Kapitel 49 - Teil 2
Charlotte, Rosalee und Gabriela müssen zur Arbeit und ich werde zu Madam Fidry geschickt. Traurig verabschiede ich mich von Rosalee und Charlotte. Und trete in das Zimmer, der Hofdamen Oberdame.
„Madam Fidry, mir wurde gesagt, ich soll zu Ihnen kommen." Sie blickt kurz von ihrem Tisch auf und mustert mich. Ihre blauen Augen mustern mich streng.
„Emmelin, 316J?", fragt sie streng und ich nickte zur Bestätigung.
„Okay gut. Du wurdest als Springer für die königlichen Stockwerke eingeteilt. Was Madam Pilo sich dabei dachte, eine Ari im ersten Jahr dafür zu wählen, ist mir ein Rätsel. Aber es ist jetzt so." Sie erklärt mir die verschiedenen Aufgaben, die ich übernehmen werde. Was hauptsächlich die Unterstützung, der königlichen Hofdamen ist. So wie zusätzliche Aufgaben, die teilweise anfallen. Sie schickt mich mit einer neuen Uniform in ein weiteres Zimmer. Dort ziehe ich mich rasch um und folge ihr zu einer Gruppe Mädchen, die dieselbe Uniform trage wie ich jetzt.
Sie ähnelt meinen Hofdamen uniform sehr. Es ist etwas länger und reicht ein Stück über das Knie. Am Saum zieren gelbe Stickereien. Wie das Kopftuch fällt auch die Schürze weg. Die Ärmel des Kleides reichen über den Ellbogen und der Ausschnitt bildet ein V, weshalb meine Kette vom Ball zum Vorschein kommt. Seit Kian sie mir zurückgebracht hat, habe ich sie nicht mehr abgelegt. Die Mädchen betrachten mich kurz abwertend und ihr Blick bleibt an der Kette hängen. Ich sehe kurz Eifersucht in ihren Augen aufblitzen.
„Mädchen, das ist euer neuer Springer", sagt Madam Fidry schnell, schiebt mich ein Stück näher zu ihnen und verschwindet dann auch schon.
„Hey, mein Name ist Emmelin", sage ich schüchtern, ernte ein genervtes Schnauben von den Mädchen, die sich umdrehen und zum Treppenhaus schreiten. Verwirrt folge ich ihnen.
„Hey, mein Name ist Samantha. Aber alle nennen mich Sam", sagt das Mädchen, das neben mich huscht und mir ihre Hand reicht. Ihr golden blondes Haar liegt lang über den Schultern. Ihre dunkelblauen Augen strahlen freudig und die schmalen rosa Lippen sind zu einem Lächeln geformt. Ich reiche ihr dankbar meine Hand.
„Ignoriere die anderen Mädchen. Die sind nur eifersüchtig, dass du als Springer gewählt wurdest und auch eine der Begleitungen des Prinzen warst. Du musst wissen, dass normalerweise erst Mädchen nach dem dritten Jahr gewählt werden. Besonders nach einem Vorfall vor drei Jahren. Als sie erfahren haben, dass du noch nicht einmal das Erste beendet hast, wurden sie etwas wütend."
„Und du? Bist du nicht wütend auf mich?", frage ich etwas ängstlich und verwirrt.
„Ach, nein. Ich weiß doch, dass du dafür nichts kannst. Madam Pilo wählt die Mädchen aus", sagt sie glücklich. Ich atme erleichtert auf, dass sich zumindest eine der Mädchen mit mir verbündet. „Halte dich heute einfach an mich, dann klappt das."
Oben an der Treppe angekommen, versammeln wir uns auf der kleinen Plattform und im nächsten Moment erscheint Madam Pilo. Als sie mich erblickt, muss sie kurz nachdenken.
„Wie ich sehe, ist euer neuer Springer hier. Für heute beendest du deine Aufgabe im Zimmer des Prinzen und danach hilfst du den anderen Mädchen. Wer übernimmt Verantwortung für die Neue?", fragt sie in die Runde. Die Blicke, der anderen gehen zu Boden oder an die Decke. Eine unangenehme Stille entsteht und durch die kalten engen Wände, wirkt sie bedrückend.
„Ich mach das", ertönt Samanthas Stimme und ich schenke ihr ein dankbares Lächeln.
„Gut, Samantha. Du wirst ihr heute bei ihrer Aufgabe helfen", sagt Madam Pilo noch schnell, bevor sie beginnt die anderen Mädchen ihren Aufgaben zuzuordnen.
Mit Samantha und zwei anderen Mädchen betreten wir das Zimmer von Kian. Er muss beim Frühstück sein, denn von ihm ist keine Spur. Die Beiden anderen Mädchen beginnen das Bett neu zu beziehen. Samantha und ich machen uns an dem Regal zu schaffen.
„Du hast das alles alleine aufräumen müssen?", fragt sie erschrocken, als sie das Chaos sieht, dass ich mit Kian vor ein paar Tagen gemacht habe. Ich nicke ihr zu und sie muss lachen.
„Was für ein Chaos. Aber ich sehe, du hast alles schon sortiert. Also lass uns das Regal auswaschen und dann wieder ordentlich einräumen", schlägt sie vor und wir machen uns an die Arbeit. Nach einer halben Stunde haben die zwei Mädchen, die Arbeit erledigen und lassen uns alleine zurück. Jetzt kommt Samantha nicht mehr aus dem plappern heraus. Sie fragt mich eine Reihe von Fragen und erzählt auch viel über sich. Etwas erinnert sie mich an Kalea und ihre frohe Natur. Die beiden würden sich sicher blendend verstehen.
„Was hat es eigentlich mit der Kette auf sich?", will sie etwas neugierig wissen. Verwirrt schaue ich sie an. Automatisch streiche ich über das goldene Medaillon.
„Was meinst du? Sie war ein Geschenk vom Prinzen. Ich war am Ball seine Begleitung, das weißt du doch", erkläre ich verwirrt.
„Ja, das weiß ich. Aber die meisten Mädchen verkaufen sie. Ich selbst habe sie einschmelzen lassen und meiner Familie geschickt. Damit konnten sie einen Winter lang Lebensmittel kaufen und Medizin die mein Vater brauchte. Sie ist viel wert. Ich kenne niemand, der das Ding nach dem Ball noch getragen hat", erklärt sie mir, als wäre es selbstverständlich. Erst jetzt fällt mir auf, dass tatsächlich keine der anderen Mädchen ihre Kette tragen. Auch Gabriela trug ihre heute früh nicht. Nie ist mir der Gedanke gekommen sie zu verkaufen. Immerhin war sie ein Geschenk.
„Ich weiß nicht. Mir gefällt sie. Ich habe keine Familie, der ich das Geld zukommen lassen könnte und ich selbst brauche keines", sag ich geistesabwesend und etwas zu mir selbst. Ich sehe wie Samantha etwas trauriger wird und denke verwirrt nach, ob ich etwas Falsches gesagt habe. Als mir auffällt, dass ich ihr gerade indirekt erzählt habe, dass meine Eltern gestorben sind.
Um das Thema zu ändern, frage ich über ihre Erfahrung auf dem Ball, von der sie mir freudig erzählt. Doch keine Erwähnung von der zweiten Auslese oder irgendwelchem magischen blauen Staub. Aris erinnern sich wirklich an nichts. Als wir das Regal von den unzähligen Staubschichten befreit haben, beginnen wir die Bücher wieder in die Regale zu Räumen. Als plötzlich die Türe aufgerissen wird und feste zugeknallt. Vor Schreck lasse ich ein Buch fallen, das laut auf dem Boden aufschlägt und auch Sam hat die Augen aufgerissen.
Erschrocken dreht sich Kian zu mir. „Emme...", setzt er gerade eine Begrüßung an, als ich leicht meinen Kopf schüttele und unauffällig zu Sam deute, die am anderen Ende des Regals steht.
„Ich wusste nicht, dass ihr heute hier arbeitet. Macht weiter", sagt er mit einer mir mittlerweile fremden Strenge und setzt sich an seinen Tisch. Schnell schenkt er mir ein Lächeln, bevor er uns den Rücken zudreht. Aufgebracht wühlt er durch seine Papiere und ich muss den Drang unterdrücken, zu ihm zu gehen, um zu sehen, was ihn so aufwühlte.
„Emmelin", höre ich plötzlich Sam ganz nah neben mir flüstern. Ich wende meinen Blick von Kian ab und ihr zu.
„Du solltest aufpassen nicht beim Starren erwischt zu werden", sagt sie etwas amüsiert, aber auch ernst. Ich nicke schnell und wir machen uns weiter an die Arbeit. Ich spüre, dass Kian sich immer wieder zu uns umdreht, doch unterdrücke mich zu ihm zudrehen. Plötzlich räuspert er sich ganz nah hinter mir. Wider zucke ich erschrocken zusammen. Wir drehen uns beide abrupt um und machen einen Knicks.
„Emm... Sam-an-tha", liest er das Namensschild vor. „Bring mir bitte eine Tasse Tee", sagt er streng und ich höre wieder die Arroganz darin, die ich die ersten Tage hier so oft gehört habe.
„Ja wohl, mein Prinz", sagt diese schnell und knickst, bevor sie durch die Türe verschwindet.
„Endlich", atmet Kian erleichtert auf und grinst mir breit zu. „Endlich, alleine", sagte er erneut, als er sich auf den Sessel neben mir fallen lässt. „Setz dich. Das wird mindestens fünfzehn Minuten dauern bis sie wieder hier ist", sagt er amüsiert. Etwas widerwillig folge ich seiner Aufforderung, da es mir etwas riskant erscheint. „Schicke neue Uniform." Ich kann einen gewissen Stolz in seiner Stimme hören und auch die Sorgenfalten, die ich zuvor auf seinem Gesicht gesehen habe, schmiegen sich etwas.
„Hast du damit etwas zu tun?", frage ich gereizt und traurig. Ich wäre viel lieber weiterhin mit Rosalee und Charlotte eingeteilt. Das liegt nicht nur an den Mädchen, die mich alle zu hassen scheinen. Aber auch der erneut entrissenen Routine, die ich gerade erst wieder aufgebaut habe.
„Ein bisschen. Wieso? Gefällt es dir nicht?", fragt er besorgt. Gerne würde ich ihm mein Leid klagen. Ihn bitten mich wieder zu meiner alten Arbeit gehen zu lassen, doch das würde noch mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen.
„Es ist schon in Ordnung", lüge ich deshalb traurig. Damit er nicht weiter nachfragen kann, stelle ich ihm eine. „Wieso warst du so aufgewühlt, als du durch die Türe kamst?"
„So offensichtlich?" Er Schnaubt und legt seinen Kopf in den Nacken. Er schließt seine Augen und nimmt einen tiefen Atemzug, bevor er sie wieder öffnet und sich zu mir dreht. Seine smaragdgrünen Augen funkeln gedimmter als sonst.
„Also ich denke, dass das Türen knallen ein guter Indikator war", sage ich amüsiert und lege meinen Kopf schief. Auch ihm entweicht ein leises Lachen.
„Ich habe meinen Vater nach der zweiten Auslese gefragt. Wir kommen nicht weiter, also dachte ich mir, ich versuch es auf direktem Weg. Doch er hat mich abblitzen lassen. Als ich etwas drängender wurde... Na ja sagen wir mal, wütend habe sogar ich vor meinem Vater angst. Ich bin einfach frustriert, dass wir nicht weiterkommen." Ich will ihm gerade etwas aufmuntern, als ich höre wie die Türe aufgeht. Schnell springe ich auf und eile zum Regal.
Sam hat offensichtlich nichts mitbekommen, denn ihr Blick ist konzentriert auf den Tee gerichtet, den sie auf dem kleinen Tisch vor den Prinzen stellt. Schnell knickst sie und macht sich wieder an die Arbeit. Kurz vor dem Mittagessen beenden wir die Arbeit und gehen gemeinsam zum Speisesaal.
Dort erspähe ich Rosalee und falle ihr freudig um den Arm. Kurz stelle ich ihr Sam vor und wir setzen uns gemeinsam an den Tisch. Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit putzen, waschen und ordnen von Kleider, Bettwäsche und anderem. Die Arbeit unterscheidet sich nicht sehr von der, der normalen Hofdamen. Doch die Atmosphäre ist um einiges angespannter und die feindseligen Blicke, der anderen bleiben mir nicht erspart.
Kian hat mir unauffällig einen Zettel zugeschoben, bevor ich gegangen bin. Er schrieb mir, dass wir uns heute wieder im Turm treffen. Bis dahin bleibt noch viel Zeit, weshalb ich mit Kalea, Rosalee und Jayden im Garten sitze. Sie alle beharren darauf, dass ich von meinem Tag berichte.
In Kaleas Augen erkenne ich pure Begeisterung. Sie hängt an meinen Lippen, wie ein Bär an einem Honigtopf. Rosalee ist Trauer in die Augen geschrieben, aber auch sie lauscht fasziniert meiner Erklärung. Eine Mischung aus Ärger und missfallen, erkenne ich in Jaydens Augen, während er jedoch ein Lachen aufsetzt.
Kalea verabschiedet sich, als Erstes um ins Bett zugehen und auch Rosalee folgt ihr nicht lange danach. Da Gabriela neu bei den Hofdamen ist, musste sie heute neu eingewiesen werden und sie hatten mehr Arbeit als sonst. So bleiben nur Jayden und ich zurück.
„Hat ER dafür gesorgt, dass du jetzt oben arbeiten musst?", platzt es aus ihm heraus, als Rosalee außer Hörweite ist. Ich zucke mit den Schultern. Kian hat nicht gesagt, dass er speziell darum gegeben hat. Aber er hat es auch nicht bestritten. Weshalb ich mir selbst nicht sicher bin.
„Lust aufs Dach zu gehen?", fragt er freudig, weil ihm die angespannte Atmosphäre aufgefallen ist. Kurz huscht ein Lächeln auf meine Lippen, doch dann erinnere ich mich an die Verabredung mit Kian.
„Ich kann nicht. Ich treffe mich gleich mit..." Ich stockte, als mir Jayden missbilligender Blick trifft.
„Lass raten. Dem Prinzen?", sagt er vorwerfend, aber nicht mehr so vorwerfend wie zu Beginn.
„Jayden, das ist nicht fair. Ich hab die letzten zwei Stunden mit dir verbracht", sage ich traurig über seine Eifersucht.
„Tut mir leid, Emmelin." Es ist komisch wie schnell sich sein Gemüt von Zorn auf den Prinzen, zu schlechtem Gewissen verändern kann. „Du hast recht. Ich danke dir dafür. Darf ich dich zumindest hinbringen?", fragt er beinahe flehend.
„Nur wenn du dich benimmst", sage ich ernst mit einem amüsierten Unterton. So gehen wir gemeinsam zum vorderen Garten. Als wir Kian aus der Türe kommen sehen, schaut Jayden mir noch einmal tief in die Augen. Seine himmelblauen Augen legen wieder den Bann auf mich. Sie ziehen mein Herz in eine warme Umarmung, die es einen Takt schneller schlagen lässt.
„Ich vertrau dir. Gute Nacht", sagt er sanft und liebevoll. Bevor ich es realisieren kann, haucht er mir einen Kuss auf die Wange, was mir sofort die Röte ins Gesicht schießen lässt. Ein Kribbeln geht durch meinen Körper und mein Herz macht einen kurzen Sprung. Noch einmal schenkt er mir ein Lächeln, das mich schmelzen lässt. Was ist los mit dir? Meldet sich mein Verstand scharf. Jayden dreht sich von mir ab und verschwindet in die Nacht. Ich schaue ihm noch verwirrt nach, als mich Kians Stimme herumfahren lässt.
„Ich dachte er ist nicht dein Freund?", fragt er streng mit zusammengekniffenen Augen.
„Emm...", ist alles, was ich in meiner Verwirrung herausbringe. Ohne ein weiteres Wort läuft er an mir vorbei in Richtung des Turms. Ich schaue ihm nach, doch bleibe stehen.
„Kommst du?", fragt er, als er bemerkt, dass ich ihm nicht folge. Ich hole schnell auf. Am Turm angekommen, starren wir den Sternen entgegen.
„Ist das Zeichen noch auf deinem Arm?", will Kian mit einer sanften Stimme wissen. Mein Blick geht zu meinem Arm, als müsse ich nachsehen, ob es noch da ist. Aber ich kenne die Antwort bereits.
„Ja." Bei Nacht leuchtet es noch heller. Einerseits, hat das Blau etwas Magisches und Schönes. Auf der anderen Seite, weckt es so viele Fragen und Ungewissheit in mir, dass ich es am liebsten abschütteln möchte.
„Der einzige Ort, an dem wir eventuell noch eine Antwort finden können, ist im Schlafzimmer meines Vaters." Er scheint darüber schon nachgedacht zu haben. Denn es klingt nicht wie ein Vorschlag, aber wie ein Plan.
Da ich jetzt offiziell auf den oberen Stockwerken sein darf, wird es nicht schwierig dort herumzustreichen. Aber es würde verdächtig wirken, wenn wir in das Zimmer des Königs gehen. Kian besteht darauf, dass ich auch mitkomme. Sollte es sich, um etwas handeln, dass nur ich sehen kann, würde es die Suche erleichtern, erklärt er. Ich muss gestehen, dass mir seine Erklärung plausibel erscheint.
Wir einigen uns darauf die nächsten Tage nach einem günstigen Zeitpunkt Ausschau zu halten. Da es trotz Jacken und der Decke, die er mitgebracht hat, zu kalt wird, beschließen wir uns einen neuen Platz zu überlegen, um uns zu treffen.
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