Kapitel 13
Auch der heutige Morgen beginnt mit Kalea, die freudig in unsere Zimmer tanzt.
"Kannst du nicht einmal am Morgen leise sein", brummt Rosalee das kleine Mädchen an, die jedoch nur freudig lacht und schon in den Waschraum verschwindet.
"Wie es dich nicht stört, versteh ich nicht", richtet Rosalie an mich.
"Ich finde es echt lustig, sie zu beobachten. So als gäbe es keine Sorgen in der Welt und als wären wir nur in einem Abenteuercamp."
Etwas mürrisch geht Rosalee mit mir in den Waschraum und kurze Zeit später zum Frühstück. Da wir heute den Hofdamen eingeteilt sind und deren Arbeit erst gegen neun beginnt, müssen wir erst um acht zur Einführung erscheinen.
Der Speisesaal ist beinahe leer, als wir dort um halb acht eintreffen.
"Freie Platzwahl, Mädels", trällert Rosalee glücklich.
"Oh, es ist irgendwie komisch hier ohne die ganzen anderen. Fast gruselig", gibt Kalea zu bedenken.
Obwohl uns jeder Tisch zur Verfügung steht, entscheiden wir uns an unserem normalen Tisch Platz zu nehmen.
"Oh, ich freue mich schon so sehr auf heute. Endlich können wir die Schlafsäle betrachten. Oh, diese sind bestimmt wunderschön. Oh, ich freu mich."
"Kalea, dir ist bewusst, dass wir zum Arbeiten dort sind und es kein Museumsbesuch wird?", fährt Rosalee Kalea genervt an.
Diese schaut nur gleichgültig und versinkt in ihren Gedanken.
Kurze Zeit später stehen wir vor einer hochgewachsenen, dunkel blonden, blauäugigen Dame mittleren Alters.
"Mein Name ist Madam Fidry. Ich bin die Oberdame der Hofdamen. Die Mädchen der letzten Tage haben sich nicht sehr geschickt angestellt, daher hoffe ich, dass ihr etwas mehr Potenzial zeigt. Schön anzusehen seid ihr schon mal. Wir arbeiten hier in Teams von drei. Jedoch da ihr nur zur Einweisung hier seit werdet ihr heute zu viert eingeteilt. Zuerst werdet ihr mit Charlotte den korrekten Ablauf lernen, ein Bett herzurichten. Danach das Reinigen und Bestücken des Bades. Das Putzen von Fußböden und Fenster sollte euch bekannt sein."
Charlotte, die darauf besteht, sie Charly zu nennen, erklärt uns alles genauesten. Bereits beim ersten Versuch gelingt es Rosalee und mir, das Bett zu ihrer Zufriedenheit hinzurichten. Nur Kalea hat Schwierigkeiten, die dann zum Bad-Putzdienst eingeteilt wird.
Mit einem kleinen Wagen, beladen mit frischer Bettwäsche, Handtücher, Putzutensilien so wie frischer Seife, streifen wir von einem Zimmer zum nächsten. Schnell überlässt Charlotte das Herrichten der Betten Rosalee und mir, da sie sehr von unserem Können überrascht ist und unterstützt Kalea im Bad. Kurz darauf machen wir uns an die Fenster- und Boden putzen. Bereits jetzt funktionieren wir wie eine gut geölte Maschine. Knapp zehn Minuten verbringen wir in den Zimmern, bevor wir zum nächsten aufbrechen.
Überraschend genieße ich die monotone, doch spaßige Arbeit. Kurz nach elf Uhr haben wir die uns zugeteilten Räume fertig gereinigt und bestückt.
"Nun geht es für uns nach unten in die Wäscherei", erklärt Charlotte in einem erleichterten Ton.
Den Berg an Wäsche werfen wir im Vorratsraum in einen Schacht, der die Laken direkt in die Wäscherei befördert. Wir nehmen eilig die Stufen hinunter in den Keller, der dank der Trockner überraschend warm ist.
Für die nächsten zwei Stunden, mit einer ganzen Anzahl anderer Hofdamen, beladen und entladen wir Waschmaschinen und Trockner. Danach falten wir die niemals endende Wäsche. Gefolgt von einer halbstündigen Mittagsessenspause.
Eilig schlingen wir Kartoffeln, Karottensalat und eine Art Hühnchen hinunter, bevor wir wieder in den Keller des Nordflügels eilen.
In großen Körben tragen wir die frisch gewaschenen Bettlaken in die oberen Stockwerke und bestücken die Vorratsräume neu. Immer wieder laufen wir die Treppen hoch und runter, bis der Bestand einwandfrei ist.
Als das letzte Laken an seinem Platz ist, setzen Rosalee und ich uns in dem Vorratsraum auf den Boden.
"Ich glaube, ich kann keinen Schritt mehr gehen", quengelt Rosalee. Mit einem erschöpften Stöhnen stimme ich ihr zu.
"Ich bin noch nie in meinem Leben so viele Stufen gelaufen." Für einige Herzschläge verharren wir erschöpft auf dem Boden, als plötzlich die Tür aufspringt und Kalea uns entgegenblickt.
"Oh, da seid ihr ja. Ich habe euch schon überall gesucht. Charly wartet im Keller auf uns", sagt sie zuckersüß, als sie schon wieder verschwindet. Mit einem lauten Stöhnen helfen Rosalee und ich uns gegenseitig auf die Beine und stapfen die Treppen hinunter.
Lachend erwartet uns Charlotte.
"Das waren nur eineinhalb Stunden Treppensteigen und ihr seht aus, als wärt ihr einen Marathon gerannt. Aber glaubt mir, nach zwei Wochen wird das Treppensteigen euch nichts mehr ausmachen." Auch Kalea muss kichern, jedoch wurde sie unten in der Ausgabe eingeteilt und musste nicht über hundert Stufen hundertmal hoch und wieder runtersteigen.
Wir gehen weiter zu einem anderen Waschraum, in dem die Kleider der Bewohner gewaschen werden. Schnell suchen wir die Bekleidung, der in unseren Zimmern hausenden Bewohner und steigen erneut die Stufen auf.
Im vierten Stock angekommen, hängen wir zuerst alle Kleidung in den Vorratsraum. Charlotte erklärt uns, dass wir jeweils nur mit der Wäsche eines Bewohner zu dem jeweiligen Zimmer laufen, kurz klopfen sollen und entweder die Kleidung der Person überreichen oder, sollte niemand dort sein, sie in den Schrank hängen.
"Vergesst nicht, einen Knicks zu machen, wenn euch einer der Abgeordneten begegnet und blickt sie nicht an und sprecht nicht mit ihnen."
Danach schickt sie eine nach der anderen mit einem Bündel Kleider los. Die ersten drei meiner Zimmer sind leer, weshalb ich die Kleidung schnell in den Schrank lege, bevor ich zurück in den Vorratsraum gehe. Bei meinem letzten Zimmer öffnet eine ältere Dame die Tür und wie angewiesen, knickste ich, bevor ich ihr die Wäsche reiche.
Auf meinem Rückweg kommt gerade Rosalee aus einem der Zimmer und wir laufen gemeinsam weiter.
Plötzlich vernehmen wir dumpfe Schritte. Wie Madam Pilot uns am ersten Tag beigebracht hat, bleiben wir stehen, um die Person passieren zu lassen und machen einen Knicks. Zu unserer Überraschung bleibt sie jedoch vor uns stehen.
"Mädchen, ihr könnt aufschauen!" Ich erkenne die Stimme des Prinzen und wir folgen seiner Anweisung. Kurz beäugt er uns, bevor er seinen Blick auf mich richtet.
"Bitte richtet mein Bett erneut, da es nach dem Herrichten noch einmal ... genutzt wurde."
Verwirrt schaue ich zu Rosalee, die leicht mit den Schultern zuckt.
"Mein Prinz, das Betreten der königlichen Stockwerken ist uns nicht gestattet", antworte ich ihm verwirrt und ängstlich.
"Ebenso darfst du nur sprechen, wenn du dazu aufgefordert wirst. Aber wie wir sehen, hast du kein Problem, die Regeln zu brechen", erwidert er mir mit einem herausfordernden Grinsen.
Panisch blicke ich zu Rosalee, der auch die Angst im Gesicht steht. Kurz darauf ertönt das Klacken von Madams Pilos Schuhen, die neben uns stehen bleibt und vor dem Prinzen knickst.
"Mein Prinz, wie kann ich Euch behilflich sein. Haben die Mädchen etwas angestellt. Ihr müsst ihnen verzeihen, sie sind noch in der Einführung", sagt sie mit einer respektvollen Stimme zum Prinzen.
Also ist es nur uns nicht gestattet ohne Aufforderung zu sprechen, geht mir ihr Verhalten durch den Kopf.
"Oh nein, ganz im Gegenteil, Madam Pilo. Sie leisten hervorragende Arbeit, weshalb ich sie zu meinem Gemach schicken wollte, um mein Bett erneut herzurichten, da es ... noch einmal in Gebrauch war nach der morgendlichen Runde", gibt er in einem beinahe freundlichen Ton wieder. Die Arroganz, Überlegenheit und der Spott sind aus seiner Stimme geflohen.
"Mein Prinz, ich schicke gleich jemanden hinauf. Aber diese zwei sind noch Jahre davon entfernt, diese Ehre zu erhalten. Bitte entschuldigen Sie", erklärt sie sachlich.
Mit einem Nicken dreht er sich von uns ab und geht den Gang entlang. Erleichtert atme ich auf und auch Rosalee entweicht ein erleichtertes Stöhnen.
"Was habt ihr euch gedacht, Mädchen? Zurück an die Arbeit mit euch", mahnt uns die Dame und mit einem strengen Blick lässt sie keine weitere Konversation zu.
Eilig laufen Rosalee und ich zurück zu Charlotte, die uns bereits erwartet, jedoch nicht auf unsere Verzögerung anspricht.
Zurück im Keller beginnen wir mit dem Waschen der Kleidung, die wir am Morgen eingesammelt haben. Waschen, trocknen, zusammenlegen, danach in die vorgesehenen Bereiche einteilen so wie beschrifteten, beschäftigt uns für die nächste Stunde. Eine Stunde vor dem Abendessen werden wir erschöpft von der Arbeit entlassen. Kurz lobt uns Charlotte noch, bevor auch sie den Keller verlässt.
Um die Zeit bis zum Abendessen zu überbrücken, gehen Rosalee und ich wieder in den Garten und Kalea entscheidet sich erneut die Bücherei aufzusuchen.
"Was war das heute bitte?", platzt es aus Rosalee heraus, als wir und auf der Bank Platz nehmen.
"Was meinst du, Rosalee ?"
"Nenne mich bitte Lee. Rosalee nennt mich nur meine Mutter, wenn sie sauer ist", sagt sie belustigt, bevor sie fortfährt, "das mit dem Prinzen meine ich. Wie er dich fokussiert hat. Und sein arrogantes Gehabe. Also du kannst mir nicht erzählen, er wüsste nicht, dass wir nichts in den oberen Stockwerken zu suchen haben."
"Ich weiß nicht Ros... am... Lee. Komisch war es schon. Aber ich denke nicht, dass es merkwürdig war. Immerhin ist er der Prinz. Für ihn sind wir doch alle nur Bedienstete, die jeden seiner Wünsche von den Lippen ablesen muss. Ich wette, er weiß nicht einmal, von den ganzen Regeln. Für ihn wird sein Bett gemacht, wer oder wann das geschieht, ist ihm vermutlich egal."
"Hm... wenn du meinst Emmelin. Aber ich denke, dass da mehr dahinter steckt. Er scheint immer dort auftauchen, wo du bist."
"Ach, da geht deine Fantasie mit dir durch, Lee." Mit einem vielsagenden Blick schaut sie mich an, bevor wir gleichzeitig in Lachen verfallen.
"Was gibt es denn hier zu lachen?", reißt uns eine Männerstimme aus unserem herumalbern. Für einen Moment befürchte ich, dass es erneut der Prinz ist.
"Oh, es ist nur Jayden", gibt Rosalee von sich und erntet ein beleidigtes Schnaufen von dem jungen Mann.
"Wen habt ihr denn erwartet? Und es tut mir leid, dass es NUR ich bin", sagt er etwas belustigter und einem gespielten beleidigten Ton.
"Ach nichts", versuche ich abzuwenden. "Hast du wieder etwas vergessen?"
"Nein, heute nicht. Ich wollte tatsächlich nur ein wenig im Garten meinen Gedanken nachgehen."
Eine ganze Weile unterhalten wir drei uns. Jayden und Rosalee diskutieren immer wieder über die verschiedenen Pflanzenarten und ihre Funktionen. Jayden ist über ihr tiefes Wissen überrascht und belustigt über die Abwesenheit meines.
Nach einer knappen Stunde verabschieden wir uns, um zum Abendessen zu gehen. Geschafft von dem anstrengenden Tag falle ich in mein Bett und wenige Minuten später in einen traumlosen Schlaf.
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