Kapitel 11
Wir nehmen alle Platz an einem der vielen Tische, die wie in einer Schule hintereinanderstehen. An einem Pult im vorderen Teilt hat sich Madam Pilo bereits aufgestellt und begutachtet uns nun mit strengem Blick. Als nun alle still an einem Platz sitzen beginnt sie zu sprechen.
"Um anständige Damen aus euch Aris zu machen werdet ihr ein paar der Grundregeln des Palastes lernen. In den kommenden Tagen werdet ihr jede der Hauptaufgaben durchlaufen und einen genaueren Einblick in die bestimmten Bereiche erhalten. Danach werdet ihr je nach euren stärken und Schwächen langfristig einer Abteilung zugeteilt. Der heutige Tag beinhaltet allgemeine Verhaltensregeln und eine Einführung in den Tagesablauf im Palast."
Elegant dreht sie sich zur Kreidetafel um und beginnt zu schreiben.
1. Augen werden gesenkt.
2. Kein Ton huscht über eure Lippe in den oberen Gängen
3. Zügig laufen aber nicht rennen
4. Knicken vor den höher gestellten Bewohnern
5. Sprechen nur, wenn sie dazu aufgefordert werden oder die Situation es Benötigt
"Wie ich euch bereits gestern erklärt habe, sind das die goldenen 5 Regeln. Ein Regelbruch kann schwer bestraft werden. Also prägt sie euch gut ein."
Darauf folgte eine lange Rede über einen normalen Ablauf im Palast, wann die Zimmer gerichtet werden, essen aufgetischt wird, Räume gereinigt werden, Kaffee und Kuchen aufgetischt wird und vieles mehr. Schon nach einer Stunde beginnt mein Kopf zu brummen und ich frage mich wie ich mir das gehörte alles merken sollte. Darauf folgt eine Einweisung zu unserer Uniform und erst jetzt registriere ich, dass es anscheinend verschiedene Varianten gibt, jedoch wird uns diese erst nach unserer Einführung ausgegeben. Danach erklärte sie uns wie wir die Bewohner adressieren müssen, sollten wir dazu aufgefordert werden zu sprechen.
"Ein jeder Konversation endet oder beginnt mit 'mein Herr/Dame' und für den unwahrscheinlichen Fall dass ihr die Königsfamilie antrefft habt ihr sie mit ihrem Titel anzusprechen." ertönte ihre strenge Stimme.
Bis zur Mittagszeit füllte sie unsere Köpfe mit weiterer Information. Wir erhalten eine einstündige Mittagspause bevor sie uns in einem der Aufenthaltsräume erwartet.
Eilig laufen wir zum Speisesaal. Ein Salat, ein Teller mit Nudeln und einer dunklen Soße so wie eine kleine Nachspeise wird uns auf unser Tablett gestellt. Wie gewohnt nehme ich an dem gewöhnlichen Tisch Platz und beginne zu essen.
"Oh, das ist alles so spannend. Findet ihr nicht auch? Oh, so viele Regeln und Informationen, wie soll ich mir das alles merken. Oh, wie gerne wäre ich eine Hofdame in den oberen Stockwerken. Oh, ich hoffe ich werde nicht in der Küche eingeteilt" ertönt Kaleas piepsig freudige Stimme.
Rosalee verdreht ihre Augen neben mir.
"Mädchen du solltest nicht so viel reden sonst bleibt dir keine Zeit zum Essen", mahnt sie Kalea genervt. Diese lächelt ihr zuckersüß entgegen und beginnt ebenfalls zu essen.
Nach dem Mittagessen gehen wir langsam zum Aufenthaltsraum der sich als großer leerer Saal entpuppt. Nur ein Stapel an Büchern liegt auf dem Boden. Nach einigen Minuten tritt Madam Pilo ein.
"Jeder nimmt sich ein Buch und legt sich es auf den Kopf." Verwirrt folgen wir ihrer Anweisung und wenige Momente später beginnen die ersten Bücher wieder auf den Boden zu fallen.
"Ihr repräsentiert das Königshaus und eine korrekte Haltung spricht Bände. Also balanciert ihr alle nun so lange die Bücher auf dem Kopf bis keines mehr zu Boden fällt."
Wären alle ihr Bestes geben und langsam durch den Raum stiefeln, wohlbedacht das Buch nicht fallen zu lassen, erklärt und die Madam weitere Abläufe und Regel des Palastes. Jedoch bekomme ich kaum etwas mit, und hoffe es ist nicht so wichtig. Mit voller Konzentration halte ich das Buch, wenn auch wackelig, auf meinen Kopf. Als wir es endlich ablegen dürfen atme ich erleichtert durch.
"Ab morgen beginnt die Einführung in die speziellen Arbeitsbereiche. Jeder Bereich hat eine eigene Oberdame, die sie anweisen wird. Beginn in jedem Bereich ist um halb acht und ich erwarte von euch Pünktlichkeit und gutes Benehmen."
Jeder erhält sein Bereich für die nächsten Tage. Kalea, Rosalee und ich beginnen in der Küche, danach Service, Putzdienst und am letzten Tag Hofdamen in den Schlafsälen.
Danach lässt uns Madam Pilo bis zum Abendmahl mit den Büchern auf dem Kopf durch den Raum schreiten. Am Ende fallen nur noch vereinzelt Bücher zu Boden.
Erschöpft und Schmerzen am ganzen Körper machen wir uns zum Abendessen. Das wie am Abend zuvor in einem Buffet angerichtet ist. Selbst Kalea scheint erledigt vom heutigen Tag denn sie gibt keinen Mucks von sich.
Zurück in unserem Zimmer streife ich mir eine bequem ausgeblichene schwarze Hose über und eine beige Tunika. Erfolglos versuche ich mein kurzen Haare zu einem Zopf zu flechten.
"Wisst ihr ob es uns gestattet ist in den Garten zu gehen?" will ich von meinen Zimmerkollegen wissen die erschöpft in den Betten liegen. Rosalee zuckt nur mit den Schultern
"Oh, der Garten. Oh, so schön. Was für ein Traum er ist. Oh, ein wahrer königlicher Garten. Aber Ich bin so müde ich kann mich keinen Schritt bewegen", antwortet mir Kalea fröhlich obwohl ich sie nicht fragte, ob sie mich begleiten will.
Keine von Madam Pilos Regeln besagten wir können nicht in den Garten also beschließe ich es einfach zu wagen. Nach kurzer Zeit entdecke ich eine Glastür, die vor einem unseren Aufenthaltsräumen zu dem Garten inmitten des Palastes führt. Wenn es eine Türe von unserem Flügel in den Garten gibt, kann es kaum verboten sein ihn zu betreten, denke ich mir und schreite durch die Türe.
Sofort umhüllt mich eine warme feuchte Luft. Ein Geruch von frischen Blüten und Zedernholz schmeichelt meinen Sinnen. Ich vernehme ein leises Plätschern und den Gesang von Vögel, ansonsten herrscht Stille. Ein leichter Wind lässt die Blätter der Bäume leicht rascheln. Langsam gehe ich den Kies-Pfad durch das Naturspektakel bis zu einem kleinen Teich.
Die Sonne lässt das Wasser in den verschiedensten Blau-tönen schimmern und kleine Fische tummeln sich in den verschiedensten Farben. Auf eine Bank neben dem kristallklaren Teich nehme ich Platz und schließe meine Augen. Die Sonnenstrahlen tanzen auf meiner Haut. Der Wind fließt mir durchs Haar und ein Gefühl von innerem Frieden legt sich über mich.
Für eine Weile verharre ich in der Position als plötzlich ein Knacksen mich aus der Trance reißt und ich erschrocken aufblicke.
"Oh ... hallo ... ich wusste nicht das jemand hier ist. Ich hoffe ich habe dich nicht erschreckt. Es tut mir leid", entgegnet mir eine besorgte junge Männerstimme. Rechts neben mir stand ein großer, sportlicher junger Mann der ein paar Jahre älter als ich scheint. Sein dunkelblondes Haar ist zu einem etwas unordentlichen Knoten gebunden und sein kurzer Bart ist sehr gepflegt. Seine Himmel blauen Augen betrachten mich besorgt.
Kurz räuspere ich mich bevor ich mich an ihn richte "Keine Sorgen ich war nur gerade in Gedanken und habe mit niemandem gerechnet. Ich war mir unsicher ob ich mich hier in den Garten gehen darf. Ich hoffe ich tue gerade nichts Verbotenes."
Etwas erleichtert und amüsiert lockert sich die verspannte Haltung des jungen Mannes.
"Nein mach dir keine Sorgen. Jedem ist es erlaubt die Gärten zu betreten. Nur an wenigen Tagen lässt der König ihn für seine eigene Nutzung sperren. Aber an anderen Tagen darf jeder kommen und gehen wie es ihm gefällt." Auch ich entspanne meine Haltung sichtlich erleichtert über die neue Erkenntnis.
"Ich bin übrigens Jayden. Ich bin einer der Gärtner hier. Und du scheinst eine der neuen Aris zu sein." Er reicht mir seine Hand und ich nickte ihm zustimmend zu.
"Ich bin Emmelin."
"Schön deine Bekanntschaft zu machen, Emmelin. Ich hoffe wir haben noch öfters das Vergnügen allerdings muss ich weiter. Ich habe nur eines meiner Geräte vorhin hier vergessen" schnell packt er sich ein schweres Metall Objekt, das mir erst jetzt ausfällt.
"Die Arbeit ruft. Schließlich wachsen die Pflanzen ja nicht von selbst" gibt er lachend von sich als er sich umdreht und den schmalen weg entlangläuft.
"Auf Wiedersehen Emmelin", ruft er mir noch zu als er hinter einem Baum verschwindet.
Was für ein komischer Kauz denke ich mir als ich erneut meine Augen schließe und in meine Gedanken vertiefe. Als plötzlich ein erneutes Knirschen von Kies meine Gedanken stört.
Ohne meine Augen zu öffnen sage ich amüsiert, "Jayden du hast hoffentlich nicht noch etwas vergessen?"
Jedoch folgt keine Antwort nur einer bedrückenden Stille, die nicht einmal die Vögel trauen zu brechen. Erschrocken fahre ich hoch und blicke mich um.
Wie so viele male fällt mein Blick in die grünen Augen der Prinzen. Ruckartig senke ich meinen Blick da ich erneut die Este Regel von Madam Pilo breche. Unklar wie ich mich zu verhalten habe verharre ich in der Position.
"Hat dir Madam Pilo nicht beigebracht sich zu verbeugen wenn jemand vor dir steht? Oder das man nicht spricht wenn man nicht aufgefordert wird?"
Erschrocken über seine harten Worte, die er mit so viel Verachtung spricht, springe ich eilige auf und mache einen hastigen Knicks bevor ich mit gesenktem Blick vor dem Prinzen stehen bleibe.
"Ich habe dir eine Frage gestellt. Ich erwarte eine Antwort", fordert er mit einem befehlerischen Ton.
Kurz muss ich überlegen, was die Frage war bevor ich mit zittriger Stimme antworte.
"Doch das hat sie" eine kurze Pause dann fällt mir eine weitere Regel ein "mein Herr" schnell bemerke ich meine Fehler und korrigiere "mein Prinz."
"Ich sehe da hat Madam Pilo noch viel Arbeit mit dir vor sich. Du darfst jetzt gehen aber ich hoffe, dass du dir die Regeln, des Palastes besser zu Herzen nimmst, sonst war das eine sehr kurze Zeit im Palast für dich."
Erneut knickse ich vor dem Prinzen bevor ich eilig zurück in den Ostflügel gehe. Mein Körper zittert immer noch vor Anspannung und mein Herz pocht wie wild als ich mein Schlafraum erreiche.
Mit einem leisen Knall lasse ich die Tür hinter mir zu fallen und schmeiße ich auf mein Bett. Um meiner Frustration über mein Verhalten freien Lauf zu lassen, schreie ich in mein Kissen. Sichtlich ruhiger drehe ich mich auf den Rücken und blicke nun in die fragenden Augen von Rosalee und Kalea die auf ihren Betten sitzen.
"Oh was ist denn mit dir los?" will die Kleine von mir wissen.
"Die gute Nachricht ist wir dürfen in den Garten" presche ich heraus.
"Und die schlechte?" will nun Rosalee von mir wissen
"Ich werde wohl nicht lange hier bleiben" gebe ich enttäuscht von mir.
Mit fragenden Blicken erkläre ich ihnen was geschehen war. Normalerweise verspürte ich nicht das Gefühl meine Gedanken oder Erlebnisse mit irgendjemanden zu teilen. Ich bin eine Einzelgängerin und hatte es seit dem Unfall nicht mehr so mit Freunden. Doch all die neuen Eindrücke und die Frustration über mich selbst lässt die Worte einfach so aus mir heraussprudeln.
"Oh das ist aber etwas doof gelaufen. Aber ich glaube nicht, dass der Prinz dich deshalb herausschmeißen wird. Es war ja nur ein Versehen und es ist erst unser zweiter Tag hier", versucht mich Kalea zu ermutigend.
Nach einer Weile des Schweigens wünschen wir uns eine Gute Nacht und gehen zu Bett.
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