Erkenne dich selbst? Leichter gesagt, als getan!
Erkenne dich selbst? Leichter gesagt, als getan!
Sydney PoV
So schnell ich konnte, hatte ich die Flucht ergriffen und hatte mich nun in mein Quartier verbarrikadiert. Selbst mit Mina wollte ich nicht über diese Sache reden, denn es war einfach zu viel, was ich gerade verdauen musste. Erst Qui-Gon und jetzt diese fremde Frau...warum fing ich jetzt bitte an, Geister zu sehen? War ich etwa bereits so durchgeknallt, dass ich halluzinierte? Und was meinte sie bitte damit, dass ich mich selbst erkennen musste?
Ich meine, ich wusste ja wohl am besten, wer ich war und was ich tun sollte. Aber es irritierte mich, dass diese Frau so vertraut mit mir umgegangen war. Fast so, als würde sie mich schon ewig kennen. Aber ich kannte sie doch überhaupt nicht. Und außerdem war sie wahrscheinlich nicht einmal real. Vielleicht war es ein Trick von Dooku, um mich in die Irre zu führen. Wäre ja nichts Neues, wenn er versuchen würde, mich irgendwie auszuschalten. Offenbar war er noch angepisst, weil ich ihm bei unserer letzten Begegnung den Hintern versohlt hatte. Man, dann war er aber wirklich nachtragend.
Plötzlich klopfte es und ich wurde somit aus meinen Gedanken gerissen. Ich strich mir meine roten Haare zurück und sah genervt in Richtung Tür, ehe ich antwortete.
,,Ja!"
Sie öffnete sich und Meister Windu betrat mein Quartier. Als er drin war, schloss er die Tür hinter sich und verschränkte die Arme vor der Brust, während er mich mit einem prüfenden Blick musterte.
,,Sydney, was ist los mit dir?", fragte er, doch ich verdrehte nur die Augen und wandte meinen Blick ab.
,,Nichts! Alles in Ordnung!"
,,Nun, das glaube ich dir aber nicht. Du bist aufgewühlt und deine Gefühle sind durcheinander, das spüre ich. Außerdem sehe ich es dir an. Also, rede mit mir und behaupte nicht weiter, dass nichts wäre."
Man! Warum mussten alle unbedingt wissen, was mit mir los war? Offenbar war es ja so wichtig, was ich dachte und was ich fühlte, dass alle mich ausfragen mussten. Und mein Meister war da ja leider keine Ausnahme. Eigentlich wollte ich ja nicht reden, aber wahrscheinlich würde Meister Windu nicht locker lassen, bis ich mit ihm gesprochen hatte.
,,Ich habe etwas gesehen, Meister. Und bevor Ihr mich für verrückt erklärt, ich weiß, dass es eigentlich unmöglich ist. Aber ich habe mit Qui-Gon gesprochen. Es war, als wir im Gefängnis waren und ich mich in meiner Zelle befand. Zuerst dachte ich nur, es wäre ein Traum gewesen, aber es war mehr als das...es war real. Und vorhin bei Mina, da hatte ich wieder so eine Art Vision. Aber dieses Mal habe ich nicht Qui-Gon gesehen, sondern eine fremde Frau. Ich wusste nicht wer sie war, aber ganz offenbar wusste sie, wer ich war und sie meinte, ich müsste erkennen, wer ich wirklich bin. Aber was soll das bedeuten, Meister? Ich meine, ich muss doch wohl am besten wissen, wer ich bin. Oder was meint Ihr?"
Fragend sah ich Meister Windu an, der ruhig und nachdenklich zugehört hatte. Nun sagte er für einige Minuten nichts, sondern ging ein wenig hin und her und schien zu überlegen, wie er auf diese Neuigkeiten reagieren sollte. Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb er endlich wieder stehen und brach sein Schweigen.
,,Nun...das klingt alles sehr...unglaublich.", sagte er und nun war ich diejenige, die die Arme vor der Brust verschränkte.
,,Ihr glaubt mir nicht, oder?"
,,Doch, Sydney...ich glaube dir. Aber ich kann mir keinen Reim darauf machen. Ich meine, Qui-Gon Jinn ist tot und er kann unmöglich wahrhaftig mit dir gesprochen haben. So etwas ist unmöglich. Und diese Frau...es könnte genauso gut ein Trick der Sith sein, um dich zu verwirren.", erklärte er und ich seufzte leicht.
,,Das war ja auch schon mein Gedanke, Meister. Aber ich glaube nicht wirklich, dass es ein Trick ist. Dafür hat es sich zu echt angefühlt."
Ich war nun überzeugt davon, dass es Wirklichkeit war, was mir widerfahren war und ich würde daran festhalten. Meister Windu hingegen sah leider nicht so ganz überzeugt aus, aber ich konnte auch spüren, dass er unsicher war. Offenbar befand er sich in der Zwickmühle.
,,Vielleicht solltest du darüber mit Meister Yoda sprechen, Sydney. Er ist schließlich älter und weise. Dann hast du Gewissheit und er hat sicherlich einen Rat für dich.", schlug er vor und eigentlich klang das nicht einmal schlecht.
,,Vielleicht habt Ihr Recht, Meister. Das wäre wohl das Beste."
Er nickte und wirkte ein wenig erleichtert. Aber was hatte Meister Windu denn bitte geglaubt, was ich tun würde? Allen den Kopf abreißen, nur weil ich mal ein wenig durch den Wind war? Dann war er aber paranoid.
,,Gut! Und wenn was ist, Sydney...dann komm bitte zu mir und wir reden darüber. Denn du weißt ja, es ist nicht gut, wenn so etwas einen Jedi belastet. Es kann..."
,,Zur dunklen Seite führen! Ja, ich weiß!", vollendete ich seinen Satz und Meister Windu nickte.
,,Ja! Vergiss das nicht. Du bist sehr stark, Sydney und ich habe vollstes Vertrauen in dich, dass du eines Tages eine sehr mächtige Jedi sein wirst."
Wow, jetzt war ich aber platt. Mein Meister sprach nur selten große Lobtöne, aber das war ja wohl mal ein gigantisches Lob.
,,Danke, Meister. Ich verspreche, ich werde Euch nicht enttäuschen.", versicherte ich ihm und er lächelte leicht.
,,Daran habe ich keinen Zweifel. Wir sehen uns später, Sydney. Und vergiss nicht, mit Meister Yoda zu sprechen. Er weiß bestimmt Rat."
Ich nickte und er verschwand dann wieder aus meinem Quartier. Hoffentlich wusste Yoda wirklich, was ich tun sollte. Denn diese ganze Sache war schon ganz schön verrückt und wenn ich es nicht selbst hätte, dann würde ich es auch nicht glauben. Am besten würde ich das Gespräch mit Meister Yoda gleich hinter mich bringen. Denn dann hatte ich es erledigt und je eher das geklärt war, desto besser. Ich griff zu meinem Umhang und warf ihn mir über, ehe ich mein Quartier verließ. Dann begab ich mich auf direktem Wege in Richtung Konferenzraum, als ich plötzlich ziemlich viele aufgewühlte Gefühle wahrnahm, die aus dem trainingsraum kamen. Eigentlich müsste ich mich ja nicht um so etwas kümmern, aber irgendwas beunruhigte mich und deshalb bog ich ab und ging in den Trainingsraum. Dort platzte gerade auch Ahsoka rein, denn zwei Jünglinge, etwa 13 Jahre alt, lieferten sich ein hitziges Duell und das drohte aus dem Ruder zu laufen.
,,Hey, was geht hier vor?", rief Ahsoka, doch sie wurde eiskalt ignoriert.
Die beiden Jünglinge kämpften verbissen gegeneinander und ich befürchtete ernsthaft, dass sie sich jeden Moment gegenseitig die Köpfe abreißen würden. Ahsoka versuchte weiterhin auf die Zwei einzureden, aber leider ohne Erfolg. Jetzt reichte es mir aber! Das hier war doch kein Kindergarten. Deshalb ging ich nun selbst auf die beiden zu und schüttelte empört den Kopf.
,,Jetzt reicht es aber! Schluss damit! Ihr bringt euch noch gegenseitig um.", platzte es aus mir heraus.
,,Ich besiege dich, Tiras!", fauchte der Eine und der andere grinste höhnisch.
,,Das glaube ich kaum, Malvik! Dafür bist du nicht stark genug."
Oh, man! Das war eindeutig ein Konkurrenzkampf und offenbar waren die Zwei Rivalen, die sich wahrhaftig auf Leben und Tod bekämpften. Doch da hatte ich noch ein Wörtchen mitzureden. Hier im Tempel gab es keine Blutbade...nur über meine Leiche!
,,Ich sagte, jetzt ist Schluss!", brachte ich sauer hervor und plötzlich wurden die Lichtschwerter der beiden aus ihren Händen geschleudert.
Völlig verblüfft sahen die beiden Jünglinge auf ihre Lichtschwerter, die zerbrachen und anschließend auf dem Boden landeten. Nun starrten sie mich fassungslos, aber respektvoll an und auch Ahsoka war die Kinnlade runtergefallen.
,,Sydney...was..."
Sie brachte es nicht fertig, den Satz zu beenden, aber ich war auch nicht fähig, in irgendeiner Art und Weise zu reagieren. Denn ich war viel zu fassungslos und erschrocken über mich selbst. Ich hatte doch gar keine Macht einsetzen wollen. Sie war von sich selbst ausgebrochen und ich hatte keinerlei Kontrolle darüber gehabt. Aber egal, was hier gerade passiert war...das war definitiv nichts Gutes.
,,Das...das wollte ich nicht. Es tut mir leid!", sagte ich schließlich und wich einige Schritte zurück.
Plötzlich öffnete sich die Tür und Anakin kam in den Trainingsraum geeilt. Verwirrt sah er uns an und versuchte ganz offensichtlich, sich einen Überblick zu verschaffen.
,,Was ist hier los?", fragte er und er sah mich fragend an.
,,Ich...ich weiß es nicht. Das...das war nicht ich.", brachte ich hervor und sah auf meine Hände herab.
,,Sydney, beruhige dich. Erzähl mir erstmal was passiert ist.", sagte Anakin, doch ich wich mehr und mehr vor ihm und den anderen zurück.
,,Ich kann nicht! Es...es tut mir leid.", sagte ich noch, ehe ich mich umdrehte und aus dem Raum rannte.
Ich eilte über die Flure und war immer noch vollkommen entsetzt über das, was geschehen war. Das war mir doch noch nie passiert. Zwar war ich schon immer etwas hitzköpfig gewesen, aber ich hatte mich dennoch immer unter Kontrolle gehabt. Was war nur los mit mir? Zuerst diese Visionen, die über mich hereinstürzten und nun spielten offenbar meine Kräfte verrückt. Das musste ein Albtraum sein!
Ich war so damit beschäftigt, diese ganzen Dinge zu hinterfragen, dass ich nicht auf meine Umgebung achtete und am Eingang des Tempels plötzlich mit jemandem zusammenstieß. Erschrocken sah ich auf und erkannte eine erwachsene weibliche Kreatur, die mich prüfend musterte.
,,Da scheint es jemand ziemlich eilig zu haben.", sagte sie und ich starrte sie entschuldigend an.
,,Ja...es tut mir leid. Ich habe nicht aufgepasst. Bitte vergebt mir."
Das Wesen lächelte leicht und nickte.
,,Keine Sorge! Ich bin sowieso nicht der nachtragende Typ. Mein Name ist Bant Eerin und mit wem habe ich das Vergnügen?"
,,Oh, ich bin Sydney. Freut mich, Euch kennenzulernen.", erwiderte ich und musterte sie nun genauer.
Sie hatte lachsfarbene Haut, silberne Augen und wirkte äußerst sympathisch. Zwar war ich nicht besonders gut im Schätzen von Altern aber ich würde sagen, sie war etwa so alt wie Obi-Wan. Vielleicht ein paar Jahre älter. Aber was für ein Wesen sie war...da war ich leider überfragt und mal wieder redete ich, bevor ich nachdachte.
,,Ähm, verzeiht die Frage aber...was seid Ihr?"
Sie lachte ein wenig und schüttelte amüsiert den Kopf.
,,Nun, ungewöhnlich, dass eine junge Jedi mich das fragt, aber ich kläre Euch gerne auf. Ich gehöre zu den Mon Calamari und ich war einst Padawan von Meister Fisto. Das heißt, nachdem meine erste Meisterin gestorben war."
,,Ihr seid also auch eine Jedi.", sagte ich und sie senkte ein wenig den Kopf.
,,Gewissermaßen. Aber ich habe den Orden schon vor einiger Zeit verlassen. Ich möchte Euch aber keinesfalls mit meiner Lebensgeschichte aufhalten. Wisst Ihr zufällig, wo ich Obi-Wan Kenobi finde? Wir sind gute Freunde und ich wollte ihm auf jeden Fall Hallo sagen, wo ich schon einmal hier bin.", fragte sie und ich zuckte mit den Schultern.
,,Er ist sicherlich beim Rat. Oder wenn Ihr ihn da nicht findet, dann ist er vielleicht bei Prinzessin Mina. An den beiden Orten könnt Ihr Euer Glück versuchen."
Sie nickte dankbar und musterte mich für einen Moment eindringlich. Bant Eerin sah mich an, als wäre ich das achte Weltwunder und bevor sie mich womöglich noch stundenlang ansah, beschloss ich, lieber die Flucht zu ergreifen.
,,Nun, ich muss weiter. Entschuldigung noch einmal.", sagte ich und stahl mich an ihr vorbei.
Viel zu eilig wollte ich verschwinden, doch sie hielt mich noch einmal zurück.
,,Sydney, eine Frage habe ich noch.", entgegnete sie und ich drehte mich um.
,,Welche denn?"
,,Wie alt seid Ihr, wenn Ihr mir die Frage gestattet?"
Verwirrt sah ich Bant Eerin ein und wusste nicht, ob ich ihr diese Frage beantworten sollte. Doch dann spürte ich, dass sie keine Bedrohung war und tat ihr schließlich den Gefallen.
,,23! Warum fragt Ihr?", hakte ich nach, doch sie hob nur eine Hand.
,,Reine Neugierde! Hat mich gefreut. Ich bin sicher, wir sehen uns mal wieder."
Kurz starrte ich sie irritiert an, doch dann schüttelte ich sämtliche Gedanken fort. Bald würde ich mich selbst einweisen lassen, wenn ich mich weiterhin so benahm. Ich musste endlich damit aufhören, mir über alles, was mich andere Personen fragten, Gedanken zu machen. Das konnte unmöglich gesund sein.
,,Ja, hat mich auch gefreut. Auf Wiedersehen."
Ich drehte mich wieder um und setzte meinen Weg fort. Zwar wusste ich noch nicht wohin ich gehen wollte, aber für den ersten Moment wollte ich nur weg vom Tempel. Weg von den Jedi, weg vom Rat und vor allem weg von der Macht!
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