Leise Zweifel
Leise Zweifel
Sydney PoV
Ich lag wach im Bett und starrte an die Decke. Meine Gedanken kreisten um den Rat und auch um Mina. Sie war doch allen Ernstes der gleichen Meinung, wie die Jedi gewesen. Ich müsste mich gedulden und der Rat würde mir bald den Rang einer Meisterin zuteilen. Natürlich konnte sie Recht haben, aber ich hatte das Gefühl, dass dies nicht sobald der Fall sein würde.
Und warum um alles in der Welt, stand Mina in diesem Fall bitte auf der Seite der Jedi? Wir waren die besten Freunde und ich hatte erwartet, dass sie mich verstehen würde. Stattdessen aber durfte ich mir von ihr auch noch etwas anhören und es hatte fast so ausgesehen, als wäre sie enttäuscht von mir gewesen.
Und seit unserer Auseinandersetzung hatte ich das merkwürdige Gefühl, dass Mina irgendwas vor mir verheimlichte. Sie hatte so angespannt und nervös gewirkt und generell verhielt sie sich in letzter Zeit ziemlich merkwürdig. Ich bekam sie in den letzten vergangenen Wochen kaum noch zu Gesicht und wenn ich ihr dann mal über den Weg lief, dann kam es mir fast so vor, als würde sie die Flucht vor mir ergreifen. Aber warum? Was könnte es geben, worüber sie nicht mit mir sprechen wollte? Bisher hatten wir niemals Geheimnisse voreinander gehabt und selbst, wenn wir uns mal eine Sache nicht sofort erzählt hatten...dann kam es aber später zum Gespräch und wir hatten gemeinsam eine Lösung gefunden.
War es wirklich wahr und Mina hatte ein Geheimnis vor mir? Normalerweise würde ich ihr so etwas niemals unterstellen, aber alle Indizien sprachen dafür. Die Frage war nur, was ihr Geheimnis war. Wusste sie vielleicht etwas, was ich nicht wusste? Ging es um die Prophezeiung oder um etwas ganz anderes? Und warum verheimlichte sie es mir dann? Wollte sie mich beschützen oder war sie der Meinung, dass es mich nichts angehen würde?
Tausend Fragen schwirrten durch meinen Kopf und die Ungewissheit machte mich fast wahnsinnig. Einerseits vertraute ich ja meinem Gefühl, welches skeptisch war, aber ich wollte meiner besten Freundin auch keineswegs misstrauen.
Mina hatte mir immerhin auch neuen Mut gegeben, dass wir es schaffen konnten, das Böse zu besiegen und den drohenden Bruch der Prophezeiung somit verhindern würden. Und sie war die aufrichtigste und gütigste Person die ich kannte. Mina gab stets neue Hoffnung und immer, wenn ich Probleme hatte, konnte ich zu ihr kommen.
Niemals hatte sie mich im Stich gelassen und sogar nach dem Tod von Darian hatte sie mir keine Vorwürfe gemacht, weil meine Gefühle für ihn eigentlich verboten waren. Nein! Sie war für mich da gewesen und hatte mich in meiner Trauer aufgefangen. Ohne Minas Hilfe wäre ich sicher längst am Tod von Darian zusammengebrochen.
Genauso war es doch bei uns! Wir waren füreinander da und unsere Freundschaft war stärker als alles andere. Sonst hätten wir es ja wohl kaum geschafft, unseren bisherigen Feinden das Handwerk zu legen. Allein wäre niemand von uns stark genug dafür gewesen, aber gemeinsam hatten wir es geschafft und wir würden es auch schaffen, die Prophezeiung zu erfüllen. Denn solange wir nur zusammenhielten, konnte sich uns nichts und niemand in den Weg stellen.
***
Am nächsten Tag war ich eher schweigsam während der Sitzung des Rates, was aber auch nicht sonderlich verwunderlich war. Immerhin war ich immer noch sauer, weil man mir und Anakin offenbar den Rang von Meistern nicht zutraute und daher hatte ich nicht viel zu sagen. Aber dann wurde ich doch hellhörig, denn auf einmal wurde es interessant.
,,Wir wissen nun endlich, wo sich General Grievous aufhält.", sagte Meister Windu und ich sah ihn erstaunt an.
,,Ach, ja? Und wo?"
,,Er hat sich auf dem Planeten Utapau versteckt. Wir sollten umgehend jemanden dorthin schicken, um ihn festzunehmen. Bevor er wieder verschwindet.", warf Meister Plo Koon ein.
,,Anakin und ich könnten gehen.", schlug ich vor, doch mein Vorschlag wurde durch ein Kopfschütteln von Meister Yoda zerschlagen, der heute als Hologramm anwesend war.
,,Ein Meister wird benötigt. Mit viel mehr Erfahrung."
,,Er hat Recht! Und du solltest dich lieber noch zurückhalten, Sydney. Die letzten Tage waren ziemlich belastend für dich.", stimmte Meister Windu Yoda zu und ich nickte stumm.
Natürlich! War ja klar, dass er das so sah. Gut, die Erscheinung von Darian und seine Botschaft hatten mich wirklich aus der Bahn geworfen, aber mittlerweile hatte ich mich wieder gefangen und ich wollte nicht untätig rumsitzen. Aber was der Rat nun einmal entschied, war eine beschlossene Tatsache.
,,Dem stimme ich zu.", sagte Meister Plo Koon, ehe er auf Obi-Wan deutete, der neben ihm saß. ,,Meister Kenobi sollte gehen!"
Binnen weniger Sekunden stimmten alle Mitglieder des Rates dem Vorschlag zu und es war entschieden, dass Obi-Wan sich Grievous vorknöpfen würde. Kurz darauf wurde die Sitzung beendet und ich verließ den Raum. Zwar bekam ich noch mit, wie sämtliche Meister noch Planeten zugewiesen wurden, wo sie für Ordnung sorgen sollten, aber ich ignorierte es.
Wenn ich mich schon zurückhalten sollte, dann war es mir auch egal, wohin die anderen Jedi sich verteilten. Sollten sie doch ihre Missionen erfüllen...ich beschloss, meine Freizeit zu genießen.
Ich wollte mich schon auf den Weg zu meinem Quartier machen, als ich plötzlich Kanzler Palpatine entdeckte, der sich noch mit einem Senator unterhielt, ehe er mich entdeckte und mir ein höfliches Lächeln entgegen brachte.
,,Ah, Miss Sydney! Wie ich sehe, ist die Sitzung des Rates beendet. Ich nehme an, die Jedi werden nun alles tun, um General Grievous festzunehmen.", meinte er und ich nickte.
,,Ja! Meister Kenobi wird sich um ihn kümmern. Er macht sich gleich auf den Weg nach Utapau."
,,Hmm...dann bleibt uns nur zu hoffen, dass er dieser Aufgabe gewachsen ist. Ich nahm an, der Rat würde eher Anakin oder Euch schicken."
,,Naja...offenbar halten sie es für besser, wenn ein Meister sich dieser Sache annimmt. Und die Entscheidung liegt schließlich auch nicht bei mir oder Anakin.", entgegnete ich, woraufhin Palpatine mich leicht verwundert ansah.
,,Aber ihr beide seid doch auch Mitglieder des Rates, oder nicht?"
,,Ja, schon! Aber wir haben einfach noch nicht so viel Erfahrung, wie die anderen Mitglieder. Wir müssen wohl einfach abwarten."
Ich nickte ihm noch höflich zu und wandte mich zum Gehen, als der Kanzler mich noch einmal zurückhielt.
,,Sydney...ich habe das Gefühl, dass Euch noch etwas anderes beschäftigt.", sagte er und ich drehte mich langsam zu ihm um. ,,Irgendwas macht Euch zu schaffen. Ist es nicht so?"
Er warf mir einen eindringlichen Blick zu und ich sah ihn zweifelnd an. Es kam mir fast so vor, als sähe er durch mich hindurch und mit einem Mal kehrten meine Gedanken zu Mina zurück. Zwar hatte ich mir den ganzen Morgen oft genug gesagt, dass meine Zweifel unbegründet waren und sie sicherlich nichts vor mir zu verbergen hatte, aber leise Zweifel waren geblieben. Und dass selbst der Kanzler mir ansah, dass mich etwas beschäftigte, das war doch höchst eigenartig.
Zuerst wollte ich mich einfach abwenden und alles abstreiten. Aber je länger Palpatine mich ansah, desto größer wurde mein Entschluss, meine Zweifel zu offenbaren. Und immerhin war er ebenfalls im Senat...genau wie Mina. Vielleicht wusste er ja, was mit meiner besten Freundin los war.
,,Nun ja...es ist nur...ich habe irgendwie das Gefühl, dass mit Mina etwas nicht stimmt.", brachte ich schließlich hervor und seine Stirn legte sich in Falten.
,,Was meint Ihr genau?"
,,Ich weiß auch nicht! In den letzten Wochen hat sie sich stark von mir distanziert und das, obwohl wir gerade jetzt mehr denn je zusammenhalten müssen. Ich meine, die Lage des Krieges spitzt sich immer weiter zu und dann noch die Sache mit der Prophezeiung. Vielleicht bin ich auch nur paranoid, aber ich habe das eigenartige Gefühl, dass sie etwas vor mir verbirgt."
Ich konnte kaum glauben, dass ich ausgerechnet Kanzler Palpatine meine Zweifel offenbart hatte. Aber auf die anderen Jedi war ich immerhin noch sauer, Mina konnte ich ja wohl schlecht fragen und es hatte sich ja nun einmal so ergeben.
Kanzler Palpatine musterte mich ruhig und ich fragte mich, was ihm gerade durch seinen Kopf ging. Hielt er mich für verrückt oder gar irre? Naja, verübeln könnte man es ihm ja kaum, denn wer zweifelte schon das Vertrauen der besten Freundin an? Doch zu meiner großen Überraschung nickte er kaum merklich und sein Blick wurde sogar ziemlich mitfühlend, was mich nun wirklich überraschte.
,,Ich habe mich schon gefragt, wann Ihr es durchschaut. Bis jetzt hatte ich noch gehofft, dass Mina mit Euch sprechen würde, aber ganz offenbar reicht ihr Vertrauen nicht so weit, als dass sie Euch einweihen würde.", sagte er und ich sah ihn irritiert an.
,,Kanzler Palpatine...würdet Ihr mich bitte aufklären? Ich habe nämlich keine Ahnung, wovon Ihr da sprecht."
,,Ist Euch das nicht klar, Sydney?", fragte er und kam ein paar Schritte auf mich zu. ,,Ist Euch denn nie der Gedanke gekommen, was der Grund für Minas Abstand zu Euch ist?"
,,Ähm...nein. Sollte er?", gab ich völlig verwirrt zurück und Palpatine seufzte.
,,Eure Freundin ist nicht ehrlich zu Euch gewesen und das viel länger, als Ihr denkt."
Meine Verwirrung wurde immer größer und ich sah Palpatine regelrecht skeptisch an. Was wollte er mir denn bitte damit sagen? Mina hatte mich doch sicherlich nicht die ganze Zeit belogen. Das würde sie niemals tun.
,,Ich glaube, ich sollte besser gehen.", meinte ich, doch als ich gehen wollte, gab Palpatine mir eine Antwort, die mich erstarren ließ.
,,Prinzessin Mina und Meister Kenobi...sie stehen sich näher, als Ihr denkt, Sydney."
Ich hielt inne und hatte das Gefühl, dass alles in mir für einen kurzen Moment zu Eis gefroren war. Als ich mich wieder gefangen hatte, sah ich Palpatine an und nun hatte er wahrhaftig Misstrauen in mir geweckt.
,,Wie darf ich das bitte verstehen? Mina und Obi-Wan sind gute Freunde."
,,Erforsche deine Gefühle, Sydney!", brachte er hervor und wirkte schon fast ein wenig aufgebracht.
Völlig verdutzt darüber, dass er mit einem Mal begonnen hatte mich zu duzen, war ich verwirrt über sein Verhalten. Es kam mir fast schon vor, als wäre er beleidigt, dass ich nicht wusste, was er meinte.
,,Die Prinzessin und der Jedi hegen Gefühle füreinander und mehr noch...sie haben ihnen nachgegeben und führen ein gemeinsames Leben. Schon seit zwei Jahren verbergen sie dies vor allen anderen und sie würden es niemals preis geben. Auch nicht vor dir, Sydney."
Ernst sah er mich an, doch ich wich vor ihm zurück und schüttelte den Kopf. Es konnte unmöglich wahr sein. Was er da behauptete, war vollkommener Schwachsinn. Ja, ich wusste, dass Obi-Wan für Mina mehr empfunden hatte, als Freundschaft. Aber ich hatte geglaubt, dass er seine Gefühle inzwischen überwunden hatte und selbst, wenn es nicht der Fall wäre, dann hätte mir Mina kaum verschwiegen, dass sie das Gleiche für ihn empfand.
,,Ihr lügt!", entgegnete ich und weigerte mich, auch nur einem seiner Worte Glauben zu schenken.
,,Was für einen Grund hätte ich, das zu tun? Ich war genauso bestürzt wie du, als ich die Wahrheit erkannt habe. Und die neueste Entwicklung bereitet mir den größten Grund zu Sorge."
,,Von welcher Entwicklung sprecht Ihr bitte, Kanzler Palpatine?"
ich war völlig aufgelöst und wusste nun gar nicht mehr, was ich glauben sollte. Er hatte gerade behauptet, dass Mina und Obi-Wan seit 2 Jahren eine gemeinsame Beziehung führten und niemand etwas davon wusste. Was konnte denn jetzt noch kommen?
,,Von ihrem Kind, Sydney!"
Mir fiel alles aus dem Gesicht und ich starrte ihn ungläubig an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Ich war so schockiert und fassungslos, dass ich nichts sagen konnte, aber der Kanzler fuhr bereist unbeirrt fort.
,,Du bist selbst die Nachfahrin eines Jedi. Von zwei Jedi genau genommen und du bist unglaublich mächtig. Doch ich fürchte, das Kind von Mina und Obi-Wan wird mindestens genauso mächtig werden. Wenn nicht sogar mächtiger und es könnte zu einer Gefahr für uns alle werden."
Das war nun endgültig zu viel für mich. Meine Nerven lagen blank und meine Fassung war gänzlich gewichen. Niemals wäre es mir entgangen! Mina konnte doch nicht 2 Jahre vor mir verborgen haben, dass sie mit Obi-Wan ein gemeinsames Leben führte und sie hätte erst Recht nicht eine Schwangerschaft verbergen können. Vielleicht in den ersten Monaten, aber früher oder später hätte man doch etwas von dem Zustand gesehen.
,,Ich glaube Euch nicht!", zischte ich dem Kanzler entgegen, doch er sah mich ausdruckslos an.
,,Aber tief im Inneren weißt du, dass ich Recht habe. Erkenne die Wahrheit, Sydney. Durschaue die Lügen und wach auf...bevor es zu spät ist."
Er ging und ließ mich völlig aufgelöst zurück. Ich stand da und konnte nicht glauben, was er mir da gerade offenbart hatte. Das durfte nicht wahr sein! Es konnte nicht wahr sein! War ich wirklich so blind gewesen? Könnte es mir wirklich entgangen sein?
Ich begann an mir selbst zu zweifeln und hatte mit einem Mal nur noch ein Ziel: ich wollte die Wahrheit wissen! Und ich machte mich sogleich auf den Weg, denn ich wusste, dass es nur einen Ort gab, an dem ich die Wahrheit rausfinden konnte: bei Mina!
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