie sich das ein oder klang die Stimme der Frau hämisch. Ganz toll sie hatte noch nicht einmal etwas gemacht und schon hatte sie Feinde. Doch das war nicht ihre größte Sorge. Sie schaute auf ihre Hände hinab die auf ihren Beinen lagen und musste sich auf die Zunge beißen damit sie nicht vor Schmerz los schrie.
Ihre Finger schienen sich zurück zu ziehen und zu verformen. Oh oh nicht gut. Sie atmete tief ein, hielt ihre Luft an und entließ sie durch zusammen gepresste Zähne. Langsam oh so langsam schien das Biest sich wieder zu entspannen.
»Alles in Ordnung meine Königin? Ihr seht ein bisschen angespannt aus...« Molly bemühte sich ruhig weiter zu atmen und flehte im stillen. Schlaf wieder ein. Schlaf wieder ein. Und das wütende heulen in ihrem Kopf wurde wieder zu einem leisen jaulen. Bevor es ganz wurde und schlussendlich komplett verstummte.
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