Die Last der Schuld
Die Last der Schuld
Mina PoV
Vor ungefähr einer Stunde waren wir wieder auf Coruscant angekommen und nun ließ ich mich auf mein Sofa fallen. Ich war erledigt! Kein Wunder, denn das viele Rennen und der Kampf hatten mir körperlich einiges an Kraft abverlangt und das Wiedersehen mit den Jedi hatte mich innerlich aufgewühlt. Und ich war unendlich erleichtert, dass wir alle hatten retten können und Sydney hatte sogar Ventress getötet...es war eindeutig ein erfolgreicher Tag für uns gewesen.
,,Eure Hoheit?", erklang die Stimme eines Wächters und ich stöhnte innerlich auf.
,,Ganz egal, was ist...für heute habe ich Feierabend!", erwiderte ich und setzte mich auf.
Er verneigte sich und hatte einen entschuldigenden Blick drauf. Man, hatten wir die Welt für heute nicht genug gerettet? Was kam denn bitte jetzt?
,,Es tut mir leid, Prinzessin Mina...aber da möchte Euch jemand sprechen."
,,Wer denn?", fragte ich und der Wächter trat zur Seite, woraufhin Obi-Wan eintrat und ich stand auf.
,,Ich hoffe, ich störe nicht.", entschuldigte sich der Jedi und ich schüttelte den Kopf.
,,Nein, keine Sorge. Ich dachte nur, die Welt müsste schon wieder gerettet werden. Ihr könnt gehen!", sagte ich schließlich zu meinem Wächter, der sich erneut verbeugte und dann anschließend verschwand.
Ich blieb mit Obi-Wan alleine zurück und obwohl sich der Jedi vom Äußeren her verändert hatte und hier bereits 10 Jahre vergangen waren, so kam es mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass wir uns gesehen hatten. Doch unsere letzte Begegnung hatte dramatische Umstände gehabt und so etwas wollte ich sicherlich nicht ein zweites Mal erleben.
,,Obi-Wan, solltet Ihr Euch nicht eher ausruhen? Eine Gefangenschaft bei Count Dooku stelle ich mir nicht gerade als Luxusaufenthalt vor.", meinte ich und musste ein wenig grinsen.
Obi-Wan jedoch starrte mich an und sagte nichts, was mich leicht verwirrte. Was war denn mit ihm los? Vielleicht war die Entführung doch ein wenig zu viel für ihn gewesen. Plötzlich kam er auf mich zu und umarmte mich, was mich ein wenig überrumpelte, aber ich ließ es zu und erwiderte die Umarmung.
,,Ihr lebt!", sagte er und ich war zunehmend irritiert über sein ungewöhnliches Verhalten.
,,Ähm...ja! Das tue ich!"
Langsam zog er sich aus der Umarmung zurück und starrte mich an, als wäre ich ein Wunderwerk oder Ähnliches. Besorgt sah ich an und machte mir ernsthafte Sorgen um Obi-Wan, denn das Ganze musste ihn mehr mitgenommen haben, als ich angenommen hatte.
,,Obi-Wan, geht es Euch gut?", fragte ich und er nickte kaum merklich.
,,Ja! Es tut mir leid, nur...vorhin als ich Euch gesehen habe...ich konnte es einfach nicht glauben. Mina, Ihr wart tot! Dooku hat Sydney und Euch getötet...wie könnt Ihr hier sein?", brachte er schließlich hervor.
Ich sah ihn an und verstand jetzt auch, warum er so aufgewühlt war. Natürlich konnte er es kaum fassen, dass ich hier so putzmunter vor ihm stand, da ich ja eigentlich unter der Erde liegen müsste. Und wie sollte man schon reagieren, wenn jemand, den man kannte, von den Toten auferstanden war?
,,Tja, das ist eine lange Geschichte. Am besten setzen wir uns und ich kann sie Euch erzählen, wenn Ihr wollt."
Der Jedi nickte zustimmend und wir setzten uns auf mein Sofa. Ich fühlte, wie mein Herz schneller schlug und ich war mir absolut sicher, dass es diesmal nicht an der Aufregung lag.
,,Wisst Ihr, Obi-Wan...ich verstehe selbst kaum, wie das alles möglich sein kann. Als Dooku uns damals getötet hat, oder als wir zumindest gedacht haben, er hätte es getan...da sind wir in der Welt aufgewacht, aus der wir einst hier hergekommen sind. Und während bei uns ein Jahr vergangen ist, sind es hier schon 10 Jahre und das ganze Jahr über, haben wir einen Weg zurück gesucht, konnten ihn aber nicht finden. Bis Qui-Gon aufgetaucht ist.", erzählte ich und Obi-Wan sah mich erstaunt an.
,,Qui-Gon?"
,,Ja! Wir haben eine Box gefunden und diese hat Qui-Gons Geist offenbar benutzt, um mit uns zu kommunizieren. Ich weiß, das klingt vollkommen verrückt und hätte ich es selbst nicht gesehen, würde ich es wahrscheinlich gar nicht glauben. Jedenfalls war er es, der uns zurückgebracht hatten. Um hierher zurückzukehren, mussten wir wahrhaftig sterben. Und das haben wir getan...es gibt keine Rückkehr in die andere Welt mehr!"
Einen Moment lang schwieg Obi-Wan und ich ließ ihm Zeit. Das waren ganz schön viele Offenbarungen auf einmal und ich wollte ihn nicht überfordern. Schließlich schien er sich gefasst zu haben und wirkte auf einmal sichtlich entspannt.
,,Keine Rückkehr...das bedeutet, Ihr bleibt hier? Für immer?"
,,Ja! Wenn uns vorher nicht wieder ein Verrückter umbringt.", erwiderte ich und lächelte leicht.
Obi-Wan huschte ebenfalls ein Lächeln über das Gesicht und ich sah ihm an, dass nun auch das letzte bisschen Anspannung verschwand. Doch dann verschwand das Lächeln und ich sah einen leicht gequälten Ausdruck auf seinem Gesicht.
,,Das wird nicht passieren! Beim letzten Mal konnte ich Euch nicht retten, aber so etwas passiert mir nicht noch einmal. Ich verspreche Euch Mina, ich werde niemals zulassen, dass Euch wieder etwas passiert. Ich beschütze Euch...solange ich lebe! Noch einmal komme ich nicht zu spät."
Er senkte leicht den Kopf und ich sah ihn erschüttert an. Gab er sich etwa die Schuld an dem, was damals geschehen war?
,,Obi-Wan, warum sagt Ihr das?"
,,Ich lasse Euch nicht noch einmal im Stich. Letztes Mal...ich hätte schneller sein müssen. Oder merken müssen, was Dooku vorhat. Bitte verzeiht mir, dass ich Euch nicht retten konnte."
Mir klappte die Kinnlade herunter und ich starrte Obi-Wan ungläubig an. Und während er mir das sagte, wurde ich immer fassungsloser. Wie konnte er glauben, dass er Schuld an meinem Schicksal war? Er hätte doch nichts tun können, um es zu verhindern und nun wurde mir klar, dass er sich all die Jahre schreckliche Vorwürfe gemacht haben musste. Und das quälte mich unglaublich!
,,Wie könnt Ihr so etwas nur sagen? Es gibt nichts, dass Ihr hättet tun können, Obi-Wan. Und das war alleine die Schuld von Dooku...nicht Eure!"
Plötzlich stand er auf und ging auf und ab, während ich ihn voller Besorgnis ansah. So hatte ich ihn noch nie erlebt und jetzt verstand ich, was Dexter gemeint hatte, als er Sydney und mir erzählt hatte, Obi-Wan hätte sich verändert. Sonst war er der besonnenste Jedi, den ich kannte und nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen. Doch heute erkannte ich ihn fast nicht wieder.
,,Aber ich hätte es spüren müssen! Ich hatte schon den ganzen Tag ein komisches Gefühl gehabt und habe es ignoriert. Hätte ich etwas unternommen, dann wäre das vielleicht alles nicht passiert. Es tut mir leid, Mina!"
Ich war erschüttert über seine Worte und wäre ich nicht so entsetzt gewesen, hätte ich womöglich geweint. Obi-Wan gab sich wahrhaftig die Schuld an dem, was Dooku getan hatte und das machte mich völlig fertig. Ich stand auf und ging auf Obi-Wan zu, der seinen Blick abgewandt hatte. Doch ich ergriff seine Hände und brachte ihn somit dazu, mich wieder anzusehen.
,,Obi-Wan, Ihr mögt ein Jedi sein, aber auch Ihr könnt nicht vorhersehen, wenn solche Dinge geschehen. Niemand konnte ahnen, was Dooku geplant hatte und Ihr tragt nicht die Schuld an den Ereignissen. Außerdem habt Ihr mich bereits gerettet, denn wärt Ihr nicht gewesen, dann hätte Ventress mich heute getötet. Also, vergesst bitte Eure Schuldgefühle, denn Ihr seid nicht schuldig an dem, was geschehen ist.", sagte ich.
Er nickte und sein Lächeln kehrte zurück, woraufhin ich mich entspannte und ebenfalls mein Lächeln wiederfand. Ich hätte es nicht ertragen, wenn er sich weiterhin Vorwürfe machte, für etwas, an dem er nicht einmal Schuld war.
,,Und Ihr habt wirklich Qui-Gon gesehen?", fragte er nach einigen Minuten und ich nickte.
,,Ja! Er hat uns zurückgebracht und uns gesagt, dass die Prophezeiung unseren Tod schon vorhergesagt hatte. Nur hat es keiner von uns verstanden und deshalb war es auch so kompliziert. Aber ich bin mir ganz sicher...Qui-Gon wäre stolz auf Euch, Obi-Wan."
Er sah mich dankbar und ich ließ nun seine Hände los. Dabei hätte ich noch ewig so stehen bleiben können, doch das durfte ich nicht tun. Er durfte um keinen Preis etwas von meinen Gefühlen erfahren und ich würde dieses Geheimnis mein ganzes Leben lang bewahren. Denn Obi-Wan war ein Jedi und ich würde ihn niemals vor die Wahl stellen. Und außerdem waren wir nur Freunde und mehr als das, sah er in mir garantiert nicht. Denn Jedi gingen keine emotionalen Bindungen ein...das war nun einmal ihr Kodex.
,,Danke, Mina!"
Ich nickte und sah ihn glücklich an. Immerhin wusste ich, wie sehr der Tod seines Meisters ihn mitgenommen hatte, denn ich war immerhin dabei gewesen, als Qui-Gon gestorben war. Doch der Jedi wäre sehr stolz auf seinen ehemaligen Schüler gewesen, dessen war ich mir sicher. Denn Obi-Wan hatte sich zu einem unglaublich starken und ehrenhaften Jedi entwickelt.
,,Dann hoffen wir mal, dass wir jetzt diese Klonkriege beenden können.", wechselte ich schließlich das Thema und entfernte mich etwas von ihm.
,,Das wird sicher nicht ganz einfach! Nicht, solange Dooku da draußen ist und für Chaos und Zerstörung sorgt.", wandte er ein.
,,Egal, was er noch plant...er wird Euch und die anderen Jedi garantiert nicht noch einmal entführen. Sonst schicke ich ihn höchstpersönlich in die Hölle."
,,Mina, so etwas solltet Ihr nicht denken. Ihr könntet doch nie im Leben jemanden vorsätzlich töten."
Da kam der Jedi aus Obi-Wan heraus und ich sah ihn ab, während ich abwehrend meine Hände erhob.
,,Keine Sorge, Obi-Wan! Ich werde ihn schon nicht umbringen. Aber wir müssen ihn dennoch aufhalten. Denn wenn wir es nicht tun, dann wird dieser Krieg niemals enden. Nur habe ich nicht die geringste Ahnung, wie wir das anstellen sollen.", erwiderte ich und seufzte.
Dooku war stark und auch, wenn wir ihn heute besiegt hatten, so war er immer noch eine gefährliche Bedrohung für uns alle. Und nicht nur für uns, sondern für die ganze Galaxis. Eine Bedrohung...die aufgehalten werden musste.
,,Ich hätte da einen Vorschlag, Prinzessin.", meinte Obi-Wan schließlich und ich sah ihn erwartungsvoll an und zog eine leichte Grimasse.
,,Ach, ja? Dann lasst hören, Meister Kenobi. Was schlagt Ihr denn vor?"
,,Die Jedi-Taktik! Wir üben uns in Geduld und werden uns überlegen, wie wir Dooku aufhalten. Und solange wir alle zusammenhalten, sind wir stärker als er."
Ich sah ihn grinsend an und nickte schließlich. Natürlich übten wir uns in Geduld, denn das taten die Jedi immer und das war der Obi-Wan, den ich kannte. Vielleicht konnten wir alle die Schatten der Vergangenheit ja jetzt hinter uns lassen und einen Neuanfang starten.
,,Gute Idee! Nur bedenkt bitte, dass ich kein Jedi bin. Daher nagelt mich bitte nicht auf den Kodex fest."
Obi-Wan schmunzelte und verbarg dann seine Hände in den langen Ärmeln seines Umhanges, während er mir einen sarkastischen Blick zuwarf.
,,Mit dem Lichtschwert konntet Ihr ja eigentlich ganz gut umgehen. Vielleicht tretet Ihr ja auch noch in den Orden ein.", meinte er mit einem Grinsen und ich starrte ihn perplex an, ehe ich lachend den Kopf schüttelte.
,,Nein, da muss ich Euch enttäuschen. Aus mir wird niemals eine Jedi werden. Außerdem habe ich in meinem Job wahrlich genug zu tun."
,,Da habt Ihr wohl Recht! Ihr seid und bleibt eine Prinzessin.", sagte er und ich nickte.
,,Stimmt!"
Und das war ein Vollzeitjob, denn ganz nebenbei war ich ja auch noch eine Auserwählte, die eine mystische Prophezeiung mit ihrer besten Freundin erfüllen musste. Doch mit einer Sache hatte Obi-Wan absolut Recht: zusammen waren wir alle stark!
,,Ich werde besser gehen. Der Rat muss sich beraten und wir haben Einiges aufzuholen, was sich während unser Abwesenheit angehäuft hat.", meinte er schließlich.
Ich sagte nichts und nickte nur stumm. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte er natürlich noch bleiben können, doch das konnte ich ihm ja nicht sagen. Obi-Wan wandte sich ab und wollte schon gehen, als er sich noch einmal umdrehte und mir einen bittenden Blick zuwarf.
,,Könnt Ihr mir etwas versprechen, Mina?"
,,Was denn?", fragte ich verwundert.
,,Bleibt am Leben."
Ich sah ihn kurz an und war überrascht von dieser Bitte, doch dann lächelte ich leicht und nickte.
,,Versprochen!"
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